_|Eona|:_
Band 1: „Drachentochter“
Band 2: _“Das letzte Drachenauge“_
In Zeiten, in denen Trilogien und Serien sehr prominent sind, hat sich die australische Autorin Alison Goodman dazu entschieden, eine Dilogie herauszubringen. Nach „Drachentochter“ erzählt sie nun in „Das letzte Drachenauge“ die Geschichte der 16-jährigen Eona weiter, die sich in einer vom alten Asien inspirierten Fantasiewelt vor eine abenteuerliche Aufgabe gestellt sieht.
_Nachdem Kaiser Sethon_ seinen Vorgänger getötet und die Macht unrechtmäßig an sich gerissen hat, befinden sich nicht nur Eona und ihre Freunde auf der Flucht vor dem rachsüchtigen Herrscher. Auch Kygo, der Sohn des ermordeten Kaisers und eigentlicher Thronerbe, versteckt sich. Eona möchte ihn finden und ihm dabei helfen, Sethon zu vertreiben und Kaiser zu werden.
Eona ist ein Drachenauge, eine Art Magierin, die mit ihrer Kraft zum Beispiel das Wetter lenken kann. Doch sie weiß nicht, wie sie ihre Kräfte beherrschen kann. Die einzige Person, die ihr helfen könnte, ist die, die bei Sethons Machtergreifung alle anderen Drachenaugen getötet hat: der hinterlistige Lord Ido. Er wird allerdings von Sethon gefangen gehalten.
Gemeinsam mit anderen Widerstandskämpfern macht sich Eona auf die beschwerliche Suche nach Kygo. Doch als sie ihn gefunden hat, wird schnell klar, dass das kleine Rebellenheer gegen Sethons Armeen nichts ausrichten kann. Eona muss lernen, ihre Kräfte einzusetzen und dafür braucht sie Lord Ido. Der wiederum hat seine ganz eigenen Pläne …
_“Das letzte Drachenauge“_ beginnt langsam und verhalten, entwickelt mit der Zeit aber immer mehr Spannung. Das es am Anfang etwas zäh ist, hängt vor allem mit Goodmans Schreibstil zusammen. Sie lässt sich häufig zu längeren Erklärungen hinreißen, die zwar interessant, aber eben nicht wirklich spannend sind. Notwendig sind sie zumeist trotzdem, da die Autorin der Geschichte einen sehr eigenen Hintergrund gegeben hat. Inspiriert von der asiatischen Geschichte hat sie eine detailreiche und interessante Kultur entwickelt. Vor allem die Tradition der Drachenaugen bedarf der Erklärung, die sie gerne und ausführlich gibt. Gerade wenn man den ersten Band nicht kennt, ist das sehr hilfreich.
Goodmans Schreibstil kann, wie bereits erwähnt, langatmig sein. Hat man sich aber erstmal eingelesen, hat er durchaus seine Vorzüge. Erzählt wird aus der Ich-Perspektive Eonas. Das junge Drachenauge ist eine gute Beobachterin und ihre Gedanken und Gefühle werden ausführlich dargestellt. Sie ist eine sympathische, nachdenkliche Hauptfigur, in die man sich gut hineinversetzen kann. Goodman schafft es, ihre Protagonistin auch durch das, was sie sagt, zum Leben zu erwecken. Auffällig ist dabei, dass die ruhige, präzise Art, die Eona an den Tag legt, zu der Vorstellung passt, die man in Europa von Asien hat. Trotzdem ist die Figur leicht zugänglich, da sie viele Probleme und Sorgen hat, die sich auf die heutige Welt übertragen lassen. Dies macht es einfach, ihr auch bei den langatmigeren Stellen zu folgen.
Eona ist allerdings nicht die einzige Figur, die in der Geschichte überzeugt. Während Ido, das „böse“ Drachenauge, sich nicht wirklich von anderen Bösewichten aus Fantasybüchern abhebt, sind es vor allem die Randfiguren, die einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Dazu gehören beispielsweise Vida, eine von Eonas Gefolgsleuten, die aber nicht besonders gut auf das Drachenauge zu sprechen ist; Ryko, der, obwohl er Eona hilft, nicht wirklich damit zurechtkommt, dass sie, nachdem sie ihn geheilt hat, Macht über ihn besitzt; Kygo, dem man seine Jugend und Unerfahrenheit anmerkt, ohne dass er dabei an Status verliert; und vor allem Dela, die Contraire. Eine Contraire ist in Goodmans Geschichte ein Mann, der als Frau lebt. Seit sie vom Hof geflohen sind, muss Dela allerdings ihr „inneres“, weibliches Geschlecht verbergen und stattdessen als Mann auftreten. Das fällt ihr nicht immer leicht. Abgesehen davon, dass eine Person in einem Jugendfantasybuch ungewöhnlich ist, beschreibt Goodman sehr anschaulich die Gefühle und die Zerrissenheit Delas.
Die Handlung des über 600 Seiten starken Buchs orientiert sich stark an klassischen Fantasyszenarios. Ein böser Herrscher ist illegal an die Macht gekommen und nun möchte der legitime Kaisernachfolger mithilfe von Rebellen seinen Platz zurückerobern. Goodman setzt durch überraschende Wendungen, gute Einfälle und schlussendlich auch durch ihre Fantasie bezüglich der Drachenaugen trotzdem gute Impulse, die der Geschichte eine gewisse Eigenständigkeit geben.
_Letztendlich glänzt der Roman_ durch andere Dinge. Die tollen Figuren etwa oder der sorgfältig ausgearbeitete Hintergrund der Geschichte, der vor allem durch die komplexe Kultur beeindruckt. Wer lange, aber schön erzählte Fantasygeschichten wie „Eragon“ mag, wird sicherlich auch an „Das letzte Drachenauge“ Gefallen finden.
|Gebunden: 605 Seiten
Originaltitel: Eona. The Last Dragoneye
Deutsch von Andreas Heckmann
ISBN-13: 978-3570136829|
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