Pêcheuse – Die Hüterin von Riméa (Hindalische Trilogie 1)

Hindalische Trilogie

Band 1: „Die Hüterin von Riméa“

Prinz Zolaro ist nicht begeistert von dem Gedanken, daß er eines Tages König werden soll. Er fühlt sich der Sache nicht nur wenig gewachsen, das Regieren langweilt ihn auch. Als er einen Brief seines totgeglaubten Onkels Iliand erhält, ist das der Auslöser für das Abenteuer seines Lebens!

Estraia ist eine Kriegerin und auf dem Weg in die Stadt Veliat, wo ihr Bruder zu Tode gekommen ist. Sie will herausfinden, wer für seinen Tod verantwortlich ist. Dort angekommen, erfährt sie zu ihrem Entsetzen, daß ihre jüngere Schwester Ethía zugesagt hat, gerade dem Mann bei einem geheimnisvollen Ritual zu helfen, den Estraia für den Mörder ihres Bruders hält!

Die Autorin hat in ihrer Geschichte Protagonisten aus zwei Weltgegenden zusammengeführt, die seit langer Zeit keinen Kontakt mehr miteinander hatten. Und obwohl die jeweiligen Überlieferungen darüber, welche Ereignisse zu diesem Zustand geführt haben, ziemlich auseinandergehen, ist die kulturelle Basis bei beiden Seiten offenbar dieselbe. Beide glauben an denselben Gott Eldír, an seine Geister, die Ilen, und an dieselbe Schöpfungsgeschichte.

Doch während in Zolaros Heimat eine einheitliche Kirche herrscht, die von den Talbrar geführt wird, gibt es in Estraias Heimatinsel Hindalat zwei rivalisierende Orden, die Hindai, und die Hendelai, sowie religiöse Fanatiker namens Parai. Der größte Unterschied ist jedoch, daß die Dämonen, die Hindalat heimsuchen, aus irgendeinem Grund in all der Zeit keinen einzigen Fuß auf das Festland gesetzt haben.

Die Ursache dafür hat mit dem geheimnisvollen Prolog zu tun, doch ist die Autorin auch im späteren Verlauf der Handlung mit weiteren Hinweisen so geizig, daß der Leser am Ende des Buches kein Deut schlauer ist als zuvor. Statt dessen folgt er Zolaro, Estraia und Ethía auf ihrer Reise durch Hindalat und lernt dabei die Insel ein wenig besser kennen. Das eine oder andere Scharmützel mit Dämonen sorgt dafür, daß die Spannungskurve nicht allzu sehr absackt, aber hauptsächlich drehen sich die Ereignisse um Estraias Verhältnis zum Priester Vanisvar, den Ethía bei seinem Ritual unterstützen soll, und darum, ob er vertrauenswürdig ist oder nicht. Der Antwort auf diese Frage weicht die Autorin zu jeder Zeit geschickt aus, so dass der Leser das gesamte Buch über daran rätseln kann.

Estraia hat nicht nur wegen ihres jüngst verstorbenen Bruders Schwierigkeiten damit, Vanisvar zu vertrauen, sie hegt auch den Verdacht, daß er am Tod ihrer beiden älteren Brüder und ihres Vaters nicht unbeteiligt war. Tatsächlich aber hält sie sich selbst für verantwortlich an all diesen Toden, weshalb sie nun mit aller verzweifelter Kraft versucht, Ethía zu beschützen.

Ethía wiederum wirkt zwar viel zerbrechlicher als ihre zähe, kämpferische Schwester, wahrscheinlich weil sie ein sehr großes und mitfühlendes Herz hat, aber ihre Macht als Priesterin birgt ein Potenzial, das sie auf Dauer zu einer der mächtigsten Personen in ganz Hindalat machen könnte.

Vanisvar dagegen ist vor allem zielstrebig. Er will um jeden Preis das Tor schließen, das den Dämonen den Zutritt zu Hindalat ermöglicht, und mit dem Wort „jeder“ ist buchstäblich „jeder“ gemeint. Das klingt nicht unbedingt nach einem rein selbstlosen Motiv, wie es bei Ethía der Fall ist.

Leider wirkenTolaro und sein Freund Arion im Vergleich zu den beiden Mädchen eher blass. Während sich bei Estraia die Darstellung im Laufe der Zeit durch die allmählich durchschimmernden Selbstvorwürfe mehr und mehr vertieft, bleiben die beiden jungen Männer auf dem Punkt des freundlichen, aber unwilligen Prinzen und des gutmütigen, aber eitlen Weiberhelden hängen, was ich ein wenig schade fand.

Letztlich mündet die Reise in einen Showdown in Riméa, der zunächst nicht gerade nervenaufreibend anfing, aber dann eine überraschende Wendung nahm, die tatsächlich die Spannungsschraube nochmals ein wenig anzog, während der Handlungsstrang um Tolaro in den totalen Cliffhanger mündet.

Unterm Strich fand ich das Buch durchaus lesenswert. Die Idee, die der Welt und der Historie zugrunde lagen, waren interessant, die Beschreibungen der Örtlichkeiten anschaulich, aber nicht weitschweifig, die Hauptfiguren sympathisch oder in Vanisvars Fall interessant, weil man einfach nicht weiß, was man von ihm zu halten hat.
Auch die sprachliche Ausarbeitung hat mir gefallen, die Geschichte liest sich flüssig, die Dialoge klingen natürlich und echt, und mir ist nur ein einziger logischer Schnitzer aufgefallen, den ich jetzt nicht verrate, um den Showdown nicht zu spoilern.
Einzig die Ausarbeitung des magischen beziehungsweise religiösen Aspektes hätte ich mir etwas ausführlicher gewünscht, aber wie ich im Laufe der Lektüre zu ahnen begann, handelt es sich hier um ein mehrbändiges Werk, und der weitere Ausbau wurde wohl für die Fortsetzungen aufgespart, also fällt das nicht allgemein als negativer Punkt ins Gewicht, sondern betrifft nur meine persönlichen Ermüdungserscheinungen, was das Lesen von Zyklen betrifft.

Ganz besonders schade fand ich allerdings, dass die Karte so klein gedruckt ist, denn sie sieht sehr kunstvoll aus.

Die Autorin hatte ihre erste Buchidee schon als Kind und schreibt heute als Selfpublisher unter dem Pseudonym Pècheuse.

Taschenbuch 510 Seiten
ISBN-13: 978-1790391493

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