Daniel Mosmann – Auf Pilgerfahrt mit Gevatter Tod

Der Winter ist die beste Zeit, um sich zu gruseln – die Tage sind kurz, die Nächte dafür aber umso länger. Das Sonnenlicht schwindet schnell und es bietet sich an, diese dunkle und kalte Jahreszeit mit einem Heißgetränk, einer warmen Decke und einem guten Buch auf der Couch zu verbringen. Daniel Mosmanns Geschichtensammlung „Auf Pilgerfahrt mit Gevatter Tod“ ist eine perfekt passende Lektüre für solch einen Winterabend und sei daher allen empfohlen, die sich gern gepflegt gruseln.

„Gepflegt“ ist hierbei das Schlüsselwort, denn ab der ersten Seite merkt man Daniel Mosmanns Prosa (und Lyrik – denn ja, es gibt auch zwei Gedichte) an, in welcher literarischen Tradition er steht. Die alten Meister haben es ihm angetan und seine Art des Erzählens ist im besten Sinne des Wortes bei Poe, Lovecraft und Co. abgeschaut. Am deutlichsten wird dies in „Oben, auf dem Knochenberg“, einer Pastiche, deren Sujet und Stil wunderbar ins 19. Jahrhundert passen würde. Auch der Ich-Erzähler gibt dies zu und empfiehlt sich dem Leser mit folgendem Satz: „Meine wenigen Freunde meinen zuweilen, ich hätte den antiquierten Klang der Sprache dieser Bücher weitestgehend verinnerlicht.“ Im folgenden begleitet man ihn dann auf eine schlaflose Nacht, die er in einer verfallenen Burgruine im Schwarzwald verbringt. Natürlich muss er in einer einsamen Ruine von einem bösen Geist heimgesucht werden, doch da er sich bereits zu Beginn der Geschichte als empfänglich für jegliche Art von Grusel beschrieben hat, kann man ihm als Erzähler vielleicht nicht gänzlich trauen … Wird er nun tatsächlich von einem blutrünstigen Geist heimgesucht oder spielt ihm nur seine Fantasie einen Streich?

Die Antwort auf diese Frage soll hier natürlich nicht verraten werden, allerdings ist es Daniel Mosmann ein offensichtliches Vergnügen, mit Erwartungshaltungen und bekannten Topoi des Genres zu spielen. Gern enden seinen Geschichten mit einer überraschenden Pointe oder einem Kniff, der das Geschehene in einem völlig neuen Licht erscheinen lässt. Der Horror kommt also immer auch mit einem gut gemeinten Augenzwinkern daher und das macht die Lektüre umso vergnüglicher.

Dabei deckt Mosmann ein breites Spektrum an Plots ab: Er fragt sich, wie es sich wohl anfühlt, tot zu sein. Er befasst sich mit einem in die Hose gegangenen wissenschaftlichen Experiment. Er spürt dem Alterswahnsinn nach und forscht nach Geistern. Mal klingt er dabei bissig oder zynisch, mal sentimental und mitfühlend. Jeder Geschichte und jedem Charakter kann er so einen ganz eigenen Sound verpassen. Eines wird dabei schnell klar: Bei Daniel Mosmann muss man keine Angst vor Langeweile und Gleichförmigkeit haben.

Wie man aus der Autorenbiographie im hinteren Teil des Buchs erfahren kann, lebt Daniel Mosmann im Schwarzwald. Es wäre sicher näher an der Wahrheit, zu behaupten, er wäre in dieser Landschaft verwurzelt. Denn auch seine Geschichten sind genau das. Sie spielen ausnahmslos im Schwarzwald und machen diese Landschaft nicht nur zum Hintergrund einer Handlung, sondern zu einem eigenständigen Charakter. Dazu kommt, dass „Auf Pilgerfahrt mit Gevatter Tod“ ganz ohne Großstätte auskommt. Da gibt es kein Stuttgart, kein Karlsruhe und kein Mannheim. Stattdessen spielen Mosmanns Geschichten in den dunklen Wäldern und Tälern, in den kleinen Dörfern und an den versteckten Weihern. Das gibt seinen Geschichten etwas Zeitloses – und etwas „aus der Zeit Gefallenes“. Er schaut in die Abgründe der kleinen Leute, die diese Landstriche bewohnen, denn hier bedingen sich Landschaft und Mensch noch gegenseitig. Beide hängen voneinander ab und der Horror erwächst immer auch daraus, dass der Mensch der umgebenden Natur nicht entfliehen kann.

Daniel Mosmanns Sammlung von Geschichten eignet sich für alle Liebhaber von Poe, Lovecraft und Blackwood. Sie eignet sich also für all jene, die gut konstruierte Geschichten mögen, die sich Zeit nehmen und geschliffen daherkommen. Sie eignet sich für alle, die den subtilen Grusel lieben, die aber auch über einen guten literarischen Witz lachen können. Kurzum: Ein rundherum gelungenes Buch, dem man viele Leser wünscht, die es in einer dunklen Winternacht zur Hand nehmen werden.

Taschenbuch: 198 Seiten
ISBN 13: 978-3-943412-19-2
www.edition.subkultur.de
daniel-mosmann.de

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