Was sind eigentlich die Wurzeln der größten Metalband der Welt? Welche Gedanken und Ereignisse sind es, die hinter den wütenden Lyrics von „St.Anger“ stehen? Was meint James Hetfield eigentlich mit ‚Until It Sleeps‘? Und wie war das noch damals, bei den Aufnahmen von „Master Of Puppets“?
Diese und weitere Fragen will das neue METALLICA-Buch „Hit The Lights – Die Story zu ihren größten Songs“ klären, das kürzlich im Rockbuch-Verlag erschienen ist. Der Autor, kein Geringerer als Chris Ingham, der Herausgeber der wohl neben „Kerrang“ wichtigsten Rock- und Metal-Zeitschrift der Welt ist (nämlich dem ebenfalls englischen „Metal Hammer“), zeichnet in 150 reichlich und gut bebilderten Geschichten die Geschichte METALLICAs nach, wie man sie zwar präsent irgendwie im Hinterkopf kennt, aber bisher nie so kompakt und gut geschrieben parat hatte.
Das Buch startet relativ glanzlos mit dem kurzen Kapitel „Einflüsse“, das man als treuer Fan fast überspringen könnte, denn bei der Beschreibung der NWOBHM-Bands und der Punk-Combos, die zu den Wurzeln METALLICAs gehören, bleibt Ingham doch sehr auf der Oberfläche und liefert kaum mehr als jeweils eine kurze Bio des jeweiligen Acts und einen passenden Kommentar von Lars Ulrich (von wem auch sonst *g*). Richtig interessant wird es im Anschluss, wenn im zweiten Teil die Gründung und die frühen Jahre der Band näher beleuchtet werden, wobei auch Dave Mustaine und MEGADETH ein ganzes Unterkapitel gewidmet ist.
Der eigentliche Kern des Buches sind und bleiben allerdings die ausführlichen Kapitel zu allen Studioalben mit den Songbesprechungen und jeweils mehr oder weniger kurzen Lyric-Analysen, die den Hauptteil von „Hit The Lights“ ausmachen. Wer weiß schon wirklich aus dem Gedächtnis, dass „Kill ‚Em All“ nur 12.000 $ gekostet hat, wie lange man mit „Ride The Lightning“ auf Tour war oder wie das Meisterstück „Master Of Puppets“ Gestalt annahm?
Das größte Problem an „Hit The Lights“ sind unterdessen nicht die fesselnden Beschreibungen von jedem einzelnen Song, den diese Band bis dato auf eine Studioplatte gebracht hat, sondern die immer wieder eingestreuten textlichen Interpretationen, die Chris Ingham vornimmt. Dass ‚One‘ ursprünglich nicht als Anti-Kriegs-Song gedacht war, weiß man aus Interviews mit Hetfield, aber an vielen Stellen sind es einfach nur lose Assoziationen und Ideen, die vom Autor absolut gesetzt werden, obwohl dieses gerade mit James Hetfields zu jeder Zeit schwerstens mehrdeutigen oder relativ schwammigen Texten eigentlich kaum möglich ist. ‚Mama Said‘ ist freilich nicht das Problem, aber zum Beispiel ‚Fight Fire With Fire‘ eine politsche Komponente zu verpassen, die dieses gar nicht hat, oder in ‚King Nothing‘ eine König-Midas-Analogie zu lesen, ist dann doch etwas weit hergeholt.
Trotz dieser kleinen Mängel ist „Hit The Lights“ (natürlich auch mangels Konkurrenz) ein großartiges Buch geworden. Liest man die nie störenden oder aufdringlichen Interpretationen zu den Lyrics als bloße Anregungen eines vielleicht ein bisschen übereifrigen Autors, kann man sogar wunschlos glücklich mit diesem Buch werden.
Machen wir das Fazit kurz und schmerzlos: Das hier ist im Print-Bereich ganz eindeutig das neue Referenz-Werk zum Thema METALLICA in deutscher Sprache, bietet Tonnen von zwar nicht unbedingt enorm tiefen aber dafür topaktuellen Infos, die zudem völlig ausreichend sind für den Hausgebrauch und hat außerdem auf 152 Seiten massenweise tolle Fotos von der Band zu bieten. Klare Kaufempfehlung.