Nix, Garth – Abhorsen (Das alte Königreich 3)

Mit „Abhorsen“ führt Garth Nix seine Trilogie um „Das alte Königreich“ zum Abschluss. Der Band ist eine direkte Fortsetzung von [„Lirael“ 1140 und damit nicht unabhängig von diesem lesbar.

Die junge Clayr Lirael hat ihr ganzes bisheriges Leben darunter gelitten, nicht wie die anderen ihres Volkes eine Seherin zu sein. Nur schwachen Trost hat sie in ihrer Arbeit als Bibliothekarin gefunden, bis zu dem Tag, als ihr befohlen wurde, sich auf eine Reise zu machen, die ihr ihre Bestimmung eröffnen würde.

Tatsächlich hat Lirael ihr Erbe und ihre Bestimmung gefunden. Nicht Prinz Sameth, sondern sie ist die kommende Abhorsen, die in die Fußstapfen Sabriels treten wird. Der Sohn des Königs ist dazu bestimmt, eine andere Aufgabe zu übernehmen. Welche, hat Sameth noch nicht herausgefunden.

Es bleibt auch gar keine Zeit danach zu forschen, denn die untoten Horden des Nekromanten Hedge verwüsten das Land. Er scheint im Dienst einer viel größeren Macht eine wichtige Aufgabe zu erfüllen, die auch auf das benachbarte Ancelstierre hinüberzugreifen droht. Und Nick, Sameths Freund aus Ancelstierre, ist zu seiner Geisel und seinem Helfer geworden.

Nach einem kurzen Aufenthalt im Haus der Abhorsen, in dem sie sich neu ausrüsten und wieder Kraft sammeln, machen sich Lirael und Sameth auf die gefahrvolle Reise in den Norden. Hedge hat ihnen Horden von Untoten auf den Hals gehetzt, damit sie ihn nicht aufspüren, doch die beiden jungen Leute lassen sich nicht beirren und entdecken schließlich, was der Nekromant im Schilde führt.

Nicht zuletzt die „fragwürdige Hündin“ ist ihnen in dieser Zeit eine treue Gefährtin und Helferin, denn sie scheint mehr über die Gefahren und die Macht zu wissen, die Hedge aus der Erde holen lässt. Es ist ein düsteres Vermächtnis aus den Anfängen der Zeit, noch bevor die Charter entstanden ist. Nun sind alle Kräfte und Fähigkeiten der beiden jungen Menschen gefordert, um dem Treiben Einhalt zu gebieten. Sie haben nicht mehr viel Zeit, um das drohende Verhängnis aufzuhalten und Nick zu retten.

Und da dürfen sie sich auch nicht von einer bitteren Nachricht entmutigen lassen: König Touchstone und die Abhorsen Sabriel sind offensichtlich bei einem Attentat in Ancelstierre ums Leben gekommen, und damit stehen die beiden jungen Menschen ganz allein auf weiter Flur.

Im Gegensatz zu [„Sabriel“ 1109 sind die Romane „Lirael“ und „Abhorsen“ nicht unabhängig voneinander lesbar, sondern bilden eine zusammenhängende Geschichte. Nachdem in „Lirael“ die Charaktere der nächsten Generation, ihre veränderte Welt und die neuen Feinde und Gefährten eingeführt wurden, geht es jetzt in „Abhorsen“ richtig zur Sache.

Zielstrebig gehen die junge Clayr und der Prinz ihren Weg und agieren, wie sie es für richtig halten. Die Handlung ist actionreich, rasant und lässt dem Leser bis zum Schluss kaum Zeit, Atem zu holen.

Das ist allerdings auch eine Schwäche dieses Romans; stellenweise überschlagen sich die Ereignisse zu sehr und manche Schilderungen wirken so abgehackt, dass man als Leser einen Bruch oder eine Kürzung im Roman zu entdecken meint. Garth Nix scheint auch kein Freund von langsamen Ausklängen zu sein … das Buch endet ebenso abrupt wie manch ein Kapitel.

Nichtsdestotrotz bietet auch Abhorsen gute Unterhaltung mit faszinierender Magie, die vor allem in diesem Buch eine Hauptrolle spielt und mythische Dimensionen annimmt, einer spannenden actionreichen Handlung mit gruseligen Szenen und einem zufriedenstellenden Ende.

Aber auch hier lässt sich Garth Nix ein Hintertürchen offen, um vielleicht eines Tages aus der Trilogie einen Zyklus zu machen – das Potenzial und die Konflikte für weitere Geschichten aus dem „Alten Königreich“ – ob nun aus der Zukunft oder der Vergangenheit – sind da.

_Christel Scheja_
|Diese Rezension wurde mit freundlicher Genehmigung unseres Partnermagazins [X-Zine]http://www.x-zine.de veröffentlicht.|