Schumacher, Jens / Lossau, Jens – Mahnkopff-Prinzip, Das (Magic Edition, Band 4)

Ruth Feldblum ist an Leukämie erkrankt und fährt aufgrund dessen mit ihrem Mann Hajo nach Mainz, wo Ruth in der Uniklinik untersucht werden soll, um eventuell eine erfolgversprechende Therapie einzuleiten. Aber bevor es so weit kommt, verschwindet Ruth plötzlich spurlos. In seiner Sorge und Verzweiflung informiert Hajo eine gemeinsame Freundin: Ines Lettweiler, eine Gerichtsmedizinerin, die in Mainz studierte. Ein Besuch bei der Polizei ergibt wenig Neuigkeiten, außer dass in Mainz bereits mehrere Vermisstenfälle aufgetreten sind und die ersten Verschwundenen im Zustand völliger Blutleere wieder aufgefunden wurden. Zu diesem Zweck wurde eine Sonderkommission namens „Vampir“ gegründet, welche aber auf der Stelle tritt und keine nennenswerten Fortschritte macht.

Bei ihren eigenen Nachforschungen macht Ines eine bemerkenswerte Entdeckung: Alle Verschwundenen waren wie Ruth an Leukämie erkrankt. Damit erhärtet sich der Verdacht, dass Ruth ebenfalls von den Vampiren von Mainz entführt wurde. Da erinnert sich die Ärztin an eine Geschichte aus ihrer Studentenzeit, in der von einem wahnsinnigen Arzt namens Mahnkopff berichtet wird, der zur Zeit des Dritten Reiches fragwürdige Experimente an Leukämie-Patienten durchführte. Mahnkopff hatte die fixe Idee, das kranke Blut zu reinigen, indem er es den eigenen Trägern zu trinken gab. Tatsächlich wurde bei der Obduktion der gefundenen Leichen eine erhebliche Menge ihres eigenen Blutes in den Mägen gefunden. Doch Mahnkopff und seine Anhänger starben bei einem Bombenangriff im Jahre 1945. Treibt ein irrer Nachahmungstäter sein Unwesen oder hat der wahnsinnige Arzt irgendwie überlebt, um jetzt seine grauenvollen Experimente fortzuführen?

Dieses Werk beweist einmal mehr die Vielseitigkeit der Magic Edition. Im vorhergehenden Band flogen noch Saurier durch die Lüfte und jetzt entführen uns die Autoren Schumacher und Lossau nach Mainz in eine undurchsichtige Geschichte, weitab von Science-Fiction und Fantasy. Dieser beklemmende Thriller hat seine Wurzeln im Dritten Reich und den Leser erwartet ein stimmungsvoller Roman mit einer sehr dicht gesponnenen Atmosphäre, die von einem Hauch der Hoffnungslosigkeit durchzogen ist. Die Protagonisten sind keine strahlenden Helden, sondern ältere Menschen, die kein Interesse daran haben, einfach aus Jux und Dollerei Kriminalfälle zu lösen, weil sie an Langeweile leiden, sondern Menschen, die sich verzweifelt um die Frau und eine Freundin sorgen. Der Vorteil von Hajo und Ines ist ihre Unscheinbarkeit, so dass potenzielle Gegner eher dazu neigen, sie zu unterschätzen. Dass das ungleiche Pärchen bisweilen stark an Miss Marple und Mister Stringer erinnern, ist wohl nicht völlig dem Zufall zuzuordnen, wird dieser Vergleich ja von Ines selbst bemüht.
Die Schwerhörigkeit von Hajo würzt das düstere Szenario mit einer wohl dosierten Prise Situationskomik, die teilweise aber auch sehr makaber anmutet.

Besonders eindringlich sind die Traumsequenzen von Hajo geraten und auch wenn man als Leser weiß, dass es nicht die Realität darstellt, bekommt man unwillkürlich eine Gänsehaut. Der Plot der Geschichte wandelt auf den menschenverachtenden Pfaden eines Dr. Mengele und die Auflösung der Story ist ebenso überraschend wie durchdacht.

Wer Lust auf einen mysteriösen, düsteren Kriminal-Roman im Stil von „Anatomie“ hat, wird hier bestens bedient. Dieses Buch ist ein echter Geheimtipp für alle Krimi- und Gruselfans.

http://www.blitz-verlag.de/

_Florian Hilleberg_

|Unsere Rezension zu Band 1: [„Die Geisterseherin“ 1096 |

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