McFadyen, Cody – Böse in uns, Das

Wer das Treiben des amerikanischen Schriftstellers Cody McFadyen schon etwas länger verfolgt, für den ist die FBI-Agentin Smokey Barrett keine Unbekannte. Smokey hat in „Das Böse in uns“ bereits ihren dritter Auftritt und muss sich auch dieses Mal mit einem verzwickten Fall herumschlagen …

Lisa Reid, eine junge Frau, die früher ein Mann war und zudem einflussreiche Eltern in der Politik hat, wird während eines Flugs getötet. Erst als das Flugzeug gelandet ist, merkt man, dass Lisa nicht mehr lebt. Smokey und ihr Team bekommen den Fall, da aufgrund des Berufs der Eltern besondere Rücksichtnahme nötig ist. Nichts darf an die Presse, doch dann stellt sich heraus, dass der Mörder im Körper der Leiche ein Kreuz mit einer Zahl hinterlassen hat. Was hat das zu bedeuten? Die Zahl ist dreistellig – hat der Mörder etwa schon über hundert Tote auf dem Gewissen?

Tatsächlich findet man wenig später die Leiche einer weiteren Frau, einer ehemaligen Prostituierten. Smokey sucht nach Berührpunkten zwischen den Opfern. Es scheint, als ob sie alle ein düsteres Geheimnis verbergen würden. Kurz darauf nimmt der Mörder Kontakt zu den Ermittlern auf: über eine Videoplattform, ähnlich dem Portal |youtube|. Das Dumme dabei ist, dass er außerdem die Videos sämtlicher Morde in den letzten Jahren hochlädt und sich dieser Skandal im Internet natürlich rasend verbreitet. Die Ermittler stehen mit dem Rücken zur Wand. Sie haben immer noch keine Spur, und nun droht der Täter damit, als nächstes ein Kind umzubringen …

„Das Böse in uns“ ist eines dieser Bücher, bei denen sich alles um die Hauptperson dreht. Smokey Barrett ist allerdings auch eine selten gute Protagonistin. Sie wirkt sehr eindrücklich und unglaublich realistisch, da sie durch ihren Beruf und einige harte Schicksalsschläge gezeichnet ist. Das sorgt dafür, dass sie sich zum einen sehr viele Gedanken über das Leben macht (und dabei auf einen großen Schatz von Erfahrungen zurückgreifen kann) und zum anderen eine sehr eigene, beinahe schon zynische Sicht der Dinge zugelegt hat. Gleichzeitig wird sie aber nie zu einseitig. Ein Hoffnungsschimmer bleibt immer. McFadyen hat eine schöne Balance zwischen der düsteren und hoffnungsvollen Seite seiner aus der Ich-Perspektive erzählenden Hauptperson gefunden, so dass der Leser sich gut mit ihr identifizieren kann.

Smokey schildert die Handlung also aus ihrer Sicht – auch wenn es einige, seltene andere Perspektiven gibt – und reichert diese daher mit sehr vielen Überlegungen und Meinungen zum Geschehen an. Der Thriller ist dadurch alles andere als objektiv, denn Smokey durchtränkt, wie bereits erwähnt, das ganze Buch mit ihrer starken Persönlichkeit. Da diese Abschweifungen trotz allem auf den Punkt kommen und nicht ausufern, behindern sie die spannende, geradlinige Handlung nicht. McFadyen schafft es, den Leser das ganze Buch über bei der Stange zu halten, indem er eine fesselnde Verbrecherjagd inszeniert. Gefüttert mit nur dem Nötigsten, fiebert der Leser mit der Heldin und ihren Leuten mit und folgt gebannt den einzelnen, häufig falschen Spuren.

Der Schreibstil des Autors hängt sehr eng mit der Hauptperson zusammen, da aus ihrer Ich-Perspektive erzählt wird. Genau wie Smokey ist die Geschichte dadurch manchmal zynisch, manchmal verletzlich, dann wiederum taff und aggressiv. McFadyens Umgang mit der Sprache ist elegant, ohne hochgestochen zu klingen. Er webt viele Sprichwörter und Redewendungen ein, was den Eindruck, Smokey direkt gegenüberzusitzen, zusätzlich verstärkt. Die Atmosphäre ist insgesamt recht düster und traurig, ganz wie die schicksalsgebeutelte Protagonistin, versinkt aber nicht in einem Tränenmeer.

„Das Böse in uns“ von Cody McFadyen ist ein rundherum gelungener Thriller mit einer spannenden Handlung, einer entsprechenden Grundstimmung und einer tollen Protagonistin. Der Roman ist zwar nicht unbedingt die originellste Kost – Serienmörder kommen ja mittlerweile in fast jedem amerikanischen Thriller vor -, lässt sich aber leicht lesen und bereitet Freude.

|Originaltitel: The darker side
Aus dem Englischen von Axel Merz
445 Seiten, Hardcover
ISBN-13: 978-3-7857-2339-5|
http://www.luebbe.de
http://www.codymcfadyen.com

_Cody McFadyen bei |Buchwurm.info|:_

[„Die Blutlinie“ 3120
[„Der Todeskünstler“ 4473

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