Eva Almstädt – Akte Nordsee – Am dunklen Wasser

Fentje Jacobson arbeitet als Anwältin und hat der Einfachheit halber ihre Kanzlei auf dem Bauernhof ihrer Großeltern auf der Halbinsel Eiderstedt eingerichtet. Denn ihre Großmutter wird langsam dement und ihr Großvater schafft die Arbeit nicht mehr alleine. Fentjes Bruder dagegen hat seine pubertierende Tochter auf dem Hof der Großeltern „abgeschoben“, sodass es dort mehr als genug zu tun gibt. Wo immer sie kann, packt Fentje also mit an. Und so findet man sie oft genug in dreckiger Arbeitskleidung und Gummistiefeln statt dem üblichen feinen Anzug einer klassischen Anwältin.

Ihren neuen Mandanten findet sie eher zufällig: Er liegt bewusstlos auf der Wiese, als sie nach den Schafen und Zäunen guckt. Tobias Asmus kann sich allerdings nicht daran erinnern, wie er auf die Wiese gekommen ist und wo sein Auto steht. Also fährt Fentje ihn kurzerhand zu dessen Freundin. Dort angekommen machen die beiden eine grausame Entdeckung: Sie finden Sabrina Dierks erhängt im Garten. Selbstmord? Oder doch Mord?

Die Polizei tippt auf letzteres und ermittelt fortan in einem Mordfall. Hauptverdächtiger ist Tobias Asmus, der sich daher kurze Zeit später in Untersuchungshaft wiederfindet. Als seine Anwältin engagiert er kurzerhand Fentje, die zum ersten Mal in einem Mordfall ermittelt.

Für den freien Journalisten Niklas John ist der Leichenfund in Wediskoog ein gefundenes Fressen. Denn er ist händeringend auf der Suche nach einer neuen Titelstory. Die hat er auch schnell gefunden. Seine journalistische Neugier ist sofort geweckt und steigert sich weiter, als kurz nach dem Leichenfund zwei Mädchen aus eben jenem Internat verschwinden, in welchem Sabrina Dierks als Lehrerin gearbeitet hat. Hängen die beiden Fälle miteinander zusammen?

Mörderische Nordsee

Der Auftakt zu Eva Almstädts Nordseekrimi-Reihe rund um Fentje Jacobson und Niklas John beginnt turbulent: Die Anwältin stolpert mehr zufällig mit ihrem neuen Mandanten über eine Leiche und trifft bald darauf immer wieder auf den ihr zunächst sehr unsympathischen Journalisten Niklas John. Dieser wiederum hält Fentje für ein Landei. Doch mit der Zeit bilden die beiden in ihren Ermittlungen eine Zweckgemeinschaft, die sich bald zu einer Freundschaft entwickelt, in der durchaus mehr anklingt. Ob tatsächlich mehr daraus wird, verrät uns Eva Almstädt sicherlich in weiteren Bänden ihrer neuen Reihe.

Ich muss gestehen, dass ich mit den beiden nicht so richtig warm geworden bin. Ich bin ein großer Fan von Almstädts Pia-Korittki-Reihe, von der ich alle 17 Bände gelesen bzw. gehört habe. Doch hier an der Nordsee ermittelt nicht etwa die Polizei, sondern wir begleiten eine teils unbeholfene Anwältin und einen Journalisten, der stets auf der Suche nach der besten Story ist. Fentje Jacobson war mir tatsächlich ein wenig zu „ländlich“ und ich konnte mich auch nicht so ganz mit dem Bild einer Anwaltskanzlei auf einem Bauernhof anfreunden. Für mich passte das nicht zusammen.

Auf der anderen Seite ist da der ehrgeizige Niklas John, der aus sichtbar besserem Hause stammt und immer sehr auf sein Äußeres bedacht ist. Mir passten die beiden nicht so recht zusammen und ich fand auch die Annäherung der beiden nicht immer ganz schlüssig.

Der Kriminalfall spielt sich rund um ein Internat in Nordstrand ab, wo Sabrina Dierks als Lehrerin gearbeitet hat. Ihr Lebensgefährte Tobias Asmus steht nicht nur unter Generalverdacht, sondern bringt auch noch ein Motiv für die Tat mit: Erst kurz vor dem Mord hat er erfahren, dass seine Freundin schwanger ist – für ihn eine alles andere als erfreuliche Nachricht.

Doch Fentjes Nachforschungen führen eher in die Vergangenheit, denn Sabrina Dierks hatte sich vor ihrem Tod für alte Grabinschriften interessiert und war hier offenbar auf etwas sehr Interessantes gestoßen.

Ich persönlich fand die Ermittlungen recht betulich. Die Polizei tappte die ganze Zeit im Dunkeln bzw. hatte keinen anderen Täter im Visier als Tobias Asmus, und so müssen eine Anwältin und ein Journalist die ganze Arbeit machen. Gemeinsam wühlen sie in der Vergangenheit und kommen endlich auf die richtige Spur. Auch auf die Spur der vermissten Mädchen gelangen sie bald, was aber nicht wirklich viel mit dem eigentlichen Fall zu tun hat.

Es ist verständlich, dass Eva Almstädt erst einmal ihre neuen Protagonisten vorstellen muss, aber in diesem Buch gibt es einfach zu viel Drumherum und zu wenig Kriminalfall.

In den Tiefen des Meeres

Keine Frage: Den Auftakt zu Eva Almstädts neuer Kriminalreihe habe ich fast so schnell verschlungen wie ihre Ostseekrimis. Allerdings war dies weder einem extrem guten Spannungsbogen geschuldet noch den interessanten Charakteren. Aber der Schreibstil der Autorin ist tatsächlich sehr gefällig, sodass sich ihre Bücher schnell durchlesen lassen. Allerdings blieb der vorliegende Fall bei mir nicht wirklich hängen.

Das Buch beginnt durchaus interessant, weil man sich natürlich unweigerlich fragt, was hinter dem Mord an der Lehrerin steckt und warum praktisch zeitgleich zwei ihrer Schülerinnen verschwunden sind. Die Auflösung allerdings enttäuscht dann doch – zu weit hergeholt, zu abstrus.

Mit den Charakteren bin ich auch noch nicht ganz warm geworden. Ich werde den beiden auf jeden Fall nochmal eine Chance geben und sicherlich auch den zweiten Band lesen – schließlich bin ich neugierig und mag Eva Almstädts Schreibstil. Aber an Pia Korittki können Fentje Jacobson und Niklas John leider nicht heranreichen.

Taschenbuch: 416 Seiten
ISBN-13: 978-3404185740
www.luebbe.de

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