Die drei ??? und der schreiende Nebel (Folge 162)

Zur Story

Ein Brief vom alten Bekannten Professor Arnold Brewster, den die drei Fragezeichen aus dem Fall „Volk der Winde“ noch gut in Erinnerung haben, stellt den Detektiven einen interessanten Auftrag in Aussicht: Er lebt und arbeitet inzwischen im Prärie-Kaff Fort Stockburn und genau dort kommt es seit einigen Tagen zu unerklärlichen Phänomenen. Ein dichter Nebel sucht die kleine Ortschaft heim und etwas in ihm terrorisiert die Bewohner. Tickets für den Flug nach South Dakota hat er gleich beigelegt. Zwei mysteriöse Anrufe bestärken die drei ??? natürlich noch dort nach dem Rechten zu sehen. In einem gibt sich jemand offensichtlich als Brewster aus und versucht die Jungs, mittels fadenscheiniger Argumente, davon zu überzeugen nicht herzukommen. In einem weiteren kurz darauf sind neben Rauschen unmenschliche Schreie zu hören und ein röchelndes: „Toparden!“ . Vor Ort angekommen empfängt Brewster sie so herzlich, wie es die Situation erlaubt und informiert sie grob über die hier noch standhaft in der Siedlung verbliebenden Leutchen, von denen ihm zumindest einige scheinbar die Schuld am Auftauchen des schreienden Nebels geben. Der lässt sich auch gar nicht lange bitten und verbreitet Schrecken.

Eindrücke

Ein Nebel, der sich nach Belieben aufbaut und wieder verweht, ja sogar die Richtung wechseln kann – und das sogar am hellichten Tag mitten in der sengenden Hitze der Prärie?! Darin 2 Meter große, aufrecht gehende Tierwesen, die an Hauswänden kratzen und gegen Wände bollern. Das klingt wahrlich so, als hätten es die drei Detektive diesmal wirklich mit einem handfesten (Indianer-)Fluch zu tun, der auf dem kleinen Örtchen lasten soll. Oder vielleicht sind es ja auch die außerirdischen Mächte, die „Toparden“ und die US-Regierung, wie der leicht durchgeknallte Verschwörungstheoretiker Hank Tornby orakelt. Was auch letztendlich die (außergewöhnliche aber plausibel hergeleitete) Lösung sein mag, allein der Weg dorthin wurde von Hendrik Buchna mit allerhand netten Dingen ausstaffiert, die der drei-???-Konsument in der Regel so mag. Das fängt beispielsweise mit dem Querverweis auf einen, bis in die letzten US-Tage der Serie, zurückliegenden Fall an. Auch beim Gespensterschloss wird sich bedient und statt „Tooopaaarrrd’n“ könnte das altgediente Fan auch „Weeegbleiiiib’n“ hinein interpretieren. Einige (Grusel-)Elemente stammen aus einschlägigen Filmen. Von „Poltergeist“ über „The Fog“ bis „X-Files“.

Der Sound, mit dem das untermalt ist, lässt ebenfalls alte EUROPA-Hörspielzeiten aufleben. Der Nebel klingt wie die Veganer aus „Commander Perkins“ – jetzt allerdings zusätzlich gewürzt mit weiblichem Schreien. Auch andere, bekannte Ton-Samples aus dem Archiv kommen mal wieder zum Zuge. Die Interimsmusiken stammen hauptsächlich aus dem Fundus von „Perry Rhodan“ und der klassischen „HUI BUH“-Reihe. Sei’s drum, wenn’s passt, soll’s Recht sein. Wobei das altmodische – pardon: heute heißt das ja „Vintage“ – Klingeln des Detektivtelefons nebst sattem Klacken der Hörergabel (!) so langsam doch mal erneuert werden dürfte. Das aber sind alles Kleinigkeiten, die den Ablauf der gegenüber der Romanfassung stark eingedampften Story prinzipiell nicht behindern. Mehr Rotstift hätte es nicht sein dürfen, schon jetzt fehlen einige wichtige Passagen aus dem Buch, die dem Hörspiel eine gewisse Holprigkeit bescheren – zumindest wenn man die Vorlage kennt, die dieses Manko nicht aufweist. Im Großen und Ganzen kann man mit dem Ergebnis zufrieden sein, auf immerhin 72 spannende Minuten bringt es André Minningers Audioversion des 162. Falles, auch wenn die Gänsehaut irgendwie ausbleibt. Positiv erwähnenswert sind noch die beiden stimmlich bekannten Gastsprecher Christian Rode und Eckart Dux.

Die Produktion

Buch und Effekte: André Minninger
Redaktion und Geräusche: Wanda Osten
Regie und Produktion: Heikedine Körting
Musik: Hagitte & Bertling (STIL), Morgenstern, George, Conrad

Sprecher und Figuren

Oliver Rohrbeck (Justus Jonas), Jens Wawrczeck (Peter Shaw), Andreas Fröhlich (Bob Andrews), Thomas Fritsch (Erzähler), Horst Naumann (Professor Arnold Brewster), Ingeborg Christiansen (Mrs. Daggett), Christian Rode („Captain“ Hold), Edgar Hoppe (Hank Tornby), Gordon Piedesack (Mike Cobble), Eckart Dux (Samuel Cobble), Eberhard Haar (William Prescott), Gustav-Adolph Artz (Jim Sesto), Erkki Hopf (Martin Ishniak)

Fazit

Die Buchvorlage kommt beim direkten Vergleich wesentlich besser weg, nicht nur dass dort die Figuren und Handlung eine viel größere Tiefe aufweisen, es läuft einfach runder und schlüssiger als beim gegen Ende doch etwas verwirrend wirkenden Hörspiel. Es fehlen einfach zu viele Elemente aus Hendrik Buchnas, bis ins kleinste Detail, ausgefeilter Story mit ihren vielen, netten Anleihen bei diversen (Mystery-)Filmen und auch der eigenen Serie. André Minninger hat so ziemlich das Bestmögliche fürs Skript heraus geholt, sodass der Flurschaden trotz Kürzungen angenehm gering ausfiel. Ein paar kleine Holprigkeiten sind zu verschmerzen und einen Ticken schauriger hätte man sich die tonale Umsetzung das per se hübsch gruseligen Themas schon gewünscht, doch alles in allem kann man durchaus zufrieden sein. Der benebelte Rezensentendaumen schwebt irgendwo zwischen zehn und zwölf Uhr mittags.

1 Audio-CD mit einer Laufzeit von ca. 72 Minuten
Erzählt von Hendrik Buchna nach Figuren von Robert Arthur
EUROPA / Sony Music Entertainment, 2013
EAN: 887254003229

www.natuerlichvoneuropa.de

Der Autor vergibt: (4.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (2 Stimmen, Durchschnitt: 4,00 von 5)