Läckberg, Camilla – Engel aus Eis

_Erica Falck und Patrik Hedström:_

Band 1: [„Die Eisprinzessin schläft“ 3209
Band 2: [„Der Prediger von Fjällbacka“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2539
Band 3: „Die Töchter der Kälte“
Band 4: [„Die Totgesagten“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5860
Band 5: „Snöstorm och mandeldoft“ (noch ohne dt. Titel)
Band 6: _“Engel aus Eis“_
Band 7: „Sjöjungfrun“ (noch ohne dt. Titel)
Band 8: „Fyrvaktaren“ (noch ohne dt. Titel)

Mit „Engel aus Eis“ liefert die Schwedin Camilla Läckberg nunmehr ihren fünften Krimi rund um die sympathischen Protagonisten Erica Falck und Patrik Hedström in Deutschland ab. Die Vorgängerromane waren fast durch die Bank weg sehr gelungen, lediglich mit ihrem letzten Werk „Die Totgesagten“ konnte sie das hohe Niveau nicht mehr so ganz halten. Ein Ausrutscher? Oder setzt sich diese Entwicklung mit „Engel aus Eis“ weiter fort?

_Der Handlungsabriss im Klappentext_ klingt vielversprechend. Der pensionierte Geschichtslehrer Erik Frankel wird ermordet in seinem Haus aufgefunden. Frankel war in Neonazikreisen äußerst unbeliebt – vor allem auch, weil sein Bruder Axel sein Leben dem Aufspüren alter Nazischergen gewidmet hat. So vermutet die Polizei den Täter im Umfeld der Neonazis.

Erica ist geschockt, als sie von der Ermordung Frankels erfährt, hatte sie ihn doch noch vor wenigen Wochen um Hilfe gebeten, weil unter den wenigen Habseligkeiten, die sie von ihrer Mutter Elsy in einer Kiste auf dem Dachboden gefunden hat, auch ein mysteriöser Naziorden war. Ericas Interesse ist geweckt, und obwohl sie sich eigentlich voll und ganz in ihre Arbeit stürzen wollte, solange die Elternzeit von Ehemann Patrick dauert, beginnt sie mit Nachforschungen.

Erica und ihrer Schwester Anna war ihre Mutter immer ein Rätsel. Elsy war immer distanziert, kühl und wirkte abwesend. Erica hat sich deswegen oft gefragt, ob sie ihre Mutter überhaupt richtig gekannt hat. Als Erica nun herausfindet, dass Elsy und Erik in ihrer Jugend befreundet waren, beschließt sie tiefer zu graben und fragt sich schon bald, ob das Motiv für den Mord nicht vielleicht eher in der Vergangenheit, als in der Gegenwart zu finden ist. Unterstützt wird sie in ihren Nachforschungen von Patrik, der mit seiner Elternzeit und seiner damit verbundenen Auszeit aus dem Polizeidienst sichtliche Schwierigkeiten hat …

_Wie bei jedem Läckbergschen Roman_ fällt auch bei „Engel aus Eis“ der Einstieg sehr leicht. Schnell taucht man in die Geschichte ein und hat die Figuren lebhaft vor Augen. Erika ist mit ihrer Familie ein liebgewonnenes Herzstück der Reihe geworden und man freut sich als Leser regelrecht über jedes Wiedersehen. Diesmal ist Patrick dran, mit der Elternzeit, aber da nun mal wieder in einem Mord zu ermitteln ist, ist er hin- und hergerissen. Einerseits möchte schauen, dass bei den Ermittlungen der Kollegen alles gut läuft, andererseits will er gerne seine Zeit mit seiner Tochter Maja verbringen. Das sorgt immer wieder für Spannungen zwischen Erica und Patrik.

Sehr schön ist auch, dass Camilla Läckberg mit „Engel aus Eis“ an einer Stelle ansetzt, die in früheren Romanen immer ein Mysterium war. Das sehr unterkühlte Verhältnis zwischen Elsy und ihren beiden Töchtern Erica und Anna ist immer wieder angedeutet, aber nie näher ausgeleuchtet worden. Läckberg geht damit einer Frage nach, die so manchen angestammten Leser schon beschäftigt haben dürfte. Da die persönliche Entwicklung der Figuren im Umfeld von Erica kontinuierlich weiter verläuft, sei jedem Neueinsteiger zur chronologischen Lektüre der Läckberg-Romane geraten.

Spannung baut die Schwedin kontinuierlich auf. Sie nimmt sich zwar immer wieder Zeit für Betrachtungen ihrer Haupt- und Nebenfiguren, dreht aber ganz nebenbei auch ständig an der Spannungsschraube. Der Plot ist in viele einzelne Erzählstränge aufgesplittet, zwischen denen Läckberg hin- und herspringt, was sich sehr positiv auf den Spannungsbogen auswirkt. Zusätzlich wirft sie immer wieder einen Blick zurück in die Zeit zwischen 1943 und 1945, um zu erzählen, wie es Ericas Mutter und ihrer Clique in jungen Jahren ergangen ist.

Was Läckbergs Romane neben dem spannenden Verlauf dank der beständigen Perspektivenwechsel ausmacht, ist die menschliche Seite. Läckbergs Figuren wirken sehr authentisch und zu keinen Zeitpunkt überzeichnet. Unterhaltsame Schilderungen des Alltags der Protagonisten sind nicht bloß Füllmaterial, sondern ein markantes Merkmal ihrer Romane. Immer wieder schafft sie Platz für intime Augenblicke, die Einblick in das Seelenleben ihrer Figuren ermöglichen und würzt das Ganze mit ihrer augenzwinkernden Sichtweise. Besonders an Patriks Vorgesetztem Bertil Mellberg hat Läckberg stets ihre humoristische Seite ausgelebt. Das ist auch diesmal wieder der Fall, allerdings zeigt sie dem Leser Mellberg diesmal auch von einer ganz anderen Seite, was eine schöne Bereicherung ist.

Positiv fällt auch Paula auf, die ihren Dienst in Fjällbäcka neu angetreten hat und eine echte Bereicherung für die dortige Polizei darstellt. Mit Paula hat Läckberg wieder einmal eine Figur geschaffen, die man schnell ins Herz schließt und die man für die Zukunft nicht mehr missen möchte. Auch der Fall an sich ist sehr überzeugend konstruiert. Die Geschichte bleibt bis zum Finale spannend und die Auflösung besticht durch ihre Plausibilität.

_Bleibt unterm Strich_ also nur jede Menge Lob. Nachdem Läckberg mit „Die Totgesagten“ ein wenig geschwächelt hat, läuft sie nun mit „Engel aus Eis“ wieder zu alter Form auf und legt einen rundum gelungenen Krimi vor, der zu den besten gehört, die sie belang geschrieben hat. Erica und Patrik bleiben uns hoffentlich noch lange erhalten, und wenn Camilla Läckberg auf dem jetzigen Niveau weiterschreibt, darf man sich schon auf viele weitere schöne Schmökerstunden freuen, in denen man auf Reise ins schwedische Fjällbäcka gehen darf.

|Hardcover: 503 Seiten
Originaltitel: Tyskungen
Aus dem Schwedischen von Karin Frey
ISBN-13: 978-3-471-35015-7|
[www.ullsteinbuchverlage.de/listhc]http://www.ullsteinbuchverlage.de/listhc

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