|Die Chroniken des Raben|:
[„Zauberbann“ 892
[„Drachenschwur“ 909
[„Schattenpfad“ 1386
[„Himmelsriss“ 1815
[„Nachtkind“ 1982
[„Elfenmagier“ 2262
|Die Legenden des Raben|:
[„Schicksalswege“ 2598
[„Elfenjagd“ 3233
_Story_
Nach dem Tod Ilkars macht sich der Rabe auf den Weg nach Xetesk, um die Urheber für die jüngsten Ereignisse zu stellen. Doch ein blinder Vormarsch hätte fatale Folgen, denn das dunkle Kolleg befindet sich mitten im Krieg gegen die anderen Kollegien und bereitet gleichzeitig einen Feldzug gegen Julatsa vor, um das Herz dieses Kollegs nach dem verheerenden Schlag von einst endgültig zu vernichten. Aber auch die anderen beiden Kollegien in Balaia machen von sich reden; in Lystern wird General Darrick für seine Desertion zum Tode verurteilt und kommt nur mit einer List des Raben wieder frei. Dennoch fühlt sich Darrick seinem Stammkolleg nach wie vor verbunden und unterstützt an der Seite von Hirad und Co. seinen Nachfolger Izack beim Zug gegen Xetesk.
Währenddessen bereitet Dystran, der Herr vom Berg und gleichzeitig Herrscher über Xetesk, weitere Grausamkeiten vor; ihm wird bewusst, dass in Erienne noch immer die Eine Magie weiterlebt, und versucht mit aller Macht, ihrer habhaft zu werden. Allerdings ahnt er nicht, dass Erienne und der Rabe bereits einen komplexen Plan schmieden und gemeinsam mit den Tai-Gethen schneller in seinem Kolleg sein werden, als ihm lieb ist. In einer erbitterten Schlacht, in der sowohl der xeteskianische Magier Denser als auch der Unbekannte Krieger mit ihrem Gewissen fechten müssen, versucht der Rabe, die grausamen Machenschaften von Dystran und seinen Magiern zu beenden und einen weiteren Missbrauch der gefürchteten Einen Magie zu verhindern. Aber gegen die zahlreichen Magier und Soldaten sowie den Seelenverband der Protektoren scheint es kein Durchkommen zu geben …
_Meine Meinung_
In „Schattenherz“, dem dritten Band der |Legenden des Raben|, kommt einmal mehr die emotionale Seite von Barclays Fantasy-Saga zum Tragen. Besonders die Söldnertruppe hat einige mentale Kämpfe auszutragen, die natürlich in erster Linie dem Verlust ihres langjährigen Freundes Ilkars gelten. Und das Schicksal scheint ihnen auch weiterhin nicht wohlgesonnen zu sein, denn als Darrick sein Ehrgefühl packt und er sich wegen des Verrats stellen möchte, wird erbarmungslos das Todesurteil über ihn verhängt, weil sich der einstige General nicht der Sklaverei hingeben möchte. Ein weiterer Tod droht, und ganz besonders Hirad setzt alle Kräfte ein, um den Zerfall der Einheit zu verhindern.
Zeit, um sich von diesem Zwischenfall in Lystern zu erholen, bleibt den Rabenkriegern nicht; in Julatsa droht das Herz der julatsanischen Magie zu sterben, ganz zum Wohlwollen Dystrans, der sich durch das bevorstehende Ungleichgewicht der Magie einen Vorteil für Xetesk erhofft. Als ihm dann auch noch offenbar wird, dass neben den Al-Drechar-Magierinnen auch noch eine weitere Person die Eine Magie kanalisieren und beherrschen kann, sind seinem Machttrieb keine Grenzen mehr gesetzt. Er setzt alles daran, die eigenen Forschungen zu forcieren und eines Tages Kenntnisse über die Vorgehensweise mit den Kräften der Einen Magie anzuwenden. Doch Xetesk rennt ins offene Messer, weil es einerseits die Elfenkrieger und andererseits den Raben unterschätzt.
Im Geheimen dringen sie des Nachts ins Dunkle Kolleg ein und nutzen dabei Densers Wissen um geheime Gänge und Lücken in den schmalen Katakomben. Durch ein Ungeschick wird aber dennoch der Alarm ausgelöst, so dass eine blutige Schlacht unausweichlich ist. Sowohl Denser als auch der Unbekannte Krieger, der den Seelenverband der Protektoren intensiver als je zuvor nach seiner Befreiung spürt, müssen dabei hart mit sich ringen, um sich gegen ihre einstige Heimat zu stellen. Als ihnen dann jedoch deutlich vor Augen geführt wird, wie weit Dystran tatsächlich zu gehen vermag, leisten sie selbst gegen ihre ehemaligen Verbündeten unerbittlichen Widerstand.
Rein inhaltlich geschieht in „Schattenherz“ mal wieder eine ganze Menge, und dies, obwohl der neunte Roman aus dem Raben-Katalog verhältnismäßig zäh beginnt. Die Geschichte um die Verurteilung Darricks zum Beispiel bringt die Handlung bislang eigentlich überhaupt nicht voran, wobei nicht auszuschließen ist, dass seine anschließende Flucht für den späteren Verlauf noch Folgen haben wird. Erst später, nachdem die Gemeinschaft der Elfen im Verbund mit dem Raben in Xetesk eindringt und Schritt für Schritt ihre unvorhergesehene Offensive startet, nimmt die Story wieder gewohnte Formen an und hält einen erneuten Umschwung des gesamten Handlungsablaufs bereit. Gerade zum Schluss nimmt die Weiterentwicklung der Geschichte erschreckende und zugleich revolutionäre Ausmaße an, die wiederum einmal mehr für die Faszination sprechen, die von den Raben-Romanen ausgeht. Ich will an dieser Stelle nicht zu viel verraten, aber ähnlich wie schon im vorangegangenen Roman wird man sich als beinharter Anhänger dieser Fantasy-Reihe nach der Lektüre wieder besinnen müssen, um all die überraschenden Eindrücke zu verarbeiten.
Damit wären wir auch wieder bei einer der hauptsächlichen Stärken von Barclays Meisterstück angelangt, der Unberechenbarkeit in jedem einzelnen Handlungsabschnitt, die der Autor auch im letzten Drittel von „Schattenherz“ konsequent ausspielt. Allerdings entwickelt sich die Fortsetzung von „Elfenjagd“ nur sehr behäbig fort und offenbart zwischendurch einige Längen, die für diesen Zyklus nun wirklich sehr ungewöhnlich sind. Die krassen Ereignisse und das spannungsgeladene Finale entschädigen zwar wieder für so ziemlich alles, verdrängen aber nicht den Eindruck, dass Barclay mittlerweile enorme Schwierigkeiten hat, neue Ideen zu entwickeln, die gleichzeitig auch das hohe Niveau des bisherigen Outputs bestätigen. Dank des furiosen Schlussteils und der sich daraus ergebenden Konsequenzen für die weitere Story sollte der Autor zwar nun keine Probleme mehr dabei haben, auch in Zukunft glänzen zu können, doch nach den ersten hundert bis hundertfünfzig Seiten des hier rezensierten Werks ist ein unangenehmer Beigeschmack zurückgeblieben, den es mit dem nächsten Band wieder zu tilgen gilt. Doch wie gesagt: Den Eindrücken des Geschehens in Xetesk nach zu urteilen, braucht man sich diesbezüglich keine Sorgen zu machen.
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