Brian Lumley, Frank Festa, Lars Peter Lueg, Andy Matern – Blutlust (Necroscope 7)

Necroscope:

Band 1: Erwachen
Band 2: Vampirblut
Band 3: Kreaturen der Nacht
Band 4: Untot
Band 5: Totenwache
Band 6: Das Dämonentor
Band 7: Blutlust
Band 8: Höllenbrut

In Brian Lumleys „Blutlust“, dem siebten Teil der endlosen „Necroscope“-Reihe, geht es gar nicht so blutlustig zu, wie der Titel vermuten lässt. Stattdessen gibt es ein paar Schlägereien, unbekannte Dimensionen und Landschaften und allerlei neue Vampire zu bewundern.

Jazz, der britische Geheimagent in russischer Gefangenschaft, wird nämlich durch das Dimensionstor im Perchorsk-Institut gestoßen. Genau so, wie die Spionin Zek und der Schläger Karl. Zwar gibt man Jazz ein Walkie-Talkie mit, doch ist es beim Eintritt in die neue Dimension nutzlos und er wirft es weg. Zunächst muss er sich mit Karl auseinandersetzen, der Jazz gern den Hals umdrehen würde, doch Jazz kann die Oberhand gewinnen und Karl abhängen. Als er schließlich auf der anderen Seite der Sphäre landet, sieht er sich in eine fremdartige Landschaft geworfen – plattes Land und vor ihm, hochaufragend, eine Gebirgskette. Später soll er lernen, dass diese Gebirgskette eine Sonnen- und eine Sternenseite hat. Für Vampire sicherlich ein praktischer Aufenthaltsort!

Glücklicherweise trifft er in diesem fremden Land bald wieder auf Zek, die – da die Zeit hier anders vergeht – schon eine ganze Weile hier überleben musste. Dementsprechend gut kennt sie sich mittlerweile aus. Eine Zeitlang diente sie nämlich der Vampirlady Karen, mit der sie sich quasi anfreundete (so weit man sich mit Vampiren eben anfreunden kann). Als sie durch ihre Gedankenleserei herausfand, dass die Vampirlords ein Komplott gegen sie planten, wurde sie zum Dank für ihre Dienste freigelassen.

Eigentlich hat sie sich einem Nomadenvolk angeschlossen. Doch da Lardis, der Chef der Truppe, sich gerade auf einer Expedition befindet, sinnt sein zweiter Mann Arlek danach, ihn zu unterlaufen und Zek an den Vampirlord Saitis auszuliefern. Sowohl Zek als auch Jazz finden sich nun in einer prekären Lage wieder. Nicht nur ist Arlek ihnen nicht gerade freundschaftlich gesinnt. Auch die Vampire sind ihnen auf den Fersen. Und Karl gibt es ja auch noch …

„Blutlust“ könnte großartig sein, schließlich schickt Brian Lumley seinen leidlich sympathischen Helden in eine vollkommen unbekannte Welt. Was man da alles erleben kann! Was es da alles zu entdecken gibt! Fremde Wesen, neue Charaktere und unerwartete Gefahren könnten überall lauern. Leider wird die Chance größtenteils verschenkt, denn der Leser bzw. Hörer entdeckt nicht an der Seite des Protagonisten eine ihm fremde Welt. Stattdessen benutzt Lumley Zek, um alles, was man je über diese Dimension wissen (und auch nicht wissen) wollte zu referieren. Lang und breit. So lang und breit, dass man sich irgendwann fragt, wie lange Zek sich tatsächlich schon in dieser Dimension befindet, um all dieses Wissen angehäuft zu haben. Mit dieser Taktik nimmt Lumley leider alle Fahrt aus seiner Erzählung und schafft es, dass Jazz‘ und Zeks Abenteuer zäh, ja geradezu langweilig daherkommt. Sicher, von Zeit zu Zeit muss Jazz mit blanken Fäusten gegen Bösewichte vorgehen, doch auch diese Szenen können die allgemeine Lethargie nur kurz durchbrechen. Lumley stopft einfach zu viel Exposition zu dicht gedrängt in seinen Roman und leider handelt es sich eben um die schlechte Art der Exposition: zu viel „tell“, zu wenig „show“. Groß und breit erklärt er seine Welt, die wirklich spannend hätte sein können, wenn man als Leser/Hörer die Möglichkeit erhalten hätte, sie langsam an der Seite des Helden zu erkunden.

Sicher, ein paar spannende Details baut er ein: So zum Beispiel die sich verdichtenden Hinweise auf ein Dimensionstor, dass irgendwo in Berlin herauskommen müsste. Oder auch die vielen bösen Vampire, die viel Böses planen. Da kommt Neugierde auf – muss ja auch, denn Lumleys Welt lebt schließlich davon, dass er ihr immer neue Elemente und Charaktere hinzufügt, die er dann zu neuen Erzählsträngen verknüpfen kann. Doch darüber vergisst er manchmal das Hier und Jetzt seiner Geschichte.

Zum Sprecher Lutz Riedel muss man schon fast nichts mehr sagen. Routiniert im besten Sinne liest er „Blutlust“ ein und kann mit seiner tiefen Stimme wunderbar Bedrohung, Gefahr und Action rüberbringen. Seine Beteiligung ist für die Hörbuchreihe ein echter Glücksgriff. Das Hörbuchlabel LPL hätte es da kaum besser treffen können.

Alles in allem präsentiert sich „Blutlust“ jedoch leider als ein schwacher Teil der Reihe, in dem zu viel referiert und zu wenig tatsächlich erzählt wird. Selbst die Vampire kommen ein klein wenig zu kurz … eigentlich ein Armutszeugnis für „die ultimative Vampirsaga“.

300 Minuten auf 4 CDs
Aus dem Englischen übersetzt von Hans Gerwien
http://www.lpl.de
http://www.luebbe-audio.de
http://www.festa-verlag.de
http://www.brianlumley.com
http://www.andymatern.de