Isaac Asimov – Foundation (Foundation-Zyklus 4; Neuübersetzung)


Classic SF: Der Tausendjahreplan der Psychohistoriker

Der Psychohistoriker Hari Seldon hat auf der galaktischen Hauptwelt das Ende des Imperiums vorhergesagt – in etwa 500 Jahren. Gaal Dornick stammt von einer Provinzwelt, aber Hari Seldon hat den Mathematiker eingeladen, an einem Symposium teilzunehmen, das an der Imperialen Universität stattfinden soll. Schon am ersten Tag auf der wundervollen Stadtwelt Trantor wird Gaal von der Kommission für Öffentliche Sicherheit festgenommen, verhört und vor Gericht gestellt… (Verlagsinfo)

Diese Fassung in der Heyne SF Bibliothek wurde neu übersetzt, ist also erstmals vollständig. Im Komplett-Zyklus „Foundation & Robots“ kamen dann noch Illustrationen hinzu: die absolute Deluxe-Ausgabe, komplett in einem Schuber.

Der Autor

Isaac Asimov, geboren 1920 in Russland, wuchs in New York City auf, studierte Biochemie und machte seinen Doktor. Deshalb nennen seine Fans ihn neckisch den „guten Doktor“. Viel bekannter wurde er jedoch im Bereich der Literatur. Schon früh schloss er sich dem Zirkel der „Futurians“ an, zu denen auch der SF-Autor Frederik Pohl gehörte. Seine erste Story will Asimov, der sehr viel über sich veröffentlicht hat, jedoch an den bekanntesten SF-Herausgeber verkauft haben: an John W. Campbell.

Campbells SF-Magazin „Astounding Stories“, später „Analog“, setzte Maßstäbe in der Qualität und den Honoraren für gute SF-Stories. Unter seiner Ägide schrieb Asimov nicht nur seine bekannten Robotergeschichten, sondern auch seine bekannteste SF-Trilogie: „Foundation“. Neben SF schrieb Asimov, der an die 300 Bücher veröffentlichte, auch jede Menge Sachbücher, wurde Herausgeber eines SF-Magazins und von zahllosen SF-Anthologien.

Isaac Asimov war nicht nur ein produktiver Autor von Krimis, Sachbüchern und Science Fiction-Romanen, sondern auch ein ausgezeichneter Herausgeber von Anthologien. Zu seinen wichtigsten Romanen gehören alle Bücher seines Foundation-Zyklus, seines Roboter-Zyklus sowie der eigenständige, mit einem wichtigen SF-Preis ausgezeichnete Roman „Lunatico oder Die andere Welt“ (1973). Im Hinblick auf eine bessere Vermarktung seines Werkes hat er Foundation- und Roboter-Zyklus nach dem Vorbild Robert A. Heinleins zu einer Future History, einer Geschichte der Zukunft, vereint.

Der WIKIPEDIA-Artikel wurde kürzlich stark erweitert – denn die Reihe wird ja verfilmt – und aktualisiert: sehr empfehlenswerte Lektüre zur Vorbereitung auf die Bücher.

Der Foundation & Robot-Zyklus

1) Meine Freunde, die Roboter (alle Robotererzählungen)
2) Die Stahlhöhlen (The Caves of Steel)
3) Die nackte Sonne (The Naked Sun)
4) Aurora oder Der Aufbruch zu den Sternen (The Robots of Dawn )
5) Das galaktische Imperium (Robots and Empire)
6) Das Foundation-Projekt (Forward to Foundation)
7) Die Größe des Imperiums:
7.a) Der fiebernde Planet
7.b) Sterne wie Staub
7.c) Radioaktiv…!
8) Die Rettung des Imperiums (Prelude to Foundation)
9) FOUNDATION:
9.a) Der Tausendjahresplan (Foundation)
9.b) Der galaktische General (Foundation and Empire)
9.c) Alle Wege führen nach Trantor (Second Foundation)
10) Die Suche nach der Erde (Foundation’s Edge)
11) Die Rückkehr zu Erde (Foundation and Earth)

Asimov konstruierte die Psychohistorik in seinen Science-Fiction-Romanen des Foundation-Zyklus als soziologisch-mathematische Wissenschaft, mittels derer der Niedergang des Galaktischen Imperiums vorhergesagt und ein Plan entwickelt werden konnte, um die Zeit des Interregnums zwischen dem alten und einem künftigen galaktischen Imperium zu verkürzen. Das Konzept wurde zunächst in fünf Kurzgeschichten (1942–1944) eingeführt, die im Jahr 1951 als Roman Foundation zusammengeführt wurden:

Foundation (1951, deutsch: Terminus, der letzte Planet, auch unter dem Titel: Der Tausendjahresplan)
Foundation and Empire (1952, deutsch: Der Mutant, auch unter dem Titel: Der galaktische General)
Second Foundation (1953, deutsch: Alle Wege führen nach Trantor)

Hintergrund

Diese erste Trilogie (zur zweiten Trilogie siehe unten) setzt mit dem letzten Lebensjahr Hari Seldons auf Trantor ein. Geschickt motiviert Seldon die kaiserliche Hierarchie dazu, die Foundation auf Terminus, einem Planeten am Rande der von Menschen besiedelten Milchstraße zu gründen. 100.000 Wissenschaftler werden nach Terminus evakuiert und arbeiten dort vorgeblich an der Enzyclopaedia Galactica. Durch den langsamen Niedergang des Imperiums lösen sich allmählich die äußeren Provinzen vom galaktischen Reich und Terminus steht isoliert da.

Durch den Fokus auf Wissenschaft und nicht-militärische Lösungen angesichts stets wiederkehrender Konflikte gelingt es der Foundation, ihre Unabhängigkeit zu wahren und ihren Einfluss auf die umliegenden Königreiche und Republiken auszudehnen. In unregelmäßigen Abständen gelangen die Regierenden der Foundation an Aufzeichnungen Hari Seldons, der die stattfindenden Krisen aus der Vergangenheit heraus mittels der Psychohistorik beschreibt und den Weg zu deren Lösung weist. Infolgedessen gelingt es der Foundation, jeweils gestärkt aus Konflikten hervorzugehen, und sie begreift sich als Keimzelle des nächsten Imperiums. (Wikipedia.de)

Handlung

Teil 1: Die Psychohistoriker

Der junge Mathematiker Gaal Dornick ist von seiner Provinzwelt Synnax nach Trantor gereist, der Hauptwelt des Galaktischen Imperiums. Der Kaiser herrscht über zahllose Welten und somit über mindestens eine Quadrillion Untertanen. Trantor ist eine Welt aus einer einzigen Stadt, gefertigt aus Metall und komplett überdacht. Gaal Dornick staunt Bauklötze, als ihn ein Tunneltaxi vom gewaltigen Raumhafen zum nächstgelegenen Hotel Luxor transportiert. Er ahnt nicht, dass er bereits beschattet wird. Die Kommission für Öffentliche Sicherheit hat ihre Leute überall.

Im Hotel Luxor erwartet ihn zu seiner Überraschung bereits jener Mann, der ihn eingeladen hat: Hari Seldon, der Gründer der Psychohistorik ((https://de.wikipedia.org/wiki/Psychohistorik )) selbst. Er ist ein alter gebeugter Mann, aber das gilt nicht für seinen Geist. Wie geplant soll Gaal die Universität besuchen. Doch Hari sagt ihm voraus, dass es zuvor ein paar Hindernisse zu bewältigen gebe. Schon am nächsten Morgen holen Agenten der Kommission ihn fest , verhört ihn stundenlang und wirft ihm vor, einen Umsturz zu planen. Er will einen Anwalt und bekommt ihn. Dieser Pflichtverteidiger hat einen kleinen Abschirmsender, so dass sie nicht belauscht werden können. Wichtige Informationen werden getauscht, so etwa die, dass der Hauptkommissar, die wahre Nummer eins des Imperiums, Hari Seldon und Gaal Dornick den Prozess machen wolle.

Der Prozess hat zwei Teile, einen öffentlichen und einen privaten. Was Hari Seldon mit den rund hunderttausend Leuten anfangen wolle, wenn nicht einen Umsturz? Hari bestreitet das: Es seien alles Mathematiker und ihre Familien und sie widmeten sich dem großartigen kaiserlichen Projekt, die Encyclopedia Galactia zu verfassen. Daher auch die kaiserliche Finanzierung. Im privaten Teil des Prozesses stellt der Hauptkommissar Hari vor die Wahl: Tod oder Exil? Hari, der auch dies vorausgesehen hat, wählt das Exil. Die entsprechende Welt heißt Terminus, irgendwo am Rande der Galaxis. Gaal wird ebenfalls begnadigt und muss alle Enzyklopädisten ins Exil begleiten. So hatte er sich seine Zukunft eigentlich nicht vorgestellt.

Teil 2: Die Enzyklopädisten

50 Jahre später befindet sich Terminus immer noch ziemlich im Aufbau: die Stiftung einerseits und die Stadt andererseits. Bürgermeister Salvor Hardin besucht den Kuratoriumsvorsitzenden der Stiftung, Lewis Pirenne, und informiert ihn darüber, dass die lokale Politik in diesem Sektor des Imperiums Probleme bereite. Pirenne ist nicht im geringsten interessiert. Erst als Hardin erwähnt, dass der bisherige Gouverneur von Anakreon sich zum König ernannt habe und nun Anspruch auf Terminus erhebe, wird Pirenne hellhörig. Sein Job ist es, die Enzyklopädie fortzuführen, nicht Könige zu besänftigen oder zu verärgern. Also ist das Hardins Job.

Der Vizepräsident, eine alter Haudegen aus dem Raumkrieg zwischen Anakreon und Smyrno, lässt er nach dem Abendessen die Katze aus dem Sack. Anakreon will eine militärische „Schutztruppe“ stationieren, für deren Unterhalt die Terminus Steuern zahlen müsste. Das nennt man Schutzgelderpressung. Zum anderen wollen die Adligen Anakreons den Grund und Boden des Planeten unter sich aufteilen. Sie wollen das Gold. „Welches Gold?“, fragt Pirenne verwirrt, und Hardin ergänzt: „Terminus besitzt keinerlei Metall, erst recht kein Gold. Höchstens Plutonium.“ Als der Vize nachhakt, tischt ihm Hardin die Lüge auf, Terminus besäße die Atomkraft. Das anschließende beredte Schweigen verrät Hardin, dass die Randwelten die Atomkraft schon längst wieder eingebüßt haben. Nun glauben sie, dass Terminus über Atomwaffen verfüge und gehen auf Abstand.

Das erste Erscheinen von Hari Seldon als Hologramm-Aufzeichnung ist ein Tiefschlag. Er sagt, die Enzyklopädie sei ein Schwindel. Nur die Einrichtung von Terminus als Kolonie der Überlebenden – immerhin schon eine Million Menschen – sei geplant gewesen, um den Untergang des Imperiums und die anschließende Barbarei von 30.000 Jahren auf tausend Jahre zu verkürzen. Die Enzyklopädisten sind am Boden zerstört, und Salvor Hardin übernimmt die Macht auf Terminus.

Teil 3: Die Bürgermeister

30 Jahre später sieht er seine Machtpolitik des Ausgleichs zwischen vier Königreichen gefährdet. Die jungen Falken um Semrak sind es satt, sich ständig Mächten wie Anakreon beugen zu müssen und wollen lieber angreifen. Er zeigt ihnen, was er gewonnen hat: 30 Jahre Frieden und die Räumung einer anakreonischen Militärbasis auf Terminus. Doch die Falken erhalten ständig Zulauf.

Auch sein Botschafter auf Anakreon bringt schlechte Nachrichten: Das uralte Schlachtschiff, das Terminus gefunden habe, könnte für Anakreon ein Angriffsgrund sein, sobald es repariert sei. Und die Krönung des Thronfolgers Lepold dürfte den derzeitigen Regenten, Lepolds Onkel, dazu zwingen, eine deutliche Korrektur in der Erbfolge vorzunehmen. Doch Hardin hat vorgesorgt, indem er im ganzen Raumsektor eine Wissenschaftsreligion gegründet hat, die dem „Galaktischen Geist“ huldigt und deren Priester alle auf Terminus ausgebildet werden.

Als um Mitternacht der neue König buchstäblich ins Amt gehoben werden, kommt es zum Showdown zwischen dem gefangenen Salvor Hardin und dem Regenten… Wenig später öffnet sich Hari Seldons Gewölbe erneut. Eine zweite Botschaft erinnert daran, dass es noch eine zweite Foundation am anderen Ende der Galaxis, bei Star’s End, gebe.

Teil 4: Die Händler

Die neue Generation der Sternenhändler im Terminus-Sektor besteht nicht nur aus Handelsgenies und Piraten, sondern auch aus Agenten der Regierung auf Terminus. Als der Großmeister von Askone den Händler Gorov in den Kerker wirft, weil er die Ahnen beleidigt habe, muss Gorovs Standeskollegen Ponyets sich etwas einfallen lassen, um den Schmachtenden vor der sicheren Hinrichtung zu bewahren. Der Großmeister ist leicht einzuschätzen: Er will Gold; viel Gold. Sein Berater und Möchtegern-Thronfolger Pherl will jedoch nicht nur das Gold, sondern auch die Maschine, die das Gold erzeugt – und den Händler loswerden. Ponyets zeigt ihm, was ein echtes Schlitzohr vermag…

Teil 5: Die Handelsfürsten

Hober Mallow ist ein Händler, aber offenbar soll es ihm Ponyets ergehen. Der Sekretär des Bürgermeister, Sutt, bittet ihn herauszufinden, warum im Raumsektor des Planeten Korell drei Foundationschiffe verschwunden sind und ob dort eventuell Atomkraft gebe – und darauf hat die Foundation ein Monopol. Mallow vermutet ein anderes, rassistisches Motiv – er selbst stammt nicht von Terminus, sondern von Smyrno – hinter dieser Mission. Und weil Sutt natürlich für Mallow einen Aufpasser braucht, lädt Mallow selbst so einen Schnüffler ein mitzukommen. Dieser zaghafte Zweifler trägt den Namen Jaim Twer.

Korell ist schon deutlich auf das Niveau der Provinz herabgesunken, denn keine Flotte oder wenigstens Polizeischiffe empfangen die Fernerstern bei ihrem Anflug auf Korell. Hier dürfte es keinerlei Atomkraft geben. Der Herrscher, der sich „vielgeliebter Commdor“ nennen lässt, empfängt Mallow mit äußerstem Misstrauen. Er hat wohl Gerüchte gehört, wie es Askone vor ein paar Jahren ergangen ist: Die Wissenschaftsreligion der Foundation hat dort die Herrschaft übernommen. Doch ein paar wundervolle Geschenke und ein extrem lukrativer, aber privater Handelsvertrag im Austausch für ein paar Tonnen Eisenerz stimmen den Commdor um. Der Hammer sind jedoch die imperialen Waffen, die die Soldaten des Herrschers tragen, deutlich erkennbar anhand des kaiserlichen Emblems.

Auf Korell hat es vor Jahren einen Bürgerkrieg nach einer Rebellion gegeben, doch der Admiral des Kaisers ließ keine Gnade gegenüber den Kaisertreuen walten, sondern massakrierte alle. Nur ein alter Adliger vegetiert noch als Einsiedler in der Einöde vor der Hauptstadt. Durch diesen Mann erfährt Mallow, dass es durchaus noch Atomgeneratoren gibt, sie aber alle von sogenannten „Tech-Männern“ bewacht werden. Glücklicherweise sind die bestechlich. Die imperialen Generatoren gibt es also noch, aber funktionieren sie auch?

Wieder zuhause wird Mallow von Sutt und seinen Speichelleckern angeklagt, einen Priester der Wissenschaftsreligion dem sicheren Tod ausgeliefert zu haben. Es ist ein durchsichtiges Manöver, Mallow an der Ergreifung der Macht als Bürgermeister zu hindern. Doch die Stimmung des Volkes ist entscheidend, und die Tötung eines Priesters auf Korell ist keine hinzunehmende Tat, ganz egal, ob der Priester illegal dort war oder nicht. Mallow weist nicht nur nach, dass der sogenannte „Priester“ ein korellischer Geheimagenten war, sondern dass auch Twer ein Priester ist: Er hat noch nie von einer Seldon-Krise gehört. Sutts Intrige wendet bzw. das Volk sich gegen ihn, Mallow wird jedoch hochgelobt.

(Hier merkt man deutlich, dass der erste Foundation-Roman auf der Kurzgeschichte „Black Friar of the Flame“ aus dem Jahr 1942 beruht. Siehe dazu die „Encyclopedia of Science Fiction“.)

Mein Eindruck

Es mutet heute wie ein sehr veraltetes Modell des Universums an, was uns der Autor hier präsentiert., irgendwie hinterwäldlerisch. Obwohl doch das Imperium so weitreichend und allumfassend sein soll, gibt es keine einzige fremdartige Lebensform, also Aliens. Deren Auftreten war Asimov explizit von seinem Herausgeber John W. Campbell jr. untersagt worden – obwohl A.E. van Vogt bereits 1939 mit „Black Destroyer“ eine geniale, wuchtige Alien-Story vorgelegt hatte – in Campbells Astounding-Magazin. Das wirft kein gutes Licht auf Campbell.

Und Roboter kommen ebenfalls keine vor, obwohl Asimov sie bereits kurz zuvor eingeführt hatte. In seiner Story „Liar!“ hatte er erstmals die Robotergesetzte formuliert und in den beiden SF-Krimis „Die Stahlhöhlen“ (1954) und „Die nackte Sonne“ (1957) sollte er schlaue Roboter wie R. Daneel Olivaw einführen – allerdings drei Jahre, nachdem er 1951 „Foundation“ erstmals als Roman veröffentlicht hatte. Erst Jahrzehnte später führte Asimov die beiden Zyklen zusammen, doch Aliens tauchten dann doch erst in der zweiten Foundation-Trilogie (siehe unten) auf, die von Bear, Brin und Benford verfasst wurde.

Der Tausendjahreplan

Der Spaß hält sich also sehr in Grenzen. Das Imperium stirbt, doch nur einer rechnet damit: der Psychohistoriker Hari Seldon. Er gründet mit offiziellem Segen die erste Foundation, wo die Encyclopedia Galactica geschrieben werden soll. Doch heimlich gründet er die ultrageheime Second Foundation bei „Star’s End“, wo auch immer das sein soll.

Asimov übernahm die Zerfallsphänomene aus Edward Gibbons epochalem Werk „The Decline and Fall oft he Roman Empire“ und wollte offenbar dessen Schlussfolgerungen auf den Zeitraum von tausend Jahren Interregnum übertragen. Klingt spannend, aber der Plan hat nicht so ganz geklappt: Diese erste Trilogie deckt nur 500 der von Hari Seldon vorhergesagten 1000 Jahre Interregnum ab, die zwischen dem Untergang des alten Imperiums und der Entstehung eines neuen vergehen sollen.

Die fünf Geschichten

Die Handlung der fünf Kurzgeschichten bewegt sich vom Plan der Psychohistoriker, über die erste Umsetzung bis zu den ersten Umwälzungen, die an der Peripherie des Imperiums stattfinden: Lokale Fürsten erklären sich zu Königen und wollen über ihre Nachbarn herfallen. Dabei beißen sie sich an der Foundation-Welt Terminus stets die Zähne aus, was Anlass zu sehr viel Ironie ist.

Interessant ist dabei, welche Eigenschaften es sind, die der Expansion der Fürsten entgegentreten und sie schließlich stoppen. Eine gehörige Portion Machtbewusstsein und Yankee-Realismus finden sich bereits in der zweite Story „Die Enzyklopädisten“: Die Akademiker müssen klein beigeben und die Bürgermeister übernehmen auf Terminus die Macht. Doch der amerikanische Glaube an Wachstum ist nicht unbegründet: Vergrößert die Foundation nicht ihren Einflussbereich, wird sie irgendwann erobert und unterjocht werden.

Noch interessanter ist daher die Kombination aus Handel durch Handelsfürsten und Religion bzw. Religionsführern, die in den Storys vier und fünf zum Tragen kommt. Die von der Foundation verbreitete Religion, die Technik und Wissenschaft verbreitet und letzten Endes kontrolliert, sorgt letztlich dafür, dass weltliche Willkürherrscher den Kürzeren ziehen.

Eine Schlüsselrolle weist der Autor dabei der Kernenergie als Technologie zu. Das war in der Frühzeit der Atomphysik durchaus vertretbar, und die ersten Atombombenexplosionen belegten 1945 bis 1950 auch eindrücklich die dahinter steckende Macht. Aber langfristig hat sich Asimovs Haltung zur Atomenergie als naiv erwiesen. Macht nichts: Am Ende des ersten Foundation-Romans ist klar, dass nur die Atomenergie die Zukunft garantieren kann.

Die Neuübersetzung

Endlich liegt der Roman ungekürzt vor!

Die Seitenzählung basiert auf dem Sammelband mit der Neuübersetzung, der in der Heyne SF Bibliothek als Band Nr. 79 erschien.

Der Akzent des kaiserlichen Abgesandten, der auf Seite 78ff. auftritt, ist köstlich nachgeahmt: Da der Botschafter keine R’s ausspricht, ist seine Aussprache zwar sehr gewöhnungsbedürftig, aber ganz deutlich ziemlich hochnäsig.

S. 45: „meine 30.000 Leute”: Seldons Angabe ist zu diesem Zeitpunkt erstaunlich. Aber er rechnet auch Frauen und Kinder mit.

S. 52: “Buch[t]staben“: Das T ist überflüssig.

S. 57: “Am äußerste[n] Rand…“: Das N fehlt.

S. 60: “Eisen, Kuper und Aluminium“. Aluminium ist kein Erz, sondern wird aus Bauxit gewonnen. Dieser Fehler wurde an späterer Stelle vom Autor korrigiert.

S. 96: Er zuckte die Achs[e]ln…“: Das E fehlt.

S. 113: “Ich half ihnen ums[ch]ichtig.“ Ich glaube, es sollte korrekt „umsichtig“ heißen.

S. 128: “Der KG nickt[e] kurz.“ Das E fehlt.

S: 164: “…sondern eine weniger spektakuläre[r]… Erscheinung.“ Das R ist überflüssig.

S. 173: “Der politischen Hegenomie der Foundation“: Korrekt sollte es wohl „Hegemonie“ heißen.

S. 208. “Diese rotnackigen Ochsen da”: Gemeint sind Rednecks, also erzkonservative, schlecht ausgebildete Typen aus dem amerikanischen Mittelwesten.

S. 223: “Hochgewachseme Männer” sollte besser „Hochgewachsene Männer“ heißen.

S. 234: “In der allgenteinen Verwirrung“: Korrekt sollte es wohl „allgemeinen Verwirrung“ heißen.

Unterm Strich

Der Spaß hält sich in Grenzen. Wie gesagt, treten weder Aliens noch Roboter oder gar Computer in diesem Sternenreich auf, und von seltsamen Wesen, die als „Frauen“ bezeichnet werden, ist ebenfalls nur äußerst selten die Rede. Im ersten Band tritt lediglich eine Schreckschraube mit ihrer naiven Tochter auf. Das war‘s auch schon an weiblichem Personal. An dem Veröffentlichungszeitpunkt kann es wohl kaum liegen, denn Catherine Lucille Moore (C.L. Moore) hatte schon 1933 bis 1940 ihre besten Erzählungen veröffentlicht, viele davon in SF- und Weird-Fiction-Magazin (gesammelt in dem HSFB-Band „Shambleau“, Nr. 77).

Es muss wieder an John W. Campbell gelegen haben, dem Herausgeber von Asimovs Geschichten: Sie sind für große Jungs ab 14 oder 16 Jahren gedacht. Dass Psychohistorik nichts mit Ingenieuren zu tun hatte, war ja allein schon grenzwertig. Wenigstens kommen Raumschiffe und Kernkraftwerke vor, von den mittelalterlichen Kerkern, Verliesen und Fürstenhöfen mal ganz abgesehen. Dass die Wissenschaft zu einer Religion gemacht wird, ist etwas verwunderlich, aber man sollte bedenken, dass eine Kirche eine Organisation ist, und Organisationen oftmals der Machtausübung dienen. Und das kommt der Foundation bzw. ihren Machthabern sehr zupass: Sie bringen mit der Religion sogar ein Königreich zu Fall. (Im DUNE-Universum sind es die Bene Gesserit, die ähnlich vorgehen.)

Vorhersagen

Wie funktioniert und wozu dient die Psychohistorik, fragt sich am Anfang das Landei Gaal Dornick, als er mit Hari Seldon spricht. Die Mathematik der Geschichte lässt sich nur auf große Mengen anwenden, um statistisch relevante Aussagen machen zu können. Gemeint sind vor allem große Mengen von Menschen (also weder Aliens noch Roboter), die bereits statistisch erfasst worden sind. Diese Daten müssen zur Verfügung stehen, damit sie ausgewertet werden können. Und wer hat diese Daten? Die imperiale Bürokratie. Die Foundation ist also alles andere als die Keimzelle der Rebellion, wie der wahre Herrscher annimmt.

Hari Seldons Hologramm erscheint regelmäßig, aber stets nur in Zeiten einer Krise. Da er diese Krisen vorhergesagt hat, kommt er stets rechtzeitig. Da seine Aussagen ziemlich brisant sind, werden sie nur den Mächtigsten der Foundation zuteil. Weil auch Vorhersagen Sprengkraft entfalten können, muss man sie der Öffentlichkeit ebenfalls vorenthalten. Die Öffentlichkeit könnte sonst ja auf dumme Gedanken kommen. Es reicht schon, wenn gewisse Demokraten für Aufruhr sorgen. Pfui, in den Kerker mit ihnen! Manchmal sind die Leute der Foundation keinen Deut besser als die rebellischen Könige der imperialen Außenbezirke.

Humor

Angesichts dieses relativ grimmigen Hintergrunds kommen humorvolle Passagen nur selten vor, aber das Highlight unter den Scherzen ist sicherlich der Auftritt des kaiserlichen Gesandten an die Foundation und ihre Verbündeten. Nachdem der Gesandte wieder abgereist ist, wird den derart beglückten, dass er nichts gesagt hat und auch keinerlei Beistandsversicherungen abgegeben hat. Ihm zuzuhören, wie er hochnäsig und herablassend Statements ohne Inhalt abgibt, ist zwar eine Schau, aber genauso gehaltslos. Hier steht der Teil für das Ganze. Der Leser wundert sich daher nicht im geringsten, dass es mit dem Imperium schon bald zu Ende geht.

Hinweis 1

Der oben erwähnte Sammelband der Neuübersetzung von 1991 enthält eine lange Abhandlung über die Wissenschaft der Psychohistorik, geschrieben 1988 von Michael F. Flynn. Obwohl sehr anspruchsvoll, liefert sie doch anschaulich und verständlich tiefe Einblicke in die Theorie und eine fundierte Bewertung dieser erfundenen Wissenschaft: 1) Die Mathematik der Geschichte, 2) Die Biologie der Geschichte.

Hinweis 2

Diese erste Trilogie deckt nur 500 der von Hari Seldon vorhergesagten 1000 Jahre Interregnum ab, die zwischen dem Untergang des alten Imperiums und der Entstehung eines neuen vergehen sollen. Deshalb baten die Erben Asimovs ein Autorentrio darum, drei Romane zu schreiben, die die restlichen 500 Jahre abdecken sollen:

• Gregory Benford: Aufstieg der Foundation (Foundation’s Fear, 1997)
• Greg Bear: Der Fall der Foundation / Foundation und Chaos (Foundation and Chaos, 1998)
• David Brin: Der Sieg der Foundation (Foundation’s Triumph, 1999)

Taschenbuch: 284 Seiten
O-Titel: Foundation, 1951
Heyne, 1991 München (zuerst 1966)
Aus dem Englischen von Rosemarie Hundertmarck
ISBN-13: 9783453042650

www.heyne.de