Diverse Autoren – MAD Nr. 105

„Fluch der Karibk 3“ – der neue Mega-Blockbuster ist unlängst in den deutschen Lichtspielhäusern angelaufen und bietet natürlich genau diejenige Angriffsfläche, die das stets pöbelnde „MAD“-Magazin benötigt, um so richtig in Fahrt zu kommen. Sollte man jedenfalls meinen, wenn man die großspurigen Ankündigungen auf den ersten Seiten anschaut, die im weiteren Verlauf aber lediglich bedingt das halten, was sie versprechen.

So versucht sich die Redaktion an einem ziemlich sinnentleerten Quiz zum Film, dessen Humorgehalt leider wieder auf unterstem Niveau angesiedelt ist. Die Witze über Keith Richards oder die Hauptdarsteller des Karibikfluchs sind doch eher bescheidener Natur und beschreiben mal wieder sehr gut die Schaffenskrise, in der sich das Magazin seit einigen Monaten befindet. Artikel über seltsame Merchandise-Artikel zum Piraten-Movie sowie Beispiele zu moderner, ungestrafter Piraterie erweitern das Ganze zusammen mit einer Anleitung zum echten Piratendasein, doch bis hierhin wurde das Zwerchfell nur kaum in Wallung gebracht.

Wesentlich interessanter sind indes die Darstellungen verschiedener Verknüpfungen, so zum Beispiel, wie man in sechs Schritten eine Verbindung zwischen Drogen und dem Leben im Irak oder aber Pfadfindern und unehelichen Kindern herstellen kann. Manchmal ganz erstaunlich, wie diverse Parallelen ineinander greifen, und lustig ist’s ausnahmsweise dann auch mal. Auch nicht schlecht sind die Analysen verschiedener, zeitlich begrenzter Regeln, die einem helfen, sich selbst und andere vor der Blamage zu retten. Darin inbegriffen sind die Zeitfenster, in denen man die Handtasche seiner Freundin tragen oder auf Toilette abschütteln darf. Brisant, was man hier berücksichtigen muss.

Letztendlich sind dies aber nur wenige Glanzlichter Im Innern eines wenig unterhaltsamen, finsteren Tunnels, in dem mittlerweile kaum noch das Ende sichtbar wird. Es ist nämlich einfach so, dass sich die Redakteure und Zeichner ständig wiederholen und ihre Sprüche jedes Mal gleich aufbauen. Dazu gesellen sich vermehrte Seitenhiebe auf erklärte Feindbilder wie beispielsweise Mel Gibson oder Keith Richards, die nach wiederholter Verwendung heuer so etwas von abgelutscht sind, dass man kaum noch darüber lachen kann. Denn selbst wenn „MAD“ diesbezüglich recht heftig kritisieren und auch eine regelrechte Hetzjagd starten, so bleibt der intelligente, wirklich wortgewandte Witz in der neuen Ausgabe mal wieder über weite Strecken auf der Spur und öffnet sich einzig und allein in neueren Rubriken, die noch nicht zu sehr vor Wiederholungen wimmeln.

Nachdem ich den aktuellen Jahrgang nun schon etwas intensiver verfolgt habe, muss ich nun langsam aber sicher sehr resigniert feststellen, dass mich die einst legendäre Verquickung von Comics und Humor derzeit kaum noch anmacht. Das Pulver scheint allmählich verschossen, und wenn man sich nicht mal bald etwas Neues einfallen lässt anstatt permanent die Archive zu zitieren, dann sehe ich für die Zukunft von „MAD“ zumindest auf inhaltlicher Ebene echt schwarz. Nr. 105 gibt jedenfalls wenig Anlass zur Hoffnung auf Besserung.

http://www.paninicomics.de/mad-s10012.html

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