Kliesch, Vincent – Todeszauberer, Der (Lesung)

_|Julius Kern|:_

01 [„Die Reinheit des Todes“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6359
02 _“Der Todeszauberer“_

Eine zerteilte Frauenleiche in Berlin bringt Hauptkommissar Julius Kern auf die Spur des Schläfenmörders, der in den letzten sieben Jahren in allen Teilen Deutschlands mindestens 17 Frauen ermordet hat. Immer wieder ändert er seine Vorgehensweise, nie hinterlässt er wichtige Spuren, sodass die Polizei immer noch im Dunkeln tappt. Und auch der einfühlsame Ermittler Julius Kern, dessen Ziel es stets ist, sich in die gesuchten Mörder hineinzuversetzen, weiß zunächst nicht weiter.

Und dann kreuzt auch noch ein alter Bekannter Julius Kerns Weg – nämlich Tassilo Michaelis, ein Mörder, den Kern zwar vor Gericht gebracht hat, der damals aber aus Mangel an Beweisen freigesprochen wurde. Immer noch hat Kern eine Rechnung mit Tassilo Michaelis offen, auch wenn dieser ihm während der Ermittlungen im Fall des Putzteufel-Mörders (in Vincent Klieschs genialem Debüt „Die Reinheit des Todes“) das Leben gerettet hat. Als Michaelis sich auch noch an Kerns Tochter heranschleicht, sieht seine Frau rot und setzt ihren Mann vor die Tür.

Kern aber hat schnell einen Zufluchtsort gefunden, denn die sympathische bayrische Ermittlerin, die sich schon seit dem ersten Mord mit dem Schläfenmörder mit diesem Fall befasst, hat längst ein Auge auf Kern geworfen und bietet ihm nun ohne zu zögern Unterschlupf.

Parallel lernen wir den Schläfenmörder kennen – den Zauberer Rufus, der in einem Berliner Varieté auftritt und uns nach und nach Einblicke in seine Vergangenheit gewährt. Als Kind wurde Rufus wegen seines enormen Körperumfangs gehänselt. Inzwischen hat er zwar die überflüssigen Pfunde abgeschüttelt, nicht aber die Dämonen, die ihn seit der Kindheit begleiten und die ihn immer wieder morden lassen …

_Katz- und Maus-Spiel_

Wie schon in seinem grandiosen Debütroman „Die Reinheit des Todes“, erzählt Vincent Kliesch auch in seinem zweiten Fall, der sich rund um den Ermittler Julius Kern dreht, zwei Handlungsstränge parallel. Während wir im ersten Buch neben der eigentlichen Mordserie erfahren haben, was Tassilo Michaelis verbrochen hat, ist es hier neben der Geschichte um den Schläfenmörder wieder einmal die Geschichte von Tassilo Michaelis. Dieser ist zwar weiterhin auf freiem Fuß, da man ihm die Taten nicht nachweisen konnte, zudem hat er viel Geld mit seinem Buch gemacht, doch da ihn jeder kennt, wird er auch häufig angefeindet. So ist er auf einen Deal mit der Polizei aus – Informationen über den Schläfenmörder gegen eine neue Identität.

Der Schläfenmörder nämlich hat Tassilo zahlreiche Briefe geschrieben, von seinen eigenen Taten berichtet und sogar Videos von seinen Taten geschickt. Tassilo ist fasziniert, zumal Rufus deutlich mehr Menschen auf dem Gewissen hat als er selbst und fröhlich weiter vor sich hin morden kann, während Tassilo die Hände gebunden sind. Jeder kennt ihn und jeder beobachtet ihn, sodass er nun brav sein Leben leben muss. Sein einziges Vergnügen besteht darin, seinen Widersacher Julius Kern immer wieder vorzuführen, und so bringt er Rufus schließlich auf eine ausgesprochen perfide Idee, als der Deal mit der Polizei platzt …

Immer wieder wechselt die Erzählperspektive, Vincent Kliesch beleuchtet den Fall des Schläfenmörders von vielen verschiedenen Seiten und stellt uns die handelnden Personen sehr genau vor. Um Rufus kennen zu lernen, springt er in dessen Vergangenheit zurück und verrät uns ganz allmählich, wie aus einem kleinen Jungen schließlich ein Massenmörder werden konnte. Da Kliesch immer an den passenden Stellen die Erzählperspektive wechselt, kurbelt er das Erzähltempo immer weiter an und sorgt für einen extrem gelungenen Spannungsbogen. Besonders packend ist die Szene, in der es einem Opfer des Schläfenmörders gelingt, diesen zu überwältigen und zu fliehen. Schon früh droht der Mörder also sein Spiel zu verlieren, bis ihm das Schicksal in die Hand spielt. Doch die Minuten, in denen uns Erzähler Uve Teschner diese Szene präsentiert, sind absolut packend und lassen einem eine Gänsehaut über den Rücken laufen.

Für Spannung sorgt Vincent Kliesch demnach ausgesprochen gut, auch wenn ihm der Spannungsbogen in seinem ersten Thriller zugegebenermaßen _noch_ besser gelungen war.

_Des Pudels Kern_

Im Zentrum der Geschichte steht zum zweiten Mal Ermittler Julius Kern, der die Jagd nach einem Mörder immer zu seiner persönlichen Mission macht und sich stets in die Mörder hineinversetzen will. Doch dieses Mal schafft er es nicht, sich dem Mörder gedanklich zu nähern und ist darauf angewiesen, auf ein Angebot seines Erzfeindes Tassilo Michaelis einzugehen. Das nagt selbstverständlich an Kern, der immer noch das Ziel verfolgt, Tassilo hinter Schloss und Riegel zu bringen. Lassen wir uns überraschen, wann ihm dies gelingt …

Julius Kern ist verheiratet und hat eine kleine Tochter, doch wie der Stereotyp des erfolgreichen Hauptkommissars es erfordert, hat er natürlich Eheprobleme, weil er ständig nur für den Job lebt, nichts mehr mit seiner Tochter unternimmt und alles stehen und liegen lässt, sobald er zu einem Tatort gerufen wird. Auch seine Tochter ist enttäuscht von ihm, da er nicht wie versprochen mit ihr in den Zoo geht und als es endlich soweit ist, dort auch noch jemanden trifft und sie ihn folglich mit einem fremden Mann teilen muss. Was Vincent Kliesch uns hier präsentiert, ist zwar ganz nett, allerdings nicht sonderlich innovativ, das muss bei aller Begeisterung über den spannenden Fall doch gesagt werden.

Tassilo Michaelis ist da von ganz anderem Format. Schon in der „Reinheit des Todes“ hat er den eigentlichen Mörder in den Schatten gestellt, da er immer noch in den Köpfen der Ermittler herumgespukt ist und ihnen die Arbeit erschweren wollte. Michaelis begeht keine Fehler, was er anpackt, endet tödlich und auch hier schafft er es, Rufus für seine Zwecke einzusetzen, das ist schon sehr gut gelungen.

Rufus als zaubernder Mörder ist ganz nett, die Idee gefiel mir gut, auch wenn am Ende klar wird, dass Rufus doch aus ziemlich hanebüchenen Gründen handelt. Das war leider nicht ganz schlüssig.

_Sprachgewaltig_

Uve Teschner spricht diesen spannenden Roman und macht seine Sache recht gut. Etwas einfacher ist die Sache für ihn dadurch, dass er meist männliche Protagonisten zu sprechen hat, was ihm aus offensichtlichen Gründen natürlich leichtfallen dürfte. Wie er den einzelnen Figuren eine eigene Stimme verleiht, ist schon gut, wenn auch nicht überragend.

Für meinen Geschmack macht er manchmal zwischen den einzelnen Kapiteln eine zu kurze Pause, so purzelt man mitunter ziemlich unsanft von einer Situation in die andere, ohne gemerkt zu haben, dass Vincent Kliesch die Perspektive gewechselt hat und wir uns jetzt an einem anderen Schauplatz befinden. Etwas mehr Ruhe und Geduld hätte Teschner hier gut angestanden.

Eins hat mir leider gar nicht gefallen und das war sein Gesang. Der Mörder neigt dazu, seine Taten mit Musik zu untermalen und stellt dabei den Titelsong aus „Cabaret“ an, was Teschner ziemlich schräg nachsingt. Er versucht dabei irgendwie klarzumachen, dass Rufus total durchgeknallt ist, aber dadurch klingt dieser Gesang so verschroben, dass man als Zuhörer geneigt ist, sich etwas für den Sprecher (hier Sänger) fremdzuschämen …

Insgesamt macht Teschner seine Sache aber trotzdem recht gut.

_Spannung pur_

Schon mit seinem Debüt „Die Reinheit des Todes“ hat Vincent Kliesch mich in Atem gehalten. So war klar, dass ich auf jeden Fall wieder reinhören würde, sobald es den zweiten Teil auch als Hörbuch gibt. Auch das zweite Hörbuch habe ich praktisch verschlungen und konnte es kaum noch ausschalten, als ich einmal damit begonnen hatte. Kliesch baut nahezu perfekt Spannung auf, baut Cliffhanger ein und wechselt immer dann die Szenerie, wenn es gerade am spannendsten ist. Nur Tassilo Michaelis hat in diesem Fall keinen so starken Auftritt mehr wie in Klieschs Debüt. Der Ermittler Julius Kern fällt dagegen deutlich ab, zu sehr orientiert er sich am Klischee eines Hauptkommissars, aber vielleicht überrascht uns Kliesch ja in seinem dritten Roman damit, dass er Kern neue Facetten angedeihen lässt. Der Fall des Schläfenmörders ist absolut spannend, gruselig und reißt den Zuhörer von Anfang an mit. Die Auflösung enttäuscht ein wenig, zu profan fand ich den Grund, den Rufus dafür angibt, warum er all diese Frauen ermordet hat, aber darüber kann ich dennoch hinwegsehen und das Hörbuch uneingeschränkt weiterempfehlen – allerdings erst dann, wenn man zuvor Klieschs (noch besseres) Debüt gelesen oder gehört hat. Sonst entgeht einem etwas!

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Spieldauer: 8:18 Std.
Gelesen von Uve Teschner|
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