Truth 1: [„Die erste Wahrheit“ 5584
Truth 2: [„Die geheime Wahrheit“ 5593
Endlich sind Alissa, Strell und Nutzlos den wahnsinnigen Bailic losgeworden. Aber damit hören die Probleme nicht auf. Denn tatsächlich schafft es Alissa, zwei eigentlich voneinander unabhängige Banne so miteinander zu verbinden, dass sie sich damit in die ferne Vergangenheit katapultiert.
Plötzlich ist die Feste voller Menschen, genau wie die Stadt Ese‘ Nawoer. Und unter all diesen Menschen ist auch der junge Lodesh, der sich Hals über Kopf in Alissa verliebt. Alissa aber hängt immer noch an Strell. Ohne ihn fehlt ihr der wichtigste Ankerpunkt im Leben, und das hat katastrophale Auswirkungen …
_Dass Alissa in eine Zeit gesprungen ist_, in der sehr viele Menschen auf und bei der Feste lebten, hat natürlich für eine Menge neuer Charaktere gesorgt: Allen voran wäre da Meister Redal-Stan zu nennen, ein brummiger, aber im Grunde freundlicher alter Mann. Eigentlich gibt es nicht viel, was ihn von Nutzlos unterscheidet, höchstens, dass er wie Alissa nicht als Raku geboren wurde. Connen-Neute, der junge Meister, den Redal-Stan unterrichtet, ist da schon eigenständiger geraten. Connen-Neute wurde als Raku geboren und ist sehr behütet aufgewachsen. Alissa macht ihm erst einmal gehörig Angst, vor allem, als er die Bestie in ihr entdeckt. Schließlich jedoch freundet sich der schüchterne Bursche mit Alissa an, was seiner Sprachfähigkeit ausgesprochen gut tut. In einem vollen Haus gibt es natürlich noch viel mehr Leute, doch die meisten anderen Neuzugänge bleiben Randfiguren.
Insgesamt war die Charakterzeichnung in diesem Band nicht ganz so ausgewogen wie in den beiden Vorgängern. Das liegt vor allem daran, dass manche Nebenfigur – wie zum Beispiel die junge Sati – mehr eigenes Profil besitzt als Redal-Stan, der wie eine zweite Ausgabe von Nutzlos wirkt, obwohl er eine der wichtigsten Figuren in diesem Band ist. Dafür ist die Darstellung Connen-Neute sehr lebendig und plastisch ausgefallen, was auch für Lodesh gilt.
Nicht nur die Zahl der Personen, auch die Thematik innerhalb der Handlung hat sich durch Alissas Zeitreise stark ausgeweitet. Einen großen Teil der Handlung nimmt natürlich Lodeshs Werben um Alissa ein. Diesmal ist der Spieß umgekehrt: Lodesh erinnert sich nicht an Alissa, aber sie erinnert sich an ihn. Vor allem aber kennt Alissa Lodeshs Zukunft! Und wie so oft, wenn mit verschiedenen Zeitebenen gespielt wird, stellt sich auch hier die Frage, ob und wie weit der Protagonist die Zukunft verändern kann oder darf.
Abgesehen davon spielen die unterschiedlichen Zeitebenen auch deshalb eine Rolle, weil die Autorin die ursprüngliche Zeitschiene mit Nutzlos, Strell und Lodesh in die Handlung um Alissa hat einfließen lassen. Denn natürlich ist Strell keineswegs bereit, Alissa so ohne Weiteres aufzugeben. Tatsächlich ist sein Band zu ihr so stark, dass er sie durch die Zeit hinweg spüren kann – eine Tatsache, die Nutzlos zunächst mit Skepsis betrachtet, denn schließlich ist Strell nur ein Gemeiner. Oder?
Auch die Ereignisse im Zusammenhang mit dem Untergang Ese‘ Nawoers spielen eine Rolle. Die Geschichte, die Strell bereits im ersten Band Bailic als Abendunterhaltung erzählt, taucht immer wieder auf, diesmal als Zukunftsvision der Shaduf Sati. Der Leser erlebt quasi mit, wie die Weichen dafür gestellt wurden, dass die Vergangenheit tatsächlich so stattfinden konnte, wie Alissa sie kannte.
Was diesmal fehlte, war der Antagonist. In diesem Band gibt es keinen Bösewicht, gegen den zu Felde gezogen werden muss. Folglich ist der Spannungsbogen hier weit weniger straff gespannt als in den beiden Vorgängerbänden. Zwar bedeutet Alissas Aufenthalt in der Vergangenheit eine Gefahr für sie, dieser Strang spielt jedoch nur eine untergeordnete Rolle, die nicht ausreicht, um die gleiche Spannung zu erzeugen wie Bailics bösartige Unberechenbarkeit. Hauptsächlich lebt die Geschichte von den Verwicklungen, die zu Ese‘ Nawoers Untergang geführt haben, und von Lodeshs Bemühen um Alissa. Insofern war der dritte Teil durchaus interessant und kurzweilig, aber nicht mehr so fesselnd wie die Teile eins und zwei.
Da Alissa sich bisher noch immer nicht endgültig zwischen Strell und Lodesh entscheiden konnte, dürfte der letzte Band des Zyklus sich nochmal zu großen Teilen um diese Dreiecksgeschichte drehen. Abgesehen davon gibt es natürlich auch noch das Rätsel um Strells Familie, denn trotz einer Lehrstunde in Genetik, die Alissa von Redal-Stan erhält, ist immer noch nicht klar, was für ein Problem genau die Meister mit der Familie Hirdun hatten. Außerdem hat Nutzlos aktive Stränge in Strells Pfaden gefunden, als Strell versuchte, mit Alissa Kontakt aufzunehmen. Es gilt also auch noch herauszufinden, welche Fähigkeiten Strell tatsächlich besitzt. Und zu guter Letzt muss Alissa auch noch ihre Mutter wiederfinden. Es bleibt also noch genug Stoff, den die Autorin in ihren vierten Teil einbringen konnte. Mal sehen, wie’s ausgeht …
_Dawn Cook_ lebt in den USA und hat nach ihrem Studium in unterschiedlichen Berufen gearbeitet. Seit dem Debüt ihrer |Truth Series| lebt sie als Schriftstellerin. Die Bände ihres ersten Zyklus sind bereits alle auf Deutsch erhältlich. Die Autorin schreibt derweil an ihrem zweiten Zyklus |Princess Series|, von dem bisher zwei Bände auf Englisch erschienen sind.
|Originaltitel: Forgotten Truth
Originalverlag: Ace, 2003
Aus dem Amerikanischen von Katharina Volk
480 Seiten Klappenbroschur
ISBN-13: 978-3-442-26578-7|
http://www.blanvalet-verlag.de
http://www.dawncook.com