Brennan, Herbie – Purpurkaiser, Der (Faerie Wars 2)

Natürlich ist die Geschichte nach den Geschehnissen um [„Das Elfenportal“ 313 noch nicht vorbei: Zwar sind die Portale zur Hölle (nach |Hael|) geschlossen, der Staatsstreich der Nachtelfen unter Lord Hairstreak abgewehrt und die wichtigsten Personen (bis auf Hairstreak selbst) gefangen oder untergetaucht, aber es ist klar, dass der Lord diese Niederlage nicht akzeptieren wird.

So ist die Krönung Pyrgus‘ ein besonderer Grund zur Vorsicht, denn in den zu erwartenden Massenaufläufen kann schnell mal dies oder jenes unbemerkt geschehen. Außerdem scheint alles an Holly Blue zu hängen, Pyrgus scheint sich nicht für den bevorstehenden Staatsakt zu interessieren. Henry als menschlischer Freund des designierten Purpurkaisers soll auch erscheinen und natürlich wird der neue Torhüter dabei sein: Mr Forgarty.

Aber dann entsteht ein Gerücht, das alles ändert: Der alte Kaiser ist nicht tot! Hairstreak macht sich die Lage zunutze; sein Neffe Comma, jüngster Sohn des alten Purpurkaisers, spielt ihm in die Hände und schickt Pyrgus, Blue und Forgarty ins Exil.

_Herbie Brennan_ schrieb seinen ersten Roman mit Mitte zwanzig. Seitdem hat er unzählige Bücher für Kinder und Erwachsene veröffentlicht, die in mehr als fünfzig Ländern und in einer Gesamtauflage von über 7,5 Millionen Exemplaren erschienen sind. Neben dem Schreiben entwickelt er Spiele und Computer-Software und arbeitet für das Radio. Er lebt in County Carlow, Irland. |(Verlagsinfo)|

Mittlerweile dürfte klar sein, dass diese Geschichte keine Erzählung für Jugendliche ist – zumindest nicht hauptsächlich. Eher ein Jugendroman für Erwachsene. Eigentlich merkt man kaum noch, dass von Jugendlichen die Rede ist – Pläne und ihre Ausführung stammen meist von ihnen, die Erwachsenen sind, bis auf die Bösewichte und wenige Ausnahmen, Nebenfiguren.

Brennan gelingt es wunderbar, an den Vorgänger anzuschließen, so dass erneut eine farbenprächtige und facettenreiche Welt entsteht, in der es von lustigen Geschöpfen wie dem „fliegenden Teppich“ – Entschuldigung: |Endolg| Flapwazzle oder dem enddarmbewohnenden Wangaramas-Wurm Cyril nur so wimmelt. Er verpasst Henry sogar eine regenbogenfarbene Ersatzhaut aus Spinnenseide, so dass davon ausgegangen werden kann, dass es zwischen ihm und den anderen Menschen der „Gegenwelt“ (also unserer Welt), vorzugsweise seiner Schwester Aisling, zu interessanten Begegnungen kommen wird – denn Brennan bastelt weiter an dieser Geschichte! Übrigens hat Aisling die tragbare Portalfernbedienung an sich gebracht und dürfte wohl auch über kurz oder lang ihren Besuch im Elfenreich machen.

Faszinierend ist die Betrachtung der elfischen Magie und ihrer Beziehung zur irdischen (hier auch als „Technik“ bekannt): Während dort ein Zauber normalerweise am Geruch zu erkennen ist und Beschwörungsformeln in der Luft sichtbar sind, bedarf es bei uns manchmal nur einer Kreditkarte oder eines Scheins Bargeld, um die elfischen Wesen zu verwirren. Das mächtigste Zauberbuch dunkler Magie hierzulande wurde schließlich von Papst Honorius III. geschrieben; mit seiner Hilfe lässt sich sogar ein Portal nach Hael öffnen.

Mit Blick auf die Charaktere wird deutlich, dass sich die Interessen der pubertierenden Jugendlichen zwischendurch regelmäßig dem anderen Geschlecht widmen, glücklicherweise beruht das Interesse jeweils auf Gegenseitigkeit. Henry hat seit seiner Begegnung mit Blue im Elfenportal eigentlich nichts anderes mehr im Kopf, Blue ihrerseits ist ihr Interesse an Henry auch deutlich anzumerken; Pyrgus trifft zufällig auf Nymph, die Tochter der Waldelfenkönigin |Kleopatra|, und ist sofort verschossen, während Nymph natürlich auch ein Lächeln für ihn übrig hat. Eine rückläufige Entwicklung macht quasi der alte Forgarty bewusst durch, als er heftiges Herzklopfen beim Anblick der ebenso alten Madame Cardui bekommt und plötzlich darauf brennt, sich persönlich an den Kämpfen zu beteiligen – anders als in seiner Jugend, wo er Kämpfen möglichst fern blieb. Außen vor steht nur Comma, der ja auch noch etwas jung ist (obwohl: der Oberkörper seiner nachthemdlichen Halbschwester Blue schien ihn durchaus zu interessieren). Er verbirgt aber noch ein paar Geheimnisse, die auch seinen Geschwistern zu schaffen machen.

Die Stimmung zu beschreiben ist schwer, am ehesten passt wohl: positiv, lebensfroh, scherzhaft – ohne aber lächerlich zu werden. Brennan überrascht wieder mit kreativen Details, die die Lektüre zu einem echten Genuss werden lassen. Wenn der Mann so gut gelaunt durchs Leben geht, wie er seine Geschichten erzählt, ist er ein glücklicher Mensch.

http://www.dtv.de/special__brennan/elfen__index.htm