Hendee, Barb & J. C. – Dhampir 1: Halbblut

Die junge Magiere und der Halbelf Leesil verdienen ihr Geld auf eine sehr unehrliche Art und Weise: Sie ziehen von Dorf zu Dorf, gaukeln den abergläubischen Bauern vor, sie von bösen Geistern und Vampiren zu befreien, und kassieren dabei oft das ganze Gesparte ein, das die gutgläubigen Bauern noch besitzen. Das klappt eine Weile lang ganz gut, bis Magiere ein schlechtes Gewissen bekommt und sich entscheidet, sesshaft zu werden und mit Leesil eine eigene Taverne am Meer zu eröffnen. Doch auf dem Weg zu der Taverne geschieht etwas Unheimliches: Mitten in der Nacht wird Magiere von einem offenbar Irren angegriffen. Während des Angriffs macht Magiere eine seltsame Wandlung durch, die sie wie eine wütende Bestie handeln lässt, und bringt den Irren in ihrer Raserei um.

Was Magiere jedoch nicht weiß: Der Angreifer war in Wirklichkeit kein Wahnsinniger, sondern ein Vampir, und sein Tod bleibt nicht sehr lange unentdeckt. Parko, so sein Name, war ein Gefährte der Vampire Rashed, Teesha und Rattenjunge, die sich ausgerechnet in dem Dorf niedergelassen haben, welches Magiere und Leesil ansteuern. Die Vampire glauben nun, Magiere sei auf dem Weg in das Dorf, um sie zu vernichten, und rüsten sich für den Kampf gegen die berüchtigte Vampirjägerin. Magiere dagegen sieht in sich weder eine richtige Vampirjägerin noch glaubt sie daran, dass Vampire überhaupt existieren. Durch diese Missverständnisse auf beiden Seiten kommt es zu einem erbitterten Kampf, in dem Magiere bemerkt, dass sie selbst den Vampiren gar nicht so unähnlich ist …

Das Erste, was mancher sich bei dem Buchtitel denken wird, ist wohl: Wieso eigentlich „Dhampir“ und nicht „Vampir“? Das ist eigentlich ziemlich schnell erklärt. [Dhampire]http://de.wikipedia.org/wiki/Dhampir sind, ähnlich wie Vampire, Geschöpfe, die in den früheren Geschichten auftauchten und denen man die Fähigkeit nachsagt, Vampire auch dann sehen zu können, wenn diese unsichtbar sind. Sie sind eine Mischung aus Mensch und Vampir und sind dazu geboren, Vampire mit Hilfe ihrer Fähigkeiten zu jagen und zu töten. Die Legende der Dhampire stammt allerdings nicht aus Barb und J. C. Hendees Feder, da Dhampire bereits in einigen alten Sagen und Geschichten vorkommen. Nur sind sie eben heute lange nicht mehr so bekannt wie Vampire.

Das Buch beginnt schon einmal sehr vielversprechend. Der Leser wird Zeuge davon, wie Magiere und Leesil ihrem Geschäft nachgehen und in einem strawinischen Dorf gemeinsam ihre Show abziehen, um anschließend den Bauern das Geld abzunehmen. Dabei bauen die Autoren Barb und J. C. Hendee gleich von Beginn an eine passende Atmosphäre auf, welche die Angst und die Verzweiflung der Bauern gut rüberbringt. Gleichzeitig wird dem Leser eine unheimliche Stimmung im Dorf vermittelt, da man anfangs nicht weiß, dass Magiere keine richtige Vampirjägerin ist, und das Gefühl aufkommt, dass in dem Dorf wirklich etwas Unheimliches vor sich geht. In diesem Fall verrät das Cover des Buches schon einiges über die düstere und unheimliche Atmosphäre, welche vor allem anfangs in der Geschichte herrscht und den Leser neugierig macht.

Schon ziemlich bald lernen wir neben der jungen Magiere, die uns schon von Anfang an als gefühlskalte Kriegerin begegnet, ihren Partner, den Halbelf Leesil, kennen, der das genaue Gegenteil von Magiere zu sein scheint. Während Magiere wie die Dominantere der beiden rüberkommt und alles sehr ernst nimmt, ist Leesil ein purer Spaßvogel, der sein Leben leicht nimmt und es genießt. Neben Magiere erscheint er im ersten Moment wie ein Kindskopf, der das Geld, das er verdient, nicht spart, sondern alles für teuren Wein ausgibt oder beim Kartenspielen verliert. Eigentlich sollte man meinen, dass er derjenige ist, der irgendwann ein schlechtes Gewissen bekommt und die Bauern nicht weiter ausnehmen will. Doch Magiere ist es letztendlich, die dem ein Ende bereiten will und dadurch ihre anfängliche Gefühlskälte widerlegt. Während der ganzen Geschichte entwickeln sich Magiere und Leesil weiter und zeigen immer öfter Eigenschaften, mit denen man als Leser nicht gerechnet hätte.

Neben Magiere und Leesil gibt es dann auch noch die Vampire, die ebenfalls eine große Rolle spielen. Im Gegensatz zu vielen anderen Fantasybüchern werden in „Dhampir 1: Halbblut“ auch die ‚bösen‘ Hauptcharaktere näher in ihren Gedankengängen und Gefühlen durchleuchtet. Und obwohl Teesha, Rashed und Rattenjunge bösartige Vampire sind, erfährt der Leser einiges über deren Vergangenheit und über die Beweggründe, welche sie antreiben. So erscheinen die Vampire nicht mehr ganz so finster und sind teilweise sogar sympathisch.

Nachdem mir der Anfang des Buches sehr gut gefallen hat, ist der Rest der Geschichte zwar auch noch gut, aber ich hätte mir ein wenig mehr davon erhofft. Nach den ersten etwa hundert Seiten nimmt die Spannung der Geschichte steil ab und kommt später auch nicht mehr richtig zum Vorschein. Es hat den Anschein, als hätten Barb und J. C. Hendee am Anfang des Buches sehr viel Mühe in die Geschichte gesteckt, aber zum Schluss hin ein wenig das Interesse sowie wirklich gute Ideen verloren. Zwar kann die Geschichte noch gut unterhalten, aber der Leser wartet permanent darauf, dass irgendetwas Spannendes geschieht und die Geschichte zum Höhepunkt kommt, doch das ist über die gesamte Distanz kein einziges Mal der Fall.

Währenddessen ist die Geschichte voller Kampfszenen, die allesamt ein wenig zu ausführlich und zu langwierig sind, sodass auch da die Spannung wieder stark abnimmt und die Kampfszenen in ihrem Ablauf weder richtig nachvollziehbar sind noch irgendwie spannend. Diese Sequenzen nehmen im vorliegenden Roman einen wirklich großen Teil des Erzählumfangs ein, und nach einer Weile werden sie dann wirklich ein bisschen lästig. Hätte man die Kampfszenen ein wenig gekürzt und sich stattdessen ein wenig mehr auf die Geschichte selbst konzentriert, wäre dies sicherlich nur von Vorteil gewesen.

Auch das Ende hält nicht das, was man sich bei dem atmosphärischen und viel versprechenden Anfang der Geschichte erhofft. Das Finale setzt ziemlich abrupt ein, und man kommt nicht um hin sich anschließend zu fragen: War das jetzt alles? Eigentlich erwartet man als Leser noch etwas Aufregendes und Befriedigendes, aber plötzlich ist man auf der letzten Seite angekommen und es hat den Anschein, als hätten die Autoren keine allzu große Lust mehr gehabt, ein ausführliches Ende niederzuschreiben.

Zwar kommt beim Ende der Geschichte keine richtige Spannung mehr auf, aber dafür geht es im Epilog der Geschichte wieder aufwärts. Dort erfährt man im Nachhinein einiges über die Geschichte, was den eigenen Blickwinkel, unter dem man die Geschichte betrachtet hat, wieder ändert. Man erfährt einige Anhaltspunkte und Pläne einer Person, die in der Handlung zwar nur am Rande vorkam, aber doch eine wichtige Rolle darin übernommen hat. Durch die vielen offenen Fragen, die durch den Epilog entstehen, wird der Leser letztendlich doch wieder neugierig und möchte wissen, was es mit alldem auf sich hat und wie die Geschichte weitergeht.

_Fazit:_ „Dhampir 1: Halbblut“ ist eine nette, unterhaltsame Vampirgeschichte mit einer guten Grundidee, mehr aber auch nicht. Aus der Geschichte hätte man mehr machen können, und die vielen Kampfszenen sind einfach zu ausführlich geraten.

_Die Autoren:_ Barb und J. C. Hendee leben zusammen in Colorade, in der Nähe der Rockey Mountains. Beide sind hauptberuflich Englisch-Lehrer in Denver.

|384 Seiten Paperback
ISBN: 978-3-8025-8145-8|
http://www.egmont-lyx.com
http://www.nobledead.com

Schreibe einen Kommentar