Lansdale, Joe R. – Gott der Klinge, Der

_Inhalt:_

Das Buch enthält neben dem Roman „Nightrunners“ sechs weitere Erzählungen, die alle mehr oder weniger eng mit der mysteriösen Gestalt des Gottes der Klinge zu tun haben und auf dem Roman „Nightrunners“ basieren.

Becky und ihr Ehemann Montgomery versuchen in einem abgelegenen Ferienhaus, über ihre traumatische Vergewaltigung hinwegzukommen. Beide ahnen nicht, dass in einem schwarzen Chevy eine Bande gewalttätiger Jugendlicher auf dem Weg zu ihnen ist, um endlich zu Ende zu bringen, was sie nicht geschafft haben, nämlich Becky und ihren Mann grausam zu töten, um dem Gott der Klinge einen blutigen Tribut zu zollen. Auf dem Weg dahin ermorden sie jeden, der sich ihnen entgegenstellt.

_Meine Meinung:_

Joe R. Lansdale gehört zu den großen amerikanischen Schriftstellern der harten Horrorliteratur und reiht sich damit nahtlos neben Jack Ketchum und Richard Laymon ein. Dean Koontz selbst verfasste das Vorwort zu „Nightrunners“ und bestätigt, was auch das amerikanische Buchbranchenmagazin |Publishers Weekly| unter dem Klappentext urteilt: „Neben ‚Psycho‘ und ‚Das Schweigen der Lämmer‘ vielleicht der beste Roman der harten Thrillerliteratur“.

Tatsächlich ist „Der Gott der Klinge“ gewiss kein Buch, das zu Unrecht unter dem Label |Heyne Hardcore| erscheint. Der Text von Joe R. Lansdale ist schnörkellos, präzise und unerbittlich. Kompromisslos hält Lansdale auf das Geschehen drauf, wenn andere Autoren ausblenden. Dabei gelingt ihm der sensationelle Spagat zwischen Psychothriller und Horrorroman, denn obwohl eine übernatürliche Komponente vorhanden ist, kann der Leser nie sicher sein, ob es sich nicht doch um die Auswüchse eines kranken Geistes handelt.

Die Story spielt fast ausschließlich in der Nacht und präsentiert so die ohnehin düstere Szenerie noch beklemmender. Einen Großteil seiner Intensität bezieht der Text sicherlich aus dem Realismus der beschriebenen Gräueltaten und der Möglichkeit für den Leser, dergestalt jederzeit selbst zum Opfer zu werden, obwohl sich der menschliche Geist jede Sekunde dagegen sträubt. Stellenweise erinnert der Roman stark an John Carpenters „Assault – Anschlag bei Nacht“, nicht nur, was die Brutalität der Gang angeht, sondern vor allem am Ende, wo sich Becky und Monty gegen die Belagerung ihres Ferienhauses zur Wehr setzen müssen. „Nightrunners“ ist mehr als ein bloßer Unterhaltungsroman, in dem es etwas brutaler zur Sache geht. Es ist das schonungslose Spiegelbild einer Gesellschaft, die immer weiter abstumpft, die nach Blut giert und in der viele Mitläufer wenigen Egomanen folgen.

In den anderen Erzählungen führt Lansdale den Mythos vom Gott der Klinge fort, ergänzt und verfeinert ihn und schmückt einzelne Szenen des Basisromans „Nightrunners“ gekonnt aus. Jeder einzelnen Story geht dabei ein ausführliches Vorwort des Autors voran, in dem er seine Motivation dem Leser offen darlegt. Durch den bizarren schwarzen Humor, der vor allem in den Geschichten „Nicht aus Detroit“ und „Das zottelige Haus“ skurrile Blüten trägt, wird die Lektüre noch interessanter und wertvoller. Für Liebhaber härterer Thrillerkost insgesamt eine uneingeschränkte Kaufempfehlung.

Einfach aber wirkungsvoll präsentiert sich der Roman dem Auge des Betrachters – passender kann ein Cover kaum sein. Papierqualität, Satzspiegel und Lektorat lassen zudem keine Wünsche offen.

_Fazit:_

„Der Gott der Klinge“ ist eines der eindringlichsten Bücher, die bei |Heyne Hardcore| bislang erschienen sind – gnadenlos brutal und erschreckend realistisch. Kein Buch für zarte Gemüter und ein Muss für alle Fans der harten Gangart.

|Originaltitel: The God of the Razor, Burton 2007
Aus dem Amerikanischen von Walter Hartmann und Frank Dabrock
Titelillustration von Yellow Farm GmbH
400 Seiten, kartoniert
ISBN-13: 9783453675575|
http://www.heyne-hardcore.de

_Mehr von Joe R. Lansdale auf |Buchwurm.info|:_

[„Sturmwarnung“ 2107
[„Wilder Winter“ 4135

_Florian Hilleberg_

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