Perplies, Bernd – In den Abgrund (Magierdämmerung 3)

_|Magierdämmerung|:_

Band 1: [„Für die Krone“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6640
Band 2: [„Gegen die Zeit“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6941
Band 3: _“In den Abgrund“_

_Die Erschaffung_ des magischen Siegels, mit dessen Hilfe die Wahre Quelle der Magie wieder geschlossen werden soll, hat einen hohen Preis gefordert. Umso entschlossener ist Jonathan, den Auftrag, den der alte Giles McKellen ihm und Kendra erteilt hat, erfolgreich auszuführen. Er ahnt nicht, dass in seiner unmittelbaren Umgebung ein Verräter lauert …

Derweil beschließt der Paiute-Seher Wovoka, der bei der Erschaffung des Siegels anwesend war, sich ebenfalls hinaus auf den Atlantik zubegeben. Eine Vision hat ihm gezeigt, dass Jonathan seine Hilfe brauchen wird. Auch die befreiten Gefangenen Wellingtons, die in London zurückgeblieben sind, haben beschlossen, endlich etwas zu unternehmen, anstatt sich nur zu verstecken. Auf einem neuartigen Turbinenboot machen sie sich auf in den Atlantik, im Gepäck ein „königliches“ Schreiben.

Holmes und Randolph haben es nicht ganz so leicht. Zwar hat die Besatzung der |Gladius Dei| die beiden samt der Geistkatze Watson aus dem Rettungsboot gefischt, allerdings beäugen sich beide Parteien mit unverhohlenem Mißtrauen, und die vorläufige Zusammenarbeit, die sie beschließen, steht auf äußerst wackligen Füßen.
Dabei wäre Zusammenhalt dringend nötig. Denn die Pläne, auf die Holmes vor seiner Flucht von der Nautilus einen Blick werfen konnte, sind nicht der einzige Trumpf, den Wellington im Ärmel hat …

_Durch die vielen_ Handlungsstränge entwickelt sich die Geschichte in diesem dritten Band eher langsam. Gleichzeitig sorgen Selbige allerdings auch für enorme Abwechslung. Während der Faden um Holmes und Randolph neben einer Luftschlacht und einer Magiespalte mit erstaunlich großer Eigeninitiative auch den von Holmes zu erwartenden verbalen Schlagabtausch bietet, ist Jonathans Part diesmal gleichzeitig Bühne für den Auftritt der Sagengestalt des fliegenden Holländers, gewürzt mit einer Prise Exotik in der Gestalt Meister Fus, der Jonathan und Kendra in Kampfkunst unterrichtet – magischer, nicht fernöstlicher. Für den british-way-of-life sorgen diesmal die Herren Cutler und Konsorten, die sich mit einer Urenkelin der Queen herumschlagen und nebenbei magisch mutierte Pflanzen und belebten Müll bekämpfen müssen.

Der Showdown, auf den all diese Gruppen zusteuern, ist dramatisch und spannend geraten. Das Blutvergießen hält sich angesichts von Bomben und Scharfschützen erstaunlich in Grenzen, was auch daran liegen mag, dass ein nicht unerheblicher Teil sich auf magischer Ebene abspielt. Trotzdem hat der Autor seinen Protagonisten auch diesmal nichts geschenkt.

Und natürlich konnte er es auch nicht lassen, ein paar Seitenhiebe anzubringen. So wird der Erfinder Tesla kurzerhand zum Magier erklärt, der weniger Elektrotechnik als magische Kanonen entworfen hat. Tatsächlich ist allein die Tatsache, dass die Amerikaner einen konventionell und magisch schwer bewaffneten Panzerkreuzer losgeschickt haben, bereits eine Anspielung, und im Zusammenhang mit dem Einsatz der Waffen wird der Autor noch deutlicher.

Tesla ist übrigens nicht die einzige historische Person, die Bernd Perplies in seine Geschichte eingebaut hat. Der Erfinder Parsons, der Hofastronom William Christie sowie der Paiute-Seher Wovoka haben ebenfalls gelebt. Allerdings ist keiner dieser Neuzugänge besonders detailliert oder intensiv beschrieben. Selbst Wovoka, der tatsächlich im Showdown eine tragende Rolle spielt, bleibt eher blass. Das gilt auch für seinen Weg zur Quelle, der zwar ein paar nette Kleinigkeiten enthielt wie die kurze Durchquerung der magischen Sphäre, im Großen und Ganzen aber völlig unerheblich für die eigentliche Handlung ist und außerdem so leicht und glatt verläuft, dass er keinerlei Höhepunkte bietet.

Dafür haben die beiden Italiener sehr zur interessanten Entwicklung der Ereignisse beigetragen. Der bisher so stille, unscheinbare Scarcatore trumpft mit der Zeit immer mehr auf, was der toughen Lionida überhaupt nicht gefällt. Am gelungensten fand ich jedoch Elizabeth. Die junge Frau, die bei der Erschaffung des magischen Siegels ermordet und in die Sphäre der Magie gestoßen wurde, verwandelt sich dort in eine rachsüchtige Furie, die es sich zum Ziel gesetzt hat, Jonathan für seinen Verrat büßen zu lassen.

Das Ergebnis des Lyx-Gewinnspiels „Schaffe eine Nebenfigur für |Magierdämmerung 3|“ gefiel mir dagegen nicht so gut. Zwar war die Figur der Feodora mit ihrer für Wahnsinn gehaltenen magischen Begabung ganz nett angelegt, leider wurde letzten Endes nicht mehr daraus als eine sich emanzipierende kleine Adlige. Außerdem musste sie irgendwie in einen Plot integriert werden, der zu diesem Zeitpunkt wohl zum größten Teil bereits stand, also konnte sie auch keine wirklich tragende Rolle in der Geschichte übernehmen. Ihre einzige Aufgabe war es daher, gerade noch rechtzeitig am Schauplatz aufzukreuzen, um die Protagonisten in letzter Sekunde vor dem Ertrinken zu retten. Das Vorhaben, mit dem sie aufgebrochen ist, klingt allerdings ziemlich weit hergeholt, und es war wohl kaum anzunehmen, dass es irgendeine Wirkung auf Wellington gehabt hätte.

_Unterm Strich_ fand ich diesen dritten Band – trotz der weniger gelungenen Handlungsfäden um Wovoka und Feodora – abwechslungsreich und unterhaltsam. Er ist sauber aufgebaut und flüssig erzählt und sowohl die sympathischen Charaktere als auch die stets mit einem Augenzwinkern daherkommenden Anspielungen sorgen dafür, dass die Geschichte nicht zu einem pathetischen Kampf von Gut gegen Böse verkommt. Mit anderen Worten: Dieser dritte Band ist der würdige Abschluss eines gelungenen Zyklus.

_Bernd Perplies studierte_ Germanistik und Filmwissenschaften und arbeitet seither als Redakteur für filmportal.de sowie als Übersetzer. Bereits mit seiner |Tarean|-Trilogie hatte er großen Erfolg. Außerdem hat er sich inzwischen auch der Kinderbuchsparte zugewandt, zusammen mit zwei Co-Autoren hat er bereits zwei Bände der Serie |Drachengasse 13| veröffentlicht.

|Taschenbuch: 499 Seiten
ISBN-13: 978-3802582660|
[www.bernd-perplies.de]http://www.bernd-perplies.de
[www.egmont-lyx.de]http://www.egmont-lyx.de

_Bernd Perplies bei |Buchwurm.info|:_
[„Tarean – Sohn des Fluchbringers“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5678 (Tarean Band 1)

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