Grote, Paul – Champagner-Fonds, Der

Der „Gourmet-Krimi“ ist inzwischen fester Bestandteil des Krimigenres und speziell der Wein hat es den Autoren dabei offensichtlich sehr angetan. Auch Weinexperte Paul Grote spürt seiner kriminalistischen Ader nach und liefert mit „Der Champagner-Fonds“ seinen mittlerweile sechsten Weinkrimi ab. Mit jedem Band seiner Reihe schickt er seine wechselnden Hauptfiguren in ein anderes Anbaugebiet, um die Besonderheiten der örtlichen Weine wie auch der Menschen zu ergründen.

_Philipp Achenbach arbeitet_ als Chef-Verkoster bei France-Import, einem auf französische Weine spezialisierten Importeur in Köln. Eigentlich ist er mit seinem Job sehr zufrieden. Sein Chef schätzt seine herausragende Kompetenz bei der Auswahl der Weine und immer wieder führt die Arbeit Achenbach in die verschiedenen französischen Anbaugebiete, um neue interessante Weine aufzuspüren.

Nun kommt Klaus Langer, sein Chef, mit einem ganz neuen Anliegen, das dem Weinkenner Achenbach schon vom Grundsatz her Kopfschmerzen bereitet. Lange möchte mit der Firma in einen Champagner-Aktienfonds einsteigen und den Vertrieb der im Fonds gehandelten Champagner übernehmen. Parallel soll die Firma radikal vergrößert werden und nicht nur Spezialist für französische Weine bleiben, sondern ihre Arbeit auf andere Anbaugebiete ausdehnen. Achenbach steht dem Vorhaben äußerst skeptisch gegenüber, auch wenn der Chef mit einer Beförderung und neuen Kompetenzen lockt.

Phillips erste Aufgabe besteht darin, in die Champagne zu reisen, vor Ort mit den Verantwortlichen des Fonds zu sprechen, Keller und Lagerbestände zu besichtigen und den Einstieg von France-Import in den Fonds vorzubereiten. Vor Ort stößt Achenbach schon bald auf ein paar Ungereimtheiten. Zwar nur Kleinigkeiten, aber als man ihn dann auch noch verfolgt, entschließt Philipp sich dazu, mal etwas tiefer zu graben. Was er dabei entdeckt, sieht nach Betrug aus. Philipps Schnüffeleien stoßen auf wenig Gegenliebe, auch von Seiten seines eigenen Chefs. Doch Philipp lässt sich dadurch nicht beirren. Er ermittelt weiter und bringt damit nicht nur sich selbst in Gefahr …

_Paul Grote lässt_ seinen Roman recht ruhig anlaufen. Der Leser hat Zeit, in Ruhe die Protagonisten kennenzulernen: Philipp Achenbach und seine Leidenschaft für Wein, seinen Sohn Thomas, der sein BWL-Studium zugunsten einer Winzerlehre hinschmeißen will und Achenbachs zarte Anbandelungsversuche mit der neuen Sekretärin von France-Import. Es wird viel über Wein diskutiert, aber auch über Wirtschaft allgemein und das Finanzwesen im Speziellen.

Ehe auch nur die ersten Dinge auftauchen, die man typischerweise in einem Krimi erwartet, hat man schon so viele Seiten umgeblättert, dass man geneigt ist, den Aufdruck „Kriminalroman“ auf dem Buchdeckel für einen Druckfehler zu halten. Um die kriminalistischen Romanelemente der ersten Romanhälfte aufzuzählen, braucht man nicht einmal alle Finger einer Hand: Jemand lügt und unser Held wird verfolgt – das war es auch schon an krimitypischer Stilistik.

Die Geschichte ist zwar sicherlich nicht uninteressant und vor allem Wein- bzw. Champagnerfreunde können ihren Wissensdurst stillen, die Spannung bleibt dabei in der ersten Romanhälfte aber leider völlig auf der Strecke. Erst nachdem Achenbach in der Champagne erste Unstimmigkeiten aufdeckt, kommt zunehmend Spannung auf. Wirklich Tempo entwickelt die Handlung dann vor allem im letzten Drittel. Dann überschlagen sich die Ereignisse, die Lage wird für Achenbach und seine Helfer und Informanten gefährlich und der Leser hat endlich Gelegenheit mitzufiebern. Was Grote im letzten Drittel auffährt, überzeugt und entschädigt den Leser, der bis hierhin durchgehalten hat, dann doch noch ein wenig.

Positiv fällt Paul Grotes Schreibstil auf. Er schreibt eingängig und verständlich, so dass der Leser eine Menge Wissen aus dem Buch mitnehmen kann. Er lässt sich über alle Facetten der Champagner-Herstellung aus, vom Boden, über die verschiedenen Rebsorten bis zur Lagerung und Degustation. Man merkt, dass hier ein Experte am Werk ist, der weiß, wovon er spricht.

Die Protagonisten sind allesamt sehr greifbar und authentisch. Sie wirken nie überzeichnet oder gekünstelt. Auch das kann man durchaus wieder als einen der Vorzüge des Romans gelten lassen.

_Bleiben unterm Strich_ gemischte Gefühle zurück. Grote beweist viel Sachkenntnis und hat ein ziemlich großes Bedürfnis, diese dem Leser unter Beweis zu stellen. So braucht das Grundgerüst des Romans recht lange, bis es steht und Spannung entsteht in der ersten Romanhälfte dadurch leider überhaupt nicht. Wer nicht die Flinte ins Korn (bzw. in die Maische) wirft, wird am Ende zwar noch mit einem durchaus spannenden Krimi belohnt, muss aber eben auch einen langen Atem haben.

|Taschenbuch: 400 Seiten
Wein-Krimi-Reihe Band 7
ISBN-13: 978-3423212373|
[www.dtv.de]http://www.dtv.de

Schreibe einen Kommentar