Frost, Scott – Risk. Du sollst mich fürchten

Scott Frost ist bislang eher für seine Drehbücher für Serien wie „Akte X“ oder „Twin Peaks“ bekannt gewesen. Mit „Risk. Du sollst mich fürchten“ soll sich das ändern. Der Psychothriller ist Frosts erstes Buch und wurde sogar für den |Edgar Award| als bestes Thrillerdebüt nominiert.

Der Fall, mit dem Lieutenant Alex Delillo sich beschäftigt, beginnt recht harmlos mit dem Mord an einem Blumenhändler. Als sie einen vorbestraften Mitarbeiter des Geschäfts überprüfen wollen, fliegt dessen Haus in die Luft und Alex‘ Partner Dave Traver wird lebensgefährlich verletzt.

Schon bald zeigt sich, dass der Täter zu noch weit grausameren Taten fähig ist. Immer wieder greift er auf selbst gebastelte Bomben zurück und schon bald kristallisiert sich sein Ziel heraus: Er möchte eine Bombe auf der jährlichen Rosenparade in Pasadena zünden. Für Alex und ihren neuen Kollegen Dylan Harrison, Experte für Sprengstoffe, beginnt ein Wettlauf mit der Zeit. Alex ist davon ganz besonders betroffen, denn der Täter hat ihre Tochter Lacy entführt und droht damit, sie umzubringen, wenn nicht alles nach seinem Plan läuft …

Die Handlung, die Frost in seinem Buch anbietet, ist nicht unbedingt das Nonplusultra. Der Bombenleger, der sich inszeniert und die Welt in die Luft sprengen möchte, ist ein bisschen abgeschmackt. Trotzdem schafft der Autor es, immer wieder unkonventionelle Ereignisse in seinen Plot einzubinden. Er verfolgt also nicht immer das übliche Schema, kann uns aber auch nicht völlig vom Gefühl des bereits Dagewesenen befreien.

Auch wenn das Thema nicht neu ist, so kann man sich über den Aufbau des Buches nicht beklagen. Man merkt Frost seine Vergangenheit als Drehbuchautor an. Schlag auf Schlag passieren die Morde und werden meist actionreich dargestellt. Für Ausschweifungen bleibt wenig Platz. Einzig Alex gönnt sich ab und an ein paar Zeilen, um über das schwierige Verhältnis zu ihrer Tochter zu philosophieren oder ihre eigene Vergangenheit zu beleuchten.

Diese Passagen tragen dazu bei, dass der Thriller trotz seiner actionreichen und teilweise hightechlastigen Handlung viel menschliche Wärme in sich trägt. Die Ich-Perspektive, aus der Alex erzählt, ist dem Autor sehr gut gelungen. Alex ist eine schlagfertige, im Beruf kompetente Frau, die an ihrer Unfähigkeit als Mutter zu knabbern hat. Das Verhältnis zu ihrer Tochter Lacy ist sehr schlecht. Sie weiß nur wenig über deren Leben und wird mit dieser Tatsache immer wieder konfrontiert. Frost schafft es, Alex‘ Verzweiflung, Reue und Angst im Verlauf des Buches sehr gut darzustellen. Dabei vernachlässigt er nicht, die Geschichte mit sarkastischen, teils selbstironischen Bemerkungen aufzulockern.

Auch die anderen Charaktere sind sehr vielschichtig gezeichnet, wenn auch nicht immer so interessant wie Alex. Frost setzt weniger auf wirkliche Originalität als auf gute Handarbeit. Seine Personen sind dementsprechend gut ausgearbeitet, wirken aber alltäglich.

Alex‘ Ich-Perspektive bestimmt das Buch weitgehend. Sie wird von einem klaren, sauberen Schreibstil gestützt, der bis auf die humorvollen Bemerkungen kaum Besonderheiten in Form von rhetorischen Stilmitteln besitzt. Da Frost aber sehr dicht und flüssig schreibt, ist das nicht weiter negativ. Weiterer positiver Nebeneffekt der Wahl der Ich-Perspektive ist die Homogenität in der Handlung. Scott Frost verzichtet auf weitere Perspektiven. Alles wird aus der Sicht von Alex Delillo erzählt. Dadurch gibt es nur einen Erzählstrang in der Geschichte und keine unnötigen Nebenhandlungen, die vom Kriminalfall ablenken. Eintönigkeit kommt trotzdem nicht auf. Alex Delillo ist aufgrund ihres Berufs und ihrer Sorge um ihre Tochter immer nah am Hauptgeschehen. Und auch, wenn die Handlung nicht immer zieht, so ist sie doch gut dargestellt und wird von einer sympathischen Protagonistin erzählt.

Scott Frost ist nicht der hellste Stern am Thrillerhimmel, aber er muss sich mit seinem Debüt „Risk“ auch nicht in einem schwarzen Loch verstecken. Der souveräne Thriller kann vielleicht nicht unbedingt mit dem schon oft durchgekauten, aufmerksamkeitsüchtigen Serienkiller punkten, aber dafür ist Protagonistin Alex Delillo eine sehr sympathische Frau. Der Aufbau des Buches ist spannend und die Ereignisse passieren Schlag auf Schlag. Insgesamt ist Scott Frost ein lesenswertes Buch gelungen.

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