Robert Ludlum & Eric Van Lustbader – The Bourne Initiative (Jason Bourne 14)

Jason Bourne & die ultimative Cyberwaffe

Jason Bourne entdeckt bei einem somalischen Waffenhändler, dass sowohl Amerikaner als Russen ihn verfolgen, weil ihm sein Freund Boris Karpov angeblich eine digitale Superwaffe übergeben habe. Ein amerikanischer NSA-General habe sie die „Bourne-Initiative“ getauft. Aber worin besteht diese Cyberwaffe, welchem Zweck dient sie und wann soll sie einsatzbereit sein? Bourne muss es dringend herausfinden, doch er wird von der Engelmacherin beschattet, die der somalische Waffenhändler einer Gehirnwäsche unterzogen hat. Sein Weg führt ihn zurück in die USA und schließlich nach Moskau, wo alle Fäden zusammenzulaufen scheinen.

Die Autoren

1) Eric Van Lustbader, geboren 1946, ist der Autor zahlreicher Fernost-Thriller und Fantasyromane. Er lebt auf Long Island bei New York City und ist mit der SF- und Fantasylektorin Victoria Schochet verheiratet. Sein erster Roman „Sunset Warrior“ (1977) lässt sich als Science Fiction bezeichnen, doch gleich danach begann Lustbader, zur Fantasy umzuschwenken.

1980 begann Lustbader mit großem Erfolg seine Martial-Arts & Spionage-Thriller in Fernost anzusiedeln, zunächst mit Nicholas Linnear als Hauptfigur, später mit Detective Lieutenant Lew Croaker: The Ninja; The Miko; White Ninja; The Kaisho usw. Zur China-Maroc-Sequenz gehören: Jian und Shan; selbständige Werke sind: Black Heart; French Kiss; Angel Eyes und Black Blade. Manche dieser Geschichten umfassen auch das Auftreten von Zauberkraft, was ihnen einen angemessenen Schuss Mystik beimengt.

Die Kundala-Trilogie ist Fantasy: „Der Ring der Drachen“, „Das Tor der Tränen“ und „Der dunkle Orden“. Da diese Fantasy ebenfalls in einem orientalisch anmutenden Fantasyreich angesiedelt ist, kehrt der Autor zu seinen Wurzeln zurück, allerdings viel weiser und trickreicher. Kürzlich hat er noch einmal eine Wendung vollziehen und schreibt nun die Thriller seines verstorbenen Kollegen Robert Ludlum fort, so etwa „Die Bourne-Verschwörung“. 2007 erschien der Mystery-Thriller „Testamentum“ in der Art von Dan Browns „The Da Vinci Code“. Danach veröffentlichte Lustbader Fortsetzungen von Robert Ludlums BOURNE-Serie.

2) Robert Ludlum wurde 1927 in New York City geboren. Nach dem II. Weltkrieg begann er eine Karriere als Schauspieler, die er verfolgte, bis er vierzig wurde, also bis 1967. Er studierte Kunstgeschichte und fing mit dem Schreiben an. 1971 schießt sein erster Thriller „Das Scarlatti-Erbe“, an dem er 18 Monate schrieb, an die Spitze der Bestsellerlisten. Als ähnlich erfolgreich erwiesen sich auch alle weiteren Romane, so etwa „Das Osterman-Wochenende“ (verfilmt), „Die Scorpio-Illusion“ oder „Der Ikarus-Plan“.

Seine Erfahrung als Schauspieler kam ihm zugute: „Man lernt, wie man die Aufmerksamkeit des Publikums behält.“ Seine Bücher wurde in mehr als 30 Sprachen übersetzt und erreichten eine Auflage von mehr als 280 Millionen Exemplaren (Verlagsangabe Heyne). Zuletzt wurden die drei legendären Bourne-Thriller mit Matt Damon höchst erfolgreich verfilmt. Ludlum lebte bis zu seinem Tod am 12. März 2001 mit seiner Frau Mary und seinen Kinder in Florida und Connecticut.

Mehrere Autoren schreiben an den Serien, die Ludlum schuf, weiter. Derzeit befinden sich die Verfilmungen zu „The Matarese Circle“/“Der Matarese-Bund“ (mit Denzel Washington) und „The Chancellor Manuscript“/“Das Kastler-Manuskript“ (mit Leonardo DiCaprio) in der Produktion. Außerdem gibt es seit 2008 das Videospiel „Robert Ludlum’s: Das Bourne-Komplott“ für PlayStation 3 und Xbox360.

Die Bourne-Serie

1) Die Bourne-Identität (The Bourne Identity, von Ludlum, 1980)
2) Das Bourne-Imperium (The Bourne Supremacy, von Ludlum, 1986)
3) Das Bourne-Ultimatum (The Bourne Ultimatum, von Ludlum, 1990)
4) Das Bourne-Vermächtnis / The Bourne Legacy (von Eric Lustbader, 2004)
5) Der Bourne-Betrug / The Bourne Betrayal (von Eric Lustbader, 2007)
6) The Bourne Sanction / Das Bourne Attentat (von Eric Lustbader, 2008)
7) The Bourne Deception / Die Bourne-Intrige (von Eric Lustbader, Veröffentlichung 2009)
8) The Bourne Objective / Das Bourne-Duell (von Eric Lustbader, Veröffentlichung 2010)
9) The Bourne Dominion / Der Bourne-Befehl (von Eric Lustbader, 2011)
10) The Bourne Imperative / Der Bourne-Verrat (von Eric Lustbader, 2012, dt. 2014)
11) The Bourne Retribution / Die Bourne-Vergeltung (von Eric Lustbader, Veröffentlichung 2013, dt. 2015)
12) The Bourne Ascendancy / Die Bourne-Herrschaft (von Eric Lustbader, Veröffentlichung 5/2014, dt. 2017)
13) The Bourne Enigma / Das Bourne Enigma (2016/ 2018)
14) The Bourne Initiative (2017)
15) The Bourne Nemesis (2019)

Handlung

Die Insel Skyros liegt in der Ägäis und eignet sich meistens als Urlaubsort. Dorthin fährt auch Jason Bourne mit der Motoryacht „Nym“, die ihm sein ermordeter Freund Boris Karpow vererbt hat, um sich mit Mala, der „Engelmacherin“, zu treffen. Jason hat Mala und ihre Schwester Liis aus den Händen des somalischen Waffen- und Menschenhändlers Keyre gerettet, nachdem ihr estnischer Vater beide verkauft hatte, um seine hohen Schulden zu begleichen.

Es ist ein nettes Wiedersehen mit Mala, jedenfalls solange, bis die „Nym“ in die Luft fliegt. Die Explosion fegt wie ein Donnerschlag über die Insel. Sofort eilen Mala und Jason zum Beiboot, um sich in Sicherheit zu bringen, Kampfanzüge anzuziehen und sich mit Ausrüstung zur Verteidigung zu versorgen. Schließlich sind die Angreifer wohl nicht wegen des Schiffes hergekommen, sondern wegen Jason Bourne.

Ein Glück, dass es bereits Nacht wird. Der Kampftaucher, den Jason auf dem Rückweg zu seinem Schiff abfängt und tödlich verwundet, kommt jedenfalls aus den USA: Und mit dessen Geheimdiensten liegt Jason schon seit langem im Clinch. Doch wer hat ihn diesmal als Ziel ausgesucht – und warum? Der Rest des Taucherteams hat keine Posten aufgestellt, die sein Nachtlager vor Lauschern schützen würden. Jason und Mala bekommen daher mit, dass ein General MacQuerrie von einer NSA-Organisation namens „Dreadnaught“ (Fürchtenichts) hinter dem Anschlag steckt. Jason und Mala, der Attentäterin, gelingt es, alle Amerikaner auszuschalten. Doch dann kommen auch noch russische Spezialkräfte, sogenannte Spetsnaz. Wie sich zeigt, sind diese von Keyre geschickt worden, um Jason und Mala nach Somalia zu bringen. Dort wird Jason wieder zusammengeflickt.

Morgana Roy

General Arthur MacQuerrie hat sich in der riesigen NSA eine kleine, nahezu unsichtbare Nische eingerichtet, die er aus dunklen Quellen finanziert und für die er Top-Secret-Organisationen beschäftigt. Firmen wie Meme LLC, die von Morgana Roy geleitet wird. Die knapp dreißigjährige Aikido-Kampsportlerin und Scharfschützin, Tochter eines verdienten NSA-Veteranen, hat sich auf Cyberaufklärung spezialisiert.

Morgana spürt Gefahren auf, wehrt sie ab und untersucht Schadsoftware. Einen solchen schädlichen Programmcode hat ihr heute „Mac“ gegeben, wie sie den General nennen darf. Er hat gesagt, der Code sei ein Bruchstück einer größeren Cyberwaffe, die womöglich dazu dienen soll, sämtliche Firewalls der US-Regierung zu durchbrechen, um an die supergeheimen Startcodes für die Atomraketen heranzukommen. Das würde das Ende der amerikanischen Atomherrschaft über die Welt bedeuten.

Leider muss Morgana feststellen, dass die von Mac auf den Namen „Bourne-Initiative“ getaufte Schadsoftware all ihren Analysemethoden widersteht. Angeblich soll dieser Jason Bourne den Schlüssel dazu haben, aber sie hat von diesem Typen noch nie gehört und keiner weiß, wo er sich aufhält. Sie wendet sich ratsuchend an ihre französische Freundin Francoise Sevigne.

Sie ahnt nicht, dass es sich bei Francoise, die sie in Paris kennenlernte, um die russische Unterweltagentin Aljoschka Maslowa handelt, die mit allerlei Desinformationen handelt, die sie an westliche Blogger und so weiter verhökert. Sie weiß auch nicht, dass es Jason Bournes Freund Boris Karpow war, der Aljoschkas Vater Dimitri Maslow in einem Friseursalon vor aller Augen abknallte wie einen räudigen Hund. Francoise lädt Morgana nach Schweden ein. Gleichzeitig reicht sie einem Blogger belastende Informationen über einen gewissen General MacQuerrie weiter…

Keyres Angebot

Jason Bourne ist wieder halbwegs von seinen Verletzungen genesen, als er Zeuge wird, wie in Keyres Lager nahe der somalischen Küste, nicht nur Unmengen von Waffen an Terroristen aller Couleur verhökert werden, sondern auch minderjährige Mädchen systematisch vergewaltigt werden. Als sich eines der Mädchen – es kann nicht älter als zwölf sein -, wird es auf grausamste Weise und zur Abschreckung der anderen bestraft. Er beschließt, Mala und ihre Schwester Liis zu befreien, doch dieser Versuch gelingt nur teilweise.

Angeblich ist ihm Keyre nicht böse wegen dieses Versuchs, ihn seines menschlichen Besitzes zu berauben. Wer macht ihm ein Angebot, das Jason angeblich nicht ablehnen kann. Wie er schon herausgefunden hat, sind die Amerikaner, wie so oft, hinter ihm her. Diesmal wegen einer Cyberwaffe, die den Namen „Bourne-Initiative“ erhalten hat. Das findet Jason absurd, denn er hat nichts damit zu tun und sein verblichener Freund Boris Karpow hätte den Bau einer solchen Cyberwaffe nie autorisiert. Es ist ein Phantom.

Der einzige Mann, der weiß, was dahintersteckt, ist zunächst einmal General MacQuerrie. Zu schade, dass dieser sich bereits festgenommen wurde und sich in einer geheimen Foltereinrichtung der NSA befindet. Jason Bourne will außerdem herausfinden, was MacQuerrie mit Aljoschka Maslow und ihrem Halbbruder Gora zu tun hat. Er macht sich auf den Weg in die USA, beschattet von Mala, die dem Willen Keyres widerspruchslos gehorcht, nachdem er sie mehrfach einer Gehirnwäsche unterzogen hat.

Moskau

Timur Sawasin, der Erste Minister der Russischen Föderation, ist von seinem ehrgeizigen Bruder Konstantin ausgetrickst worden. Konstantin macht Waffengeschäfte mit Keyre in Somalia, hat aber auch diesen übers Ohr gehauen. Noch hat Timur nicht entdeckt, dass Konstantin sich mit der Mafiafamilie Maslow zusammengetan hat, um seine Ziele zu erreichen und noch mehr Macht an sich zu reißen. Doch er zwingt Timur, den aktuellen Leiter der Spetsnaz-Spezialtruppe des Geheimdienstes FSB durch einen Mann abzulösen, der Konstantin gehorcht: einen Mann namens Iwan Rozin.

Iwan Rozin ist ein langjähriger Freund von Aljoschka und Gora Maslowa. Er reist zu ihnen in die schwedische Stadt Kalmar nahe Gotland. Dort ist Morgana Roy eingetroffen, um ihre Freundin „Francoise“ alias Aljoschka zu treffen. Diese stellt ihr Larry London alias Iwan Rozin vor, einen weltbekannten Fotografen. Seltsamerweise wollen beide, dass Morgana an einer Cyberwaffe arbeitet, von der auch sie nur Bruchstücke besitzen. Das Liebes- und Freundschaftsdreieck arbeitet solange gut zusammen, bis Morgana zufällig entdeckt, wer sich wirklich hinter ihren beiden Freunden verbirgt…

Mein Eindruck

An der Seite von Jason Bourne befinden sich diesmal mehrere Frauen, die ihn unterstützen. Während Morgana Roy im Auftrag von Jasons alter Freundin Soraya Moore an der „Bourne-Initiative“ arbeitet, befindet sich Mala in einer Grauzone der Loyalität. Wem gehorcht sie wirklich, wenn sie Jason in den USA und in Moskau zur Seite steht? Keyre, der Menschenhändler, hat sie einer Gehirnwäsche unterzogen. Außerdem gibt sie zu, dass sie ihrer Natur gehorcht, und die sei eben die eines Skorpions. Der Leser ahnt schon lange im Voraus, dass es mit Mala, der Engelmacherin, kein gutes Ende nehmen wird.

Dennoch hat Jason sie im Vorgängerband gerettet, denn Mala, die in Wahrheit Anjelica heißt und aus Estland stammt, ist in Wahrheit ein Opfer, kein Übeltäter. Wie in einem Spiegel reflektiert sich an ihr, wie Jason Bourne fühlt, handelt und denkt. Sie ist für ihn einer von vielen Tests, und doch könnte er sie lieben, wie die romantische Eingangsszene auf der Insel Skyros zeigt. Wie seine Freunde wissen und seine Gegner, etwa Konstantin Sawasin, herausfinden, ist Jason Bourne im tiefsten Herzen ein Humanist: Er liebt Menschen statt sie zu benutzen, weil er sie verachtet.

Diese Charaktereigenschaft verband ihn mit Boris Karow, als dieser noch lebte, doch nun versucht Konstantin, sie zu seinem Vorteil auszunutzen. Er hat sich durch eine Intrige gegen den Nationalen Sicherheitsberater, der sich auf die Zusammenarbeit mit „Francoise Sevigne“ eingelassen hat, die ursprüngliche, für vernichtet gehaltene Treadstone-Akte über Jason. Durch mühselige Kleinarbeit findet Konstantin den einzigen wunden Punkt heraus, den Jason nicht schützen kann. Im Finale sieht sich daher Jason einer tödlichen Gefahr gegenüber, die ihn als menschliche Persönlichkeit zu zerstören droht. Zum Glück schreitet Mala in letzter Sekunde ein.

Cyberwaffen

In einer Ära, in der kaum ein Tag vergeht, an dem nicht eine neue Cyberwaffe entdeckt wird, spielt der Entdeckung, Analyse und Bekämpfung naturgemäß eine große Rolle. Deshalb spielt die Firma Meme LLC (ein „meme“ ist ein viral sich verbreitendes Stück Cyber-Info, etwa ein Video) eine zentrale Rolle in dem jüngsten Jason-Bourne-Thriller (der nächste kommt erst im September 2019 auf den Markt). Mit der Beschreibung der Tätigkeit der Mitarbeiter von Meme belegt der Autor (und seine vielen Zuarbeiter), dass er sich technisch auf der Höhe der Zeit befindet. Der Handel mit Waffen und Menschen, den Keyre perfektioniert hat, wird nun zunehmend um den Handel mit Schadsoftware mit militärischer Leistungsstärke erweitert.

Den Marktplatz dafür gibt es schon länger: im Darknet. An einer Stelle recherchiert Morgana Roy in diesem Darknet, wo es einfach alles gibt, was das Tageslicht scheut. Sie sucht die anderen Fragmente der „Bourne-Initiative“. Dabei stößt sie auf Keyres Waffenangebote und schließlich auch auf Malware, die von diversen Regierungsbehörden wie etwa Geheimdiensten in aller Welt ins Darknet gestellt werden. Das Risiko, in eine Falle – einen speziell konfigurierten „Honeypot“-Server – zu tappen und aufzufliegen, ist indes hoch, wie Morgana sehr wohl weiß. Nur um Haaresbreite gelingt es ihr, einem Gegenangriff zu entkommen.

Dass dies alles keine Spielerei ist, zeigt die Frage, wozu eigentlich eine Super-Cyberwaffe gut sein soll. Sie würde das Machtgleichgewicht der Welt aus den Angeln heben. Lukrativer und effektiver ist daher, so eine Waffe auf einer Auktion meistbietend zu versteigern und sich dann mit dem Erlös zufriedenzugeben. In der Tat kommt es im Finale zu einer Versteigerung, die mit einem Enddatum versehen ist – dann soll sich die Cyberwaffe selbst scharfmachen und aktiv werden. Man sieht: Die Waffe ist eine Art Blackbox, über deren Inhalt nur einer Bescheid weiß – Jason Bourne ist es jedenfalls nicht. Und die Ironie besteht drin, dass nur er über eine winzige Information verfügt, mit deren Hilfe sich der Stoppmechanismus auslösen lässt. Natürlich erst in allerletzter Sekunde.

Unterm Strich

Ich habe diesen jüngsten Jason-Bourne-Thriller in nur wenigen Tagen auf einer Reise gelesen, unter anderem im Flugzeug. Der mehrsträngige Handlungsverlauf weiß den Leser zu fesseln und zugleich das Rätsel zu präsentieren, wie alle diese Stränge miteinander zusammenhängen. Am Schluss werden sie alle zusammengeführt und die lange verborgen gehaltene und zeitweise vorgetäuschte Wahrheit muss ans Licht kommen.

Jede Führungsebene erweist sich voller Stärken und Schwächen, sei es die Regierung der USA, die der Russischen Föderation oder die der russischen Mafia. Alle lassen sich täuschen, verführen, hinters Licht führen und austricksen, nicht zuletzt aufgrund von Falschinformationen. Solche Infos sind das Geschäft von Aljoschka Maslowa alias Francois Sevigne genauso wie von Keyre oder General MacQuerrie.

Die Regierung der USA und ihrer Geheimdienste (CIA, NSA, Dreadnaught, Treadstone) erweist sich als genauso korrupt wie die der Russen – in dieser Hinsicht ist der Autor unparteiisch und weist keine Scheuklappen auf. Irgendwelche idealistischen Illusionen kann er sich in einer Ära der Hyperinformiertheit, aber zunehmender Fake-News nicht mehr leisten. Ironischerweise ist es gerade ein Saubermann wie der Nationale Sicherheitsberater, der von einer Frau hereingelegt wird, die ihrem Komplizen ein exzellentes Sex-Video liefert – und der arbeitet für die Russen. Man könnte fast meinen, dass dieser Roman einen Kommentar auf den aktuellen US-Präsidenten und dessen zweifelhaften Aufstieg zur Macht darstellt.

Aber solche Vorgänge wären bei anderen Autoren als Lustbader lediglich Machtspiele. Bei ihm werden daraus menschliche Tragödien, wenn auch häufig mit einem ironischen Unterton. Wahrheit in Emotion und Verhalten ist rar und Jason stößt darauf an den ungewöhnlichsten Orten. Ausgerechnet im geheimen Folterinstitut der NSA, draußen auf dem Lande, lernt Jason einen Mann kennen, der noch weiß, dass zu seinen Vorfahren Powhatan-Indianer gehörten und der noch ihre Sprache spricht. Es gehört zu den verblüffendsten Szenen, wenn Bourne, der in einem früheren Leben mal ein Sprachwissenschaftler war, auf einmal in Powhatan spricht und auf diese Weise das Vertrauen des alten Mannes erringt. Der Weg in die NSA-Hochburg wird auf diese seltene Weise frei, als hätte er das Sesam-öffne-dich gefunden.

Mir hat dieser Jason-Bourne-Thriller ausnehmend gut gefallen. Action, Spannung, Romantik und Humor trugen dazu bei, mich bestens zu unterhalten. Dabei wurde ich mit den Schattenseiten der Welt bekanntgemacht, so etwa mit sexueller Gewalt im Lager des Menschenhändlers Keyre, aber dies war kein voyeuristischer Selbstzweck, sondern erfolgt gefiltert und bewertet durch die Augen der Titelfigur. Der Humanist Jason Bourne muss sich selbst beweisen und wird auf die ultimative Probe gestellt. Der Roman ist spannend, komisch und anrührend bis zur letzten Zeile.

Taschenbuch: 493 Seiten inkl. Leseprobe
Sprache: Englisch
Info: The Bourne Initiative, 2017
ISBN 9781455597994

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