Veloso, Ana – indigoblaue Schleier, Der

_Inhalt_

Goa, 1632. Miguel schwankt zwischen Empörung und neuer Hoffnung. Nach einem Skandal in Portugal, der fast seinen Ruf ruiniert hätte, an dem er aber schuldlos war, hat sein Vater ihn nach Goa geschickt, um im dortigen Teil des Familienunternehmens nach dem Rechten zu sehen. Hier sollen Teile der reichen Gewürzladungen des exotischen Landes verschwinden, ehe sie Portugal erreichen können, und Miguel soll herausfinden, wer hinter den Diebstählen steckt.

Miguel fühlt sich ungerecht behandelt und ist verletzt, weil nicht einmal seine Familie an seine Unschuld glaubt, andererseits jedoch ist er froh über die Chance, sich fern der Heimat beweisen zu dürfen. In Goa steht er nicht im Schatten seines älteren Bruders, des perfekten Geschäftsmannes. Möglicherweise kann er sich sogar ein eigenes kleines Geschäft aufbauen …?

Ehe er jedoch noch wirklich Fuß gefasst hat in seiner neuen Heimat, trifft er auf die geheimnisvolle Dona Amba, die nur selten die Stadt betritt und sich nur verschleiert zeigt. Die geheimnisvolle Fremde nimmt einen Gutteil seines Denkens in Anspruch, und er schwört sich, dass er sie kennenlernen und ihr Vertrauen gewinnen wird. Dona Amba bemerkt den Fremden ebenfalls, und ihr graut vor ihm. Zu neugierig, zu aufdringlich erscheint ihr der junge Mann. Sie hat ein Geheimnis zu hüten, und inzwischen sind so viele Menschen von ihr abhängig, dass sie jede Gefahr meiden muss.

Allein, der junge Portugiese hat eine verborgene Saite in ihrem Innern berührt, und da er alles daran setzt, den Widerstand der geheimnisvollen Frau zu brechen, sieht Dona Amba ihn häufiger, als ihr lieb ist. Sie ist schließlich hin- und her gerissen zwischen der Angst, die immer ihr Leben bestimmte, und dem stärker werdenden Verlangen nach persönlichem Glück. Und doch droht ihre Vergangenheit sie einzuholen …

_Kritik_

Zwischen Europa und Indien, Vertrauen und Verrat, Abenteuer, Cholera, Inquisition, Liebe und Flucht hat Ana Velosa eine spannende Romanze angesiedelt. Ihre Beschreibungen des Glanzes und des Elends des exotischen Indien sind farbenfroh und intensiv, die Art und Weise, wie die Geschichte sich langsam entfaltet, geschickt inszeniert. Speziell die Rückblenden, in denen Dona Ambas Leben und die Gründe für ihre Heimlichtuerei dargelegt werden, sind sehr spannend gestaltet.

Das Verhalten der portugiesischen Gemeinde in Indien ist mit Liebe zum Detail dargestellt und gemahnt an vergleichbare Beschreibungen von anderen Kolonialmächten; die Art und Weise, wie die Neulinge aus ihrer eigenen, für ach so überlegen gehaltenen Welt anreisen und sich erst nach und nach kleinlaut den neuen Gegebenheiten anpassen, ist immer wieder amüsant zu lesen.

„Der indigoblaue Schleier“ ist ein Schmöker. Ein gut recherchierter, liebevoll komponierter Schmöker. Für Schattierungen in den Charakteren ist nur wenig Platz: What you see is what you get. Natürlich ist die Heldin eine unglaublich schöne, integre, willensstarke und leidensgewohnte Frau. Natürlich ist der Held der bestaussehendste Mann der ganzen Kolonie, ein bisschen wild zwar, doch tief in seinem Herzen gut, rein, mutig usw. Natürlich sind die Freunde die besten, treuesten, loyalsten, die man sich wünschen kann. Die Bösen sind dafür aber auch mal so richtig böse, skrupellos und ohne jeden Hauch von Mitleid, und die Kirche erhält zeitgemäß ihren Dämpfer. Das sind Dinge, mit denen man sich arrangieren muss, dann kann man dieses Buch durchaus genießen.

Ana Veloso schreibt gefällig und in blumigem Stil, der sie selbst bei den Beschreibungen von Elend, Ekel, Gewalt und abgrundtiefer Trauer nicht verlässt. Alles in allem ist das Buch in sich harmonisch und rund.

_Fazit_

„Der indigoblaue Schleier“ ist ein romantischer Roman, und wenn man ihn als solchen nimmt, ist er vergnüglich. Wer gehobener Literatur zugeneigt ist, sollte sich besser etwas anderes suchen, aber zur Kurzweil gereicht dieses Buch allemal.

|Gebundene Ausgabe: 704 Seiten
ISBN-13: 9783426663332|
[www.droemer-knaur.de]http://www.droemer-knaur.de
[www.ana-veloso.de]http://www.ana-veloso.de

_Ana Veloso bei |Buchwurm.info|:_
[„Der Duft der Kaffeeblüte“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3872
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