Spyri, Johanna / Halver, Konrad / Schroeder von Kurmin, Mara – Rosenresli (Europa-Originale 49)

_Besetzung_

Erzähler: Hans Paetsch
Mutter: Susanne Levin
Pate: Reinhilt Schneider
Patin: Inge Weiter
Rosenresli: Manuela Dahm
1. Frau: Wittmute Malik
2. Frau: Reinhilt Schneider
3. Frau: Sylvia Anders
1. Mann: Claus Wagener
2. Mann: Christoph Rudolf
3. Mann: Rudolf H.Herget
Präsidentin: Ingeborg Kallweit
Sorgenmutter: Katharina Brauren
Kreuzwegbäuerin: Dagmar von Kurmin
Wegknecht: Michael Weckler
Oheim: Walter Petersen
Der junge Mann: Peter von Schultz

_Story_

Die junge Theresia muss bereits kurz nach ihrer Geburt einen herben Schlag wegstecken. Ihre Eltern versterben recht früh, so dass Resi bei ihrem Oheim Dietrich aufwächst, der sich jedoch seiner Nichte und der Verantwortung kaum widmet. Während ihr Onkel sich in tiefste Schulden stürzt und seine Tage im Wirtshaus verbringt, entdeckt Resi ihre Liebe für die Blumen und insbesondere die Rosen und macht diese Passion zu einer richtigen Berufung. Alsbald erfährt die Kreuzwegbäuerin davon und bietet dem jungen Blumenmädchen an, einen gefüllten Blumenkorb gegen einen Laib Brot zu tauschen. Resi lässt sich darauf gerne ein und sammelt tagtäglich selbst die welkesten Rosen, die von der Kreuzwegbäuerin zu Rosenwasser verarbeitet werden.

Dies bleibt auch von der Sorgenmutter nicht unbemerkt. Diese ist im Alter völlig verarmt und hat kaum noch die Kraft, ihren Flachs zu spinnen. Resi hat Mitleid mit der alten Dame und erarbeitet sich ein zweites Brot, welches sie schließlich mit der Sorgenmutter teilt. Dennoch bleibt ihr Leben nicht sorgenfrei: Als ihrem Oheim das Haus entrissen wird, verliert dieser zugleich das Sorgerecht an den gemeinen Wegknecht. Unter ihm genießt das Rosen-Resli plötzlich keine Freiheiten mehr, ganz zum Verdruss der kränkelnden Sorgenmutter. Doch Resi ist fest entschlossen, sich auch weiterhin um die arme Frau zu kümmern.

_Persönlicher Eindruck_

Die Inhaltsangabe des eher unbekannten schweizerischen Märchens mag nicht ganz von ungefähr an das Schicksal der gutherzigen, doch oftmals verschmähten Heidi erinnern, stammt die Story um das „Rosenresli“ doch von der gleichen Autorin, nämlich der erfolg- und einflussreichen Johanna Spyri, die zu Lebzeiten zahlreiche Novellen verfasste, deren Inhalte Jahre später verfilmt oder anderweitig verarbeitet wurden. Die Parallelen zum Almleben zwischen Geißenpeter und Almöhi sind aber sicherlich in keiner ihrer Geschichten so prägnant wie im Märchen um das aufopferungsvolle, junge Mädchen, welches das Schicksal der Schwächeren und noch Ärmeren stets über das eigene stellt, jedoch nie so recht die Anerkennung erfahren will, die ihr aufgrund ihres sozialen Engagements eigentlich zustünde.

Das gleichnamige Hörspiel bringt die damit einhergehenden Emotionen sehr realistisch nahe, wirkt in seiner Inszenierung aber dennoch ein wenig naiv und bisweilen auch recht kindlich, da die Sprecher teils so überzogen dramatische Interpretationen abliefern, dass es der Story an Glaubwürdigkeit mangelt. Dies mag zwar gemeinhin den Charakter eines Märchens bezeichnen, stellt sich hier jedoch als übertrieben pathetisch dar und reduziert die Ernsthaftigkeit der Tragödie bisweilen um einiges. Hinzu kommt, dass die wirklich schicksalhaften Momenten im Leben der ständig gebeutelten Protagonistin eher beiläufig abgehandelt werden. Natürlich steht im Vordergrund des Geschehens die liebevolle Beziehung zwischen ihr und der Sorgenmutter, jedoch scheint es kaum realistisch, dass Resi beim Verlust ihrer Eltern, im unrühmlichen Hause ihres Oheims und erst recht nach ihrer vergeblich harten Arbeit immer noch so locker und fröhlich sein kann, wie sie innerhalb der Hörspiel-Inszenierung auftritt. Es wäre jetzt möglich, diesen Umstand mit ihrer Rolle als Identifikationsperson der Story zu erklären, jedoch scheint dies nicht sonderlich günstig und verwässert die Glaubhaftigkeit des Ganzen nur noch mehr und erweitert den Kitsch-Faktor zusätzlich.

Dennoch: Als Märchen funktioniert „Rosenresli“ überraschend gut, ist kompakt und weniger tiefgründig erzählt und bietet insgesamt doch recht sympathische, leichte Berieselung. Dies mag zwar ein vielleicht unbefriedigendes Fazit sein, da man sich von der eigentlich tragischen Story eine gleichermaßen dramatische Aufarbeitung erhofft, jedoch was den Unterhaltungswert im Rahmen des Märchen-Genres betrifft, so gehen die stringenten, unkomplizierten Inhalte völlig in Ordnung. Ob dies indes ausreicht, um den gehobenen Ansprüchen der „Europa-Originale“ vollends gerecht zu werden, darf allerdings stark bezweifelt werden. Wirklich mitreißend oder begeisternd ist die Story bzw. das Hörspiel nämlich nicht.

http://www.natuerlichvoneuropa.de

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