Verhoef, Esther – Hingabe

_Inhalt_

Margot Heijne steht zagend vor einem neuen Leben: Ihren untreuen Partner hat sie verlassen, sich eine eigene Wohnung gesucht. Nur wie soll es jetzt weitergehen? Sie macht die Bekanntschaft des gut aussehenden, souveränen Kunstfotografen Leon und verliebt sich Hals über Kopf in ihn. Plötzlich geht alles ganz schnell: Sie kündigt die ungeliebte Arbeit, wagt den Schritt in die Selbständigkeit und zieht von ihrem Dorf aus nach Amsterdam mit in Leons Loft. Interessante Mensche kreuzen ihren Weg, und die Szene der Begabten, Exaltierten, Exzentrischen und Grenzgänger nimmt sie mit offenen Armen auf.

Dass hier aber nicht alles so ist, wie es auf den ersten Blick scheint, muss Margot erst nach und nach feststellen: Gerade war sie noch dabei, endlich ihren Traum zu leben, und plötzlich bekommt sie das Gefühl, auf Treibsand zu wandern. Oft ahnt sie nicht einmal, was sich hinter Andeutungen und Halbsätzen verbirgt. Und schließlich weiß sie nicht einmal mehr, wem sie trauen kann …

Im Verborgenen bereitet ein anderer Mensch sich vor; es ist nichts Neues, was hier in die Wege geleitet wird, doch es hat die Person beim letzten Mal berauscht, und dieses Gefühl muss wiedererlangt werden. Es geht um die Auslöschung eines Menschenlebens. Das Opfer vom letzten Mal sah Margot verblüffend ähnlich …

_Kritik_

Der Wendepunkt im Leben der jungen Frau ist nachvollziehbar dargestellt; wie die plötzliche Leere mit Neuem gefüllt wird, ist sehr schön gelungen und baut Spannung auf: Während Margot Heijne sich voller Energie in ihr neues, besseres Leben stürzt, hat der Leser schließlich den Vorteil zu wissen, dass sich etwas Düsteres zusammenbraut, so dass jeder anfangs noch so wohlgemute Schritt Margots beim Lesen mit Argusaugen betrachtet wird.

Die aus der Sicht des Mörders geschriebenen kurzen Zwischenspiele tun das Ihrige, um die Spannung zu erhöhen, speziell, wenn danach wieder Margots ganze fröhliche, verliebte Ahnungslosigkeit dargestellt wird. Die Diskrepanz zwischen Margots altem Leben auf dem Dorf mit Kaninchen, Verwandten, Tratschtanten und Schützenfesten und dem neuen, aufregenden Leben in der Großstadt zwischen Vernissage und Innenausstatterdasein könnte kaum größer sein und verdeutlicht herrlich den Zwiespalt, in dem die junge Frau steckt, als ihr langsam Zweifel kommen und Misstrauen sie beschleicht.

Man möchte ihr wünschen und raten, aber was? Denn als Leser jagt man hier eifrig den diversen falschen Fährten hinterher: Esther Verhoef hat jede Menge Spuren gelegt, mal mehr und mal weniger subtil, und wann immer man denkt, man sei ihr auf die Schliche gekommen, schlägt sie doch wieder einen Haken. Das ist absolut fabelhaft gemacht und hält den Leser bis zum Ende in Atem.

_Fazit_

Esther Verhoef hat für „Hingabe“ nicht zu Unrecht verschiedene Preise gewonnen; es ist ein Thriller, dessen atemlose Stimmung fast greifbar ist. Verhoef hat die Umsetzung des Bildes vom Damoklesschwert zur Meisterschaft gebracht und führt ihre Leser an der Nase herum, als habe sie ihren Lebtag nichts anderes getan. „Hingabe“ ist gefährlich, sexy, mitreißend und außergewöhnlich spannend. Lesen Sie es, Sie werden es nicht bereuen!

|Gebundene Ausgabe: 416 Seiten
Originaltitel: Close-up
Aus dem Niederländischen von Stefanie Schäfer
ISBN-13: 978-3442752386|
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[www.estherverhoef.nl]http://www.estherverhoef.nl

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