Dingemann, Rüdiger – TATORT: Das Lexikon

Die dienstälteste und mit Sicherheit auch beliebteste deutsche Krimiserie feierte unlängst ihr 40-jähriges Jubiläum: Der TATORT. Grund genug diesem Phänomen der hiesigen Medienlandschaft ein Denkmal in Form eines eigenen Lexikons zu schaffen, muss sich Autor Rüdiger Dingemann gedacht haben. Seit November 2010 ist es dann auch so weit gewesen. Auf fast 480 Seiten sind „Alle Fakten, alle Fälle, alle Kommissare“ verewigt, damit wirbt jedenfalls die Tagline des Buches aus dem Hause |Knaur| um die Gunst der Leser. Diese dürften sich vermutlich fast ausschließlich aus den Reihen der nachweislich treuen TV-Gemeinde rekrutieren. Bei durchschnittlich 6 – 8 Millionen Zuschauern jede Woche (allein am Sonntagabend in der ARD, die Wiederholungen im Lokalfernsehen nicht mitgerechnet) ein beachtlicher, potenzieller Käuferkreis.

_Inhalt und Eindrücke_

Anders als ein klassisches Lexikon, funktioniert dieses Nachschlagewerk nicht nach Stichworten, sondern hauptsächlich nach den chronologisch korrekt in ihrer Abfolge sortierten Folgen. Diese Gliederung ist logisch und nachvollziehbar. Zunächst erklärt eine mehrere Seiten umfassende Einleitung den TATORT und beleuchtet sein Erfolgsrezept von seinen Anfängen – bei denen noch niemand seinen Erfolg absehen konnte und wollte – bis hin zu den modernen Vertretern der Serie. Allen gemein ist, dass die nie zu abgehobenen, stets realitätsnahen Fälle immer ein Spiegel ihrer Zeit waren und sind. Auch diesen wichtigen Umstand der Generationen übergreifenden Unterhaltung, weiß Rüdiger Dingemann zu würdigen und hervorzukehren. Somit ist der interessierte Leser schon einmal gut darauf eingestellt, mit Hilfe des Buches, 40 Jahre TATORT und somit auch deutsche Geschichte zu erkunden.

Allerdings muss da noch ein wenig mehr kommen als nur ein simpler Episoden-Guide, wenn man sich als Untertitel „Alle Fakten. Alle Fälle. Alle Kommissare“ auf die Fahnen geschrieben hat. Wobei man „Alle Fälle“ schon gleich einmal relativieren muss, denn diese reichen bis zum Oktober 2010 – geschickterweise hat man genau beim Jubiläum den Cut gemacht. Die allerneuesten Folgen sind somit nicht mit drin. Die teilweise neuen Gesichter und Konzepte, welche erst 2011 so richtig beim Publikum ankommen sollen, finden aber durchaus schon Erwähnung. Beispielsweise solche mit dem türkischstämmigen Undercover-Solisten Cenk Batu aus Hamburg, Murot, der Ermittler mit dem Hirntumor oder das neue Frankfurter Team, welches dort unlängst das langjährige Duo Dellwo und Sänger ablöste. Selbstverständlich dürfen sich ganz besonders die Freunde der „alten Garde“ auf ein Wiedersehen mit inzwischen legendären Figuren freuen.

Haferkamp, Stoever/Brockmöller und Schimanski/Thanner sind nur einige aus dieser illustren Gesellschaft, die wohl auch heute noch fast jedes Kind kennt. Und wer diesbezüglich eine Gedächtnisstütze braucht, bekommt sie in zwei Abschnitten mit den entsprechenden Fotos zu den Hauptakteuren. Um die wichtigsten Mitwirkenden schnell zu finden, gibt es noch eine tabellarische Kommissar-Übersicht mit dem Wer, Was, Wann und Wo (mit-)gespielt hat. Interessant, dass einige der Kommissare auch mal in Nebenrollen anderer TATORTe auftauchen und dabei sogar gelegentlich der anderen Seite des Gesetzes standen: Jörg Schüttauf (Fritz Dellwo), Ulrich Tukur (Murot), Martin Wudke (Andreas Keppler) oder auch Axel Milberg (Klaus Borowski) haben durchaus schon mehr als einmal zwielichtige Rollen innegehabt. Um einige der bekannteren aus der jüngeren Vergangenheit mal exemplarisch zu nennen. Im Episodenführer erfährt man nebenher so einige weitere Anekdoten und Facts über manche Folge und Darsteller.

_Fazit_

40 Jahre TATORT auf rund 480 Seiten zu würdigen ist sicherlich nicht leicht. Das Lexikon schafft den Spagat zwischen Fakten und Unterhaltung aber recht passabel und ist alles andere als trocken. Im Gegenteil, man bekommt Lust sich die eine oder andere Folge doch noch einmal zu Gemüte zu führen und auf einige Dinge speziell zu achten. Eins der Probleme des Buches ist – neben einigen deftigen Lektoratsfehlern – ein eher grundsätzliches: Da die Serie andauert, hakt es mit der Aktualität irgendwann – aufgrund seiner geschickten Machart mit dem sauberen Schnitt, laufen die Informationen darin allerdings nicht Gefahr drastisch überholt zu werden. Und wer weiß? Vielleicht kommt ja zum nächsten anstehenden Jubiläum dann Band 2 als Ergänzung. Bis dahin bleibt es das einzige Nachschlagewerk für TATORT-Enthusiasten.

|Taschenbuch, 476 Seiten
ISBN 978-3-426-78419-8|
[www.droemer-knaur.dehome]http://www.droemer-knaur.de/home

_Rüdiger Dingemann bei |Buchwurm.info|:_
[„Deutschland in den 50er Jahren. Das waren noch Zeiten!“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2742

Schreibe einen Kommentar