Shocker, Dan – Bluthände (Larry Brent, Band 5)

_Der Fluch der blutenden Augen_

Larry Brent verbringt seinen seltenen und wohlverdienten Urlaub diesmal in London. Auf einem Rummelplatz findet die angedachte Ruhe jedoch ein jähes Ende. Während einer Fahrt durch die Geisterbahn verstirbt Larrys Mitfahrerin – eine junge Inderin – auf sehr seltsame Art und Weise. Die örtliche Polizei diagnostiziert einen Herzstillstand.

X-RAY-1 will einen ordinären Unfall nicht ganz akzeptieren, vor allem nicht mehr, als kurz darauf ein Anschlag durch einen Taxifahrer auf ihn verübt wird. Er ist davon überzeugt, dass es schon jemand in der Geisterbahn auf ihn abgesehen hatte – der Tod der hübschen Hira Rasmandah scheint nur ein Versehen gewesen zu sein.

Als Larry auch noch in seinem Hotelzimmer von einem indisch aussehenden Mann angegriffen wird, macht er sich umgehend an seine Nachforschungen, ohne dass ein Auftrag der PSA vorliegt. Er findet heraus, dass er mit einem gewissen Roy Robertson verwechselt wird, einem Forscher, der zusammen mit seinem Kollegen Henry Waverlean im Tempel der Toten die so genannten blutigen Augen aus einer Statue der Göttin Kali entwendet hat. Jetzt will dem Engländer ein blutgieriger Sektenkult an den Kragen – dummerweise ist Robertson bereits verstorben und Larry gleicht dem Mann nahezu aufs Haar.

Letztendlich gerät der Agent in die Gewalt dieser Fanatiker und wird auf spektakuläre Weise nach Indien verschleppt, um dort für seinen angeblichen Frevel geopfert zu werden. Doch hier warten einige Überraschungen auf Brent …

Vorweg muss ich gleich sagen, dass der Plot dieses Larry-Abenteuers sehr dünn bestückt ist. Von dem gewohnten Grusel absolut keine Spur, vielmehr ein etwas ausgefallener Krimi mit einem Hauch von James Bond oder Jerry Cotton; dazu leider auch noch mit der ausgelutschten Sekten-Thematik versehen, die mir so gar nicht mundet.

Larry gerät diesmal durch einige wirklich waghalsige Zufälle in diese Geschichte, kommt ein paarmal fast ums Leben (Action wird dabei allemal geboten), wird in ein exotisches Land entführt, bleibt aber letztendlich von allen paranormalen Auswüchsen verschont. Der einzige übernatürliche Einsprung ist die unheimliche Existenz von Swomi, dem Hausgott des Sektenführers, aber auch dieses Phänomen wird leider sehr schnell enttarnt.

Positiv sei zu erwähnen, dass die Handlung stellenweise recht flott zur Sache geht, fast schon zu flott, wenn man das sehr abrupte und leider auch sehr sensationsarme Finale in Betracht zieht. Ich habe einen kleinen Moment gebraucht, um zu begreifen, dass diese Story jetzt tatsächlich zu Ende ist. Zusammengefasst eines der etwas schlechteren Abenteuer des PSA-Agenten

_Die Bestie mit den Bluthänden_

Die Gegend um den französischen Ort Rostrenen ist zum Jagdrevier eines Serienmörders geworden. Vier bedauernswerte Opfer hat er bereits gefordert, doch der zuständige Polizeichef, Kommissar Fernand Rekon, tappt weiterhin im Dunkeln.

Der einzige Hinweis auf den Verbrecher ist eine farbige Knotenschnur, ein so genanntes Quipu, welches als Nachrichtenübermittlung bei den Inka verwendet wurde. Durch diesen Umstand bieten sich Rekon zwei Hauptverdächtige: der menschenscheue Altertumsforscher Henri Blandeau, welcher zurückgezogen in einem alten Gehöft am Ortsrand lebt, und Dr. Sandos aus Südamerika, der Leiter des Erholungsheims für wohlhabende Patienten in Rostrenen.

Die beiden undurchsichtigen Herren pflegen heimlich regen Kontakt, basierend auf der gemeinsamen Begeisterung für ein gespenstisches Gemälde aus der Inka-Kultur, welches Blandeau in seinem Keller aufbewahrt. Von diesen Umständen ahnt Rekon jedoch nichts; sein Interesse gilt allein dem unheimlichen Killer.

Larry Brent wird eingeschaltet, da der PSA-Agent Mike Burton alias X-RAY-16 eben genau zu jenem Zeitpunkt verschwunden ist, als die Mordserie bei Rostrenen begonnen hat. David Gallun vermutet einen Zusammenhang.

Zufällig gerät Larry bei seinen Nachforschungen vor Ort in die Wirren eines Komplotts des reichen Geschäftmannes Jean-Claude Feydeau, der mit einigen fiesen Methoden versucht, seine Frau Mireille – die ebenfalls eine Patientin in Dr. Sandos‘ Sanatorium ist – in den Wahnsinn zu treiben. Doch das böse Spiel findet ein unerwartetes Ende, und Larry wird hilfloser Zeuge, wie Feydeaus Sekretär Armand Dupont von dem Serienkiller als neues Opfer auserkoren wird.

Kommissar Rekon und Larry Brent versuchen nun unermüdlich, des unheimlichen Mörders habhaft zu werden. Am Ende erwarten sie ein denkwürdiger Blick in die düstere Vergangenheit der Inka und eine große Überraschung, was die Identität des Täters anbelangt …

Dieser vorliegende Psycho-Thriller lebt in erster Linie von der düsteren, fast schon kalten Atmosphäre in einer etwas ländlich anmutenden Gegend. Ansonsten hat man es hier in der Tat mehr mit einem klassischen Thriller und weniger mit einer tatsächlichen Gruselgeschichte zu tun, was aber der Handlung nicht unbedingt einen Abbruch tut – und Dan Shocker wollte sich mit seiner Serie schließlich ja auch auf eben jenem Zwischengenre bewegen.

Der Rahmen der Geschichte hat mir ganz gut gefallen: eine düstere Mordserie in der dazu passenden Gegend, ein unbekannter, krankhafter Killer, und drumherum verteilen sich diverse ominöse Gestalten, von denen einige definitiv Dreck am Stecken haben.

Der Leser wird bis zum Ende im Dunkeln gelassen und stellenweise in die Irre geführt, was mir persönlich Spaß gemacht hat. Zusammen mit Larry und Rekon stolpert man nichtsahnend durch das Dickicht und versucht einem gespenstischen Mörder auf die Schliche zu kommen, wobei sich immer wieder die Frage aufdrängt: Mensch oder Bestie oder letztendlich beides? Die verschiedenen Nebenhandlungen der beteiligten Protagonisten, wie dem introvertierten Forscher und dem undurchsichtigen Arzt, sorgen für weitere Verwirrung sowie neue Verdachtsmomente. Auch die Auflösung ist absolut akzeptabel und schlüssig, wenn auch hier wieder das paranormale Element etwas erzwungen wird, um nicht gänzlich mit einem „stinknormalen“ Thriller abzuschließen.

Die vorliegenden Geschichten in diesem Band haben also eine große Gemeinsamkeit: Das Paranormale ist jeweils nur eine fast unbedeutende Randerscheinung; in der ersten Geschichte entfällt es sogar gänzlich. Hier präsentiert sich vielmehr ein klassischer Kriminalroman oder aber eben ein waschechter Thriller, welcher nur sehr sparsam mit dem Fünkchen Horror versehen werden.

Dafür serviert uns Pat Hachfeld diesmal zwei äußerst psychedelisch anmutende Illustrationen, die eine ganz eigene Atmosphäre als Einleitung vermitteln – verwirrend, bedrohlich und surreal –; das Original-Bild auf dem Cover von Lonati hingegen basiert zwar trotz seines fast schon symbolischen Charakters auf einer tatsächlichen Szenerie innerhalb der zweiten Geschichte, dennoch äußert sich dieses Bild vielmehr klischeehaft und leider auch eher drittklassig im Vergleich zu einigen anderen meisterlichen Werken des verstorbenen Künstlers.

Der Leser findet hier nicht unbedingt die absoluten Highlights der Brent-Serie, aber doch zwei recht kurzweilige Geschichten für ein paar unterhaltsame Stunden, so dass dieser Band dem eingefleischten Shocker-Fan schon allein der Vollständigkeit halber nicht fehlen sollte.

http://www.BLITZ-Verlag.de

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