Köster-Lösche, Kari – Blutgericht, Das (Sachsen-Trilogie, Band 1)

„Eine unfreiwilligs Reise in die Zeit Karls des Großen“, so lautet der Untertitel zum Auftakt der dreiteiligen Sachsen-Saga von Kari Köster-Lösche, in der es um eine junge Tierärztin geht, die sich plötzlich in einer Welt einige Jahrhunderte vor ihrer Zeit wiederfindet und dort einerseits als Hexerin verachtet, gleichzeitig aber auch als Zauberin verehrt wird. Eine spannende Zeitreise verspricht die Geschichte zu werden – das glaubte ich im Voraus jedenfalls noch …

_Die Autorin:_

Kari Köster-Lösche, geboren in Lübeck, hat als Tierärztin zahlreiche wissenschaftliche Bücher veröffentlicht, bevor sie mit ihren Romanen „Die Hakima“ und „Die Heilerin von Alexandria“ zur Bestsellerautorin avancierte. Mit der Geschichte über eine Raubritterin hat sich Köster-Lösche zum ersten Mal an einer mehrteiligen Reihe versucht, die aber in Historien- und Fantasy-Kreisen weniger beachtet wurde. Mit der so genannten Sachsen-Saga versuchte sie sich 2003 dann an einem neuen Mehrteiler.

_Story:_

Die moderne Tierärztin Gunhild (hm, gibt es heute überhaupt noch solche Namen …) macht mit ihrem Lebensgefährten einen Ausflug ins Grüne in der Kölner Umgebung. Als sie dabei die Umgebung alleine näher erkundet, stößt sie gegen einen Baum und verliert für eine Sekunde die Besinnung. Als sie wieder klar sieht, liegt vor ihr ein schwer verletzter Mensch, den Gunhild zunächst für einen Schauspieler hält. Als Gunhild jedoch bemerkt, dass sich die Welt um sie verändert hat, von ihrem Freund keine Spur mehr da ist und der mysteriöse Fremde es mit seinen Ausführungen über die fränkische Kirche ernst zu meinen scheint, realisiert sie, dass sie auf unerklärliche Weise einen Zeitsprung gemacht hat.

Nachdem sie dem Fremden beim Verbinden seiner Verletzungen geholfen hat, führt er sie zurück in seine Heimat und hält sie dort als Sklavin. Sein Name ist Grimoald, und er hat sich in den Sinn gesetzt, im Dienste Karls des Großen und der Kirche die Sachsen zu bekehren. Mit seiner neuen Sklavin will er nach außen hin die macht Gottes demonstrieren, weil sie mit den Utensilien, die sie mitführt, für damalige Verhältnisse magische Dinge vollführen kann. Andererseits fürchtet Grimoald die Dame aber auch, denn aufgrund ihrer seltsamen Kräfte scheint er ihr in gewisser Weise auch unterlegen.

Gunhild fürchtet in der neuen Welt um ihr Leben und wünscht sich nichts sehnlicher, als die Rückkehr zu ihrem Geliebten und vor allem in ihre Heimat. Als der Priester immer grausamer zu ihr wird, flieht sie zu den Sachsen, die noch dem ‚alten‘ Glauben anhängen. Erst als sie dort den klugen Fürstensohn Gerowulf kennen lernt, schöpft sie neue Hoffnung und beginnt langsam, sich in ihrer neuen Umgebung zu akklimatisieren …

_Bewertung:_

Das Potenzial dieser Geschichte ist wirklich endlos, und aus der Historie der Sachsen und dem Zwiespalt der verschiedenen Glaubensinitiativen hätte man eine Menge herausholen können, alleine schon beim plötzlichen Eintauchen in die neue Welt. Die Autorin scheint das indes wenig interessiert zu haben, denn sie schildert die Ereignisse derart trocken und hölzern, dass einem schnell die Freude am Lesen vergeht. Nach 50 Seiten sieht man sich einfach so mit der Tatsache konfrontiert, dass Gunhild gegen einen Baum gelaufen ist, plötzlich in einer anderen Welt lebt und des Priesters Untergebene geworden ist. Spannung Fehlanzeige! Die gesamte Abfolge der Geschehnisse wird in „Das Blutgericht“ fast schon in Form eines Berichtes abgehandelt; ausführliche Beschreibungen, detaillierte Inszenierungen und all dergleichen findet man hingegen nur ganz, ganz selten.

Selbst die Sehnsucht nach der modernen Welt stellt Köster-Lösche nur unzureichend dar; bisweilen klingt das sogar wenig glaubhaft, so nach dem Motto „ach schade, dann kann ich wohl nicht mehr zurück, schade“. Auch als Gunhild sich dann endlich mal entschließt, den üblen Priester zu verlassen und für ihre Unabhängigkeit im Sachsen des 9. Jahrhunderts zu kämpfen, gewinnt die Geschichte nicht an Tempo; im Gegenteil, es wird eher noch langweiliger, weil selbst solch entscheidende inhaltliche Wendungen einen nicht aus der Reserve zu locken vermögen.

Ich bin jetzt schon sehr skeptisch, ob sich die Autorin in den nachfolgenden zwei Bänden noch irgendwie aus der Misere befreien kann und ihren Schreibstil insoweit ändert, dass die Thematik und das in ihr steckende Potenzial endlich mal ein bisschen Farbe gewinnt. Die anfangs noch vorhandene Vorfreude auf diese Trilogie ist aber erstmal weitestgehend verpufft und einer herben Enttäuschung gewichen.

Auf die unerfreulichen logischen Patzer möchte ich jetzt nicht mehr eingehen, das würde „Das Blutgericht“ ansonsten vollkommen in Grund und Boden stampfen. Aber einen Hineis trotzdem: Laut Kari Köster-Lösche konnten die Menschen damals zur Zeit von Karl dem Großen (vor 1.200 Jahren) schon die heutige, moderne deutsche Sprache verstehen. Aha …
Hoffentlich werden die nächsten beiden Bücher nicht zur nervigen Qual!