David Baldacci – Last Mile (Amos Decker 2)

Die Spur führt in den finsteren Süden

Der Memory Man ist zurück! Seit zwanzig Jahren sitzt Melvin Mars in der Todeszelle. Er soll seine eigenen Eltern ermordet haben. Doch kurz vor seiner Hinrichtung taucht wie aus dem Nichts ein anderer Mann auf und behauptet, das Verbrechen begangen zu haben. Ein Fall für Amos Decker, den Memory Man – der seit einem Unfall nicht mehr vergessen kann. Innerhalb einer Spezialeinheit des FBI klärt er ungelöste Schwerverbrechen. Schon bald zeigt sich, dass der Fall enorme gesellschaftliche Sprengkraft birgt. (Verlagsinfo)

Der Autor

David Baldacci wurde 1960 in Virginia geboren, wo er heute lebt. Er wuchs in Richmond auf; sein Vater war Mechaniker und später Vorarbeiter bei einer Spedition, seine Mutter Sekretärin bei einer Telefongesellschaft. Baldacci studierte Politikwissenschaft an der Virginia Commonwealth University (B. A.) und Jura an der University of Virginia. Während des Studiums jobbte er u.a. als Staubsaugerverkäufer, Security-Guard, Konstrukteur und Dampfkesselreiniger. Er praktizierte neun Jahre lang als Anwalt in Washington, D.C., sowohl als Strafverteidiger als auch als Wirtschaftsjurist.

Neben seiner Arbeit als Schriftsteller engagiert sich Baldacci für eine Reihe karitativer und gesellschaftlicher Institutionen, darunter der National Multiple Sclerosis Society, der Barbara Bush Foundation for Family Literacy, der Virginia Foundation for the Humanities, der America Cancer Society, der Cystic Fibrosis Foundation und der Virginia Commonwealth University. David Baldacci ist verheiratet und hat zwei Kinder. (Verlagsinfo)

Romane

Amos Decker

1: Memory Man (2016; Originaltitel: Memory Man, 2015) ISBN 978-3-453-27060-2
2: Last Mile (2017; Originaltitel: The Last Mile, 2016) ISBN 978-3-453-27061-9
3: Exekution (2020; Originaltitel: The Fix, 2017) ISBN 978-3453271609
4: Downfall (2021; Originaltitel: The Fallen, 2018) ISBN 978-3453272347
5: Redemption (2019, Flashback, 2023))
6: Walk The Wire (2020, noch nicht auf Deutsch erschienen) (Crossover mit der Will-Robie-Serie)

Camel Club

1: Die Wächter (2007; Originaltitel: The Camel Club, 2005) ISBN 978-3-7857-2273-2
2: Die Sammler (2008; Originaltitel: The Collectors, 2006) ISBN 978-3-7857-2354-8
3: Die Spieler (2010; Originaltitel: Stone Cold, 2007) ISBN 978-3-7857-2380-7
4: Die Jäger (2011; Originaltitel: Divine Justice, 2008) ISBN 978-3-7857-2420-0
5: Der Auftrag (2014; Originaltitel: Hell’s Corner, 2010) ISBN 978-3-7857-2484-2

Sean King und Michelle Maxwell

1: Im Bruchteil der Sekunde (2004; Originaltitel: Split Second, 2003)ISBN 978-3-404-15500-2
2: Mit jedem Schlag der Stunde (2006; Originaltitel: Hour Game, 2004)ISBN 978-3-404-15793-8
3: Im Takt des Todes (2009; Originaltitel: Simple Genius, 2007)ISBN 978-3-404-15968-0
4: Bis zum letzten Atemzug (2011; Originaltitel: First Family, 2009) ISBN 978-3-404-16553-7
5: Fünf vor Zwölf (2014; Originaltitel The Sixth Man, 2011) ISBN 978-3-404-16994-8
6: In letzter Minute (2016; Originaltitel King and Maxwell, 2013) ISBN 978-3-404-17309-9

Shaw und Katie James

1: Die Kampagne (2009; Originaltitel: The Whole Truth, 2008) ISBN 978-3-404-27074-3
2: Doppelspiel (2013; Originaltitel: Deliver Us From Evil, 2010) ISBN 978-3-404-16842-2

Will Robie

1: Der Killer (2014, Originaltitel: The Innocent, 2012), ISBN 978-3-7857-2512-2
2: Verfolgt (2015, Originaltitel: The Hit, 2013), ISBN 978-3-7857-2540-5
3: Im Auge des Todes (2016, Originaltitel: The Target, 2014), ISBN 978-3-7857-2563-4
4: Falsche Wahrheit (2017, Originaltitel: The Guilty, 2015) ISBN 978-3785725894
5: Der Feind im Dunkeln (2018, Originaltitel: End Game, 2017) ISBN 978-3785726396

John Puller

1: Zero Day (2013; Originaltitel: Zero Day, 2011) ISBN 978-3-453-26906-4
2: Am Limit (2015, Originaltitel: The Forgotten, 2012) ISBN 978-3-453-26926-2
3: Escape (2015, Originaltitel: The Escape, 2014) ISBN 978-3-453-27010-7
4: No Man’s Land (2018, Originaltitel: No Man’s Land, 2016) ISBN 978-3453271616

Atlee Pine

1: Ausgezählt (2019; Originaltitel: Long Road to Mercy, 2018) ISBN 978-3-453-27228-6
2: Abgetaucht (2020; Originaltitel: A Minute To Midnight 2019)ISBN 978-3453273122
3: Eingeholt (2021; Originaltitel: Daylight 2020) (Crossover mit der John-Puller-Serie) ISBN 978-3453273450
4: Abgerechnet (2022; Originaltitel: Mercy 2021) ISBN 978-3453274006

Vega Jane
(bisher noch nicht auf Deutsch erschienen)

1: The Finisher (2014)
2: The Keeper (2015)
3: The Width of the World (2017)
4: The Stars Below (2019)

Aloysius Archer
(bisher noch nicht auf Deutsch erschienen)

1: One Good Deed (2019)
2: A Gambling Man (2021)
3: Dream Town (2022)

Sonstige Bücher

Der Präsident (1996; Originaltitel: Absolute Power, 1996)
Das Labyrinth (1999; Originaltitel: Total Control, 1997)
Die Versuchung (1998; Originaltitel: The Winner, 1998)
Die Wahrheit (1999; Originaltitel: The Simple Truth, 1998)
Die Verschwörung (2000; Originaltitel: Saving Faith, 1999)
Das Versprechen (2002; Originaltitel: Wish You Well, 2000)
Der Abgrund (2003; Originaltitel: Last Man Standing, 2001)
Das Geschenk (2003; Originaltitel: The Christmas Train, 2002)
Auf Bewährung (2012; Originaltitel: True Blue, 2009)
Das Glück eines Sommers (2012; Originaltitel: One Summer, 2011)
Todeszeiten (2013, Kurzgeschichte; Originaltitel: No Time Left, 2010)
Der Komplize (2014, Kurzgeschichte; Originaltitel: Bullseye, 2014)
Herausgeber: FaceOff. Doppeltes Spiel. (Originaltitel: FaceOff, 2014) Wilhelm Goldmann Verlag, München 2014, ISBN 978-3-442-48189-7

Freddy and the French Fries
(bisher noch nicht auf Deutsch erschienen)

Freddy and the French Fries: Fries Alive! (2005)
Freddy and the French Fries: The Mystery of Silas Finklebean (2006)
(Quelle: Wikipedia.de)

|David Baldacci auf Buchwurm.info:|

[Mit jedem Schlag der Stunde
[Im Bruchteil der Sekunde
[Das Geschenk
[Der Abgrund
[Die Verschwörung
[Das Versprechen
[Die Versuchung

Mehr Infos: https://www.davidbaldacci.com/. (Verlagsinfo)

Handlung

Melvin Mars erwartet den letzten Tag seines Lebens: Heute wird er im Gefängnis von Huntsville, Texas, hingerichtet. Seit rund 20 Jahren wartet er auf diesen Tag, denn er soll seine eigenen Eltern erschossen und obendrein verbrannt haben. Dabei hatte sein Leben erst richtig angefangen, und eine glänzende Laufbahn in der National Football League NFL stand ihm offen. So widersinnig es erscheinen mag, soll er genau deswegen seine Eltern getötet haben: Sie hätten ihm eine Starthilfe verweigert, behaupten die Staatsanwälte. Die Schöffen des Gerichts sprachen ihn aufgrund von Indizien und Ungereimtheiten schuldig.

Wie jeden Tag absolviert er stur sein Fitness-Training mindestens zwei Stunden lang. So vertreibt er auch heute die Todesangst. Als sie kommen, um ihn abzuholen, fehlt der Priester. Das macht ihn stutzig. Dann sagen sie, dass die Hinrichtung abgesagt worden sei. Bei der Anhörung teilt ihm einer aus der Kommission mit, dass jemand, den Melvin noch nie getroffen hat, die Schuld an dem Doppelmord gestanden habe, ein Häftling aus Alabama.

Ob man ihn jetzt freilasse, will Melvin wissen. Nein, eine Ermittlung sei in Gang gesetzt worden. Ob ihn der Staat Texas für seine ungerechtfertigte Inhaftierung entschädigen werde, will Melvin wissen. Höchstens in Höhe von 25.000 US-Dollar, sagt seine – weiße – Anwältin. Aber bis jemand seine Unschuld nachweise, werde er wohl weiterhin in seiner Zelle untergebracht, sagt sie.

Das Spezialteam

Nachdem er seinen ersten Fall in seiner Heimatstadt Burlington, Ohio, erfolgreich gelöst hat, wird Amos Decker in ein Spezialteam des FBI berufen. Der ehemalige Polizist hat seine Familie durch Mord verloren („Memory Man“) und ist emotional angeschlagen. Da ihn sein lückenloses Gedächtnis wachhält, fährt er durch, bis er in Quantico, Virginia, ankommt. Hier steht nicht nur die bekannte FBI-Akademie und Basis des US Marine Corps, sondern einige Unterbringungsmöglichkeiten. Das ihm angebotene Kabuff ist immer noch besser als ein Wohnwagen, und er akzeptiert es.

Quantico

Das Spezialteam soll im Auftrag des FBI Cold Cases lösen und versammelt auffällig kompetente Menschen, darunter Decker, eine Journalistin, eine Psychologin und mehr. Geleitet wird es von Special Agent Bogart, der in seiner Aktentasche von eine Auswahl von Fällen vorbereitet hat. Natürlich kennt er den Lebenslauf Deckers auswendig. Im Autoradio hat Decker vom Fall Melvin Mars‘ erfahren, sich im Internet kundig gemacht und will ihn diesen zur Wahl stellen.

Drei Aspekte sprechen ihn an: Erstens kennt er Melvin Mars persönlich noch vom Football-Spielen, die Mordtat ähnelt zweitens seinem eigenen Schicksal und drittens gibt es in diesem Fall derart viele Ungereimtheiten und offene Fragen, dass sich das Team einfach mal darin vergraben sollte. Wer ist beispielsweise dieser Mr. Charles Montgomery aus Alabama, der die Schuld auf sich genommen hat? Er ist schon über 70 Jahre alt und hat schon einiges auf dem Kerbholz. Noch nie hat er sich zu Mars‘ Gerichtsprozess eingelassen. Woher kommt dieser plötzliche Sinneswandel, will Decker herausfinden.

Nachdem er noch weitere „Spezialisten“ aus Bogarts Teams kennengelernt hat, wird über Deckers Vorschlag abgestimmt. Natürlich gibt es einen Neinsager und Egoisten: Todd Milligan ist ein echter FBI-Agent, der diese „Zivilisten“ nicht für voll nimmt. Decker braucht nur fünf Minuten, um Milligan zu beweisen, dass dessen Fall zu einem Schuldigen führt – wozu darauf noch Zeit verschwenden? Milligan muss schwer schlucken, um sein Ego zu kontrollieren, aber Bogart redet mit ihm. Mit vier zu eins Stimmen wird Deckers Vorschlag angenommen.

Huntsville, Texas

Er hatte doch nicht wirklich gedacht, er würde hier lebend rauskommen, oder? Es kommt, wie Melvin Mars es erwartet hat: Sobald er aus dem Todestrakt in das „normale“ Gefängnis verlegt worden ist, gerät er ins Visier zweier Häftlinge, die glauben, dass sie hier, protegiert von einem Wärter, das Sagen haben. Mars nennt sie Zwideldum und Zwideldei, wie die Zwillinge aus „Alice hinter den Spiegeln“. Beide sind mit je einem Messer bewaffnet, was bestimmt kein Zufall ist. Nach weniger als 30 Sekunden liegen beide tot oder halbtot am Boden. Die Wärter prügeln den Sieger bewusstlos.

Mars erwacht an einem ihm unbekannten Ort und vor einem dicken Mann, der ihn ausfragen will. Der dicke Mann ist Decker, und die nette Journalistin Alex Jamison (aus „Memory Man“) will Mars‘ Aussage aufnehmen. Nachdem alle Identitäten geklärt sind und auch seine Anwältin zugegen ist, redet Mars eine Stunde lang. Aber es gelingt ihm nicht, die Zeitlücke zu erklären, die zwischen seinem Zeitablauf und jenem besteht, den seine Freundin Ellen Tanner und der Motelportier Simone zu Protokoll gegeben haben. Mars ist wütend, aber das juckt Decker nicht. Es gibt noch viel zu klären. Denn Simone ist inzwischen in Florida gestorben und Tanner unauffindbar.

Der Tatort

Decker findet es ziemlich bemerkenswert, dass jemand erst beide Eltern – ein weißer Vater namens Roy und seine schwarze Frau Lucinda – erst mit einer Schrotflinte erschossen und dann auch noch verbrannt haben soll. Man konnte die Opfer nur anhand ihrer Gebisse identifizieren, durch einen lokalen Zahnarzt. Das Heim der beiden steht noch und wird von allen Interessenten seit 20 Jahren gemieden. Das findet Decker durchaus plausibel. Weniger plausibel ist, dass sich über die Herkunft von Roy und Lucinda rein gar nichts herausfinden lässt, wie Agent Milligan zähneknirschend zugeben muss.

Im Obergeschoss ist nur Melvins Zimmer noch eingerichtet, und das der Eltern, das gegenüber liegt, ist leer bis auf einen Kleiderschrank. Auf der inneren Seitenwand findet Decker vier Initialen vor und fotografiert sie: A.C + R.B. Von der angeblichen Tatwaffe, der Schrotflinte, ist ebenso wenig zu entdecken wie von der Munition. Das Haus brannte deshalb nicht nieder, weil ein Autofahrer auf der Straße das Feuer im Obergeschoss sah und die Feuerwehr alarmiert, die binnen 30 Minuten eintraf und löschte. Trotzdem: Es bleibt eine Zeitlücke von etwa 35 Minuten, für die niemand eine Erklärung hat.

Auch Melvin nicht, der alles noch einmal schildern muss. Doch diesmal gesteht er, was er vor Gericht auf Anraten seines Anwalts verschwiegen hat: Er hatte tatsächlich einen Vertrag mit seinem Vater, in dem er sich verpflichtet, die zu erwartenden Millioneneinnahmen zu 30 Prozent an seinen Vater abzutreten. Obwohl das wie Mordmotiv aussieht, war er damals durchaus bereit dazu. Nach dem Tod seines Vaters, eines einfachen Pfandleihers, zerriss er das Dokument und spülte es das Klo runter. Decker findet es bemerkenswert, dass es im ganzen Haus zwar viele Fotos des Sohnes, aber kein einziges der Eltern gibt. Lebten sie etwa in einem Zeugenschutzprogramm? Das müsste das US-Marshall-Büro wissen.

Alabama

Charles Montgomery, ein Vietnamveteran und Drogenjunkie, will vor 20 Jahren Roy Mars zu dessen Haus gefolgt sein, um ihn auszurauben. Doch der behauptete, das Geld hole der Besitzer der Pfandleihe immer abends ab, um die Geldkassette bei der lokalen Bank zu deponieren: sicher ist sicher. Der Rest lief auf die Beseitigung lästiger Zeugen hinaus: das Abfeuern der Schrotflinte, die er vorgefunden habe, und das Benzin, um Feuer zu legen. Von Melvin Mars, dem Footballspieler, habe er aus der Zeitung erfahren. Und jetzt, nur drei Wochen vor seiner Hinrichtung, wolle er Mars entlasten.

Das bestätigt auch Montgomerys Frau Regina, die von zwei McJobs lebt. Decker findet es sehr interessant, dass ihr gemeinsamer Sohn Tommy, den er in der lokalen Sporthalle besuchen und befragen darf, ebenfalls Footballspieler ist. Er gibt ihm ein paar gute Tipps für einen Spielzug, und Tommy revanchiert sich, indem er verrät, dass Regina nach der Hinrichtung seines Vaters eine Lebensversicherung ausbezahlt bekommen wird. Das wiederum finden alle im Team höchst interessant. Auch die Auskunft, dass Tommy Aussichten auf einen lukrativen Vertrag mit einem Football-Team hat. Die Parallelen zu Melvin Mars sind bestimmt kein Zufall.

Texas & Alabama

Ein paar Wochen später wird Melvin von einem Richter freigesprochen. Die Entschädigung für 20 verlorene Jahre beträgt, wie gesagt, nur 25.000 Dollar. Immerhin darf Melvin mit nach Alabama fliegen, um Montgomerys Hinrichtung auf dem elektrischen Stuhl „Yellow Mama“ beizuwohnen. Es ist das Grauenhafteste, was er je erlebt hat. Regina Montgomery wird ohnmächtig, und der Magen der FBI-Psychologin legt den Rückwärtsgang ein.

Doch Decker erkennt die Gunst der Stunde und überredet zwei Mitglieder des Teams plus Melvin, ohne Wissen von Bogart Regina Montgomery zu befragen. Der Besuch wird ein voller Erfolg: Jamison staunt Bauklötze, als sie teure Parfümflaschen im Küchenschrank und eine Hermès-Handtasche entdeckt. Am Handgelenk trägt Regina eine Cartier-Armbanduhr. Decker macht Fotos von allem und hinterlässt eine wütende Witwe. Später wird er sich deshalb Vorwürfe machen, denn er unterlässt jede Hilfeleistung.

In der folgenden Nacht reißt ihn Bogart aus dem Schlaf: „Regina Montgomery ist tot. Ihr Haus ist in die Luft geflogen…“

Mein Eindruck

Von hier an nimmt die Handlung zunehmend Fahrt auf. Und das will was heißen bei dem Tempo, das der Autor in seinen Thrillern üblicherweise vorlegt. Fast jedes der zahlreichen Kapitel endet mit einem Cliffhanger wie dem oben geschilderten oder mit einem neuen Rätsel. Die bösen Buben halten sich lange Zeit bedeckt, doch irgendwann müssen auch sie aus der Deckung kommen. Decker greift auf ein altes Verfahren der Jäger zurück: Schlage aufs Gras und scheuche die Schlangen auf.

Doch wer sind diese Schlangen, lautet die Eine-Million-Dollar-Frage. Sie haben irgendetwas mit Football zu tun und womöglich kennt Melvin Mars den einen oder anderen sogar. Allmählich schält sich bei Deckers Team eine Theorie heraus, wonach diese Dunkelmänner über Melvin lediglich an seine Eltern Roy und Lucinda herankommen wollten. Denn diese lebten keineswegs in einem Zeugenschutzprogramm, sondern versteckten sich.

Besonders Roy – oder wie auch immer er in Wahrheit hieß – muss etwas zu verbergen gehabt haben. Etwas Wertvolles, das die Dunkelmänner bedrohte. Sie können es nicht bekommen haben, denn sonst wären sie nicht weiterhin aktiv: Sie bringen Charles Montgomery dazu, sich hinrichten zu lassen, so dass seine Witwe die Lebensversicherung kassieren kann. Doch auch sie ist nun eine lästige Zeugin und muss aus dem verkehr gezogen werden.

Das Team stößt auf die Spur eines Mannes, der ein Killer sein könnte. Doch die Wahrheit ist noch verdrehter als sie denken: Roy Mars ist nie gestorben und wird von seiner Vergangenheit verfolgt. Ihn wiederzufinden und gleichzeitig deshalb bedroht zu werden, ist das Schwerste, was Melvin Mars je hat tun müssen. Doch der Showdown steht erst noch bevor…

Die Übersetzung

S. 200: „Lucinca Mars“ statt Lucinda Mars.

S. 229: „Speck, Grits und Toast“: Grits ist vielleicht nicht jedem Leser geläufig und wird auch nicht erklärt. „Grits ist eine Speise aus grobem Grieß oder Grütze aus Mais, die besonders in der amerikanischen Südstaatenküche beliebt ist.“ (Wikipedia.de)

Unterm Strich

Ich habe diesen Thriller in nur wenigen Tagen bewältigt, denn es ist kaum möglich, das Buch aus der Hand zu legen. Die kurzen Kapitel sagen einem, dass man nur noch ein klitzekleines Kapitelchen weiterzulesen braucht – und schon ist man 30, 40 oder gar 50 Seiten weiter. Hinzukommt eine Handlung, die mit überraschenden Wendungen aufwartet, dass einem schwindlig wird. Noch dazu gibt es einen Verräter im Team. Über die bösen Buben darf hier natürlich nichts verraten werden.

Am besten gefielen mir die vielen Zeugengespräche, darunter das mit der über 80 Jahre alten Mildred Bray. Sie weist keine Spur von Alzheimer auf, sondern erinnert sich an alles genau, als wäre es erst gestern gewesen. Soll der Spitzbube, den sie in Regina Montgomerys Siedlung erspäht hat, nur kommen – sie hat ihre Schrotflinte stets griffbereit!

Ein anderes Gespräch findet mit dem Zahnarzt statt, der seinerzeit in Texas die Identifizierung der beiden verbrannten Leichen von Roy und Lucinda Mars vorgenommen hatte. Obwohl er schwer unter Demenz zu leiden hat, fällt ihm noch ein, dass mit einem der vorderen Mahlzähne – er nennt sie Prä-Molare – etwas nicht gestimmt habe. Die Verhältnisse in den diversen Gefängnissen habe ich bereits erwähnt.

Nach und nach kommt anhand der Gespräche ein kleines Panorama des amerikanischen Mittelwestens zusammen, das kein gutes Licht auf den Zustand der US-Gesellschaft wirft. Da der Autor selbst Jurist war, kennt er sich mit den Tricks aus, wie entsprechend mächtige Bürger das Recht beugen können – und es à la Donald J. Trump bis heute tun.

Einer dieser mächtigen Bürger ist ein Magnat der Rüstungsindustrie und somit ein Staatsgeheimnis. Dennoch war er ein Rassist der übelsten Sorte. Seine blutige Hand lässt sich bis zu jenen Attentaten auf couragierte schwarze Bürger zurückverfolgen, die um das Jahr 1968 die amerikanische Öffentlichkeit in Aufruhr versetzten. Ein ganzer Mädchenchor wurde seinerzeit ausgelöscht – warum nur, und von wem? Dieses Geheimnis darf nie ausgedeckt werden, doch Decker ist fest entschlossen, es zu lüften. Und das bringt ihn und sein Team in Lebensgefahr.

Taschenbuch: 543 Seiten
O-Titel: Last Mile, 2016
Erste Ausgabe 2017 by Heyne.
Aus dem US-Englischen von Uwe Anton und Norbert Jakober.
ISBN 9783453439498

www.heyne.de

Der Autor vergibt: (4.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Taschenbuch: 543 Seiten
O-Titel: Last Mile
Aus dem US-Englischen von Uwe Anton und Norbert Jakober.
ISBN 9783453439498

www.heyne.de

Der Autor vergibt: (4.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)