Turner, Megan Whalen – Gebieter, Der (Die Legenden von Attolia 3)

_|Die Legenden von Attolia|:_

Band 1: [„Der Dieb“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7530
Band 2: [„Die Königin“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7531
Band 3: [„Der Gebieter“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7532
Band 4: „A Conspiracy of Kings“ (noch ohne dt. Titel)

_Gen hat tatsächlich_ Attolia geheiratet. Die Attolier halten allerdings gar nichts von ihrem neuen König, woran Gen selbst nicht ganz unschuldig ist, denn er führt sich auf wie ein verzogener Lümmel. Und während Relius, der Spionagechef, täglich damit rechnet, vom König beseitigt zu werden, und der Hauptmann der Garde, Teleus, um seiner Königin willen grimmig die Zähne zusammenbeißt, beginnen andere umgehend damit, an der Beseitigung des Königs zu arbeiten!

_Erwartungsgemäß hat_ sich die Personenriege in diesem dritten Band noch einmal um einige Namen erweitert, denn schließlich spielt die Handlung nun ausschließlich am Hof von Attolia.

Der wichtigste Neuzugang ist Costis, ein junger Gardist, aus dessen Sicht dieser Band hauptsächlich erzählt ist. Wie die meisten anderen Attolier verabscheut er den König, doch nachdem er auf einen Sonderposten versetzt wurde und ständig mit dem König zu tun hat, verändert sich seine Sichtweise ganz allmählich.

Sejanus, einer der Kammerherren des Königs, hat zwar auch ständig mit diesem zu tun, fühlt sich aber durch dessen Verhalten eher in seiner abschätzigen Meinung bestärkt, und lässt keine Gelegenheit aus, den König zu sabotieren und lächerlich zu machen. Relius und Teleus lehnen den König ebenfalls ab, allerdings hauptsächlich aus Sorge um die Königin und das Reich. Sie fürchten, dass die Barone des Reiches versuchen werden, das Machtvakuum, das Gens offensichtliche Schwäche bedeutet, auf ihre Weise zu füllen.

Und Gen? Nun, wer die beiden Vorgängerbände gelesen hat, weiß, dass Gen eigentlich gar nicht scharf darauf ist, König zu sein. Aber ist das wirklich der einzige Grund, warum er sich so albern benimmt? Ist es überhaupt der Grund?

Dem aufmerksamen Leser wird bald klar, dass mehr hinter Gens seltsamem Verhalten stecken muss. Und eigentlich sollte es auch den Attoliern klar sein. Sie wissen schließlich, dass ihr neuer König der ehemalige Dieb von Eddis ist, und kennen seinen Ruf. Zum Beispiel sollte man von jemandem, der in den Jahren zuvor immer wieder heimlich im attolischen Königspalast spioniert hat, wohl annehmen können, dass er den Weg zu seinen eigenen Gemächern findet! Dass die Kammerherren samt und sonders auf eine solche Scharade hereinfallen, spricht weder für ihre Menschenkenntnis noch für ihre Intelligenz.

Auch der Plan des Barons Erondites dem Älteren erschien mir etwas unausgegoren, aber vielleicht lag das auch nur daran, dass die Autorin nicht weiter darauf einging, was genau der Baron für einen Vorteil von einem Austausch der Kammerherren erwartet hätte.

Trotzdem war dieser Band des Zyklus gut gemacht. Megan Turner geht niemals etwas direkt an. Sie lässt ihren Helden, der ja schließlich ein Dieb ist, immer Schleichwege nehmen, im wirklichen wie im übertragenen Sinne. Dass ihre überraschenden Enthüllungen zumindest teilweise darauf beruhen, dass Gen über Informationen verfügte, die dem Leser nicht zugänglich gemacht wurden, fällt zwar auf, stört aber nicht wirklich. Eine genaue Erklärung, wie Gen an diese Informationen gekommen ist, hätte womöglich nur zu logischen Problemen geführt, also nehmen wir lieber an, dass Gen durch seine Fähigkeit, sich jederzeit unbemerkt durch den Palast zu bewegen, Möglichkeiten hatte, diese Dinge in Erfahrung zu bringen.

Zusätzlich zur eigentlichen Geschichte hat die Autorin es außerdem verstanden, die noch immer bestehende Bedrohung durch die Meder gelegentlich mit einfließen zu lassen. Zwar spielt das Kaiserreich in diesem Band keine Rolle, es würde mich allerdings nicht wundern, wenn es zum Beispiel bei Sophos‘ Entführung zumindest im Hintergrund die Fäden gezogen hätte. Auf diese Weise kann der vierte Band nahtlos an den Dritten anschließen.

Was mir auch gut gefallen hat, war der trockene Humor, der an manchen Stellen aufblitzt, vor allem, wenn Gen mit Phresine oder Ornon zu tun hat. Die Kammerfrau der Königin und der eddisische Botschafter sind zwar eher unwichtige Nebenfiguren, haben aber einiges zum Charme dieses Buches beigetragen.

_Mit anderen Worten_, „Der Gebieter“ ist auf völlig andere Art und Weise genauso interessant und abwechslungsreiche wie der Zweite, wenn auch nicht ganz so spannend. Tatsächlich unterscheidet sich jeder der drei Bände inhaltlich ganz gravierend von den anderen, dennoch zieht sich der rote Faden der zeitlichen Entwicklung durch alle drei Bände und verbindet sie so miteinander. Die Darstellung der Figuren, die im ersten Band noch so flach wirken, vertieft sich mit fortschreitender Handlung immer mehr. Und was der dritte Band dem Zweiten an Spannung nachsteht, macht er durch die intensivierte Charakterzeichnung wieder wett.

Ich muss zugeben, dass ich nach dem ersten Band nur deshalb weitergelesen habe, weil ich die anderen beiden Bände bereits daneben liegen hatte. Im Nachhinein kann ich sagen, dass ich durchaus etwas versäumt hätte, hätte ich nach dem Einstiegsband gleich wieder aufgehört. Vielleicht wäre es in diesem speziellen Fall von Vorteil gewesen, man hätte jeweils zwei Teile in einem Buch zusammengefasst, schließlich sind sie alle vergleichsweise schlank. Das hätte das Risiko vermindert, dass jemand vorzeitig die Flinte ins Korn wirft, was wirklich schade wäre. Ich jedenfalls habe die Lektüre der |Legenden von Attolia| zunehmend genossen und werde sicherlich auch den vierten Band lesen.

_Megan Whalen Turner_ stammt aus den USA, studierte Anglistik und arbeitete zunächst als Buchhändlerin, ehe sie sich dem Schreiben zuwandte. Zunächst veröffentlichte sie Kurzgeschichtensammlungen, mit „Der Dieb“, dem Auftakt zum Zyklus |Die Legenden von Attolia|, schrieb sie ihren ersten Roman. Der dritte Band, „Der Gebieter“, ist ebenfalls bereits auf Deutsch erhältlich, der vierte Band erschien im März des vergangenen Jahres auf Englisch unter dem Titel „A Conspiracy of Kings“.

|Taschenbuch 383 Seiten
Originaltitel: Attolia 3: The King of Attolia
Deutsch von Maike Claußnitzer
ISBN-13: 978-3-442-26852-8|
[www.randomhouse.de/blanvalet]http://www.randomhouse.de/blanvalet/
[meganwhalenturner.org ]http://meganwhalenturner.org/index.html

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