Pfeifer, Will / Camuncoli, Guiseppe / Hope, Sandra – Captain Atom: Armageddon

_Story_

Captain Atoms Schicksal scheint besiegelt, als er sich in einen mit Kryptonit bestückten Asteroiden wirft und damit seine Welt und sein Idol Superman kurzerhand vor dem Ende rettet. Allerdings wird seine unglaubliche Heldentat nicht mit dem Tod gerächt. Captain Atom wacht in einem völlig anderen Universum fernab seiner Heimat auf und muss sich dort den fiesesten Schurken im Superheldenkostüm stellen. Der Cap sucht nach Fluchtmöglichkeiten, um wieder auf die Erde zurückzugelangen, auf der er einst respektiert und geachtet wurde, erlebt diesbezüglich jedoch fortlaufend Rückschläge. Niemand will ihm helfen, und seine gesamte Existenz wird ihm immer mehr zum Rätsel.

Eines Tages stößt er dabei auf ein finsteres Geheimnis um seine Person; irgendjemand hat ihn verändert und zur Universalwaffe zur Vernichtung des gesamten Multiversums gemacht. Atom ist eine tickende Zeitbombe, ohne zu wissen, was in ihm vorgeht und wann der Zünder ausgelöst wird. Der Captain bemüht sich in einer Verzweiflungstat, Ursachenforschung zu betreiben und die Gründe für sein Schicksal in Erfahrung zu bringen. Doch alles, was ihm entgegengebracht wird, sind Unverständnis und der dringende Wunsch, ihn ins Totenreich zu verabschieden. Schließlich steht sein Leben gegen das mehrerer Milliarden Menschen …

_Persönlicher Eindruck_

Willkommen daheim: Captain Atom, einst eines der Trademarks des |Wildstorm|-Universums, meldet sich nach zeitweiliger Abstinenz im Schoße der |DC Comics| nun in einem fulminanten Crossover zurück, der nicht nur die jüngsten Ereignisse der DC-Historie mit intelligent eingestreuten Querverweisen streift, sondern inhaltlich ein allzu typisches Prachtstück von Seiten des renommierten amerikanischen Verlags geworden ist, das sich durchaus mit den alten Atom-Comics messen darf. Dabei kommt die Reinkarnation des eigentlichen B-Helden ziemlich überraschend, wenngleich der Zeitpunkt kaum besser sein könnte. Die „Infinite Crisis“ mit den Konflikten der zahlreichen Universen ist gerade beendet, da wird auf Grundlage der dortigen Ereignisse gleich ein neuer Mini-Crossover angehängt, der die Dramaturgie besagter Krise in einer eigenwilligen, aber durchaus lesenswerten Geschichte wieder aufkocht.

Der tragische Titelheld wird in „Armageddon“ durch die Galaxie gejagt und landet nach seiner aufopferungsvollen Rettungsaktion auf einer Parallel-Erde, die sich in menschlicher Hinsicht völlig von seiner ursprünglichen Heimat unterscheidet. Die Menschen dort sind skeptisch und ohne jegliches Vertrauen, haben geradezu Böses im Sinn, wohingegen der Captain lediglich nach Verbündeten sucht, die ihm aus seiner Misere helfen und einen Weg zurück zur Erde weisen können. Aber sein ganzes Hoffen und Bitten stößt auf Abweisung und Unverständnis, obwohl der Authority dieser Parallelwelt nichts lieber wäre als die Auslöschung des neuen Bewohners, der in sich Kräfte trägt, die den gesamten Planeten, ja die gesamte Galaxie auszulöschen vermögen. Atom kämpft gegen Windmühlen, während sein Zorn gemeinsam mit seiner Verzweiflung ständig anwächst. Verrat und hinterhältige Intrigen weben sich um seine Person, bis er endlich spürt, dass in ihm immer noch die Kraft steckt, seinem Schicksal zu entrinnen. Anders jedoch als im typischen Superhelden-Kosmos scheint der Weg dorthin aber nicht mit guten Vorzeichen gepflastert!

Im Grunde genommen ist diese hier zusammengefasste Mini-Serie sicher keine ungewöhnliche Heldensaga, selbst wenn mancher Inhalt ein wenig bedrückend, nahezu finster ist. Allerdings ist das Happy-End in „Armageddon“ zu keinem Zeitpunkt greifbar, was an der wechselseitigen Entwicklung des Plots sowie der generellen Depression, die den Hauptcharakter umgibt, festzumachen ist. Geradezu naiv wendet sich Atom gegen eine wachsende Zahl von potenziellen Kontrahenten, bewahrt dabei zwar seine Political Correctness, verhält sich jedoch selten wie ein standardisierter Superheld. Seine Motivation ist klar, sein Handeln indes unstet und somit Garant für eine unberechenbare, spannende Story, die so manche erstaunliche Wendung nimmt.

Und dementsprechend ist dieser Crossover der beiden Lager |DC| und |Wildstorm| auch wirklich prächtig gelungen; bekannte Charaktere werden trefflich in Nebenrollen integriert, das aktuelle Zeitgeschehen der beiden Universen geschickt miteinander verflochten und die Geschichte stringent aber dynamisch fortgeführt. „Captain Atom: Armageddon“ ist ergo ein prächtiges Beispiel dafür, wie man eine prinzipiell weniger originelle Storyline dennoch mit innovativen Elementen spickt. Definitiv ein Highlight des gerade gestarteten Comic-Herbstes!

http://www.paninicomics.de

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