Jens Bisky – Unser König: Friedrich der Große und seine Zeit

_Der König_

Friedrich II. (1712-1786) erstaunte die europäische Welt zuerst durch seine Jugend als künstlerisch interessierter junger Mann. Als Sohn des Soldatenkönigs, der durch sein sparsames und militantes Regime, das allerdings zu keinem großen Kriege führte, bekam er die Härte von dessen Erziehung zu spüren, so dass er schon mit seinem Freund Katte durchbrennen wollte, was ihm die väterliche Anklage wegen Hochverrats eintrug und er zusehen musste, wie Katte in Küstrin hingerichtet wurde.

Als er dann 1740 selbst an die Macht kommt, wandelt er sich abrupt zum Eroberer, der unter fadenscheinigen Gründen Schlesien annektiert. Im Siebenjährigen Krieg hat er dann einer Übermacht zu widerstehen, die Preußen an den Rand der Katastrophe bringt, denn Preußen liegt als Flickenteppich zwischen den Großmächten Russland, Österreich und Frankreich. Immerhin gelingt es ihm, in Besitz von Schlesien zu bleiben, auch wenn ihn das teuer zu stehen kommt.

Der Alte Fritz, wie man Friedrich den Großen in späteren Jahren vertraulich nannte, bläst dann täglich drei Stunden die Querflöte, verbringt die Tage mit Regieren, Dinieren und Erzählungen der immer wieder gleichen Anekdoten, und die Nächte nicht in den Armen einer Maitresse, sondern an der Seite einer Hündin, seinen Windspielen, von denen er einige Dutzend hielt.

Ab und an regiert er auch mal in die eigene Justiz hinein und bringt schon einmal ein paar Gerichtsmänner hinter Schloss und Riegel, weil sie im Falle des Müllers Arnoldt, dem angeblich das Wasser abgegraben wurde, seiner Meinung nach falsch entschieden haben. Das rückt erst sein Nachfolger Friedrich Wilhelm II. wieder gerade, der aber nicht nur das Maitressenwesen wieder einführte, sondern auch die Friederizianische Gedankenfreiheit wieder zurückdrehte.

_Das Buch_

Der Autor Jens Bisky hat ein Gespür für aktuelle Stoffe. Hat er zum 200. Todestag Kleists eine Biographie herausgebracht, so lässt er den 300. Geburtstag Friedrichs ebenfalls nicht aus. Jugend, Glanz, Krieg und Alter heißen die vier Bestandteile seines Kleeblatts, das er uns offeriert, und jeden Abschnitt durch einen eigenen Text einleitet. Dass Bisky, wie schon bei Kleist, auch für Friedrich kein inniges Verhältnis findet, kann man nachempfinden, denn er war eben ein Monarch, der, auch wenn er uns die Kartoffel als Feldfrucht geschenkt hat, immer eine gewisse Distanz verlangt. Zwei Drittel des Buches sind allerdings Originaldokumente, die recht bunt sind und auf bequeme Weise aus der überschaubaren Arbeit ein umfängliches Werk machen.

_Fazit_

Bisky bringt die reichhaltigen Quellen zu Friedrich dem Großen in überschaubarem Umfang in unsere Bücherregale. Die Aktualität findet er vor allem darin, dass sich der König als „erster Diener“ seines Staates ansah. Diese Pflichttreue, obgleich er vielleicht lieber Musiker und Schöngeist hatte sein wollen, hält zum Muster heutiger Politiker her. Wiederentdeckt wurde diese Tugend schon zu DDR-Zeiten, als man das Rauchsche Reiterdenkmal wieder unter die Linden brachte, aber auch heute ist noch kein Ende in der Faszination erkennbar, stattdessen vielleicht sogar die Sehnsucht nach einem guten König.

|Hardcover, 400 Seiten
ISBN-13: 978-3871347214|
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