Band 1: „Schwarzes Prisma“
Band 2: „Die blendende Klinge“
Band 3: „The Blood Mirror“ (voraussichtlich 2014, noch ohne dt. Titel)
Garriston ist gefallen. Nun steht Gavin Guile vor dem Problem, wo er all die Flüchtlinge unterbringen soll, die er aus der eroberten Stadt gerettet hat. Die Lösung ist in ihrer Dreistigkeit typisch Gavin.
Kip dagegen wird in die Chromeria zurückgeschickt. Hauptmann Eisenfaust soll dafür sorgen, dass er die Aufnahme in die Schwarze Garde schafft. Selbstredend ist Andross Guile mit diesem Plan überhaupt nicht einverstanden. Trotz der Steine, die der alte Guile Kip in den Weg legt, gelingt es dem Jungen, sich mit einigen der anderen Antwärter anzufreunden, darunter die junge Sklavin Adrasteia.
Liv, die Tochter von Gavins bestem Freund und General Corvan Danavis, befindet sich derweil immer noch in Garriston. Nach dem Tod König Garaduls kontrolliert jetzt dessen Farbwicht die Armee. Er lässt sich nun Prinz nennen und hat es sich zum Ziel gesetzt, die Chromeria zu stürzen. In diesem Zusammenhang scheint er auch mit Liv etwas vorzuhaben …
An der Figurenrige hat sich nicht allzu viel geändert. Dazugekommen sind nur zwei Charaktere, die für die Handlung in den späteren Bänden noch wichtig werden dürften.
Die Erste ist Adrasteia, genannt Teia. Sie ist klein, flink, zäh und schlau. Als Sklavin gehört sie wie Kip zu den Außenseitern. An der Aufnahmeprüfung für die Schwarze Garde nimmt sie auf Anweisung ihrer Herrin teil, doch Teia will auch um ihrer selbst willen aufgenommen werden, denn dann wird die Garde sie freikaufen. Über Kip als Übungspartner ist sie deshalb zunächst wenig erfreut, sie fürchtet einen Klotz am Bein. Zumindest bis sie ihn näher kennenlernt.
Die Zweite ist Teias Herrin, eine grausame Frau, die Spaß daran hat, ihre Sklaven zu schlagen, und sie auch sonst auf jede denkbare Art und Weise missbraucht. So zwingt sie Teia unter anderem, für sie zu stehlen, und zeigt ein recht ungesundes Interesse an den Fähigkeiten des Paryl.
Dafür hat Kip sich in diesem Band spürbar gemausert. Die Art, wie er Adross Guile Paroli bietet, ist nur teilweise auf seine vorlaute Klappe zurückzuführen, in den Ausscheidungskämpfen hat er, obwohl körperlich fast allen unterlegen, durch seine Findigkeit gepunktet und sich Anerkennung verschafft. dass Gavin Guile ihn als ernstzunehmenden Verbündeten betrachtet, tut ein Übriges. Kips Selbstbewusstsein wächst.
Auch in diesem Band hat der Autor wieder eine gelungene Charakterzeichnung abgeliefert. Obwohl Teias Herrin nur zweimal persönlich auftaucht, steht ihre Darstellung der aller anderen Personen in nichts nach und auch Kips Entwicklung ist gut getroffen.
Einige interessante Erweiterungen gab es bei Magie und Religion.
Zum ersten Mal taucht eine Farbe auf, die Paryl genannt wird und innerhalb des Spektrums noch jenseits von Infrarot angesiedelt ist. Offiziell ist mit dieser Farbe überhaupt nichts anzufangen, da sie stofflich instabil ist und auch kein Wärmepotential besitzt. Tatsächlich jedoch kann Teia, die in der Lage ist, Paryl zu wandeln, damit Markierungen anbringen, die sonst niemand sehen kann. Und Paryl befähigt sie, das Vorhandensein von Metallen zu erkennen. Für die Schwarze Garde eine nützliche Fähigkeit. Aber nicht nur für die Garde! Denn wie Teia beobachtet, kann man Paryl auch noch zu etwas ganz anderem nutzen. Und diejenigen, die das tun, sind offenbar ziemlich unangenehme Zeitgenossen.
Was die Religion angeht, so scheint der Kult des Orholam nicht allzu einheitlich zu sein, wobei diejenigen, die von der offiziellen Lehre der Chromeria abweichen, als Ketzer bezeichnet werden. Worin genau die Unterschiede bestehen, wird dabei nicht deutlich, in diesen Zusammenhang gehört jedoch das Kartenspiel Neun Könige. Andross Guile zwingt Kip, dieses Spiel gegen ihn zu spielen, doch er hat verbotene Karten in seinem Deck. In seinem Bemühen, gegen den Alten zu gewinnen, stößt Kip auf einiges, was höchst interessant klingt.
Zwangsläufig weitet sich dadurch auch die Handlung aus. Zu den üblichen Widerständen und Privatfehden innerhalb des Spektrums und dem Krieg mit dem Farbprinzen kommt nun noch die Bedrohung durch einen ominösen Orden, der ebenfalls die Chromeria stürzen will, aber wesentlich unauffälliger arbeitet. Gavin gerät außerdem zunehmend unter Druck, je mehr er sich seinem Vater widersetzt.
Durch die vielen Details bewegt sich die Handlung insgesamt nur langsam voran. Das schadet aber nichts, weil die neuen Ideen sowohl faszinieren als auch zusätzliche Spannung mitbringen, genauso wie die Tatsache, dass Gavin Blau verloren hat, was spürbare Auswirkungen auf die Magie insgesamt hat. Dazu kommt, dass Liv zunehmend in den Bann des Farbprinzen gerät, was ziemlich bedenklich ist. Außerdem nehmen die Ereignisse immer wieder unerwartete Wendungen, wie zum Beispiel im Zusammenhang mit den Ausbruchsversuchen des Gefangenen.
Unterm Strich fand ich diesen Band sogar noch ein wenig besser als den Ersten. Zwar wirken Kips Bemühungen, in die Garde aufgenommen zu werden, ziemlich ausführlich, sind aber mit so vielen neuen Details versehen und bieten ausreichend Charakterentwicklung, dass es zu keinerlei Durchhängern kam. Die zusätzlichen Spannungsmomente sorgten für einen spürbar höheren Adrenalinspiegel als im Vorgänger, und der geheimnisvolle Orden sowie die erstaunliche Macht der besonderen Spielkarten klingen sehr vielversprechend. Auch Teias Herrin dürfte noch für einige Verwicklungen gut sein. Und der Schluss hat alles Mögliche derart umgekrempelt und auf den Kopf gestellt, dass der Leser nicht anders als neugierig darauf sein kann, wie diese Situation wohl weitergehen wird.
Brent Weeks wollte schon als Junge Schriftsteller werden und hat sich deshalb nach dem College nicht mit dem Erlernen eines anderen Berufes aufgehalten, sondern gleich mit dem Schreiben begonnen. Bis jemand bereit war, ihm etwas dafür zu bezahlen, hielt er sich als Barkeeper über Wasser. „Der Weg in die Schatten“ war seine erste Veröffentlichung und der Auftakt zur Schatten-Trilogie, die inzwischen vollständig auf Deutsch erschienen ist. „Die blendende Klinge“ ist der erste Band seines neuen Licht-Zyklus, dem noch zwei weitere Bände folgen sollen.
Taschenbuch 956 Seiten
Originaltitel: Lightbringer 2 – The Blinding Knife
Deutsch von Hans Link und Clemens Brumm
ISBN-13: 978-3-442-26833-7
www.brentweeks.com
www.randomhouse.de/blanvalet
Der Autor vergibt: