Die drei ??? und das versunkene Dorf (Folge 136)

Zur Story

Der Anruf von Darren Duff aus Ridgelake veranlasst die drei Fragezeichen zu einer Wochenendtour von immerhin 700 Meilen – war doch die Rede von einem geisterhaften, nächtlichen Leuchten im angrenzenden Bergsee. Kaum dort angekommen werden die Jungs tatsächlich Zeugen der seltsamen Erscheinung und müssen den tatterigen Dorfbewohner Paul Brooks davon abhalten geradewegs auf das Licht zuzumarschieren und im eiskalten Wasser zu ertrinken. Der alte Mann faselt geistesabwesend ständig irgendetwas von „Charly“. Die Rettung Pauls wird von manchen Dorfbewohnern auch alles andere als honoriert. Vor allem nachdem die drei wissen wollen, wer dieser Charly denn sei, werden sie brüsk abgebügelt. Zunächst kommen die als „Freunde aus Seattle“ getarnten Juniordetektive aber erst einmal bei Darrens Onkel Cedric unter, dem Bürgermeister. Je mehr die drei nachforschen, desto komischer kommt ihnen Ridgelake vor, gerade so als würde ein Fluch auf dem Dorf liegen. Um den Fall zu lösen, müssen die Fragezeichen abtauchen – sowohl im See als auch in der Vergangenheit.

Eindrücke

André Marx Vorlage gilt allgemein als grundsolider und beliebter Roman aus der Neuzeit der Serie. Wenn nicht gar als einer der beliebtesten. Zurecht. Zwar sind auch dort ein paar kleinere Konstruktionsschwächen zu vermelden – vor allem was die Timeline des Dorfes bzw. des Stausees angeht – doch weiß das Buch dank dichter Atmosphäre und grundsätzlich logische(re)m Ablauf zu überzeugen. Man ahnt es bereits: Beim Hörspiel ging durch die allgegenwärtige Kürzungsvorgabe, der André Minninger als Skript-Meister bei den Adaptionen stets unterliegt, einiges in die Binsen. Manches mutet seltsam zusammengeschustert an, anderes wiederum ist schlicht unlogisch bzw. handwerklich nicht gelungen. Die – laut Hörspiel-Logik – angeblich über-50-jährigen Carl und Joan verhalten sich nicht nur nicht altersgemäß, ihre Stimmen sind auch die von Twens oder maximal Thirtysomethings. Im Umkehrschluss sind auch die Dorfbewohner allesamt zu jung, wenn man die Chronologie des Setups mal genau hinterfragt. Justus‘ Karte, auf der das „neue“ Ridgelake nicht verzeichnet ist, soll mehr als 50 Jahre alt sein? Eine so miese Vorbereitung seitens des Superhirns erscheint figurfremd.

Hinzu kommt, dass Justus Darren im Hörspiel unangemessen zusammenstaucht, da er eine Observation versaut und ihnen Informationen vorenthalten hat. Das erscheint in dieser Situation vollkommen überzogen und atypisch – sofern man die Vorlage nicht kennt jedenfalls. Dort steht diese Eruption des ersten Detektivs in einem anderen Kontext: Da Darren sich im Laufe der Geschichte immer mehr als nervensägende Klette entpuppt, platzt Just letztendlich der Kragen. Im Hörspiel ist der Neffe des Bürgermeisters jedoch ein netter, eher zurückhaltender Typ. Ein Fauxpas, welcher alle drei (überdies allesamt passionierte Sporttaucher, weswegen auch Bobs plötzliche Rettung absolut irrsinnig erscheint) betrifft, ist jedoch das Nichterkennen einer Unterwasserleuchte bereits bei ihrer ersten Begegnung mit dem ominösen Licht. Dass eine ganze Reihe interessanter wie aufschlussreicher Nebenhandlungen aus der Vorlage hier unter den Tisch fielen, ist nur eine Randnotiz. Auch die unnötige Abschiedsszene – quasi den Epilog – hätte man sich getrost sparen können und die Geschichte lieber mit der rührigen Auflösung des Geheimnisses wirkungsvoll enden lassen.


Die Produktion

Buch und Effekte: André Minninger
Redaktion und Geräusche: Wanda Osten
Regie und Produktion: Heikedine Körting
Musik: Hagitte & Bertling (STIL), Morgenstern, George, Conrad

Sprecher und Figuren

Oliver Rohrbeck (Justus Jonas), Jens Wawrczeck (Peter Shaw), Andreas Fröhlich (Bob Andrews), Thomas Fritsch (Erzähler), Jesse Grimm (Darren Duff), Oliver Böttcher (Carl Meyers), Christine Pappert (Joan Meyers), Heinz Lieven (Paul Brooks), Rolf Becker (Joseph „Joe“ Wilcox), Elke Reissert (Cassandra Wilcox), Jochen Baumert (Daniel), Frank Felicetti (Henry), Barbara Focke (Dr. Holloway), Rolf Schenker (Cedric Duff)


Fazit

Insgesamt fällt die Beurteilung von Folge 136 überraschend negativ aus. Bedenkt man, dass der Roman wirklich atmosphärisch dicht und vergleichsweise originell ist, sowie auch handlungstechnisch wesentlich ausgeklügelter daherkommt, muss das eher langweilig dahin plätschernde Hörspiel mit seinen vielen Plausibilitätsstolperfallen zwangsläufig mächtig Federn lassen. Schade. Da wäre bei der Umsetzung sicherlich mehr drin gewesen – prinzipiell gut aufgelegte Sprecher und eine passende, stimmungsvolle Musik bzw. Geräuschkulisse können ein vergurktes Skript leider nur zum Teil ausbügeln. Dennoch ist es diesem Umstand zu verdanken, dass das Hörspiel nicht vollkommen absäuft, sondern sich soeben noch auf mittlerem Level halten kann. Der neoprenbehandschuhte Rezensentendaumen weist demnach knapp in die Horizontale.

1 Audio-CD mit einer Laufzeit von ca. 69 Minuten
Erzählt von André Marx nach Figuren von Robert Arthur
EUROPA / Sony Music Entertainment, 2010
EAN: 886974413622

http://www.natuerlichvoneuropa.de

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