Sonnleitner, Marco – Die drei ??? – Der tote Mönch

Justus, Peter und Bob genießen einen sonnigen Tag am Strand. Als sich ein Gewitter ankündigt, machen sie sich auf ihren Rädern schnell auf den Heimweg. Unterwegs hören sie von Highway her ein lautstarkes Quietschen sowie einen Schrei: Ein riesiger Truck hätte um ein Haar einen alten Mann überfahren, der ihm urplötzlich vor die Räder lief. Die drei ??? beruhigen den aufgebrachten Truckerfahrer und kümmern sich um den Mann, der mit einem Schock davongekommen ist.

Der chinesische Mann heißt Lo Wang und ist seit vielen Jahren Gärtner bei Christine Harkinson, einer wohlhabenden Bildhauerin. Die alte Dame ist sehr bestürzt, als die drei Jungs Herrn Wang bei ihr abliefern. Sie erzählt ihnen, dass sie sich schon seit längerer Zeit um den Gärtner sorgt. Häufig wirkt er geistesabwesend und vernachlässigt neuerdings seine Arbeit. Mrs. Harkinson ist davon überzeugt, dass er ein dunkles Geheimnis verbirgt, weiß aber nicht, wie sie ihm helfen kann.

Die drei ??? übernehmen den Fall. Es stellt sich heraus, dass Lo Wang davon überzeugt ist, dass Mrs. Harkinson in großer Gefahr schwebt. Ein Geist in Gestalt eines Mönches gehe angeblich im Garten um und bedrohe das Leben aller Bewohner des Hauses. Ein finsterer Mann gibt sich als Medium aus und erteilt Mr. Wang Aufgaben zur Besänftigung des Geistes. Die drei ??? glauben natürlich nicht daran und ermitteln …

Es ist wieder einmal typisch; da wollen die drei Jungs aus Rocky Beach einfach mal einen entspannten Tag am Meer verbringen, schon geraten sie prompt wieder an einen neuen Fall.

|Spannende Ermittlungen|

Mysteriöse Vorkommnisse mit scheinbar übernatürlichen Phänomenen gehören seit jeher zu ihrem Spezialgebiet. In diesen Bereich fällt auch dieser neue Auftrag. Der Schauplatz ist eine geräumige Villa mit einem riesigen Garten, der an einen Wald grenzt und unter dessen Grundstück sich einst ein Friedhof befand. Ein herunterstürzender Ast, der beinah auf Justus landet, deutet schon früh darauf hin, dass jemand die drei Detektive vertreiben will.

Doch wer steckt dahinter? Mrs. Harkinson ist überzeugt davon, dass ihr treuer Lo Wang unschuldig sein muss, aber das gilt es für die drei Fragezeichen erst zu beweisen. Der Gärtner wird beschattet, ein undurchsichtiger Mann, der sich als Medium ausgibt, taucht auf und sogar mit einer geisterhaften Gestalt in Kutte müssen sich die Jungs auseinandersetzen. Gefahrenszenen gibt es mehrere, die Atmosphäre auf dem nächtlichen Grundstück ist teilweise schön gruselig und erinnert somit an die klassischen Fälle der drei Fragezeichen, in denen unheimliche Ortschaften häufig eine Rolle spielen. Bei ihren Recherchen und Ermittlungen gehen die drei Jungs sorgfältig und planmäßig vor. Die Auflösung ist schlüssig, ohne dass man den Zufall dafür bemühen muss. Am Ende gibt es sogar mal eine äußerst brenzlige Situation, die einem Actionfilm zur Ehre gereichen würde.

|Gelungene Charaktere|

In dem schmalen Band ist für große Charaktertiefe natürlich kein Platz. Dennoch erscheint die Auftraggeberin Mrs. Harkinson als sympathische alte Dame mit einer Menge Temperament und trotz ihres Reichtums gänzlich unpreziös. Zwar zögert sie zunächst, ob sie die drei Jungs mit dem Fall beauftragen soll, vor allem, weil ihr unwohl ist bei dem Gedanken, ihren treuen Gärtner beschatten zu lassen – doch um Lo Wangs Ängste zu klären, willigt sie ein.

Lo Wang ist anfangs die große Unbekannte, denn anders als Mrs. Harkinson sind Justus, Peter und Bob noch nicht davon überzeugt, dass er nichts Böses im Schilde führt. Auf den ersten Blick ist Lo Wang ein kleiner dünner Mann, in dessen Geist der chinesische Aberglaube tief verwurzelt ist. Allerdings ist noch nicht bewiesen, ob er sein ängstliches Verhalten nicht vorspielt. Für einen witzigen Zwischenfall sorgt Mrs. Paton, die die Jungs und Lo Wang nach dem Unfall zu Mrs. Harkinson fährt und sich als ihre Nachbarin und angeblich enge Freundin vorstellt. Auf dem Anwesen von Mrs. Hatkinson stellt sich jedoch zum Amüsement der Jungs heraus, dass Mrs. Paton nicht mehr als eine aufdringliche Bekannte ist, die von ihrer ach so guten „Freundin“ rasch abgewimmelt wird.

Im Verhalten von Justus, Peter und Bob gibt es keine Überraschungen. Justus erfährt die Geistesblitze und trägt den größten Teil zur Lösung des Falls bei; außerdem wird er von seinen Freunden wie üblich wegen seiner Verfressenheit geneckt und trauert einem Stück Kirschkuchen hinterher, das ihm entgangen ist. Peters Angst vor Geistern kommt auf dem Friedhof zum Vorschein; ihm ist der Fall ganz offensichtlich wieder einmal viel zu gruselig und er hält den Aberglauben des Gärtners für nicht ganz abwegig. Inspector Cotta bekommt zum Schluss auch noch einen Auftritt, spielt aber eine untergeordnete Rolle.

|Kleine Schwächen|

Auch wenn das Buch insgesamt gelungen ist, gehört dieser Fall nicht zu den besten der drei Fragezeichen. Zum einen gibt es recht wenige Verdächtige, überhaupt spielen im Gegensatz zu anderen Bänden sehr wenige Personen mit. Das ist schade, denn es entsteht ja gerade dadurch eine Extra-Portion Spannung, dass man rätselt, wer der in Frage kommenden Personen der Täter sein könnte. Man vermisst auch charismatische Gegner, wie man ihnen in Bänden wie „Der seltsame Wecker“ oder „Stimmen aus dem Nichts“ begegnete.

Ein weiterer Punkt ist, dass die Titelfigur erst in der zweiten Hälfte des Buches auftaucht und nicht so dominant ist, wie man nach Lesen des Klappentextes vermuten dürfte. Überhaupt wird es erst im zweiten Teil so richtig unheimlich, vorher beschränkt sich die Handlung eher auf Verfolgungen und Recherchen der drei Detektive; dabei böte der Schauplatz durchaus an, die gruselige Atmosphäre noch stärker in Szene zu setzen. Schade ist zudem, dass der Leser im Finale außen vor gelassen wird, da die letzten Erkenntnisse der Drei ihm als Pointe vorgehalten werden. Am Ende des vorletzten Kapitels machen die drei ??? die entscheidende Entdeckung; was sie genau entdeckt haben, erfährt der Leser jedoch erst einige Seiten später und wird mehr oder weniger vor vollendete Tatsachen gestellt.

_Als Fazit_ bleibt ein sehr solider Band aus der Reihe, der zwar nicht zu den besten gehört, aber alle Fans zufriedenstellen dürfte. Die Handlung reiht sich ein in die eher mysteriösen und gruseligen Fälle der Drei Fragezeichen, ist spannend aufbereitet und unterhält mit humorvollen Einlagen. Trotz kleiner Mankos auf alle Fälle empfehlens- und lesenswert.

_Der Autor_ Marco Sonnleitner wurde 1965 in München geboren. Nach einem begonnenen Medizinstudium sattelte er auf Lehramt um und unterrichtet an einem Gymnasium. Mittlerweile ist er einer der Stammautoren der „Drei Fragezeichen“-Reihe. Von ihm stammen unter anderem die Bände „Codename: Cobra“, „Fels der Dämonen“, „Der schwarze Skorpion“ und „Panik im Park“. Außerdem ist er Autor der Jugend-Fantasy-Reihe um Tom O’Donnell.

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