Michaela Diers (Hrsg.) – Mystik

Ein Lesebuch für Nachdenkliche

Mystik ist in unserer Zeit ein schwer fassbarer Begriff, der nur allzu oft mit abgehobenen Phantastereien und Wundern einer transzendierten, weltscheuen Esoterikelite in einen Kontext gebracht wird. Dass hier ein deutliches Missverständnis durch Unkenntnis der eigentlichen Materie vorliegt, macht Michaela Diers, Herausgeberin des Buches „Mystik“, in ihrer stimmungsvollen Einleitung deutlich, mit der die Problembereiche und das Fundamentale des Mystikbegriffes mit klaren, wohlgesetzten Worten zum Punkt gebracht werden und welche den Leser wunderbar auf das Nachfolgende einzustimmen vermag.

Was genau ist nun Inhalt von „Mystik“? Nach Problemthemen geordnet, präsentiert Michaela Diers Gedichte, Erzählungen, Poesien, Textauszüge und Aphorismen bedeutender Mystiker verschiedener Tradition und Kultur, aber auch von Dichtern und Philosophen, die mit ihren Worten mystisches Verständnis erkennen lassen, ohne dass diese sich selbst als Mystiker betrachtet hätten. So kommen Lao-Tse oder Ramakrishna einvernehmlich zu Worte neben Bernhard von Clairvaux (der vielleicht bedeutendste und einflussreichste Europäer seiner Lebenszeit, allerdings von durchaus zweifelhaftem Wesen), Hildegard von Bingen, Meister Eckhart oder auch Hermann Hesse, Ludwig Wittgenstein und Simone Weil, um nur einige wenige Autoren zu nennen, die den Leser auf eine Reise in das innerste Wesen der Dinge mitnehmen und Hilfestellung auf scheinbar ziel- und orientierungslosen Pfaden zu geben wissen. So ist dieses Buch für – selten gewordene und doch so wichtige – stille Stunden innerer Einkehr und Nachdenklichkeit bestens als Wegbegleiter geeignet und lädt ein, immer wieder die eine oder andere Passage – vielleicht auch einfach nach dem Zufallsprinzip – auszuwählen, um darüber zu reflektieren oder die Worte einfach wirken zu lassen – literarisch-philosophische Meditation. Dass oben erwähntes Vorurteil nicht so recht greift, zeigt sich in der Zeitlosigkeit gesammelter Lebensweisheit, die hier dargestellt wird und die sehr wohl, unabhängig von einer religiösen Sichtweise auf die Texte, Realität und praktische Bezüge erkennen lässt und auch für – und gerade – den modernen Menschen bedeutsam ist.

Ergänzt wird das Taschenbuch durch ein kurz kommentiertes Verzeichnis der wichtigsten Personen und Werke, ein Anmerkungs- sowie Quellenverzeichnis.

Aus dem Inhalt:

• Vorwort
• Unruhe – Ruhe
• Innen
• Ich
• Armut – Reichtum
• Wissen – Weisheit
• Demut
• Gelassenheit
• Einheit
• Allerorten – Jederzeit
• Arbeit
• Frieden
• Tod
• Liebe
• Nächsten(liebe)
• Welt
• Fallstricke
• Arme Sünder
• Verblendung
• Glauben – Zweifel
• Gottesbilder
• Gottferne
• Leere – Fülle – Nichts
• Toleranz
• Gütesiegel
• Stille – Schweigen
• Mitgefühl
• Zum Schluß
• Anhang

Taschenbuch: 240 Seiten
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