The Return of Captain Future – Kein Erdenmensch mehr (Folge 6)

Captain-Future-6

Die Handlung:

John Carey hat es geschafft. Er hat die Explosion seines Raumschiffes überlebt und schwebte jahrelang durch das Weltall. Nun, da er wieder auf Menschen gestoßen ist, muss er feststellen, dass sich alles, wofür er einmal gestanden hat, für die jetzigen Generationen geändert hat und nicht mehr existiert. Er ist ein lebendes Fossil, dass sich auf der Erde nicht mehr zurechtfindet. Da kommt ihm die Aussicht mit Captain Future auf Reisen zu gehen, gerade recht. Er wusste nur nicht, dass sich sein Schicksal, so viele Jahre nach der Explosion seines Raumschiffes, endlich erfüllen sollte … (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Trist, melancholisch und deprimierend gehts los. Passend dazu liest Helmut Krauss seinen Text so lieblos runter, wie ich es von ihm gar nicht gewohnt bin. Wenig Einfühlungsvermögen, kaum Betonung und keinerlei Schauspiel vor dem Mikro. Aber … irgendwie passt das und vielleicht gab die Regie ihm das an dieser Stelle auch so vor. Spätestens aber, wenn der eigentlich Tote von Captain Future wieder ins Leben zurückgeholt wird, lebt auch diese CAPTAIN-FUTURE-Folge auf. Und die Dialoge lassen den Hörer die für John Carey extrem seltsamen Erfahrungen im Kopfkino lebendig werden. Leben also, wohin man hört.

Die eigentliche Mission, auf die sich die Mannschaft rund um Future hier begibt, wird erst nach einer guten halben Hörstunde angesprochen. Für meinen Geschmack ein wenig spät. Sicher, der Teil davor, der sich ausschließlich und sehr einfühlsam mit der „Rückkehr“ von John Carey beschäftigt hat, war schon interessant, aber auch sehr tränendrüsig und hätte sicher gut gekürzt werden können. Die Melancholie aber bleibt weiterhin … mit entsprechender Musik im Hintergrund. Ab und an kommt beim Hörer freudige Erwartung auf, dass nun endlich mal was passiert … an dieser Stelle wird die funkige Captain-Future-Action-Musik eingespielt, die man auch aus der Trickserie kennt … aber dann gehts auch schon wieder direkt in das deprimierende Loch, in das John Carey nach seiner Wiederbelebung nach so vielen Jahren gestürzt ist. Er hat verständlicherweise Probleme, sich an all das Neue zu gewöhnen … für den Hörer hingegen ist das wenig spannend, sondern drückt die Stimmung ein ums andere Mal.

Auch das eigentliche „Abenteuer“ rund um die künstlich erhöhten Preisabsprachen für Treibstoff und den dafür verantwortlichen Mr. Lowther erscheinen wenig prickelnd. Einen Gegner gibts, aber keine Weltraum-Action mit Planetenabenteuern, sondern Politik, wirtschaftliche Interessen und Machtgier. Da es das auf der Erde aber auch zur Genüge gibt, macht die Verlegung in den Weltraum das Thema nicht fesselnder.

Das Hörerlebnis:

Wem die funkige „Captain Future“-Musik vertraut ist, der wird sich immer wieder beim Hören dieser aufwendig inszenierten Lesung dabei ertappen, wie er rhythmisch mit dem Kopf nickt oder ab und zu auch mal den Luftgitarrenbass mit dem rechten Daumen spielt.

Die von der Reihe gewohnte Liebe zum Detail hört man sofort. Hier gibts die altbekannten Songs und die altbekannten Stimmen zu hören. Ich habe schon Hörspiele gehört, die wesentlich weniger Leben zu bieten hatten, als diese als inszenierte Lesung ausgelobte Produktion.

Alle Sprecher legen sich bei ihren Auftritten ins Zeug, allen voran Gordon Piedesack, der für mich die beste Leistung abliefert. Aber auch Hans-Jürgen „Captain Future“ Dittberner vermittelt wieder absolut überzeugendes Sci-Fi-Kopfkino, das nicht nur Retro-Fans überzeugt. Schade, dass Engelbert von Nordhausens Charakter, Mr. Lowther, erst gegen Ende zu Worte kommt, denn auch er weiß als Sprecher zu überzeugen.

Helmut Krauss, der Hörspielfreunden auch als Tour-Sprecher der Live-Auftritte der „Drei Fragezeichen“ bekannt ist, klingt mir als Erzähler hingegen diesmal phasenweise gelangweilt und emotionslos und dann erscheint im Kopf des Hörers das Bild eines Sprechers, der in einer dunklen Sprecherkabine sitzt und das macht, wofür er bezahlt wird, aber nicht brennt. Wie ein ambitionierter Vorleser, nicht wie ein begeisternder Sprecher. Da hilft es dann enorm, dass immer ein zur Szene passender Musikteppich im Hintergrund zu hören ist.

Die Sprecher und ihre Rollen:

Erzähler: Helmut Krauss
Captain Future: Hans-Jürgen Dittberner
Otto: Wolfgang Völz
Grag: Friedrich Georg Beckhaus
Simon Wright: Jochen Schröder
Ezella Garnie: Klaus Dittmann
John Carey: Gordon Piedesack
Mr. Lowther: Engelbert von Nordhausen
Burke: Peter Flechtner
Ansage 1: Peter Lontyek
Ansage 2: Jan-David Rönfeldt

Technik-Credits:

Produktion, Regie, Lizensierung: Sebastian Pobot
Mix und Sonddesign: Tom Steinbrecher & Sebastian Pobot
Buch: Edmond Hamilton (Published by Arrangement with THE HUNTINGTON NATIONAL BANK as Trusteee of the Estate of Edmond Hamilton)
Vermittelt durch die Literarische Agentur Schlück
Übersetzung: Frauke Lengermann (c) 2011 by Golkonda Verlag
Dialogbücher: Thomas Tippner
Co-Regie und Schnitt: Patrick Hotheuer
Original TV-Soundtrack: Christian Bruhn (Mit freundlicher Genehmigung des Filmkunst Musikverlags)
Zusätzliche Score-Musik & FX: Ambitus (produziert von Sebastian Pobot, verlegt bei Pobot Musikverlage)
Sprachaufnahmen: Mediapaten (Berlin), Multicore Productions (Hamburg)
Aufgenommen von: Marko Peter Bachmann, Steven Schulze
Design: Lars Vollbrecht (www.gloryboards.de)
Digitale Illustration: iStockphoto/SerJoe

Die Ausstattung:

Das Booklet zeigt einen rosa, im Weltall schwebenden Planeten, über dem ein großes „F“ prangt. Die aus der Zeichentrickserie bekannten Figuren sind hier leider nicht zu sehen, was dem Im-Vorbeigehen-Käufer sicher schnell ins Auge gesprungen wäre. Das wird aber wohl lizenzrechtliche Gründe haben, die den Verlag noch mal extra gekostet hätten. Verständlich, dass man hier sparen wollte.

Im Innern finden wir unter dem Slogan „Wir bringen euch eure (Hörspiel-)Jugend zurück!“ reichlich Werbung in eigener Sache und verschiedene Serien, die den Kassettenkindern der 80er Jahre bekannt sind. Zusätzlich gibts noch ein paar Infos zum Erfinder des Captains, Edmond Hamilton, und etwas Buchwerbung. Eine kurze Inhaltsangabe, nebst Sprecher- und Rollenverteilung gibts zusammen mit den Technik-Credits auf der Rückseite des Jewel-Case zu lesen.

Und auch der Tippfehler im Satz mit Hamiltons Ehefrau Leigh Brackett hat es in die sechste Folge geschafft. Ich biete mich hier immer wieder gern als Lektor an.

Mein Fazit:

Aufs Gemüt und auf die Tränendrüse drückt diese Folge. Das zieht sich melancholisch an der Seite eines ewigen Weltraumtiefschläfers, der in der neuen Zeit schlecht zurechtkommt, durch die gesamte Episode hin. Hier gibts zwar einen Gegner, aber keinen im klassischen Weltraumabenteuer-Sinne und auch kein explosives Finale. Es geht um Preisabsprachen, Politik und wirtschaftliche Machtgier. Dass dies eigentlich eine Science-Fiction-Serie ist, merkt man in dieser Folge wenig bis gar nicht.

Und so wird es dem einen oder anderen Hörer sogar relativ egal sein, ob es Captain Future mit seinem durchaus cleveren Plan nach über einer Hörstunde gelingt, etwas gegen Mr Lowther und seine Machenschaften zu unternehmen.

Aber zumindest endet diese Folge zuversichtlicher und optimistischer in die Zukunft blickend, als sie über lange Zeit gewesen ist. Das zaubert dann ein trauriges Lächeln auf die Lippen des Hörers.

1 Audio-CD
Spieldauer: 73:32 Minuten
Tracks: 11
ISBN-13: 978-3943166026

http://www.highscoremusic.com

Der Autor vergibt: (2.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

 

The Return of Captain Future:

Folge 1: „Die Rückkehr von Captain Future“
Folge 2: „Kinder der Sonne“
Folge 3: „Die Harfner des Titan“
Folge 4: „Nerven aus Stahl“
Folge 5: „Der Mond der Unvergessenen“
Folge 6: „Kein Erdenmensch mehr“