Arthur, Robert – Die drei ??? und der seltsame Wecker

Die mittlerweile rund 130 Bände umfassende ???-Reihe groß vorzustellen, erübrigt sich eigentlich, denn fast jeder Jugendliche bis hin zum Enddreißiger (die ganz besonders) dürfte mit den drei Junior-Detektiven Justus, Peter und Bob, genannt: „Die drei Fragezeichen“ aus dem fiktiven Kaff Rocky Beach bei Los Angeles irgendwie, irgendwann und irgendwo schon mal in Kontakt gekommen sein. Sei es in Buchform oder aber der hierzulande wesentlich erfolgreicheren Hörspielserie von |EUROPA|, welche den aktuellen Buchveröffentlichungen derzeit etwas hinterher hinkt. Der „Seltsame Wecker“ aus dem Jahre 1968 führt uns ganz weit zurück in eine längst vergangene Ära, hin zu den Anfängen des Trios. Aus der Feder des Schöpfers selbst stammt jener 4. Fall.

_Zur Serie_

In den USA wurden die „Three Investigators“ nach 56 Bänden eingestellt, in good ol‘ Tschörmanie leben sie dank motivierter Autoren weiter. Ende offen. Die Bücher haben fast alle ein Format von 128 bis 130 Seiten, mit wenigen Ausnahmen, und erscheinen seit jeher bei |Franckh-Kosmos|. Während die alten Originalausgaben zum Teil richtig was wert sind, bekommt man die (lizensierten Reprint-)Taschenbuchausgaben bereits für moderate 6 Euro. Neuerscheinungen kosten 7,95 Euro und sind grundsätzlich Hardcover.

Alfred Hitchcock wird oft fälschlich als Autor oder zumindest als Herausgeber angegeben, dabei hat er nur insofern mit der Serie zu tun, als dass er Ende der Sechzigerjahre seinen zugkräftigen Namen für die von Robert Arthur ersonnenen Geschichten spendierte. Gegen Lizenzgebühren versteht sich. Im Laufe der Reihe verschwanden seine – früher obligatorischen – Gastauftritte als Mentor (und Moderator) der drei Schnüffelnasen immer mehr und schließlich komplett.

Seit Frühjahr 2005 ist die Lizenz zudem endgültig ausgelaufen und die drei Fragezeichen erscheinen seither ganz ohne den Hitchcock-Namenszug und ohne sein Konterfei. Da sich die Serie seit Jahren quasi fest in deutscher (Autoren-)Hand befindet, ist das Fehlen Hitchcocks und „seiner“ oft verschmitzten Kommentare und Zwischenbemerkungen kein Beinbruch – zu den Klassikern der Serie gehören sie aber untrennbar – zumal die jüngere Lesergeneration eh nicht viel mit dem einstigen Kult-Regisseur verbindet.

_Zur Story_

Bekanntlich betreibt Justus‘ Onkel Titus den wohl bekanntesten Trödelladen (böse Zungen nennen das „Gebrauchtwaren-Center T. Jonas“ auch respektlos: „Schrottplatz“) der Westküste und kauft so ziemlich jeden kuriosen Tand auf, der ihm angeboten wird. Diesmal findet sich dabei eine seltsame Uhr, die Justus‘ Interesse weckt. Eingestöpselt und auf „Wecken“ gestellt, gellt ein fürchterlicher Schrei durch Mark und Bein. Klar, dass so ein außergewöhnliches Gerät seine Neugier buchstäblich weckt und nach genauerer Untersuchung schreit. Da die drei Fragezeichen im Moment sowieso grade keinen Klienten haben, kommt so ein „spezialgelagerter Sonderfall“ sehr gelegen, um mental nicht einzurosten.

Über eine Gravur lässt sich auch recht schnell der Uhrmacher herausfinden, der dem Wecker das Schreien beibrachte. Es stellt sich heraus, dass diese Arbeit nicht die einzige Anfertigung für einen gewissen Mr. Clock gewesen ist. Dieser war offensichtlich ein Experte für Schreie in Hörspielen, als es noch kaum TV-Sendungen gab. Jener Schrei ist einer seiner eigenen, sehr berühmten aus dieser Zeit. Zudem ist er leidlich bekannt mit Alfred Hitchcock, der den dreien auch den Hinweis auf seine Identität gibt. Bert Clock jedoch scheint seit einiger Zeit verschwunden zu sein, er hinterließ seine ratlose, bei ihm im Haus wohnende Haushälterfamilie Smith, einen Raum voller schreiender Uhren und dazu noch eine höchst rätselhafte Botschaft.

Mr Clock muss ein seltsamer Vogel sein, denn seltsamerweise kennt Familie Smith ihn nicht unter seinem richtigen Namen, sondern als „Mr. Hadley“. Darüber hinaus hat man den Familienvater vor drei Monaten in den Knast geworfen, da in Clocks/Hadleys Haus drei gestohlene Gemälde gefunden wurden und die Indizien gegen Ralph Smith sprachen, der als Versicherungsvertreter in den fraglichen Häusern gewesen ist, die später beklaut wurden. Dieser allerdings beteuert seine Unschuld. Komischerweise verschwand gleich nach Auffinden der Bilder Mr Clock. Nicht ganz spurlos, denn die Fragezeichen wollen Rätselbotschaften und Wecker entschlüsseln und damit sogar eventuell Smith‘ Unschuld beweisen. Dabei entdecken sie, dass es noch weitere verschwundene Bilder gibt und dass sie nicht die Einzigen auf der Jagd danach sind.

_Eindruck_

Der bereits 1969 verstorbene Autor Robert Arthur ist gleichzeitig der wirkliche Erfinder der drei Detektive. Zeitlich ist der Fall direkt hinter „Gespensterschloss“, „Flüsternde Mumie“ und „Fluch des Rubins“ einzuordnen – demnach also Band 4; wiewohl es bei den Büchern keine feste Nummerierung gibt. Auf die vorgenannten Geschichten wird stellenweise Bezug genommen, jedoch nur ganz kurz, sodass man die Bücher nicht gelesen haben muss, um den „Wecker“ zu verstehen. In diesem Band präsentiert Arthur auch erstmals einen der hartnäckigsten Gegenspieler im ???-Universum überhaupt: Messieur Victor Hugenay, den Gentleman-Kunstdieb aus Fronkreisch. Er und sein ünvergleischlischer Akzent werden den drei Junior-Schnüfflern im Laufe der Serie noch häufiger unangenehm aufstoßen.

Darüber hinaus enthält der „Seltsame Wecker“ auch sonst alle Elemente, welche die Serie weltweit zurecht so groß und beliebt gemacht haben. Insbesondere die Rätselsprüche, die (wie so oft) den Schlüssel zum Ermittlungserfolg darstellen, haben es in sich und laden zum Mitraten ein. Geschickt und weitgehend verlustfrei hat Übersetzerin Leonore Puschert die Rätselaufgaben vom Amerikanischen ins Deutsche transportiert. Das Buch ist in leicht verständlicher, zielgruppenfreundlicher Sprache verfasst (Kinder und Jugendliche 10+), doch manche Ausdrücke wirken – zumindest in den Auflagen von 1973 bis 1984 – etwas antiquiert und heute eher ungebräuchlich. Das tut der guten, spannend erzählten Geschichte jedoch in keiner Weise Abbruch. Wer’s moderner mag, greift zu den überarbeiteten Taschenbuch-Versionen, etwa von |dtv junior| und anderen.

_Fazit_

Zu Recht ein Meilenstein der Reihe, denn nicht nur ist es eines der allerersten, sondern gleichwohl eines der letzten Werke des Masterminds Robert Arthur vor seinem überraschenden Tod 1969. Mystery, Spannung, knackige Rätsel und ein guter Schuss Action sind die Zutaten, aus denen diese Vorzeigestory zusammengesetzt ist. Sie weiß auch nach fast 50 Jahren immer noch zu fesseln und eignet sich auch ganz hervorragend zum Einstieg in die Serie.

_Die Buchdaten auf einen Blick:_
OT: „Alfred Hitchcock and The Three Investigators in the mystery of the screaming Clock“
Erzählt von Robert Arthur
Random House / New York, 1968
Franckh’sche Verlagshandlung / Stuttgart, 1973
Übersetzung: Leonore Puschert
Umschlaggestaltung: Aiga Rasch
ISBN: 3-4400-5213-3 (132 Seiten Hardcover Originalausgabe)
ISBN: 3-4237-0168-4 (125 Seiten dtv Junior Taschenbuch)

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