Delaney, Joseph – Spook 3 – Das Geheimnis des Geisterjägers

Mit „Spook – Das Geheimnis des Geisterjägers“ legt Joseph Delaney nun den dritten Band seiner „Spook“-Reihe vor, mit deren ersten beiden Teilen er sich schmeichelnde Worte redlich verdient hat. „Spook“ erzählt von den Abenteuern des jungen Thomas Ward, der als siebter Sohn eines siebten Sohnes mit besonderen Gaben gesegnet ist und deshalb eine Ausbildung zum Geisterjäger absolviert.

Bereits in den ersten beiden Teilen [„Der Schüler des Geisterjägers“ 2303 und „Der Fluch des Geisterjägers“ hat Tom erfolgreich seinen Mut bewiesen, wenn es darum ging, bösartige Hexen und skrupellose Boggarts zu bannen. In „Das Geheimnis des Geisterjägers“ zieht Tom mit seinem Lehrmeister, dem alten Spook, nach Anglezarke, in das Winterquartier des Geisterjägers.

Tom wäre zwar lieber im beschaulichen Chipenden geblieben als in das düstere und unwirtliche Anglezarke zu ziehen, aber ihm bleibt logischerweise keine andere Wahl. Der Spook hingegen hat triftige Gründe für einen Ortswechsel. In Anglezarke sind die Winter lang und dunkel und in dieser Zeit treiben sich dort so allerlei unheimliche Kreaturen herum, die das Volk in Angst und Schrecken versetzen. Für den Spook und seinen Lehrling gibt es also eine Menge Arbeit.

Dass Tom sich nicht so recht wohlfühlt in Anglezarke, verwundert nicht. Im Keller des Hauses hocken jede Menge gebannte Boggarts und gefährliche Hexen in ihren Gruben. Doch das ist nicht das einzige Problem, dem sich Tom stellen muss. Eines Tages taucht ein eigenartiger Mann auf, dessen Erscheinen nun auch beim alten Spook Sorgenfalten verursacht. Es offenbart sich ein Geheimnis aus der Vergangenheit des Spooks, das dieser lieber für sich behalten hätte, und ehe Tom sich versieht, steckt er auch schon mittendrin in einer schier ausweglosen Situation …

Schon mit den beiden Vorgängerromanen hat Joseph Delaney bewiesen, dass er spannende und schaurige Geschichten zu erzählen vermag. Der dritte Teil der „Spook“-Reihe steht dem in nichts nach. Für Spannung ist wieder einmal zur Genüge gesorgt, und was Tom alles erlebt, dürfte zumindest der anvisierten Zielgruppe doch einen gehörigen Schauer über den Rücken jagen. Auch wenn die Gruselszenen es teilweise durchaus in sich haben, ist die „Spook“-Reihe vor allem auch durch Delaneys einfach gehaltenen Erzählstil in erster Linie für (nicht zu zart besaitete) Kinder und Jugendliche gedacht.

Doch auch als Erwachsener kommt man bei „Spook“ auf seine Kosten. Die drei „Spook“-Bände sind ein spannendes und kurzweiliges Lesevergnügen, das nicht nur wegen der optisch herausragenden Aufmachung aus der Masse anderer Fantasy-Jugendbücher hervorsticht.

Zum einen wären da die interessanten Figuren, die der Leser durch alle drei Bände begleiten darf. Tom als Hauptfigur muss sich immer wieder seinen Ängsten stellen und lernen, was die Arbeit des Spooks bedeutet, nämlich nicht nur die Konfrontation mit den Mächten der Dunkelheit, sondern auch die Ausgrenzung aus der Gesellschaft. Er hat einen gut geschulten Lehrmeister mit reichlich Lebenserfahrung an seiner Seite, der aber auch stets von der Aura seiner geheimnisvollen Vergangenheit umweht wird. Genau die steht dann auch im Mittelpunkt des dritten „Spook“-Bandes, nachdem Delaney bereits im Vorgängerband diverse Andeutungen eingestreut und die Neugier des Lesers angestachelt hat.

Doch es sind nicht nur die beiden Titelhelden, die zu überzeugen wissen. Delaney baut für ein Jugendbuch überraschend ambivalente Figuren ein. Nicht nur der alte Spook hat seine schwache Seite, die sich vor allem in seinem Verhältnis zu der Lamia-Hexe Meg widerspiegelt, die er sanfter behandelt, als es einer Hexe ihres Kalibers eigentlich gebührt. Tom weiß oft nicht, was er vom alten Spook halten soll, und so ist das Vertrauen in seinen Meister nicht zu jeder Zeit völlig uneingeschränkt.

Auch Alice, die junge Hexe, die Tom schon aus so mancher brenzliger Situation geholfen hat, ist eine interessante Figur, die Schlechtes wie Gutes in sich vereint. Der Spook traut ihr nicht über den Weg, und auch als Leser hegt man hin und wieder Zweifel an ihrer Loyalität. Und doch hat Alice viele gute Charakterzüge vorzuweisen. Nicht minder interessant ist Toms Mutter, deren geheimnisvolle Vergangenheit im Vorgängerband eine Rolle spielte. Auch in diesem Teil steht sie ihrem Sohn wieder mit Ratschlägen und Vorausahnungen zur Seite. Sie ist eine Figur, die irgendwie über den Dingen zu stehen scheint.

Delaney treibt mit jedem Teil der Reihe auch die Figurenentwicklung ein Stückchen voran. Tom wird allmählich reifer, und diesmal sind es vor allem die Geschehnisse rund um seine eigene Familie, die ihn erwachsener werden lassen.

Die Geschichte verläuft auch diesmal wieder außerordentlich spannend. Spätestens mit [„Der Fluch des Geisterjägers“ 3535 hat Delaney bewiesen, was er an Spannung aus seinem Plot herauskitzeln kann, und das zeigt er auch diesmal wieder konsequent. „Das Geheimnis des Geisterjägers“ ist von vorne bis hinten spannend erzählt, mit einem stetig aufwärts strebenden Spannungsbogen. Der Plot ist straff und temporeich, Spannungsabfälle sucht man vergebens.

„Spook“ macht also auch mit dem dritten Band noch immer Spaß. Ein herrlich-schauriger Lesegenuss, der sich auch mit fortschreitender Seitenzahl nicht totläuft. „Das Geheimnis des Geisterjägers“ ist übrigens noch nicht das Ende der Reihe. In England ist im Juli der vierte Teil „The Spook’s Battle“ erschienen, der sich am Ende dieses Buches schon andeutet. In „Spook“ steckt noch genug Potenzial, die Geschichte weiterzuerzählen, und so kann man sich schon auf die Fortsetzung freuen.

Bleibt unterm Strich also festzuhalten, dass „Spook – Das Geheimnis des Geisterjägers“ die Erwartungen voll erfüllt. Eine spannende Geschichte mit dezentem Gruselfaktor und interessanten Figuren. Ich warte gespannt auf den nächsten Teil.

http://www.cbj-verlag.de

Schreibe einen Kommentar