Jack Vance – Madouc (Lyonesse 03)

Das elfische Wechselbalg: der Schlüssel zur Wahrheit

Lyonesse – das ist ein Königreich auf den Älteren Inseln, die vor den Tagen König Arthurs im Golf von Biskaya lagen. Sie sind die Heimat von zehn – natürlich zerstrittenen – Königen, von Barbaren (den Ska), von Recken, Hexen und Zauberern, Ogern und Elfen.

Jeder König will Herrscher über ganz Lyonesse, die Hauptinsel, werden, allen voran der ehrgeizige König Casmir von Lyonesse, der seinen alten Gegenspieler Aillas vom Inselkönigreich Troicinet bekämpft, wo es nur geht. Die Inseln werden jedoch in ihrer Gesamtheit von den Ska bedroht, die als nordische Herrenmenschen alle anderen Völker als minderwertig einstufen und entsprechend behandeln.

Band 2: „Die grüne Perle“

Dies ist der dritte und abschließende Band von Vances „Lyonesse“-Trilogie, zu der noch die Bände „Herrscher von Lyonesse“ und „Die grüne Perle“ gehören. In Band 2 ist es König Aillas von Troicinet gelungen, seinen Herrschaftsbereich auf ganz Ulfland auszudehnen und die Ska vollständig zu vertreiben. Als Lohn seiner Mühen hat er die Prinzessin Glyneth bekommen und die Ska-Prinzessin Tatzel zu ihrem Daddy geschickt.

Band 3: „Madouc“

Seine wichtigsten Widersacher auf den Älteren Inseln, auch „Hybras“ genannt, sind König Casmir von Lyonesse und König Audry II. von Dahaut, der ihm Besitz des Throns und der Tafelrunde ist, die dem Oberkönig zustehen.Auf diesen hat es König Casmir abgesehen, denn er will Oberkönig von Hybras werden – und damit eine unheilvolle Prophezeiung abwenden, die den Sohn von König Aillas als diesen Oberkönig vorhersagt.

Im Mittelpunkt des Bandes steht jedoch die junge Prinzessin Madouc. Nach einem langen Reifeprozess gelingt es ihr, König Casmirs finstere Pläne teilweise zu vereiteln – und wird selbst von ihm gefangengenommen…

Zum Namen „Madoc“ bzw. „Madouc“siehe den Artikel in der Wikipedia.

Handlung

König Aillas von Troicinet hat König Audrys Festung Poelitetz in Dahaut eingenommen, einfach aus dem Grund, weil er es konnte und sie wichtig ist, um Süd- und Nord-Ulfland zu beherrschen. Sie wurde nicht kompetent verteidigt, sondern lieber den Ska überlassen. Nun da die Ska vertrieben worden sind, gedenkt Aillas hier seine Machtbasis in der Mitte von Hybras auszudehnen. Recht hat er: Die Festung ist obendrein König Casmirs Ambitionen auf die Vorherrschaft ein Dorn im Auge. Tatsächlich hat Casmir zwei Agenten in die Region entsandt, um Rebellion zu entfachen. Den Intriganten hat Aillas vertrieben, und den brutalen Ska Torqual hat Aillas im Zweikampf besiegt (siehe „Die grüne Perle“). Poelitetz wird im finalen Kampf der beiden Könige eine entscheidende Rolle spielen.

Eine junge Range

König Casmir hat viele Sorgen. Seine Frau Sollace hat es endlich geschafft, den Bau einer Basilika genehmigt zu bekommen. Eine Prophezeiung über einen Oberkönig von Hybras nagt in seinem Hinterkopf. Nun macht sich auch noch seine Tochter Madouc derart unbeliebt, dass sich die Königin höchstselbst – und er natürlich auch – Gedanken um ihre weitere Erziehung und Ausbildung machen muss. Als ob sie nicht dringendere Angelegenheiten zu erledigen hätte! Doch ihre Zofen mit fauligen Quitten zu bewerfen, ist zuviel des Guten. Und Madouc sei verstockt, ohne jeden Respekt, heißt es. Also bekommt sie eine Riege von jungen Aufpasserinnen und eine Lehrerin verpasst. Sie sollen ihr Manieren beibringen, doch es sind bald sie selbst, die sich vor Madouc zu fürchten lernen.

Der Stammbaum

Denn was eine Prinzessin im heiratsfähigen Alter von 13 Jahren am dringendsten brauche, sei ein Stammbaum, und an dem mangele es Madouc nun einmal. Jeder könne sehen – und manche wissen es -, dass sie nicht die Tochter von Casmir und Sollace ist, sondern ein Wechselbalg der Elfen. Die nahmen im Austausch das kleine Kind von Prinzessin Suldrun – sie ruhe in Frieden – an sich. Auf einer ersten Expedition zu den Elfen erfährt Madouc den Namen ihrer Mutter, Twisk, und einen kleinen, fiesen Zaubertrick. Ihr Selbstvertrauen ist gestärkt. Als sie im Sommerdomizil auch den Magier Shimrod und seinen Schützling Prinz Drhun kennenlernt, ahnt sie kaum, dass der fesche junge Mann, den sie für den Sohn König Aillas‘ gehalten hat, in Wahrheit der Sohn von Prinzessin Suldrun ist. Shimrod bringt ihr einen weiteren Zaubertrick bei, den sie sogleich unauffällig anwendet. Diesmal lernt der Kronprinz Alexander, wie sich ein Sturz in kaltes Wasser anfühlt.

Ein geheimer Staatsbesuch

König Aillas und Druhn haben von Casmirs Plänen, das Königreich Blaloc an sich zu reißen, Witterung bekommen. Dessen König sei bettlägerig und liege im Sterben, heißt es. Anlässlich eines geheimen Staatsbesuchs berichten sie ihrem königlichen Gastgeber Casmir, dass sie eine Beistands- und Verteidigungsallianz mit den nördlichen Königreichen – Dahaut ausgenommen – geschlossen hätten. Sie würden daher Blaloc zu Hilfe eilen, sollte es von irgendeiner Seite – Anwesende selbstredend ausgenommen – angegriffen werden. Casmir hört es mit Missvergnügen. Er pfeift seine Truppen zurück, die er bereits in Stellung gebracht hat.

Die Gralssuche beginnt

Doch vieles muss noch passieren, bis ihm die ganze Bedeutung dieses Treffens aufgeht. Und vieles davon setzt seine renitente Tochter Madouc in Gang. Sein Plan B betrifft nämlich ihre Verheiratung mit dem Kronprinzen von Blaloc. Der ist ein aufgeblasener Geck, und Madouc lehnt ihn rundweg ab. Deshalb verfällt Casmir auf die Idee, das Notwendige mit dem Nützlichen zu verbinden: Wer den heiligen Gral oder eine ähnlich wertvolle Reliquie für die neue Kathedrale liefere, dürfte die Hand der Prinzessin als Belohnung wählen. Madouc findet auch dies absurd, denn sie werde ja gar nicht gefragt, aber der Schachzug, der die Königin höchst zufriedenstellt, hat eine unerwartete Wirkung auf ihren Berater Pater Umphred, ein Mann, der alles sieht und hört, doch viel schweigt.

Enthüllungen

Kaum hat sich Casmir zum Christen taufen lassen, eröffnet ihm Umphred daher, was es mit Madoucs Stammbaum wirklich auf sich hat: Jener junge Liebhaber Suldruns, den Casmir seinerzeit achtlos in ein Loch hat werfen lassen, ist eben jener König Aillas, der ihm das Leben jetzt so schwermacht. Wie sehr ihn Aillas ihn jetzt hassen muss, versteht Casmir erst jetzt. Erstaunlich, wie freundlich er sich gab. Und der junge Prinz Drhun, will er wissen. Der ist Suldruns Sohn, der aber bei den Elfen aufwuchs und an dessen Stelle er, Casmir, Madouc erhielt.

Aber Druhn sei doch mindestens sieben Jahre älter! Bei den Elfen vergehe die Zeit anders als bei den Menschen, erläutert ihm Umphred. Er habe dies herausgefunden. Das Schlimmste: Als Vater von Suldruns Kind könnte Aillas Anspruch auf den Thron von Lyonesse erheben! Folglich muss der Thronerbe sterben. Von ihrer Mutter Twisk hat Madouc ebenfalls diesen Hintergrund erfahren, aber bislang den Mund gehalten. Doch sie weiß, dass sie Prinz Dhrun finden sollte, um ihn vor der Gefahr zu warnen.

Zu den Elfen

Dhrun als Thronerbe? Das darf niemals geschehen! Casmir geht nun entschlossen zu Werke: Auf einer geheimen Expedition schickt er einen zum Tode verurteilten Verbrecher namens Cory de Falonges ins Bergland von Ulfland aus, um zusammen mit dem brutalen Agenten Torqual, einem Ska, und einer Bande von Halsabschneidern die Ermordung von König Aillas und die Gefangennahme von Prinz Drhun ins Werk zu setzen. Was er nicht ahnt: Erzmagier Murgen hat ihn belauscht und sein Geschöpf, den Magier Shimrod, ausgesandt, um den Auftrag zu vereiteln.

In Panik knöpft sich Casmir die unbotmäßige Prinzessin erneut und endgültig vor. Madouc bietet ihm in einer denkwürdigen Szene Paroli. Eines weiß sie nun: Ein halber Stammbaum ist so gut wie gar keiner! Sie muss unbedingt ihren Vater finden. Daher begibt sie sich mit ihrem Stallknecht Pom-Pom erneut auf den Weg zu ihrer Mutter, die bei den Elfen von Thripsey Shee lebt. Pom-Pom hofft, den heiligen Gral zu finden und dafür die Hand der Prinzessin zu erhalten. Unterwegs sammeln sie den alten Vagabunden Travante auf, der seine verlorene Jugend sucht. Eben war sie doch noch da.

Unter sechs Augen

Als sie nach mehreren Abenteuern zu Fuß und abgebrannt im Elfenkönigreich anlangen, ist der Empfang für Madouc alles andere als herzlich. Den Grund verrät ihr Twisk erst auf Anordnung von König Throbius unter sechs Augen: Twisk wurde ob ihres Lotterlebens einst vom Troll Mangeon an den Schandpfahl Idilra gekettet, mit der Bedingung, dass sie erst freikäme, nachdem sie drei Passanten zu Willen gewesen wäre.

Puh, nun hat Madouc wider Erwarten drei potentielle Väter: den Bauersburschen Nisby, den schmucken Ritter Jauncinet und ein substanzloses Wesen, das sein Gesicht unter einem breitkrempigen Hut verbarg. Eine Suche nach diesen Männern wäre endlos, daher dreht König Throbius den Spieß um: Madouc solle sich wie ihre Mutter an den Pfosten Idilra stellen (diesmal ohne Kette, versteht sich) und auf die per Dekret zum Besuch aufgeforderten Freier von damals warten.

Die Proteste Madoucs bewirken nichts, denn die Argumente des Königs sind unwiderlegbar. Um sie zu schützen, gibt er ihr zwei magische Hilfsmittel mit auf ihre riskante Mission. Die Fragen, die Pom-Pom im Hinblick auf den Fundort des Grals hat, bleiben unbeantwortet, denn für christliche Töpferwaren hat König Throbius wirklich keine Verwendung.

Der Pfosten Idilra

Das Mädchen wird an den Pfosten Idilra gestellt. Angetan mit einem verführerischen Blendzauber, wartet Madouc an der Wegkreuzung, an der sich zwei Waldpfade begegnen. Wie Madouc schon bald erfreut feststellt, funktioniert der Plan des Königs einwandfrei. Bevor Nisby und Jauncinet auch nur Hand an sie legen können, bezwingt sie beide mit einem magischen Kieselstein und lässt sie erstarren. Mit dem substanzlosen dritten Besucher aber ist das eine ganz andere Sache…

Mein Eindruck

Die Erzählung hält nicht nur für die Figuren, sondern vor allem für die Leser zahlreiche Lektionen aller Art bereit. Die wichtigste lautet: Die Wahrheit ist ein vertracktes Ding. Kaum glaubst du, du könntest dem vertrauen, was man dir jahrelang erzählt hat, erweist sich alles als Lug und Trug. So ergeht es zumindest dem Mädchen Madouc, die dachte, sie wäre ein Mensch wie alle anderen auch. Pustekuchen! Sie ist eine Elfe, also ganz was anderes.

Nun hat sie wenigstens ihre Mutter, dieses elfische Flittchen namens Twisk gefunden und darf hoffen, auch ihren Vater zu finden. Denn ein Stammbaum muss unbedingt her, und er muss vollständig sein, sonst taugt er nichts. Sie findet sich in einem riskanten Selbstversuch wieder, der an einer unheimlichen Wegkreuzung mitten im Elfenwald stattfindet.

Aber auch König Casmir ist ein Meister des Tricksens und Täuschens. Er entsendet Agenten, die den usurpatorischen König Aillas und vor allem dessen Sohn aus der Welt schaffen sollen. Wie blümerant wird ihm, als ihm Pater bzw. Erzbischof Umphred enthüllt, wer Aillas, Dhrun und Madouc in Wahrheit sind! Sie haben ihn alle ausgetrickst! Na, wenn das nicht ironisch ist. Dass auch die Gralssuche lediglich einem hinterlistigen Plan zur Verheiratung Madoucs dient, verrät Casmir natürlich keinem außer Umphred und Sollace, der Königin.

Wahrheit

Die Wahrheit verkleidet sich, wird versteckt, falsch eingekleidet, als Lüge bezeichnet und noch vieles mehr. Sie muss etwas fürchterlich Mächtiges sein, denkt sich Madouc. Wie mächtig, ahnt auch sie nicht. Schließlich ist das Elfenkind erst 13 Jahre alt und hat noch nicht viel von der Welt, also Hybras, gesehen. Umso wichtiger werden Prüfungen, um Wahrheit, wo immer sie sei, ans Licht zu bringen.

Prüfungen

Die Nacht am Pfosten Idilra ist so eine Prüfung, nach reiflich überlegtem Urteil des Königs der Elfen. Die Situation hat unüberhörbare erotische Untertöne, denn Madouc steht scheinbar in Gefahr, vergewaltigt zu werden. Gut, dass der König soviel Voraussicht hatte, sie mit zwei Hilfsmitteln auszustatten, von ihren zwei Zaubertricks ganz zu schweigen. Doch was ihre Mutter Twisk dem König über ihre eigene Nacht am Idilra NICHT erzählt hat, wird Madouc und alle Beteiligten wohl ewig in Erinnerung bleiben. Der schelmische Autor hat diese Angelegenheit mit größtem Vergnügen ausgetüftelt. Wohl dem Leser, der hofft, aufs Beste unterhalten zu werden. Er wird nicht enttäuscht werden.

Die Magier

Aber macht die Wahrheit Madouc wirklich frei? Und wenn doch, ist das überhaupt wichtig für den Rest der Welt, fragt sich der Leser. Um dieses offene Rätsel zu lösen, führt uns der Erzähler auf verschlungenen Pfaden zu den Zauberern. Erzmagier Murgen hat den Befehl erlassen, dass sich kein Zauberer in die Angelegenheiten der Menschen in Hybras einmischen soll. Das ist fein gedacht, wird aber schlecht umgesetzt. Deshalb schleicht seine Schöpfung Shimrod ständig hinter einer schönen, aber seelenlosen Frau hinterher, um ihrem Schicksal auf den Grund zu gehen. Wie sich in dem kleinen Finale dieser Nebenhandlung herausstellt, dient die seelenlose Frau lediglich einer Zauberin als Hülle, um einen teuflischen Plan in die tat umzusetzen.

Die Falle

Da sich nun die Zauberer dennoch in mancherlei Weise einmischen, führen sie eine Situation herbei, in der König Casmir in eine trickreich aufgestellte Falle tappen soll. Im König Dahaut, das von König Audry mehr strahlend als erfolgreich beherrscht wird, stehen, wie alle wissen, der Thron und die Rundtafel des Oberkönigs. Diese Symbole der königlichen Macht will König Casmir natürlich dringend haben, um seinen Anspruch zu legitimieren und auszudrücken. Man braucht keine Kristallkugel, um sich auszurechnen, dass Casmir schon bald Dahaut angreifen wird, um diese Machtsymbole an sich zu reißen.

Die Falle ist aufgestellt. Nun muss der König nur noch hineintappen. Auftritt Madouc. Sie hat sehr viele Dinge herausgefunden, nicht zuletzt in jener grausigen Nacht am Pfosten Idilra. Als sich die Fürsten von Hybras an der runden Tafel einfinden, um den Krieg abzuwenden, will Casmir alle buchstäblich über den Tisch ziehen und übers Ohr hauen. Madouc hat anderes im Sinn. Als sie mit der Wahrheit herausplatzt, schlagen ihre Sätze wie eine Bombe ein…

Die Übersetzung

Der Übersetzer Joachim Pente stammt offensichtlich aus dem kühlem Norden, denn er kennt sich bestens mit Küsten und Segelschiffen aus. Das bedeutet aber auch, dass er beim Leser voraussetzt, dass dieser weiß, was Wanten sind und was eine Pardune sein soll.

S. 25: „Eure Nachsicht (!) scheint also von Gewicht und Bedeutung zu sein.“ Das ist sie in der Tat, aber nur als „Nachricht“ statt als „Nachsicht“.

S. 62: „Artwen war kiebig, Felice war mild…“: [1] frech und vorlaut: [2] zornig und gereizt, Streit suchend, mürrisch. (Wiktionary) Was soll’s denn nun sein: „vorlaut“ oder „zornig“?

S. 295: „Sir Sory“ sollte korrekt Sir Cory heißen.

S. 306: “stieß ein leises Knurren ärgerliches aus.“ Die Rekonstruktion des korrekten Satzbaus ist dem bedauernswerten Leser überlassen.

S. 529: “Möchtet Ihr sie Euch von nahmen (!) anschauen?“ Korrekt sollte es wohl „von Nahem“ lauten.

S. 615: “Beim ersten Morgengrauen würde (!) das Ausfall von Poelitetz hochgezogen…“: Statt „würde“ sollte es besser „wurde“ heißen, denn hier hat ein Konjunktiv nichts zu suchen: Durch dieses Ausfalltor kommen König Aillas‘ Mannen zum Angriff: der Anfang vom Ende der lyonessischen Armee.

Die Titelillustration

Auf dem Cover ist eine Szene von Dieter Rottermund verewigt worden, deren Vorlage ich im Buch vergeblich gesucht habe. Weder treten schwarzhaarige Schönheiten auf, noch spielt ein alter Griesgram die Drehleier. Lediglich die trutzige und ausgedehnte Burg, die im Hintergrund zu sehen ist, könnte der Burg Poelitetz im Text entsprechen. Weil sie sich weit oben in den Bergen erhebt, kann es sich nicht um die am Meer liegende Burg Haidion von König Casmir handeln.

Unterm Strich

„Madouc“ ist der krönende und preisgekrönte Schlussstein der Lyonesse-Trilogie. Im Rückblick würde ich den Roman als fast ebenso gelungen wie den Mittelband „Die grüne Perle“ bewerten. Es geht zwar um Staatsgeschäfte wie in Band 1 und 2, doch überwiegt die Suche der Titelhelden nach ihren beiden Erzeugern und ihrem eigenen Schicksal. Es ist eine Geschichte, die sich um weibliche Selbstbestimmung auf der Grundlage von Wahrheit, Anerkennung und schließlich Liebe dreht. Zum Erstaunen des Lesers zeitigt genau diese Suche die Sprengkraft, um schließlich über Krieg und Frieden auf den Älteren Inseln von Hybras zu entscheiden.

Wie der gewitzte Autor dies herbeiführt, grenzt an ein Wunder. Jeder weibliche Leser dürfte Madoucs Schicksal mit Spannung und großer Anteilnahme verfolgen. Doch Madouc ist nur ein kleines Rädchen in einem großen Getriebe, würde ihr Ziehvater Casmir sagen. Weit gefehlt! Die Zauberer zählen auf Madouc, König Aillas zählt auf sie, nur die Elfen würden sich viel lieber von ihr fernhalten und wie immer den lieben langen Tag Schabernack treiben und Feste feiern. So viel Glück haben sie diesmal nicht, denn Madoucs Schicksal ist unauflösbar mit dem Schicksal der Elfen verbunden: Sie ist eine von König Throbius Untertanen. Oder etwa nicht?

Lediglich der Erzählstrang um Shimrod ist etwas stark in die Länge gezogen. Wenn auch voller Rätsel, so bleibt diese Story lange Zeit unerfüllt, denn kaum etwas passiert. Hierdurch wird die Geduld des Lesers auf eine harte Probe gestellt. Doch wer genügend Geduld mitbringt und obendrein „Die grüne Perle“ gelesen hat, wird mit einem feinen Finale belohnt.

Humor und Erotik

Dass Elfen ein reges Liebesleben haben, gehört zu den vielen Lektionen des Buches. Dass sich sie aber auch hinterlistig und alles andere als wahrheitsliebend sind, erweist sich im Verlauf von Twisks „Vernehmung“ unter sechs Augen. Nicht einmal König Throbius ahnt die wundersame Wahrheit, die hinter Twisks erotischen Bekenntnissen steckt. Sie soll hier keinesfalls voreilig verraten werden. Dies ist nur ein kleines Beispiel für den feinen, ironischen Humor des Erzählers, der mich an vielen Stellen amüsiert hat.

Über den Autor Jack Vance hat die Wikipedia.de einen umfangreichen, informativen Artikel zu bieten.

Taschenbuch: 640 Seiten.
O-Titel: Madouc, 1990
Aus dem Englischen von Joachim Pente.
ISBN-13: 9783453065789

www.heyne.de

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