Schlau wie Vier – Wildpferde. Reise in die Mongolei (Folge 2)

Die Handlung:

Schöne Neuigkeiten für die Kinder der 4a: Der nächste Schulausflug führt nach Dülmen zu wild lebenden Pferden! Das ist doch ein Thema für die Online-Schülerzeitung, finden die Zwillinge Pia und Lisa und ihre Freunde Samir und Tobi. Bis der „Checker“, dieser Angeber aus der Parallelklasse, ihnen mal wieder die Show stiehlt. Gut, dass die schlauen vier eine Raum-Zeit-Maschine besitzen, mit der sie direkt in die Mongolei kommen. Dort wohnen nämlich die einzigen echten Wildpferde der Welt – und das Nomadenmädchen Sarangerel. (korrigierte Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Nachdem ich mich in der Besprechung der ersten Folge genug darüber aufgeregt habe, dass das Label vorsätzlich einen Rechtschreibfehler in den Serientitel eingebaut hat, dass die Erfinderin des (launischen) Navinauten selbst nicht weiß, wie und womit er eigentlich funktioniert, dass die Sprecher hörbar über 20 Jahre älter sind als die Rollen, die sie sprechen, dass Samirs Weisheiten nerven und dass die Zwillingsmädels pauschal eh schon immer alles wissen, was wir hier erst beigebracht bekommen sollen … gibts hier die berühmte zweite Chance. Schließlich sind die Sprecher sehr talentiert und das Hörspiel selbst war erwartungsgemäß technisch sehr gut gemacht und auch spannend und unterhaltsam.

Also? Wie viel Nicht-Nachvollziehbares gibts denn diesmal? Bevor wir das herausfinden, nehmen wir erst mal Platz im Ausflugsbus und hören uns die erste Weisheit der Folge an .. seufz, die gibts also auch immer noch.

Und dann gibts die erste Infodruckbetankung. Alles über die Wildpferde von Dülmen, die es natürlich wirklich in dem dortigen Naturschutzgebiet gibt. Die Infos sind prima in die Story eingebaut und werden dem Hörer und den Viertklässlern per Mikrodurchsage während der Busfahrt zu den Ponys erzählt. Dass die Autoren dann Lisa einen Klugscheißerauftritt ermöglichen, gefiel mir nicht so sehr. Auch wenn sie sicherlich Recht hat, so wirkt das Korrigieren der Daten ziemlich unsympathisch. Außerdem stellts wieder die Frage in den Raum, wieso sie überhaupt noch in die 4. Klasse geht, wenn sie eh schon alles über alles weiß … Die Lehrerin nimmts aber gelassen … wohl weil sie es von Lisa schon gewohnt ist.

Auch auf das Gestänkere vom Checker hat sie eine souveräne Antwort … und die Autoren nutzen den Moment, um weitere Infos über Wildpferde zu präsentieren. Da kann man sich berichtigt fragen, ob und wie viel wir noch über die Tiere lernen können, nachdem die Busfahrt vorbei ist. Oder wirds dann nur noch um den schulinternen Wettbewerb zwischen den vier Freunden und ihrem Checker-Erzfeind gehen, wer denn den besten Bericht über das Thema bei der Eulenpost abliefert?

Die Turbulenz vor Ort bei den Wildpferden hat mir gut gefallen, auch die in dem Zusammenhang eingeflochtenen Infos waren ok. Aber die kommen leider immer gebündelt und in einer Menge und Länge, dass sie schnell nerven können. Davon ab wissen Pia und Lisa wie immer eh schon immer alles und alles besser … warum gehen die noch mal noch zur Schule und lehren nicht selbst schon?

Alles, was die beiden ablassen, klingt altklug und lässt die Charaktere unsympathisch wirken, auch wenns na klar alles echte Fakten sind, die stimmen. Interessanterweise macht sich niemand über sie lustig wie das in anderen Serien nachvollziehbar bei „aufgeweckten Kindern in Hörspielserien“ passiert oder bremst sie wenigstens irgendwann mal.

So rattern die beiden immer mal wieder ohne Ende Daten, Fakten und Infos runter. Alles interessant, keine Frage, aber zu viel auf einmal, sodass immer wieder der Eindruck des vorgelesenen Sachbuchtexts entsteht. So viel Mühe sich die Sprecher und die Autoren auch geben, das Ganze irgendwie locker in eine spannende Story einzubinden … es fühlt sich jedes Mal wie ein Fremdkörper an.

So wie die Kids sich in der Mongolei anfühlen, nachdem sie raumzeitgereist sind. Mit dem Navinauten, von dem sie Mutti noch immer nicht erzählt haben, dass er doch funktioniert. Ok, das kann ich nachvollziehen. Gut möglich, dass die Erfinderin des Geräts den Kids das Ding sonst wieder wegnimmt.

Und hey, diesmal haben die Autoren sogar daran gedacht, dass sich die Jungs und Mädchen weit im Osten gar nicht verständigen können, weil sie die Sprache nicht sprechen … und daran, dass sie nichts ortsansässig Passendes zum Anziehen haben. Na immerhin!

Dann gibts auf einem Ausritt mit dem Klappentextmädchen noch mehr künstlich eingeflochtene Infos, die wie abgelesener Sachbuchtext klingt. Aufgelockert von einem Dramateil mit Wölfen und so.

Die Infos, die von Sarangerel und ihrer Mutter zur Folge beigesteuert werden, klingen zwar genauso künstlich eingefügt, klinken sich aber besser in die Geschichte ein, weils nicht so oberlehrerhaft rüberkommt wie bei Pia und Lisa und vor allem ists nicht so viel auf einmal, was wir von ihnen Wissenswertes erzählt bekommen.

Was aber bei der Rückreise wieder auffällt: Wenns um die in der Folge zu vermittelnden Wissensbereiche geht, nehmen es die Autoren der Folge ziemlich genau. Alles, was in der Story selbst passiert, muss nicht unbedingt einleuchtend und nachvollziehbar sein.

Dem Angeber-Checker am Ende aber wieder einen Streich zu spielen, das passt immer. Diesmal war auch der Abschlusslacher dazu in Ordnung.

Die Sprecher und ihre Rollen:

Erzähler – Achim Buch
Samir – Daniel Kirchberger
Tobi – Flemming Stein
Pia – Alina Degener
Lisa – Julia Fölster
Frau Krause – Elena Wilms
Checker – Sven Nowatzky
Checkers Vater – Robin Brosch
Navinaut – Volker Hanisch
Sarangerel – Emliy Seubert
Sarangerel-Mutter – Freya Trampert
Chuck / Gästeführer – Thomas Karallus
Ansager – Erik Schäffler
Sprecher-Stimme – Christian Rudolf
Rettungssanitäter – Oliver Warsitz

Technik-Credits:

Konzept: Verena Carl, Alexandra Frank nach einer Idee von Hilla Fitzen
Buch: Verena Carl (www.verenacarl.de), Alexandra Frank (www.kindermedienbuero.de)
Redaktion: Hilla Fitzen
Produktion: Fährhauston, Hamburg
Regie: Thomas Karallus
Ton/Sounddesign: Christoph Guder
Titelmelodie: Ludi Boberg
Musik: Sonoton
Wissenschaftliche Beratung: Dr. Lydia Kolter, Zoologischer Garten Köln
Illustration: Comicon-Barcelona/Eva Richarte

Die Ausstattung:

Die CD steckt in einem Jewel-Case. Das Bookletchen enthält eine Doppelseite Pferde-Infos, die Technik-Credits, die Sprecherliste und eine Aufstellung jeder einzelnen der beiden bislang erschienen Folgen … Auf der Rückseite des Case finden wir eine kurze Inhaltsangabe der Folge. Eine Trackliste gibts interessanterweise nicht.

Stattdessen gibts den Powerspruch der Kids zu lesen … natürlich nur echt mit vorsätzlichem Rechtschreibfehler … Ich würde wirklich gern wissen, wie viele „aufgeweckte“ Kinder im Deutschunterricht jetzt sagen „Aber auf meiner neuen Hörspiel-CD steht ‚Vier‘ groß!“

Mein Fazit:

Auch die zweite Folge der neuen Serie mit dem vorsätzlichen Rechtschreibfehler im Titel konnte mich nicht überzeugen. Pia und Lisa sind immer noch neunmalkluge Besserwisser, die über alles schon Bescheid wissen, was ihre Sprecherinnen auch durch die tolle Leistung vor dem Mikro nicht entschärfen können. Auch die Verwandtschafts-Weisheiten, die immer mal von Samir kommen, gingen mir in der letzten Folge schon mächtig auf die Nerven.

Die blockweisen Druckbetankungen mit Wissen fügen sich nicht immer gut in die Story ein und sind oft schlichtweg zu lang, um angenehm konsumiert werden zu können.

Wenn die Faktentorpedos etwas kleiner und kürzer wären, dann könnte es was werden mit den vier Schlauköpfen. Aber so fühlen sich die Wissensblöcke nach wie vor wie Fremdkörper in einem prima Kinderabenteuer an … oder die Abenteuergeschichte stört die Sachbuchlesung mit mehreren Sprechern, ganz wie mans sehen will.

1 Audio-CD mit 63:51 Minuten Spieldauer
Tracks: 13
Vom Verlag empfohlen ab 6 Jahren
Besprochene Auflage: 1 (Juni 2017)
EAN: 889853638321

www.natuerlichvoneuropa.de
www.dreifragezeichen-kids.de

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