Gabriel Burns – Die grauen Engel (Folge 0)

Die Handlung:

Es ist Nacht in Vancouver … einem der zehn fahlen Orte. Der Geruch von altem Leder legt sich über die Stadt an Kanadas Westküste. Formlose Schwingen, uralt und aus Vergängnis gewoben, umspannen die Finsternis mit rauschendem Atem. Der Schriftsteller Steven Burns findet keine Ruhe und verliert sich in Albträumen über sein verschollenen Bruder. Zeitgleich nur wenige Straßenzüge entfernt, stirbt das nächste Opfer auf der Suche nach den anderen verschwundenen Kindern. Der Tod ist keine Erlösung, kein Entrinnen, kein Neuanfang. Der Tod ist nur Eis und Staub und Leere. (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Volker Sassenberg scheinen die Ideen nicht auszugehen. Nun erzählt er zusammen mit Andreas Gloge die Vorgeschichte zur Hörspielserie. Somit bekommen die Fans zusätzlichen Hörstoff in XL-Länge und auch Neueinsteiger können in die Welt des GABRIEL BURNS eintauchen.

Aber, es ist Vorsicht geboten … anhand des Covers wird nicht klar, dass es sich hier um eine Lesung handelt und nicht um ein 4-CD langes Hörspiel. Das könnte den einen oder anderen verwirren. Allerdings trägt die Front auch eine „0“, die den Käufer ein wenig skeptisch machen könnte.

Anders als bei Romanverfilmungen, bei denen man grundsätzlich denkt: „Das Buch war viel besser!“, ist diese Lesung eher ein Zusatz zur Hörspielreihe. Ein Leckerli für alle, die gern mehr Hintergründe zu den Seriendarstellern gehabt hätten und eine spannende Vorstellung der Hauptcharaktere für alle anderen Hörer. Außerdem spielt die Handlung noch vor der ersten Hörspielfolge und trägt somit seine Nummer 0 zurecht.

Wir sind (wieder zurück oder immer noch) in Vancouver. Engelbert von Nordhausen, der in der Hörspielserie den Verleger Sonny Heseltine gesprochen hatte, beauftragt den Serienhauptdarsteller Steven Burns, der zu diesem Zeitpunkt noch ein Normalo-Schriftsteller ist, mit einer Recherche. Kinder verschwinden und Dämonen tauchen auf und auch die titelgebenden „grauen Engel“ sind darunter.

Und von diesen Startkoordinaten aus tauchen wir immer weiter ein in eine ganz eigene Welt, die viel endzeitlicher ist, als es der handelsübliche Bürger weiß. Ein Tor führt in eine andere Dimension oder gar in eine andere Welt? Wer paktiert hier mit wem, um was genau zu erreichen? Und was sind denn die grauen Engel nun wirklich? Einige Fragen werden beantwortet, andere werden angekratzt und der Rest bleibt im Dunkel des Hörerkopfkinos, um sich gruselig festzusetzen.

Dabei kommt nie Langweile auf, denn das gesamte Szenario ist perfide konstruiert und schon gar nicht auf den schnellen Erfolg oder ein fixes Ende mit BUMM!-Showdown ausgelegt. Die Recherchen fesseln, die Jagd ist eröffnet und die Antagonisten nicht ganz so leicht zu greifen. Außerdem ist nicht immer wirklich klar, wer hier „gut“ oder „böse“ ist und warum.

Das Hörerlebnis:

Engelbert von Nordhausen schafft es von der ersten Hörminute an, den Hörer in die BURNS-Welt zu ziehen. Seine markante Stimme fordert geradezu zum genauen Hinhören auf und verlangt nach ungeteilter Aufmerksamkeit … allerdings hätte er manchmal schon einen Zahn zulegen können, weil er das Mittel der Sprechgeschwindigkeitsanpassung eher selten wählt oder so unvorteilhaft, dass es schnell runtergelesen klingt. Außerdem klingt er durchgängig so, als hätte er eine verstopfte Nase, aber daran hat sich der Hörer irgendwann gewöhnt.

Seine langsam vorgetragenen Szenenbeschreibungen gehen durch Mark und Bein und seine Dialoge sind oftmals sehr lebendig. Ab und zu aber sieht man im Hörkopfkino auch einen Sprecher, der in seiner Sprecherkabine ambitioniert abliest und einiges an Schauspiel vor dem Mikro vermissen lässt.

Die meisten Charaktere bekommen von ihm eine wiedererkennbare Eigenheit verpasst, ohne dass er seine Stimme allzu sehr verstellt. Manchmal aber unterscheidet sich die wörtliche Rede nicht von der Szenenbeschreibung, das wirkt ab und an irritierend.

Unterstützt wird der Sprecher dabei immer wieder von Soundschnippseln, die ab und zu als Sound-Teppich unter die Stimme gemischt werden und so die Atmosphäre noch unheimlicher werden lassen. Wenn man von diesem Stilmittel durchgängig Gebrauch gemacht hätte, wären die Schwächen des Sprechers vielleicht nicht so aufgefallen.

Der Sprecher:

Engelbert von Nordhausen ist vor allem für seine Synchronarbeit bekannt. Hier vornehmlich für Samuel L. Jackson, dem er seine markante Stimme leiht. Ab und an kann man ihn auch im Fernsehen sehen, denn er hat auch eine Schauspielausbildung absolviert. Auch ist er in Hörproduktionen und Computerspielen mit seiner markanten Stimme anzutreffen.

Technik-Credits:

Idee & Konzeption – Decision Products
Buch – Andreas Gloge und Volker Sassenberg
Musik – Matthias Günthert
Tontechnik und Schnitt – Decision Products
Cover Design und Illustration – Ingo Masjoshusmann
Aufgenommen und gemischt unter Finians Regenbogen
Produziert von Volker Sassenberg für Decision Products

Die Ausstattung:

Die rot und schwarz bedruckten CDs stecken in einem Jewel-Case.

Das Booklet enthält eine kurze und mystisch-stimmungsvolle Einführung in Form eines kurzen Vorworts. Zusätzlich bekommen wir noch die Technik-Credits und sämtliche Cover der bisher erschienenen Hörspiel-Folgen zu sehen und die des kommenden sowie der drei angekündigten GABRIEL-BURNS-Hörbucher. Außerdem finden wir hier noch ein wenig Verlagswerbung in eigener Sache für die Reihe POINT WHITMARK.

Mein Fazit:

Das Gute für alle Fans vorweg: GABRIEL BURNS funktioniert auch als Lesung! Und auch unvorbelastete Hörfreunde können hier ohne Vorwissen zugreifen, um sich ordentlich durchgruseln zu lassen. Die Hörspielserie hat ihre eigene Atmosphäre, die hier zum Teil auch entsteht. Allerdings fehlte mir beim Sprecher ein wenig das Schauspiel vor dem Mikro und der Einsatz … eine tiefe und markante Stimme allein trägt noch lange keine gute Story. Hier ist noch reichlich Raum nach oben. Die eingestreuten GABRIEL-BURNS-Hörspiel-Effekte sind eine gute Idee und werten den Hörspaß gehörig auf.

Die Story ist auch für den Fan der Serie interessant, auch wenn er natürlich die Hauptcharaktere schon kennt … aber nach gut 10 Jahren ist es erstaunlich spannend, die Ereignisse zu erleben, die alles ins Rollen brachten.

4 Audio-CDs
Gesamtspieldauer: 5 Std.
Tracks: 22
EAN: 0888837090629

www.gabriel-burns.com
www.experiment-stille.de

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