Schlau wie Vier – Dinosaurier. Der geheimnisvolle Knochen (Folge 1)

Die Handlung:

Eigentlich wollten die Zwillinge Pia und Lisa mit ihren Freunden Tobi und Samir nur ein Picknick im alten Steinbruch machen. Aber dann stößt Tobi dort auf einen versteinerten Dinosaurierknochen. Sensation! Umso größer das Entsetzen, als der Knochen am nächsten Tag spurlos verschwunden ist. Hat etwa der Angeber aus der Parallelklasse seine Finger im Spiel? Und kann man mit der neuesten Erfindung von Pias und Lisas Mutter wirklich durch Raum und Zeit reisen – sogar in die Epoche der Dinos? Die schlauen vier erleben ihr erstes großes Abenteuer … (korrigierte Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Schlau wie ’ne Vier in Deutsch!

Wissensserien für Kids kann es meines Erachtens nie genug geben. Echte Fakten mit ausgedachten Abenteuern zu kombinieren, finde ich auch prima. In eigentlich allen EUROPA-Serien gibts auch immer mal wieder interessante Sachen zu lernen, die die Folgenautoren mit einstreuen. Nun also gibts eine Serie, bei der die Wissensvermittlung im Vordergrund steht und das Abenteuer nur als Mittel zum Zweck dient … oder so. Fällt das auf oder werden uns die Daten und Fakten so (hör)spielerisch untergejubelt, dass es richtig Spaß macht? So sollte das sein … so sollte das ja eigentlich auch in der Schule schon (gewesen) sein.

Wenn ich mir allerdings den Titel der Serie anschaue, dann frage ich mich, wie wohl der Rest des selbst auferlegten Bildungsauftrags ablaufen wird. Dabei ist die hier gebrochene Regel wirklich nicht schwer: Zahlwörter werden immer kleingeschrieben, solange es nicht um die tatsächliche Zahl geht. Hier scheints um vier Kids zu gehen, also schreibt man „vier“ klein. Ja, auch den Filmtitel „Die glorreichen Sieben“ schreibt man eigentlich anders.

Die TL;DR-Version der Erklärung findet ihr unter dem Begriff „Zahlwort“ unter anderem in diesem Buch: DUDEN – Das Wörterbuch der sprachlichen Zweifelsfälle

Wenigstens steht auf dem Cover eine Ziffer … in allen Pressetexten und auf allen Homepages (Shop oder Verlag) ist es leider immer falsch geschrieben. Auf Nachfrage gabs die offizielle Info, dass das Absicht wäre … eine Erklärung dazu, warum hier vorsätzlich falsches Deutsch verbreitet wird, gabs leider nicht.

Jetzt aber auf ins Abenteuer!

Und das beginnt mir einer Titelmusik, die mich an irgendwas erinnerte. Ich kenne mich mit Anime-Serien nicht aus, aber wenn zu irgendeinem Zeitpunkt im Song jemand „POKÈMON“ gerufen hätte, hätte mich das nicht gewundert. Auch wärs schöner gewesen, wenn die Kids im Hintergrund nicht nur ab und zu Wörter rufen dürfen, sondern eines der Kinder das Lied gesungen hätte. Es kommt immer sehr seltsam rüber, wenn eine hörbar reife Stimme singt, dass sie ein Schulkind ist. Auch dass das Stück eine ganze Minute lang ist, finde ich übertrieben.

Wenns aber endlich losgeht, fühlt sich der Hörspielfreund (jeden Alters) direkt zu Hause. Prima Sprecher (auch wenn einige schon aus anderen Hörspielproduktionen bekannt sind und sich vielleicht schon im Kopfkino des einen oder anderen Hörfans festgesprochen haben), passende Effekte und wir sind direkt von Anfang an bei der Truppe. Die erinnert an ein Crossover aus den DREI ??? + Extra oder TKKG / FÜNF FREUNDE … jeweils ohne Hund. Aber, jede Jugendserie erinnert an diese Dauerbrenner, von daher muss das ja auch nichts Schlechtes heißen.

Jetzt aber erst mal mit dem Rad zum Steinbruch, Sandwiches essen und ungesichert an Steilwänden kraxeln … was Kinder halt so machen, bevor sie das erste Mal irgendwo abgestürzt sind. Erfahrungswerte sammeln halt. Von denen haben die Jungs und Mädels offenbar in ihrem doch recht überschaubar langen Leben eine Menge gesammelt … zumindest Lisa und Pia. Für meinen Geschmack wissen sie wirklich eine Menge über alles, was sie grad erleben. Na ja … jedes Hörspielteam hat halt seinen „Karl“ oder „Justus“ … die vier haben gleich zwei davon.

Apropos Sprecher … die klingen durch die Schulbank weg genauso wenig nach Viertklässler wie ihre Lehrerin, sogar älter als diese. Was das gemeinschaftliche „Guten Morgen, Frau Krause“ und jegliche Unterhaltung mit ihr sehr seltsam klingen lässt.

Seltsam ist auch der dicke Knochen, von dem Lisa ausgeht, es wäre ein Schienbein eines Dinosauriers. Ist der wirklich echt? Und … ist die Lehrerin, der sie den zeigen, wirklich so verblüfft, dass sie darüber vergisst, bei Tobi die Hausaufgaben abzufragen? Ist sie nicht. Und so wird aus einem Referat eines Schülers eine Gruppenaufgabe für die vier, in der sie sich verstärkt mit den Dinos auseinandersetzen müssen. Eher atypisch für Schulkinder ist, dass sich total über diese „Strafarbeit“ freuen und nicht sauer sind. Aufgeweckte und wissberiegige Kinder sind ja ok, aber solche, die sich um Schulaufgaben reißen … ich glaub nicht, dass es von denen so viele gibt.

Was uns nun endlich zu der Raumzeitkrümmungsmaschine von Pias und Lisas Mutter bringt. Schön, dass auch endlich mal weibliche Wissenschaftler zeigen können, dass sies drauf haben. Normalerweise ist die Rolle des „genialen Wissenschaftlers“ ja immer mit einem Mann besetzt. Wie die das Dinoforschers in dieser Folge übrigens auch …

Der erzählt den Kids und dem Hörer jede Menge über Paläontologie. Gut, dass die Namen einiger Dinos, die er nur so runterrattert, auch im Booklet nachgelesen werden können … denn die sind für ungeübte Ohren nicht so einfach zu rekonstruieren.

Nachvollziehbar ist dann auch der Verdacht, den die vier und der Hörer im Zusammenhang mit dem Diebstahl des Knochens hegen. Unser Skinny Norris heißt hier „Checker“.

Bevor wir den aber zur Rede stellen können, bekommen wir den Navinauten vorgestellt, der unsere vier in die Vergangenheit bringen soll und die passenden Navifons (bei denen es praktisch gewesen wäre, wenn man die VOR der Zeitreise mal getestet hätte .. wie schlau waren wir noch mal?). Warum die Kids den aber zum Laufen bekommen, aber Mutti nicht, das darf man nicht hinterfragen, schließlich hat sie das Gerät gebaut … Die dazu vorgestellte Logik ist … mit einem gedrungenen „na ja“ akzeptierbar … und die scheinbar launige KI, die das Gerät beseelt auch. Und dann hören wir den Powerspruch der vier, von dem wir nicht wussten, dass die Kids einen haben. Wie schlau das aber ist, was sie machen, ist diskutabel … eher mutig.

Und ab jetzt bleiben uns noch etwas mehr als 30 Hörminuten, in der wir noch mehr über die Dino-Zeit lernen können … diesmal sogar aus erster Hand, live, direkt, in Farbe … und bunt. Wobei, nötig scheint das nicht zu sein, denn Pia gibt den Reiseführer und weiß eh schon alles über alles …

Das nützt Tobi aber nix, wenn er von einem Dino durchs Dickicht gejagt wird … womit wir beim Dramateil des Hörspiels angekommen wären. Dass er sich dabei noch an die genaue Bezeichnung des Sauriers erinnern kann ist löblich, aber eher unwahrscheinlich, besonders in der Panik.

Panisch versuchen die Kids aus der Vergangenheit auch per Funkkontakt neue Infos von Lisa aus der Gegenwart zu holen … denn der Akku ist fast alle. Warum sie dann aber dennoch elendig lange und teilweise für die Situation unnötige Geschichten erzählt, konnte ich nicht nachvollziehen. Da wollte wohl jemand schnell noch ein paar Dino-Infos in die Folge quetschen. Besänftigt wurde ich da aber etwas, als der Akku dann tatsächlich das Gespräch beendet hat … weil er halt leer war.

Wieso sie sich Gedanken darüber machen, wegen ihrer Zeitreise zu spät in der Schule aufzutauchen, hab ich auch nicht verstanden. Wenn sie doch für die Hinreise Koordinaten und Zeit eingegeben haben, dann könnten sie das doch auch für die Rückreise machen und an Ort und Stelle wieder auftauchen, von denen sie verschwunden sind … sogar ohne Echtzeitverlust. Dieser Frage aber widmen mir uns tatsächlich später auch in der Folge noch. Die Erklärung, die die Kids für das Zeitproblem finden, ergab so gar keinen Sinn für mich.

Auch dass ihr Verhalten in der Vergangenheit Auswirkungen auf die Zukunft haben könnte, steht hier nicht zur Debatte … vorerst zumindest. Egal, is ja eh alles babyeierleicht …

Dann bleiben uns noch zehn letzte Hörminuten, um den Checker bloßzustellen und das Abenteuer abzuschließen … im Hier und Jetzt … und uns weitere Weisheiten von Onkeln und Großcousinen anzuhören, die sich auch wie Fremdkörper anfühlen. Genau wie der gestellte und zu lange Abschlusslacher.

Die Sprecher und ihre Rollen:

Erzähler – Achim Buch
Samir – Daniel Kirchberger
Tobi – Flemming Stein
Pia – Alina Degener
Lisa – Julia Fölster
Frau Krause – Elena Wilms
Checker – Sven Nowatzky
Checkers Vater – Robin Brosch
Navinaut – Volker Hanisch
Herr Echsle – Tetje Mierendorf
Museumsdirektor – Erik Schäffler
Autofahrer – Oliver Warsitz
2. Autofahrer – Kai Henrik Möller

Technik-Credits:

Konzept: Verena Carl, Alexandra Frank nach einer Idee von Hilla Fitzen
Buch: Verena Carl (www.verenacarl.de), Alexandra Frank (www.kindermedienbuero.de)
Redaktion: Hilla Fitzen
Produktion: Fährhauston, Hamburg
Regie: Thomas Karallus
Ton/Sounddesign: Christoph Guder
Titelmelodie: Ludi Boberg
Musik: Sonoton
Wissenschaftliche Beratung: Dr. Bernd Herkner, Senckenberg Museum
Illustration: Comicon-Barcelona/Eva Richarte

Die Ausstattung:

Die CD steckt in einem Jewel-Case. Das Bookletchen enthält eine Doppelseite Dino-Infos, die Technik-Credits, die Sprecherliste und eine Aufstellung jeder einzelnen der beiden bislang erschienen Folgen … Auf der Rückseite des Case finden wir eine kurze Inhaltsangabe der Folge. Eine Trackliste gibts interessanterweise nicht.

Stattdessen gibts den Powerspruch der Kids zu lesen … natürlich nur echt mit vorsätzlichem Rechtschreibfehler … Ich würde wirklich gern wissen, wie viele „aufgeweckte“ Kinder im Deutschunterricht jetzt sagen „Aber auf meiner neuen Hörspiel-CD steht ‚Vier‘ groß!“

Mein Fazit:

Für den Serientitel gibts ’ne glatte Vier für falsche Rechtschreibung. Die Sprecher sind hörbar gute 20 Jahre älter als die von ihnen gesprochenen Rollen. Die logischen Erklärungen, die die Kids für einige Sachen finden, sind alles andere als logisch und nachvollziehbar schon gar nicht. Die ganzen interessanten Dino-Infos, die wir zu hören bekommen, kann man teilweise im Bookletfaltblatt nachlesen … allein schon der Namen wegen, die man schwer behalten, geschweige denn fix nebenbei mitschreiben kann, um selbst anderswo weitere Infos zu suchen, ist das gut.

Die Vermischung von überzeugenden Sprechern und der blockweisen Druckbetankung mit Urzeitinfos klappt für mich nicht so ganz. Wie zwei Fremdkörper treffen sie aufeinander. Für ein spannendes Abenteuer sinds zu viele und damit handlungsbremsende Infos. Und die ständig aus Coolness-Gründen eingestreuten Anglizismen passen auch nicht.

Hier wurde versucht, ein durchaus unterhaltsames und abwechslungsreiches Kinder- und Jugendabenteuer mit Fakten zu spicken, die irgendwann nerven. Und für reine Information lenkt der Abenteuerteil zu sehr ab. Was sich der Hörer am Ende von allem behält … das kann ich nicht einschätzen. Viel wirds nicht sein. Aber wenn auch nur ein Teil der Hörerschaft das Hörspiel als Anregung nimmt, um sich etwas mehr mit unserer Geschichte zu befassen, dann ist das schon eine Menge wert. Und Dinosaurier finden eigentlich alle toll.

1 Audio-CD mit 73:03 Minuten Spieldauer
Tracks: 15
Vom Verlag empfohlen ab 6 Jahren
Besprochene Auflage: 1 (Juni 2017)
EAN: 889853638222

www.natuerlichvoneuropa.de
www.dreifragezeichen-kids.de

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