Miller, Frank / Varley, Lynn – Batman – Der dunkle Ritter schlägt zurück

_Story_

In Metropolis und Gotham City ist der Ausnahmezustand ausgebrochen. Die Medien werden von barbusigen, fleischeslustigen Marionetten dominiert, der Präsident ist in Wirklichkeit eine programmierte Software und die Bürger sind vom wirren Programm derart geblendet, dass die Superschurkenriege leichtes Spiel bei der Machtübernahme hat. Dann jedoch geschieht etwas Außergewöhnliches. Ein junges, als Katze verkleidetes Wesen befreit das Atom Ray Palmer und Barry Allen alias Flash und bringt einige gealterte Superhelden wieder ins Spiel, um die längst eingetretene Anarchie abzuwenden.

Doch hinter alldem scheint noch jemand viel Größerer zu stecken: Der dunkle Ritter kehrt in seine Heimat zurück, zeigt seinem alten Gefährten Superman in einem deutlichen Kraftakt, dass er ihm nach all den Jahren deutlich überlegen ist und zettelt eine brutale Revolution an. Doch Batman wird zunächst nicht ernst genommen und scheint der neuen Bedrohung, die von Lex Luthor und Brainiac ausgeht, nicht gewachsen. Im gehobenen Alter und an der Seite eines völlig entkräfteten Superman ist der Glanz alter Tage kaum noch sichtbar. Und trotzdem ist die Fledermaus bereit, den steinigen Weg zu gehen und die Vernichtung von Metropolis, Gotham und der ganzen Erde zu verhindern.

_Persönlicher Eindruck_

„Batman – Der dunkle Ritter schlägt zurück“, und mit ihm ein Frank Miller, der in diesem dreiteiligen Sammelband wohl die bislang außergewöhnlichste, bizarrste Batman-Adaption aller Zeiten verfasst und gezeichnet und letztendlich seinem Ruf als der wohl aktuell eigensinnigste Comic-Autor mal wieder alle Ehre gemacht hat. In einem Stil, der nicht selten den berüchtigten Pop-Art-Illustrationen gleichkommt, spielt Miller einmal mehr mit ungewöhnlichen Kontrasten, schillernden Visualisierungen und teils auch ausgeflippten Inhalten.

Der Autor zeigt die Welt der Superhelden nach ihrer Blüte; die Legenden von einst sind mittlerweile längst vergessen, die Männer und Frauen hinter ihnen scheinbar ausgestorben oder untergetaucht. Nur ein verzweifelt für die Gerechtigkeit kämpfender Superman steht als ausleuchtender Stern am Heldenhimmel, wird aber aufgrund seiner verblassten Kräfte eher belächelt als geehrt.

Erst zwei Überfälle von Catgirl, der jungen Nachfolgerin Robins, wecken die Erinnerungen an die guten alten Zeiten wieder. Einst bedeutende Gestalten wie der Flash oder das Atom geraten infolge dessen wieder in die Schlagzeilen und mit ihnen auch die Kernfigur der Story, der aus dem Hintergrund agierende Bruce Wayne, der seine Geheimidentität längst abgelegt hat. Bereit, gegen die korrupte Regierung und ihre zweifelhaften Führer anzukämpfen, spinnt er seine eigenen Intrigen und lässt auch einstige Verbündete spüren, dass er mit kompromissloser Härte vorgehen wird. Dem zweifelnden Superman verpasst er eine Tracht Prügel, wie dieser sie in seinem Leben wohl noch nie verspüren musste, und verdeutlicht damit einen klaren Standpunkt.

Unterdessen planen die Superschurken ein fürchterliches Attentat auf den gesamten Planeten. Mit außerirdischen Kräften greifen sie an und gehen rücksichtsloser als je zuvor zu Werke. Es bahnt sich ein Konflikt an, den die Comic-Welt bis dato wohl noch nie (derart abstrakt entworfen) erleben durfte – und der einige apokalyptische Visionen hervorruft, wie sie aus heutiger Sicht für jeden Comic-Liebhaber wohl eher einem Alptraum-Gemälde gleichen.

Zweifelsohne dauert es einige Zeit, bis man sich mit dem Setting angefreundet und mit der Rentenversion einiger Superhelden abgefunden hat. Ein müder Superman, der neben einigen Schicksalsschlägen eine heftige persönliche Krise verkraften muss, ein skrupelloser Batman, ein widerwärtiger, optisch vollkommen ekelhafter Lex Luthor und eine verzweifelte Wonder Woman, die von der inneren Zerrissenheit ihres Gatten Clark Kent mehr als nur betroffen ist. Aber es ist eben ein Setting, wie es Miller am liebsten kreiert, um ambivalente Stimmungen aufzubauen, Gegensätze zu kreieren, undurchschaubare Storys zu entwerfen und letztendlich doch wieder zu glänzen.

Wohlgemerkt schießt der Urheber von „Batman – Der dunkle Rächer schlägt zurück“ in regelmäßigen Abständen übers Ziel und die Grenzen des klassischen Superhelden-Comics hinaus. Die ungeschriebenen Gesetze der unendlichen Geschichte der maskierten Fledermaus gelten bei Miller ebenso wenig wie gängige Konventionen bzw. jedwede Annäherung an bekannte Vorlagen – selbst was die Gestaltung der Farben und Szenarien entgeht, bestehen die einzig nennenswerten Parallelen wohl darin, dass der Autor und Zeichner mit grellen Kontrasten und poppigen Schemen arbeitet. Doch genau hier landet man wieder an dem Punkt, der die Arbeiten der Ikone so außergewöhnlich und besonders macht. Der Mann hat Visionen und den Mut, sie auch wider alle propagierte Vernunft umzusetzen.

Natürlich wird dies zur Folge haben, dass nicht jeder Anhänger Batmans mit Millers Adaption einverstanden ist, schließlich geht das übliche Bild der Comic-Legende hier über weite Strecken verloren, und darüber hinaus auch die unantastbare Aura eines Superman, der in diesem Comic eine erschreckende Figur abgibt. Aber müssen es denn immer dieselben Geschichten mit denselben Helden, den gleichen Schurkenbekämpfungen und dem allseits bekannten Happy-End sein? Mitnichten! Und somit kommt „Batman – Der dunkle Ritter schlägt zurück“ wieder ins Spiel, ein ambitionierter, visionärer Comic sondergleichen und neben der „Sin City“-Reihe und Millers weiteren Beiträgen zu den „Batman“-Comics unter Umständen sein bestes weil außergewöhnlichstes Werk. Eines ist nämlich klar: In dieser finsteren Endzeit-Story ist nichts mehr so, wie es mal war!

http://www.paninicomics.de/

Schreibe einen Kommentar