Im Fadenkreuz des weltweiten Terrors. Völlig unvorbereitet wird Geheimagent Mitch Rapp vom amerikanischen Präsidenten ins mediale Rampenlicht gezerrt. Nach jahrelanger Arbeit im Schatten kennt plötzlich jeder Terrorist auf der Erde sein Gesicht und seinen Namen. Rapp zieht sich hinter die Kulissen zurück. Doch es dauert nicht lang, bis ein Team der Navy SEALs auf den Philippinen in einen tödlichen Hinterhalt gerät und er zur Rückkehr an die Krisenherde der Welt gezwungen ist. Ein Verräter in der eigenen Regierung führt die Welt an den Rand der Vernichtung. Mitch Rapp im Kampf gegen einen übermächtigen Feind. Erstmals in ungekürzter Übersetzung. (Festa-Verlagsinfo)
Die ganze Erde ist von Aliens besetzt! … Die ganze Erde? Nein! Ein von unbeugsamen Menschen bewohntes Eiland hört nicht auf, den „Freds“ Widerstand zu leisten. Der Name dieser schönen – und, nachdem Salt Lake City in einem nuklearen Höllenfeuer unterging, auch letzten – Bastion der Menschheit lautet Hawaii.
Nach ihren bisherigen Abenteuern erscheint der Aufenthalt auf der Insel den vier Helden – Fly, Arlene, Albert und Jill – wie Urlaub im Paradies; ein wolkenloser Himmel, weiße Strände und ein tiefblaues Meer machen die Bedrohung durch die Invasoren fast vergessen. Doch die Anzeichen mehren sich, dass das geruhsame Leben bald vorbei sein wird. Seeungeheuer und monströse Flugkreaturen ziehen immer engere Runden um die Insel und innerhalb der militärischen Forschungseinrichtungen sind erste Opfer von Zombieübergriffen zu beklagen.
Dennoch gibt es einen winzigen Funken Hoffnung, denn endlich ist es Wissenschaftlern gelungen, die Nachricht einer außerirdischen Spezies zu entschlüsseln, welche mit den „Freds“ ebenfalls im Krieg zu liegen scheint. Um Kontakt zu diesen potenziellen Verbündeten herzustellen, gibt es nur einen Weg: Fly & Co. müssen zurück nach Phobos, um von dort die Transporter-Tore zu durchschreiten. Da Jill jedoch nicht über einen ausreichenden militärischen Background verfügt, muss sie murrend und widerwillig auf der Erde zurückbleiben und wird durch einen Captain Hidalgo ersetzt. Obwohl keiner der Pioniere damit rechnet, je wieder heimkehren zu können, machen sich vier Marines auf die lange Reise zum Marsmond und darüber hinaus.
Wider Erwarten erweist sich die Kontaktaufnahme mit den scheinbar freundlich gesinnten Aliens als relativ unproblematisch. Doch was die Menschen dann über die Hintergründe des Krieges erfahren, erschüttert nicht nur Alberts mormonisches Weltbild.
Was sich schon in Band 2 andeutete, findet in „Höllischer Himmel“ seine konsequente Fortsetzung: Das Monster-Schlachten rückt zugunsten einer durchaus klassischen Science-Fiction-Geschichte mit Space-Opera-Elementen in den Hintergrund.
Mit dieser Umorientierung einher gehen gerade in der ersten Hälfte der Buches recht ausführliche charakterisierende und ruhigere Passagen; um zu viel Ernsthaftigkeit bemüht, vernachlässigen die Autoren hier allerdings den bissigen Humor, welcher die ersten beiden Romane auszeichnete, sodass die Geschichte an diesen Stellen etwas trocken und langatmig wirkt. Auch der ständige Wechsel der Ich-Erzähler, der dadurch auf die Spitze getrieben wird, dass er sich nunmehr innerhalb der einzelnen Kapitel und zwischen sechs Personen vollzieht, macht diesen Doom-Roman streckenweise zu schwer verdaulicher Kost.
Deutlich frischer und schließlich auch origineller wird die Story ab dem Moment, als die Helden ins All aufbrechen. Die Erstkontaktsituation, die Widrigkeiten der Raumfahrt und schließlich die Erklärungen zu den Ursachen der Invasion bringen Dafydd ab Hugh und Brad Linweaver wieder auf die gewohnt lockere Art und Weise zu Papier, wobei weniger die zotige Sprücheklopferei als vielmehr eine witzige Situationskomik die Interaktionen der Protagonisten bestimmt. Insbesondere einige Seitenhiebe auf technikgläubige Science-Fiction-Fans und -Autoren gehören zu den erwähnenswerten Highlights dieses Romans.
Fazit: Trotz einiger Längen, des nervtötenden ständigen Wechsels der Erzählpersektive und eines unbefriedigenden Endes ein durchaus gelungener Roman, der eine Brücke zwischen (intellektuell) anspruchslosem Ego-Shooter und „gehaltvoller“ Space-Opera schlägt.
Nachdem im Jahre 2007 eine Pandemie über 60 Prozent der Menschheit auslöschte, hat sich rund 92 Jahre nach dem Ausbruch das Bild der Welt gewandelt: Viele Menschen leben in wenigen – „Habitat“ genannten – Großstädten, in denen das Leben im Wesentlichen wie vor der Seuche verläuft, während andere im dünn besiedelten Wildland außerhalb der Städte ihr Glück versuchen. Neben der notwendigen Neuorganisation der Gesellschaft(en), an der unterschiedlichste Gruppen und Interessenverbände – politische, militärische, wirtschaftliche – mehr oder weniger direkt mitwirken, muss sich die Menschheit mit einem weiteren Erbe der Seuche rumschlagen: immer wieder tauchen Mutanten – Varianten – auf, die zwar in der Regel nicht selbst virulent sind, von denen aber dennoch fast immer ein tödliche Gefahr ausgeht.
Als sein Kollege und Freund Aaron während eines Einsatzes von einer monströsen Variante, einem Xenotaurus, getötet wird, ist Jon Zaatis Karriere bei der City Police beendet. Dieses ist allerdings kein Beinbruch, da er als das letzte überlebende Mitglied der legendären Gunslinger, einer militärisch-experimentellen Eliteeinheit, über einige herausragende physische und psychische Eigenschaften verfügt, die ihn zu einem begehrten Subjekt für Konzern-Headhunter machen.
Daher ist es wenig überraschend, dass Henri Daniels an den Elite-Kämpfer herantritt, um ihm im Namen des CEENEL-Konzerns, welcher das London-Habitat beherrscht, einen Job anzubieten; und zwar in der neu geschaffenen, geheimen Abteilung „Sektion 11“. Nicht zuletzt wegen seiner Kollegin in spe, der ebenfalls frisch angeworbenen, toughen Pilotin Juliette Dsunukkwa, nimmt Jon das Angebot ohne großes Zögern an.
Gleich ihr erster Auftrag führt die beiden Agenten in eine tödliche Konfrontation mit dem Londoner Militär – vertreten durch Major Keyner und seine Synorgs. Als Jon versucht, auf eigene Faust die fragwürdigen Umstände von Aarons Tod zu klären, kommt es für ihn fast zur Katastrophe, denn plötzlich steht er unbewaffnet zwischen einer ganzen Herde der tödlichen Variante auf der einen und den Truppen Keyners auf der anderen Seite.
Nachdem den Xenotauren ein freier Abzug aus dem Habitat zugesichert wurde und sie London in Richtung Wildland verließen, machen sich Jon und Juliette an die Verfolgung. Sie suchen den Führer der Mutanten, um erste Sondierungsgespräche mit dem Ziel einer friedlichen Koexistenz zu wagen. Ihr Weg nach Norden führt sie in ein kleines Dorf, welches sich eines Angriffs einer paramilitärischen Bande erwehren muss, deren Kommandant eine mörderische Rechnung mit den Xenotauren offen hat.
Während die beiden Städter die Dorfbewohner unterstützen, muss sich innerhalb des Habitats Daniels einer politischen Konfrontation stellen. Die EU möchte in London wieder Fuß fassen, was faktisch einer Entmachtung des Konzerns gleichkäme. Dabei zeigen die Politiker ein bemerkenswertes Interesse an den riesigen Bunkern unter der Stadt und senden Major Keyner mit einem kleinen Team aus, diese Anlagen zu inspizieren.
Da der Soldat jedoch scheitert, schickt CEENEL – quasi als Goodwill-Signal – einige Männer und den zwischenzeitlich zurückgekehrten Jon Zaati in den Untergrund, weil dessen „Gunslinger“-Fähigkeiten ihn mit dem Schrecken, der augenscheinlich in dem unterirdischen Labyrinth haust, eher fertig werden lassen sollten.
Juliette hingegen, deren aeronautische Talente in den Katakomben und Gängen nicht wirklich von Nutzen sind, erhält von Daniels den Auftrag, die politische Lage in Prag zu sondieren, denn der Konzern plant, seine Zentrale von London in das tschechische Habitat zu verlegen. Schnell erweist sich Prag als wesentlich heißeres Pflaster als London. Angesichts instabiler Machtverhältnisse und zahlreicher Interessengruppen muss Juliette mehr als nur ihre hübschen Augen zum Einsatz bringen … und auch an Jons Kriecherei ist mehr dran, als auf den ersten Blick scheint.
Obwohl „Varianten“ als Sammelausgabe dreier Heft-Romane erschienen ist und daher fast zwangsläufig Brüche in der Geschichte auftauchen, weil sich der Erzähl-Rhythmus an einem 70-Seiten- und eben nicht an den 220-Seiten-Format orientiert, beeinträchtigt das den Lesefluss überraschend wenig. Allenfalls zwischen „Die Herde“ und „Sprecher der Anderen“ ist der Übergang zunächst etwas holperig. Doch Hoyers lebendiger, angenehm zu lesender Stil und die schließlich doch deutlichen Verbindungen zwischen den beiden Teilen, lassen dieses schnell in Vergessenheit geraten.
Wie nicht anders zu erwarten, liegt der Schwerpunkt der Bände auf der Einführung der Protagonisten, dem Aufbau des Spielfeldes und dem Vorbereiten erster Konflikte, wobei der Leser allerdings wenig Konkretes über die Welt des Jahres 2099 erfährt. Weder erhält er tiefere Einblicke in das Leben der Durchschnittsmenschen oder den gesamtgesellschaftlichen Kontext, noch spielen – mit Ausnahme der sporadisch auftauchenden Synorgs (einer Robocop-Light-Version) – originelle (Hard-)SF- und/oder Horror-Elemente in diesem Stadium der Geschichte eine bedeutende Rolle. Dadurch und aufgrund einiger kleinerer Längen im Mittelteil wirkt „Varianten“ zwar recht konventionell und stellenweise etwas altbacken, jedoch wiegen die sympathischen, gut gezeichneten Charaktere, die lockeren Dialoge und nicht zuletzt das interessante Grundkonzept diesen Mangel fast vollständig auf.
Auch wenn die Serie auf einem Post-Doomsday-Szenario basiert, so ist das Buch weit davon entfernt, ein Endzeitroman zu sein. Der Leser hat zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dem Todeskampf einer dem Untergang geweihten Zivilisation beizuwohnen, sondern, da der Autor eben nicht auf die Düster-Depri-Schiene setzt, den Beginn einer neuen Weltordnung mitzuerleben, wobei deren Entwicklungsrichtung – Utopia oder Dystopia – noch offen ist.
Fazit: Sympathische Charaktere, ein interessanter Background mit viel Potenzial für spannende Abenteuer und ein angenehm zu lesender Stil machen „Varianten“ – trotz kleiner Abzüge in der B-Note – zu einem rundherum empfehlenswerten Lesespaß.
Seit im Jahre 1986 der Block 4 des ukrainischen Kernreaktors Tschernobyl durch eine Kernschmelze und Explosion mit katastrophalen Auswirkungen für Mensch und Natur zerstört wurde, sind 20 Jahre ins Land gegangen. Die Ruinen und verlassenen Häuser der ehemals von Kraftwerksangestellten bewohnten und nun verlassenen Stadt sind mittlerweile zu einem Anlaufpunkt für Sightseeing-Touristen geworden, die sich in wohligem Grusel der noch immer kontaminierten „Todeszone“ nähern.
Zu diesen Schaulustigen gehört auch der junge Deutsche David Rothe, welcher mit seinen Eltern während eines Bus-Trips durch die Ukraine in der Stillen Stadt Halt macht. Plötzlich verschwinden in einem grellen Energieblitz Fahrzeug und Insassen. Als ukrainische Sicherheitskräfte am Ort des Phänomens eintreffen, finden sie etwas abseits in den Ruinen nur David, bewusstlos und mit verbrannter Kleidung. Der mit der Ermittlung des Geschehens beauftragte Major Alexander Marinin stößt bei Militärs und Politikern auf eine Mauer des Schweigens, und auch der junge Deutsche ist ihm keine Hilfe, da er sich zwar an nichts erinnert, allerdings angibt, eine merkwürdige Sehnsucht nach der Todeszone zu verspüren.
Einige Jahre später: Der zu einem Mann herangewachsene David durchstreift – beobachtet von unterschiedlichen Geheimdiensten – auf der Suche nach seinen Eltern die Zone um den Atommeiler, wobei ihn besondere psychische Fähigkeiten vor den tödlichen Gefahren des Gebietes – mutierten Ratten, Zombies, Schwerkraftminen, tödlichem Nebel und mörderischen Pflanzen – bewahren. Als der Zufall ihn und Marinin wieder zusammenführt, gelingt es den beiden zwar, den Phänomenen, die ihren Ursprung in geheimen Laboratorien unter dem Kernkraftwerkskomplex Tschernobyls zu haben scheinen, auf die Spur zukommen, doch einmal mehr drohen Politiker und Militärs, ihnen einen Strich durch die Rechnung zu machen.
Nach „X – Farnhams Legende“ und „X2 – Nopileos“ von Helge T. Kautz ist „S.T.A.L.K.E.R. – Todeszone“ der dritte Roman deutscher Autoren in der Videogame-Reihe des |Panini/Dino|-Verlags. Und wie schon im Falle der beiden X-Bände erweist sich die Entscheidung der ukrainischen Softwareentwickler, GSC Game World, zwei international unbekannte Autoren ein Prequel zu ihren ambitionierten PC-Ego-Shooter schreiben zu lassen, als wahrer Glücksgriff.
Noch bevor er die erste Zeile gelesen hat, wird der cineastisch gebildete Leser angesichts des Titels stutzen. Stalker? Da gab es doch was … Genau! Ein mystisches SF-Film-Meisterwerk des 1986 verstorbenen russischen Regisseurs Andrej Tarkowskij aus dem Jahre 1979, welches, basierend auf dem Drehbuch und einer Novelle der Brüder Strugatzki, von der Sinnsuche dreier Menschen in einer verbotenen Zone handelt und dabei philosophische, zivilisationskritische und autobiographische Aspekte in den Vordergrund der Betrachtung stellt. Je weiter dieser Leser dann in dem Roman voranschreitet, desto deutlicher wird in vielen Szenen, dass „S.T.A.L.K.E.R.“ tatsächlich einige Motive des Films aufgreift: die Zone als militärisches Sperrgebiet, einen Güterbahnhof – im Film in grandiosen, einprägsamen Schwarz-Weiß-Bildern verewigt -, die sich ständig verändernde Umwelt, die Tatsache, dass jeder Schritt tödlich sein kann, und die eigentümlich morbide Atmosphäre verfallener Gebäude inmitten der Natur. Dennoch steht es außer Frage, dass der Film nicht mehr als eine vage Inspiration gewesen sein kann, denn der primäre Anspruch des Buches sind – platt ausgedrückt – Spannung und Action; und diesem Anspruch werden die Autoren voll gerecht.
Kern und Frenz spielen gekonnt mit der Furcht des Lesers, indem sie Realität (die Tschernobyl-Katastrophe) – bzw. das, was der Leser dafür hält (die in deutschen Boulevardblättern oft kolportierten korrupten russischen/ukrainischen Militärs) – und Fiktion in einer für das Ego-Shooter-Genre ungewöhnlich zurückhaltenden Art und Weise ineinander fließen lassen. Statt auf drastische Szenen und expliziten Horror setzen die Autoren eher auf Andeutungen und lassen den Leser bis zum Schluss – und darüber hinaus – im Dunkeln tappen. Natürlich treten auch die obligatorischen Monster in Erscheinung, doch in homöopathischer Dosis und weit von einem Mutationen-Overkill à la „Resident Evil“ entfernt.
Eine zweite Stärke des Buches sind seine kantigen und sperrigen Charaktere. Zwar ist das Bild des aufmüpfigen, unangepassten, politisch unkorrekten Ermittlers, der mehr mit seinem Leben und dubiosen Vorgesetzten zu kämpfen hat als mit seinen Fällen, nicht neu. Relativ originell ist allerdings, dass dieser Mensch über seine Schwächen hinaus erfolglos bleibt und sich in gewisser Weise sogar korrumpieren lässt.
David Rothe ist im Vergleich zu Alexander Marinin zwar weniger differenziert gezeichnet, jedoch trotz seiner besonderen Kräfte weit davon entfernt, ein strahlender Held zu sein. Getrieben von einem unerklärlichen Zwang, ständig ums Überleben kämpfend und bei der Suche nach seinen Eltern immer wieder scheiternd, ist er – wie der Ermittler – eine eher tragische Figur.
Der einzige Charakter, der sich nicht bündig in die Geschichte einfügen will, ist der „kleine“ Wissenschaftler Vadim Bessmerty. In seiner Figur und seinem im Grunde belanglosen Handlungsbogen erkennt man dann doch deutlicher als nötig die Herkunft der Autoren aus dem Romanheft-Bereich: Schon bei der Einführung Bessmertys ist klar, welches Schicksal den armen Tropf ereilen wird.
Interessant an „S.T.A.L.K.E.R.“ ist schließlich auch der episodenhafte Aufbau der Geschichte, welcher die vier Hauptteile einschließlich des Prologs, der im Jahre 1999 angesiedelt ist, zu unterschiedlichen Zeitindices spielen lässt – „Alexander“ im Jahre 2004, „David“ 2006 und „Die Zone“ 2008. Dadurch, dass die Autoren auf sanfte Überleitungen von einem Kapitel ins nächste verzichten, wirkt das Handlungsgeschehen einerseits sprunghaft, anderseits wird dadurch der Text gestrafft, auf überflüssigen Pathos verzichtet und der Leser insofern gefordert, als er sich das Gesamtbild spannungssteigernd puzzleartig erschließen muss.
Fazit: Eine gut geschriebene, äußerst spannende und düstere Geschichte, die den Leser dem zweiten Band der geplanten Trilogie entgegenfiebern lässt. Für mich eine der größten Überraschungen und das bisherige Highlight der PC-Roman-Reihe des |Panini|-Verlags.
Seit vielen Jahrhunderten tobt in den Schatten der Welt der Sterblichen ein erbitterter Krieg zwischen Vampiren und Werwölfen. Dank der Todeshändler, einer Vampir-Kriegerelite, gelang es den Blutsaugern, die Gestaltwandler fast vollständig auszulöschen. Doch die Lycaner geben sich keineswegs geschlagen. In Budapest, wo sich der Stammsitz der Vampire befindet, versuchen sie unter Führung des charismatischen Lucian, das Blatt doch noch zu ihren Gunsten zu wenden.
Dabei spielt in den Plänen der Wölfe der Mensch Michael Corvin eine zentrale Rolle. Der junge Amerikaner, der aus persönlichen Gründen nach Ungarn auswanderte, ahnt von alldem nichts, sondern muss verwundert und erschrocken feststellen, dass plötzlich einige sehr merkwürdige Leute irgendetwas von ihm wollen.
Zu diesen Leuten gehört auch Selene, die als ruhmreiche Todeshändlerin ihrem Clan viele Jahrhunderte diente und die sich auf eine verstörende Art zu Michael hingezogen fühlt; dass der junge Mann mittlerweile von einem Lycaner gebissen wurde und – sollte er die Infektion überleben – damit selbst zum Werwolf zu werden droht, macht die Sache für sie nur noch interessanter. So dauert es nicht lange, bis die beiden Seite an Seite gegen Blutsauger und Werwölfe kämpfen, wobei immer deutlicher wird, dass die eigentliche Gefahr von dem intriganten Vampir Kraven ausgeht; denn dieser Stellvertreter des Clan-Ältesten, Viktor, versucht mittels eines unheiligen Paktes, seinen Schöpfer zu beseitigen und die Macht über alle Vampire an sich zu reißen.
„Underworld“ ist ein weiteres Buch aus der stetig wachsenden Reihe der Film-Romane des |Panini|-Verlags. Da sich sein Autor, Greg Cox, beim Entwurf der Geschichte und der Charaktere sehr eng an die filmische Vorlage hält, bietet „Underworld“ Kinogängern kaum Neues, außer dass einige Figuren eine etwas nuanciertere und – im Vergleich zum Film – etwas anders akzentuierte Ausarbeitung erfahren. So ist Kraven hier eher ein bemitleidenswerter Möchtegern-Intrigant, dem von Anfang an sein gesamter Plan über den Kopf zu wachsen droht und der zu keinem Zeitpunkt Herr der Lage ist, die Selene des Buches ist einen Tick cooler und emotional kälter als die durch Kate Beckinsale verkörperte Todeshändlerin und einige Nebencharaktere dürfen sich in etwas mehr Wertschätzung sonnen.
Leser, die „Underworld“ noch nicht ins Kino oder vor den DVD-Player gezogen hat, können sich hingegen auf einen soliden, gut geschriebenen Urban-Fantasy-Roman freuen. Auch wenn die Story im ersten Moment an die „World of Darkness“ |White Wolfs| erinnert – dort prügeln sich ebenfalls Vampire, Werwölfe und anderes Kroppzeugs um die Vorherrschaft in „ihrer“ Welt -, so hat sie dennoch nichts mit jenem Hintergrund gemein: Abgesehen davon, dass ein gänzlich anderer Schöpfungsmythos für beide Spezies entworfen wird, sind „Underworlds“ Wesen weitaus menschlicher, kultivierter – sowohl in ihren Fähigkeiten, ihrer Ethik, als auch hinsichtlich ihrer Verwurzelung in der Welt der Sterblichen – als die Ungeheuer der |WoD|. Darüber hinaus entsprechen Werwölfe wie Vampire, was ihre Schwächen und Beschränkungen betrifft, durchaus den gängigen Klischees, wobei sich allerdings schnell herausstellt, dass in Zeiten von Hightech-Waffen diese Schwächen mehr als nur eine läppische Achillesferse sind.
Im Aufbau folgt der Roman – wie der Film – dem fast schon klassischen Schema, erst die Charaktere einzuführen, um dann – den Leser zunächst über die Hintergründe der Aktionen im Unklaren lassend – in einem langsamen, stetigen Anstieg des Spannungsbogens auf den durchaus explosiven, finalen Showdown zuzusteuern. Gerade in der ersten Hälfte des Buches ist dieses Vorgehen bedauerlicherweise mit einigen Längen verbunden, zumal die gesamte Geschichte für einen „Horror“-Roman eher unblutig und relativ „gore-frei“ erzählt wird. Auch sonst befleißigt sich der Autor eines unprätentiösen Stils, der sich nicht durch Wortgewalt und Schachtelsätze auszeichnet, sondern durch Lockerheit und gute Lesbarkeit. Insofern ist „Underworld“ durchaus ein Roman für die ganze Familie.
Fazit: Ein solider, mäßig dunkler Urban-Fantasy-Roman, der Kennern des Films zwar kaum Neues bietet, allen anderen jedoch für einige Stunden gute Mainstream-Unterhaltung garantiert.
[Outlaw 1864 (The Gathering: Kamigawa-Zyklus, Band 1)
[Der Ketzer 2645 (The Gathering: Kamigawa-Zyklus, Band 2)
Die politische und militärische Lage in Towabara wird täglich brisanter, denn die Soratami haben unter Führung des Mondgeistes Mochi den übrigen Völkern offen den Krieg erklärt und beginnen mit der systematischen Ausrottung der Schlangenmenschen in den Wäldern des Jukai. Derweil ist Daimyo Konda an der Spitze eines riesigen Geisterheeres auf der Suche nach dem seltsamen Artefakt, welches Toshi im Auftrag des “Myojin des Griffs der Nacht” aus Eiganjo entwenden konnte (vgl. Band 2: Der Ketzer); und auch O-Kagachi, der uralte Geisterdrache, will den gestohlenen Gegenstand zurück ins Geisterreich holen.
Vor diesem Hintergrund fällt es Toshi zunehmend schwerer, die Wünsche seines Gottes zu erfüllen und dabei zu überleben. Zuerst muss er „Es, das genommen wurde“ aus der Minamo-Akademie, wo er das Artefakt versteckte, vor dem todbringenden Wüten seines ehemaligen Eidbruders Hidetsugu, den Yamabushi und dem „Alles verzehrenden Oni des Chaos“ in Sicherheit bringen, dann der Yuki-Ona die Freiheit schenken und schließlich verhindern, dass die Steinscheibe Konda und O-Kagachi in die Hände fällt. Da er jedoch erstens nicht länger durch den Hyozan-Eid vor dem Troll-Schamanen geschützt ist, ihm zweitens sein Myojin verboten hat, „Es“ in sein Reich zu bringen, womit Toshi ein Flucht- und Reiseweg durch die Schatten verschlossen ist, und drittens das Artefakt zunehmend ein Eigenleben entwickelt, bedarf er aller seiner Künste als Dieb und Magier, um der Lage Herr zu werden.
Da er aber auch nur ein Mensch ist und sowieso dazu tendiert, Regeln sehr großzügig auszulegen, muss er zwangsläufig versagen. In einer äußerst brenzligen Situation flieht er durch das Reich seines Gottes, das Artefakt im Gepäck. Wutentbrannt entzieht ihm daraufhin der Myojin seine Gunst. Kampfentscheidender Fähigkeiten – Unsichtbarkeit, Schattenwandeln, Tödliche Kälte – beraubt, sieht Toshi nur einen Ausweg: Er muss die Scheibe zu den Fuchsmenschen und Prinzessin Michiko bringen, in der Hoffnung, dass deren Magie das, was im Inneren schlummert, erwecken kann, damit es sich selbst schütze.
McGough legt in seinem abschließenden Band das Hauptaugenmerk darauf, die bisherigen Handlungsstränge zu verknüpfen und zu einem überzeugenden Ende zu führen. Obwohl das Tempo hoch und die Seitenzahl knapp ist, leiden weder die Atmosphäre noch die Zeichnung der Charaktere, denn nach wie vor stehen nicht so sehr die Kämpfe selbst im Vordergrund als vielmehr Toshis Umezawas listiges und überlegtes Handeln. Stärker noch als im zweiten Roman dominiert dieser Charakter die nach wie vor exotische und fesselnde Geschichte und – wie gehabt – erwächst ein großer Teil der Faszination aus seiner Interaktion mit den anderen Protagonisten. Durch beißenden Spott, Schmeicheleien, Lügen und – zur Abwechslung auch mal der Wahrheit – entfaltet der Dieb eine manipulative Kraft, die ihresgleichen sucht. Dass er dabei nicht von Bosheit getrieben wird, sondern lediglich einen bequemen Platz in einer teils archaischen, teils sehr strukturierten und hoch zivilisierten Gesellschaft sucht, prägt sein Bild als sympathischen Non-Konformisten.
In der Figur Toshis manifestiert sich ein großer Vorzug aller Kamigawa-Romane besonders offensichtlich: Es gibt kein Schwarz und Weiß, keine engelhaft guten und keine teuflisch bösen Charaktere. Jeder, von Konda über Michiko bis hin zu Hidetsugu, hat eine helle und eine dunkle Seite. Konda strebt Macht nicht nur um ihrer selbst Willen an, sondern ist bemüht, seine Macht auch zum Wohle und zum Schutze seiner Untertanen in die Waagschale zu werfen, wobei er seinen Platz in der ersten Reihe der Kämpfer sieht. Michiko hingegen ist nicht nur naiv und freundlich, sondern auch zu äußerster Grausamkeit fähig, wie sie im finalen Kampf unter Beweis stellt. Doch trotz dieser Komplexität sind die Charaktere nicht beliebig, sondern durch und durch stringent in ihrem Handeln, gehen jeweils ihren eigenen, unverwechselbaren Weg. Genau dies spiegeln in herausragender Weise die letzten beiden Seiten eines Epilogs wider, welchen ich – ohne etwas verraten zu wollen und ohne zu zögern – zu den stimmigsten und besten zähle, denen ich bisher begegnet bin.
Fazit: Der würdige Abschluss einer erstklassigen Trilogie, die mit ihrer Originalität nicht nur ein – wenn nicht sogar das – Aushängeschild der Magic-Roman-Reihe ist, sondern auch das Fantasy-Genre im Allgemeinen bereichert.
In einer nicht allzu fernen Zukunft hat sich die parlamentarische Demokratie Großbritanniens in eine faschistisch-klerikale Diktatur gewandelt: Konzentrationslager überziehen das Land, Menschen, die Minderheiten angehören – Ausländer, Homosexuelle, Muslime, Intellektuelle, Dissidenten – werden verhaftet, gefoltert und ermordet; jeder Funken Widerstands und Freiheitsstrebens wird mit brutaler Gewalt durch die Schergen des Großkanzlers Adam Sutler im Keim erstickt, während die riesige Propaganda-Maschinerie des BTN – des British Televison Networks – die Massen mit Lügen und christlich-fundamentalistischen Hetzparolen manipuliert.
Sekretärin Evey Hammond, ein winziges Rädchen im Getriebe BTNs, schlägt sich mehr schlecht als recht durch und erwartet vom Leben wenig mehr als einen etwas besseren Job. Ihr gesamtes Weltbild kommt ins Wanken, als sie eines Nachts von einem geheimnisvollen Mann, der sich als V vorstellt und eine „Guy Fawkes“-Maske trägt, vor Häschern des Gestapo-ähnlichen Sicherheitsdienstes gerettet wird. Doch auch wenn sie dieser Fremde, der ihr eine Welt, seine Welt im Untergrund – wörtlich und im übertragenen Sinne – zeigt, fasziniert, so gehören ihre Loyalität, ihr Glaube zunächst dem System und ihr Weg bis zur Läuterung wird lang, erniedrigend und schmerzvoll sein.
Vs gnadenlose und brutale Anschläge auf Symbole – wie das Folter-Gefängnis von London, Old Bailey – oder hochrangige Repräsentanten der Diktatur und – in Gedenken an den „Gun Powder Plot“ des Jahres 1605, einem bedeutsamen Tag in der britischen Geschichte – die Ankündigung, am 5. November des kommenden Jahres eine nationale Demonstration seiner Macht zu veranstalten, machen ihn zum Staatsfeind Nr. 1. Unter Leitung des Chefs der Verbrechensermittlung, Eric „Die Nase“ Finch, wird eine erbarmungslose Jagd auf ihn und Evey, welche man für eine Kollaborateurin hält, eröffnet.
Doch diese Jagd geht am Chief Inspector ebenfalls nicht spurlos vorüber. Auch seine Loyalitäten werden zunehmend in Frage gestellt, als ihn die Ermittlungen zurück zu den Anfängen der Diktatur führen, zum Tag des St.-Marys-Virus und hin zum berüchtigtsten aller Konzentrationslager, Larkhill, welches vor einigen Jahren in einem Höllenfeuer unterging. Die Frage, ob das System das Monster V, welches ihm nun den Krieg erklärt hat, nicht selbst erschuf, lässt ihn selbst dann nicht ruhen, als sein eigenes Leben mehr und mehr in Gefahr gerät.
„V wie Vendetta“, der offizielle Roman zum Film, basiert auf einem Drehbuch der Wachowski-Brüder, die sich durch die Matrix-Trilogie in Cineastenkreisen einen Namen machen konnten. Diesem Drehbuch wiederum liegt die ursprünglich 1982 bis 1885 erschiene, unvollendete und 1988 neuaufgelegte und dann fertiggestellte, gleichnamige Dystopie des genialen Comic-Künstlers Alan Moore (Watchmen, From Hell, League of Extraordinary Gentlemen; nicht verwandt mit Steve Moore) zu Grunde. Auch wenn Alan Moore sich von dem Film distanziert haben soll und nicht im Vorspann/Abspann genannt werden möchte, so bedeutet dieses nicht, dass der Roman nach dem Drehbuch schlecht wäre.
Natürlich wäre es vermessen, wollte man das Buch auf eine Stufe mit dystopischen Meisterwerken wie „1984“ oder „Fahrenheit 451“ stellen, denn dafür ist seine Auseinandersetzung mit struktureller und auch individueller Gewalt letztlich zu oberflächlich und durch zu wenig visionäre Eigenständigkeit gekennzeichnet; die Unterdrückung von Freiheit und Wahrheit, die Entwertung und Entrechtung des Individuums, all das folgt in dem Roman hinlänglich bekannten Mechanismen und bietet gerade auch in der Verkürzung gesellschaftlicher Prozesse wenig Neues.
Dennoch ist „V wie Vendetta“ ein fesselndes Werk, weil es erfolgreich einen Bogen schlägt zwischen sehr „stylisher“, vom Autor zum Teil sehr comichaft inszenierter Action, welche gerade auch in der Adaption des Übermenschlichen ihren Ursprung nicht verhehlt, einer durchgängig düsteren Atmosphäre, verhaltener Gesellschaftskritik und eindringlichen Charaktermomenten. Ein Großteil der Faszination erwächst aus der Unnahbarkeit Vs – symbolisiert durch die „Guy Fawkes“-Maske und andere „theatralische“ Accessoires -, welcher wie ein gesichtsloser Schrecken, ein mythologischer Rachegott aus dem Nichts über seine Feinde kommt, um nach vollstrecktem Urteil wieder im Nichts zu verschwinden. Dieser Mangel an menschlicher Substanz lässt Evey Hammond und – mit Einschränkungen – auch Eric Finch zu den eigentlichen Identifikationsfiguren des Lesers avancieren; erst durch sie erlebt er die Schrecken der Diktatur, die Angst, Verzweiflung, aber auch die Hoffnung.
Einen Punkt, den ich persönlich für problematisch halte, ist die Glorifizierung von Gewalt, Mord und Zerstörung als adäquates Mittel im Kampf gegen die Unterdrückung, sowie die in der Person des V unsaubere Trennung zwischen Rache und Gerechtigkeit. Eine tiefere Diskussion bzw. Reflexion über diesen sehr zentralen Aspekt findet kaum statt; wenn sich V schlussendlich vage von seinem Weg distanziert, so ist die Entscheidung kaum nachvollziehbar und wird ohnehin kurze Zeit später durch das Verhalten der anderen Protagonisten konterkariert.
Fazit: Ein runder, gut geschriebener und atmosphärisch dichter Roman, der sich zwar nicht mit den großen Dystopien der Literatur und Filmgeschichte – „Wir“, „1984“, „Brave New World“, „Soylent Green“ u. a. – messen kann, jedoch in der Reihe der neueren Kino-Film-Adaptionen qualitativ einen der vorderen Plätze belegt.
Im Kreuzzug gegen die Sabbatwelten kommt dem Planeten Verghast aufgrund seiner Rüstungsgüterindustrie eine zentrale Rolle zu. Als es auf dieser Welt zu einem offenen Krieg zwischen zwei Makropolen, Zoica und Vervun, kommt, droht der Nachschub mit Waffen zu versiegen, was verheerende Folgen für das Imperium haben könnte.
Da die Garde der Vervunmakropole den Angreifern aus Zoica nicht viel entgegensetzen kann, fordern einige Herren der die Stadt beherrschenden Handelshäuser bei Kriegsmeister Macaroth Unterstützungstruppen der imperialen Armee an, darunter auch das „Erste und Einzige Tanith“.
Als Gaunts Geister in der Stadt eintreffen, entpuppt sich die Lage als nahezu hoffnungslos: Unermesslich viele Flüchtlinge aus den umliegenden Arbeiter-Habitaten und Rüstungsmanufakturen haben die städtische Infrastruktur zusammenbrechen lassen und intrigante oder unfähige Führer betreiben faktisch die Zersetzung des politisch-militärischen Entscheidungsapparats von innen, während vor den Toren der Makropole ein Millionen Köpfe zählendes Heer von Chaosdienern darauf wartet, den Eingeschlossenen den Todesstoß zu versetzen. Ein koordinierter, gezielter Einsatz oder gar Gegenangriff ist kaum noch möglich, und das Einzige, was Vervun davor schützt, überrannt zu werden, ist ein riesiger Energieschirm, der plötzlich erlischt …
Zu Beginn des Romans entwirft Abnett ein beeindruckendes Schlachtengemälde, welches sich wie ein großes Puzzle aus vielen, vielen einzelnen Szenen und Fragmenten – zum Teil nicht länger als eine halbe Seite – zusammensetzt. Er hetzt den atemlosen Leser durch eine untergehende Stadt, lässt ihn den Zusammenbruch der Infrastruktur, den Niedergang der Menschlichkeit und das Erstarken von Barbarei intensiv miterleben.
Doch ab einem bestimmten Punkt, etwa ab der Hälfte des Buches, tritt eine Übersättigung mit Gewalt ein, eine regelrechte Abstumpfung, der man sich kaum entziehen kann. Die blitzlichtartig auftauchenden und untergehenden Personen werden bedeutungslos. Wenn zum fünften Mal von „Gesicht wegschießen“ oder „Hinterkopf platzen“ die Rede ist, wird das Grauen banal. Jemand, der wie der Autor in Megatoten rechnet, sollte sich – so zynisch sich das anhört – entsprechend viele, originelle Arten des Sterbens einfallen lassen oder sich auf einige wenige Opfer konzentrieren.
Empfindet man anfangs die Zoicaner in Anbetracht ihrer anonymen Gesichtslosigkeit und der schieren Masse als äußerst bedrohlich, ja sogar unheimlich, so wandelt sich mit Fortschreiten der Handlung auch dieses Bild dramatisch. Irgendwann wird es unbefriedigend, langweilig und geradezu unerträglich, einem uniformen, vollkommen entmenschlichten Gegner beim tontaubenhaften Sterben zuzusehen.
Alles in allem muss man also konstatieren, dass die Dramaturgie letztlich misslungen ist, da es Abnett nicht gelingt, in der Tristesse eines ewigen Kampfes wirkliche Akzente zu setzen und den Leser emotional bei der Stange zu halten. Einige kleinere, unpassend und konstruiert wirkende Sub-Plots können nicht über den Mangel an Abwechslung hinwegtäuschen.
Ebenfalls misslungen ist die Zeichnung der Charaktere und Figuren. Abgesehen davon, dass deren Anzahl viel zu groß ist, um jedem auch nur ansatzweise genügend Aufmerksamkeit zu schenken, wirken jene, die etwas mehr Anteil an der Handlung haben, in ihrer Verkürzung eindimensional, stereotyp, klischeehaft. Der Einzige, der jenseits reiner Schwarz-Weiß-Malerei überhaupt eine Nuancierung zeigt, ist Gaunt, wobei dessen Charakter im vorliegenden Roman eher in Richtung „religiöser“ Fanatiker driftet und damit als Sympathieträger und Identifikationsfigur ausfällt.
Nicht zu übersehen sind diesmal auch eklatante Schwächen in der Handlungslogik und im Abschluss. Es ist nicht ansatzweise nachzuvollziehen, wie die Zoicaner die Vervunmakropole auf so vernichtende Art und Weise überraschen können. Millionen Soldaten und zigtausende Kriegsmaschinen lassen sich nicht innerhalb eines Monats unauffällig aus einem Zylinder zaubern; und die Annahme, dass die Makropolen keinen Kontak untereinander haben bzw. angesichts ihrer kriegerischen Vergangenheit keinerlei Spionage-Netze unterhalten, ist geradezu lächerlich.
Weniger lächerlich als vielmehr dreist ist die Art und Weise, wie sich Abnett diesmal um eine Beschreibung des Endkampfes und einer Lösung des Konfliktes drückt: Gaunt – wer sonst – tritt seinem dämonischen Widersacher gegenüber, wird von diesem schwerst verwundet. … Schnitt! … Kriegsmeister Macaroths Armada taucht über Verghast auf, vernichtet innerhalb von knapp drei Seiten die Zoicaner, rettet Millionen von Flüchtlingen und stößt die Neugründung der beiden Makropolen an. Gaunt erwacht im Lazarett, um gleich darauf ein Attentat auf Dorden und dessen verghastische Kollegin, Curth, zu verhindern. Schluss.
_Fazit_: Nach zwei hervorragenden Romanen um das „Erste und Einzige Tanith“ ist dieser dritte unterm Strich enttäuschend, da ein 430 Seiten langes Metzeln irgendwann ermüdend wird, Logiklöcher die Lesefreude nicht gerade heben und der finale Showdown – bzw. das Fehlen desselben – geradezu als Frechheit bezeichnet werden kann.
Mirrodin ist eine Welt aus Metall. Quecksilber-Ozeane, Steppen rasiermesserscharfer Gräser, Bäume aus Chrom, Kupfer, Eisen prägen ihr Antlitz; Lebewesen -Tiere und Humanoide – tragen über ihrem Fleisch metallene Panzer, die den ganzen Körper oder auch nur Teile davon bedecken; mechanische Konstrukte suchen Länder und Städte heim und hinterlassen nur zu oft eine Spur der Verwüstung.
Mirrodin ist die Heimat der Elfin Glissa. Je näher die Zeremonie des Zurechtweisens rückt, einer Konditionierung, welche die Elfen ihrer Träume beraubt, desto stärker plagen die Kriegerin Visionen von grünen Bäumen, lebendiger Natur, einem Körper ganz aus Fleisch und sie spürt eine undefinierbare Falschheit in ihrer Existenz. Die Entscheidung, diese Visionen zu behalten und nicht an der Zeremonie teilzunehmen, wird Glissa abgenommen, als die Gleichmacher, insektoide, voll mechanische Tötungsmaschinen, ihr Zuhause, das Knäuel, überfallen und ihre Familie töten; ihr selbst gelingt es im letzten Moment, schwer verletzt in die ihr unbekannte Welt außerhalb ihres Heims zu fliehen.
Der einsiedlerische, von seinem Volk verstoßene Goblin Slobad findet die verletzte Elfin. Da er ihre Wunden nur unzureichend versorgen kann, bietet er an, sie zu einem Heiler in die Stadt der Leoniden, Taj Nar, zu bringen. Doch der Empfang in Taj Nar ist alles andere als herzlich, denn erstens liegen die Leoniden im Krieg mit dem Volk der Nim und zweitens prophezeit die Schamanin Ushanti, Glissa werde die Welt vernichten. Dennoch kann die Elfin schließlich den Herrscher der Löwenmenschen von ihren lauteren Absichten überzeugen. Geheilt bricht sie auf, um zuerst den Krieg mit den Nim zu beenden und danach den Verantwortlichen für den Mord an ihren Eltern, einen geheimnisvollen Mann mit schwarzer Kutte und einer Spiegelmaske, zu suchen, der – wie sich herausstellt – auch für die Morde an vielen aufstrebenden Kriegern anderer Völker verantwortlich zeichnet.
Gleich zu Beginn ihrer Reise finden Glissa und der Goblin in den Sümpfen des Mephidross einen versunkenen und fast zerstörten Golem, der dank Slobads mechanischen Fähigkeiten zu neuem Leben erweckt wird und die beiden Gefährten fortan unter dem Namen Bosh auf ihrer Suche begleitet. Nachdem sie den Herrscher der Nim höflich aber bestimmt davon überzeugen konnten, seine Angriffe auf die Stadt der Leoniden zu beenden, führt sie die Spur des maskierten Kuttenträgers zu den Menschen Mirrodins, wo sich ihnen die Magierin Bruenna anschließt. Die nächste Station der Reise ist die Stadt Lumengrid, die Heimat der Vedalken. Jene humanoiden, vierarmigen Kreaturen halten sich für die überlegene Rasse Mirrodins und scheinen aus machtpolitischen Motiven tatsächlich hinter all dem Morden und den Verwüstungen zu stecken. Doch auch die Vedalken dienen nur einer größeren Macht: Memnarch, dem wahnsinnigen Wächter Mirrodins.
Der Text auf dem Buchrücken verheißt wahrhaft exotische Fantasy in einer Welt, die ihresgleichen sucht. Aber Versprechen wollen gebrochen werden, und so hält der Roman nicht einmal annähernd, was die Werbung vollmundig in Aussicht stellt.
Dabei lässt sich das Versagen an drei Punkten festmachen. Erstens haut der Autor dem Leser Orts-, Personen- und Figurennamen um die Ohren, dass es kracht. Auf Leute, die sich nicht mit der Mirrodin-Edition des Sammelkartenspiels auskennen – solche soll es tatsächlich geben -, nimmt McDermott keine Rücksicht und verzichtet konsequent auf mehr als nur oberflächliche Beschreibungen der Welt, von Fauna, Flora oder dem spezifischen Magie-System, welches „Magic the Gathering“ auszeichnet. Nach dem Motto „Keine Zeit! Muss weiter, muss weiter!“ hetzt er den Leser durch das Setting, Zeit zum Verweilen und Staunen lässt er ihm nicht. Eine fesselnde, greifbare Atmosphäre kann angesichts solcher Ignoranz selbstverständlich nicht erwartet werden.
Zweitens stoßen die zahlreichen, oft unmotiviert wirkenden Kämpfe der Helden sauer auf, mangelt es ihnen doch a) an fantasievoller Ausgestaltung und b) einer nachvollziehbaren, inneren Glaubwürdigkeit. Spannung lässt sich nicht dadurch erzeugen, dass man von Mal zu Mal lediglich mehr Gegner aufs Schlachtfeld schmeißt, wenn gleichzeitig Glissa & Co. wie Götter durch den größten Energieblitzhagel und andere Widrigkeiten spazieren und stets zur rechten Zeit einen hilfreichen Zauber aus ihren Ärmeln zu ziehen wissen.
Der dritte Kritikpunkt betrifft die Protagonisten und lässt sich in drei Worten subsumieren: unglaubwürdig und oberflächlich. Unter den zahlreichen Personen, die auftauchen, um gleich darauf im Nebel der Geschichte wieder zu verschwinden, schenkt der Autor lediglich Glissa und Slobad etwas mehr Aufmerksamkeit – rein quantitativ versteht sich, denn von einer qualitativen Charkterentwicklung kann keine Rede sein. Anfangs wird Glissa als eine Person eingeführt, für die die Welt jenseits des Knäuels vollkommen unbekanntes Terrain darstellt. Im Fortgang der Geschichte erweist sich diese Tatsache als ebenso wenig prägend wie ihre anfängliche Trauer über den Tod der Eltern, der Schwester und – später – des Geliebten. Ähnlich oberflächlich verfährt der Autor mit Slobad: Eingeführt als mürrischer Einzelgänger, verstoßen, gezeichnet durch bittere Erfahrungen und Verluste, erweist sich der Goblin überraschend schnell als kontaktfreudiger Technikfreak (mit komischem Akzent). Als Ergebnis dieser Inkonsistenz scheinen sämtliche Emotionen und Verhaltensweisen der Protagonisten aufgesetzt, sodass dem Leser die Befindlichkeiten der Charaktere letztendlich egal bleiben.
Über die sprachlichen und stilistischen Qualitäten des Buches möchte ich mich nicht groß auslassen. Einige Begriffe scheinen etwas angestrengt eingedeutscht und klingen merkwürdig (bspw. Lakune, Gleichmacher, Knäuel, Mephidross, u. a.), was ich aber in Unkenntnis des Originals nicht abschließend werten will. Unterm Strich ist der Roman – stellt man keine allzu hohen Ansprüche – lesbar und erträglich geschrieben, was ihn von Band 2, „Das Nachtstahlauge“, signifikant positiv unterscheidet. Aber das ist eine andere Rezension …
Ein Roman mit einem interessanten Grundkonzept, dessen Potenzial der Autor jedoch zu keinem Zeitpunkt auch nur näherungsweise auszuschöpfen vermag. Was bleibt, sind ein Haufen seelenlos anmutender Action, plumpe Figuren und die vage Ahnung, dass eine große Chance vertan wurde, „Magic the Gathering“ auch für Nicht-Spieler genießbar zu machen.
Seit den Ereignissen des [ersten Bandes 1864 ist einige Zeit vergangen. Prinzessin Michiko wird von ihrem Vater, Daimyo Konda, in seiner Festung Eiganyo gefangen gehalten, Lady Perlenohr und die anderen Fuchsmenschen wurden aus Towabara verbannt und Toshi Umezawa hat sich mittlerweile dem Myojin des Griffs der Nacht verschrieben, wodurch er seine ohnehin schon machtvolle Kanji-Magie um eine gefährliche Facette erweitern konnte. Und er braucht auch sein ganzes magisches Können als Uramon, seine – wie er irrtümlich meinte – ehemalige Herrin, ihn mit Hilfe der Zauberin Kiku zwingen will, ein Gemetzel unter den Mondmenschen, den Soratami, anzurichten. Toshi kann Uramon entkommen und flüchtet – verfolgt von Kiku, dem Rattenmenschen Marknager und dessen Bande – in die Berge, wo es ihm gelingt, seine Verfolger zu überlisten. Doch damit finden Toshis Probleme kein Ende: Michiko kann ihm eine Kanji-Botschaft übermitteln, in der sie ihn bittet, sie aus der Festung des Daimyos zu befreien. Dank seiner neuen Kräfte gelingt dieses Unterfangen und so brechen schließlich der Dieb, Michiko, Lady Perlenohr und ihre Verbündeten zur Magieakademie von Minamo auf, wo sie sich vom Leiter der Schule, Hisoka, Aufklärung über die Hintergründe des Geisterkrieges und das Geheimnis um Michikos Geburt erhoffen.
Währenddessen treibt der Trollschamane und Toshis Hyozan-Eidbruder Hidetsugu, welcher ein treuer Anhänger des alles verzehrenden Oni des Chaos ist, seine grausame, umfassende Rache für seinen ermordeten Schüler Kobo voran, indem er alle diejenigen bestialisch auslöscht, die er als verantwortlich ansieht; bedauerlicherweise steht der Leiter der Akademie ganz oben auf seiner To-Kill-Liste. In Minamo kommt es zum Aufeinandertreffen zwischen ihm, seinen versklavten Kampfmagiern, den Yamabushi und Toshis Gruppe, und nur Toshi selbst ist durch den Eid geschützt.
Derweil erweist sich die Lage des Königreichs Towabara im Krieg gegen Geisterwelt als zunehmend aussichtslos: Während O-Kagachi, die große Alte Schlange – ein mächtiger, uralter Geisterdrache -, Eiganjo attackiert und sowohl die Welt der Geister als auch die Welt der Menschen zu vernichten droht, bedrängen Banditenstämme unter Führung ihres „Königs“ Godo die Grenzen Towabaras, wobei ihnen eine unkontrollierbare Naturgewalt, die Yuki-Onna, das Frostherz, welches allen Lebewesen den Kältetod bringt, zur Seite steht.
Nachdem der erste Band der Kamigawa-Trilogie, „Outlaw (Meister von Kamigawa)“, schon ungewöhnliche und fesselnde Fantasy bot, sattelt „Der Ketzer“ in Hinblick auf Exotik und Rasanz noch einmal ein Stück drauf. Die Protagonisten wurden eingeführt, nun kann der Kampf um Kamigawa beginnen! Monströsere Geister, seltsamere Magie und nicht zuletzt auch ein höherer Gore-Faktor kennzeichnen eine Geschichte, die mehr als der erste Band einer One-Man-Show gleicht. Der zentrale Charakter, derjenige, um den alles und alle kreisen, ist Toshi Umezawa, auch wenn der Rest des Ensembles – angefangen beim Trollschamanen Hidetsugu, endend bei der Zauberin Kiku und ihren tödlichen Blumen – nach wie vor ein bunter, schillernder Haufen mit viel Unterhaltungswert ist.
Etwas verstörend – weil unerklärt – wirkt zunächst Toshis Konvertierung in einen gläubigen Anhänger des Myojin des Griffs der Nacht und man befürchtet ob seines Machtzuwachses schon den magischen Overkill, eine gepflegte Super-Helden-Langweile, aber … hey … der Kerl legt sich mit Göttern oder wenigstens gottähnlichen Wesen an; da bedarf es schon einer robusten, belastbaren Basis. Kurz und gut: Es wird schnell klar, dass mehr Power allein fürs Überleben in Zeiten tödlicher Gefahr nicht ausreicht, sondern Köpfchen und Geschick mindestens ebenso wichtig sind – den Magic-Spielern innerhalb der Leserschaft wird diese Erkenntnis nicht neu sein. Und so ist es weniger seine Kampfkraft als vielmehr seine kleinen Tricks, die Unbeugsamkeit, der Pragmatismus und nicht zuletzt sein Mundwerk, die Toshi zu einem Sympathieträger per excellence machen.
Zart besaitete Gemüter seien allerdings gewarnt: Im Vergleich zum ersten Band bietet „Der Ketzer“ deutlich mehr Grausamkeit und Brutalität, was jedoch insofern angemessen ist, als dadurch Hidetsugu zu einem wahrhaft monströsen, unberechenbaren Charakter ausgebaut wird, der Toshi im dritten Band der Trilogie noch einiges Kopfzerbrechen bereiten dürfte.
Exotische Fantasy, rasant und fesselnd inszeniert. Einer der unterhaltsamsten Romane der letzten Jahre – und das, obwohl er im Magic-Multiversum angesiedelt ist. Bleibt zu hoffen, dass McGough auch im dritten Teil dieses Niveau halten kann.
Der Aktionskünstler Jerry Kho wird brutal in seinem Atelier ermordet aufgefunden. Verschiedene am Tatort zurück gelassene Indizien und die Dekoration der Leiche als „Linus“ mit Schmusedecke weisen auf den Beginn einer Mordserie hin. Jordan Marsalis, Ex-NYPD-Cop und Onkel des Ermordeten, wird von seinem Bruder gebeten, die Ermittlungen zu übernehmen. Wenig später wird die Millionenerbin Chandelle Stuart ebenso grausam getötet in ihrer Wohnung aufgefunden – als „Lucy“ dekoriert. Dieses Mal hinterlässt der Mörder zusätzlich einen Hinweis auf sein nächstes Opfer – nämlich „Pig Pen“. Doch wer ist „Pig Pen“?
Jordan Marsalis und seine Kollegen findet keine Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Toten, stoßen dann aber bei ihren Ermittlungen auf einen Bericht über einen Raubüberfall, der vor Jahren in einer Kleinstadt für Aufsehen sorgte. Damals waren vier Täter als Peanuts maskiert aufgetreten. Doch weitere Nachforschungen geraten rasch in eine Sackgasse, bis Marsalis so unerwartete wie unheimliche Hinweise von einer italienischen Kollegin erhält.
Maureen Martini, römische Kommissarin, hat in New York eine Netzhauttransplantation von einem amerikanischen Spezialisten erhalten, die notwendig wurde, als sie durch einen Racheakt ihren Freund, den Sänger Connor Slave, und ihr Augenlicht verlor. Die Operation ist erfolgreich, doch plötzlich quälen schreckliche Visionen die junge Frau – Visionen eines Mannes, der grausam ermordet wird, immer aus der Sicht des Opfers und immer im Augenblick des Todes.
Maureen Martini gelingt es mit der Hilfe von Jordan Marsalis, die Visionen zu entschlüsseln, und dieses bringt die beiden auf die Spur des grausamen Serienmörders.
„Im Augenblick des Todes“ ist ein spannender Thriller, flüssig geschrieben, mit interessanten Figuren und einer phantastischen Idee: Maureen Martini sieht nach ihrer Netzhauttransplantation visuelle Erinnerungsfetzen eines Toten und die Entschlüsselung dieser Visionen führt sie schließlich auf die Spur des Mörders. Trotzdem strapaziert Giorgio Faletti dieses Science-Fiction-Element nicht über Gebühr, denn Jordan Marsalis kommt durch Deduktion zu derselben Lösung. Insofern kann das Buch auch als Whodunit gelesen werden. Es gibt genügend Hinweise, die dem Leser die Lösung verraten.
Faletti (miss)braucht aber dieses Science-Fiction-Element, um seine beiden Protagonisten zusammenzubringen, denn erst mit Martinis Visionen berühren sich die vorher parallelen Handlungsstränge. Desweiteren kann Faletti so Martini und Marsalis unabhängig die Identität des Serienmörders entdecken und die beiden unabhängig voneinander auf den Mörder treffen lassen. Diese Begegnung ist natürlich das dramatische Finale und gehorcht den klassischen Genreregeln.
Überhaupt spielt Faletti mit vielen Klischees und fügt doch genügend Überraschendes hinzu, so dass die Geschichte nicht zu sehr in konventionellen Bahnen verläuft. Als Pluspunkt ist auch hervorzuheben, dass dieser Roman kein simpler Serienkiller-Roman ist. Der Mörder ist nicht einfach ein Monster, das aus purer Lust mordet, sondern er hat starke Motive für seine Taten.
Falettis Roman „Im Augenblick des Todes“ ist temporeich, sehr unterhaltsam und größtenteils virtuos erzählt. Einzig die Actionszenen wirken unbeholfen. Da möchte der Autor rasant beschleunigen und die Spannung voranpeitschten, was ihm aber nicht wirklich überzeugend gelingt – vielleicht, weil er sie zu filmisch beschreibt.
Doch am Ende bleibt ein unbefriedigender Eindruck zurück. Der Roman wirkt einfach zu glatt und zu kalkuliert. Das ist auch in seinen Protagonisten begründet. Faletti gibt sich große Mühe, diese mit vielen Details zu skizzieren. Trotzdem wirken sie zweidimensional und seltsam blutleer. Faletti gelingt es nicht, ihnen Leben einzuhauchen.
Wer aber auf plastische Figuren keinen größeren Wert legt und ein Freund vor allem spannender Unterhaltungsliteratur ist, wird bei Giorgio Falettis Roman „Im Augenblick des Todes“ trotzdem auf seine Kosten kommen.
Thobela „Tiny“ (= winzig) Mpayipheli, ein Zwei-Meter-Mann vom Stamm der Xhosa, führt ein friedliches, unauffälliges Leben. Er arbeitet als Hausmeister in einem Motorradladen und genießt ansonsten das Familienglück mit seiner Freundin Miriam und deren Sohn Pakamile in einem kleinen Haus in einem Vorort Kapstadts. Doch Thobela hat ein Geheimnis: Während der Apartheid arbeitete er als Auftragskiller unter dem Decknamen „Der Jäger“ für den KGB.
Seine Vergangenheit holt ihn ein, als die Tochter eines Freundes aus alten Tagen um seine Hilfe bittet: Ihr Vater Johnny Kleintjes, ein ehemaliger Regierungsbeamter, ist gekidnappt worden, weil er eine Festplatte mit belastendem Material besitzt. Falls die Festplatte den Entführern nicht innerhalb von 72 Stunden in Lusaka/Sambia übergeben wird, drohen diese mit dessen Ermordung. Thobela übernimmt widerstrebend den Auftrag, denn er schuldet Johnny diesen Gefallen.
Doch schon am Flughafen wird er vom südafrikanischen Geheimdienst abgefangen. Es gelingt ihm, die beiden Geheimdienstbeamten zu entwaffnen und zu fliehen. Auf einem Motorrad jagt er nun quer durch das Land – verfolgt von einem Militär-Kommando des südafrikanischen Geheimdiensts und der CIA. Diese wollen unter allen Umständen die Übergabe der Festplatte verhindern, denn die Festplatte enthält Informationen über einen Doppelagenten, der für den ANC und die Amerikaner arbeitet.
„Das Herz des Jägers“ ist ein literarisches Roadmovie. Thobelas Reise quer durch den südafrikanischen Kontinent ist zugleich eine Reise in die eigene Vergangenheit und die seines Landes.
Thobela, der Sohn eines Predigers, hatte als siebzehnjähriger den Weg der Gewalt gewählt – sehr zum Entsetzen seines pazifistisch gesonnenen Vaters. Doch Thobela fühlte sich der kriegerischen Tradition seines Stammes verpflichtet und schloss sich der Befreiungsbewegung an. Hier wurde er zu einem „Umzingeli“, zu einem gnadenloser Jäger, ausgebildet. Seine Talente wurden auch vom KGB erkannt und er arbeitete viele Jahre als Auftragskiller. Nach dem Ende der Apartheid kehrte Thobela nach Südafrika zurück, aber keiner seiner ehemaligen Freunde bot ihm eine Chance zu einem zivilen Leben. So arbeitete er als Knochenbrecher für einen Gangsterboss und erst die Liebe zu Miriam und Pakamile waren für ihn der Anlass, mit seiner Vergangenheit zu brechen.
Als Thobela von Monica Kleintjes um Hilfe gebeten wird, träumt Thobela noch von einem neuen Leben auf einer Farm mit seiner kleinen Familie. Thobela ahnt nichts von den Gefahren, auf die er sich einlässt. Aber auch seine Verfolger ahnen nichts von seinen Talenten und seiner gewalttätigen Vergangenheit. Je härter sie Thobela zu setzen, umso mehr erinnert sich Thobela seiner antrainierten Automatismen und Fähigkeiten als Krieger.
Thobelas Überzeugung, seine Vergangenheit hinter sich gelassen zu haben und ein neuer Mensch zu sein, sowie sein Ringen darum, unter allem Umständen nicht in die Reflexe des früheren Kriegers Thobela zurückzufallen, machen einen großen Teil des Reizes dieses Romans aus.
Deon Meyer gelingt darüber hinaus die kritische Analyse des Post-Apartheid-Südafrikas. Trotz allem wirken die Schrecken der Apartheid fort. Viele ehemalige Freiheitskämpfer und Apartheid-Kämpfer haben ihren Platz in der neuen südafrikanischen Gesellschaft noch nicht gefunden. Zugleich kämpfen neue Eliten um Macht und Einfluss, möglicherweise ohne dass hierbei die Hautfarbe eine große Rolle spielt, aber nicht weniger brutal und schmutzig als in früheren Zeiten. Eingebettet in die rasante, spannende Verfolgungsjagd entblättert Deon Meyer Schicht um Schicht des neuen Südafrikas.
Deon Meyer hat einen komplexen Plot für seinen Roman konstruiert, voller Wendungen und Überraschungen. Meyer besitzt ein ausgeprägtes Gespür für Timing, Spannungsbögen und -aufbau. Glaubwürdige Charaktere sowie der genaue Blick für Orte, Menschen, Situationen und Geschichte belegen das meisterhafte Handwerk des Autors und seine Figuren besitzen eine große emotionale Tiefe. Momente der Ruhe und der Reflexion wechseln ab mit Szenen knisternder, atemloser Spannung. Damit gelingt es Deon Meyer meisterhaft, den Leser in seinen Bann zu ziehen – bis hin zu einem furiosen und überraschenden Finale. Ein intelligenter, perfekter Pageturner mit Tiefgang!
„Das Herz des Jägers“ wurde mit dem Deutschen Krimipreis 2006, Kategorie International, ausgezeichnet und von der Chigaco Tribune zu den zehn besten Thrillern des Jahres 2004 gewählt. Auf seine weiteren Romane darf man zu Recht sehr gespannt sein.
Nach ihrem letzten gemeinsamen Abenteuer im Spieleland der Dämonen (vgl. Band 5: Verlassene Stätten) wurden Molly und Timothy zur Höchststrafe verurteilt: Hausarrest! Selbst das miteinander Telefonieren ist ihnen verboten. Für ein emanzipiertes Mädchen und einen Super-Magier sind solche Fährnisse allerdings bestenfalls lästig. Und so verwandelt sich Tim flugs in eine Katze, um in dieser Form Molly zu besuchen. Das Mädchen wiederum hat sein Zimmer längst mittels eines Seiles durch das Fenster verlassen und ist Richtung Park verschwunden, wo es ein gemütliches Schwätzchen mit Marya hält. In seiner Katzenform gelingt es Tim, die beiden zu belauschen, wodurch er erfährt, was sein böses zukünftiges Ich eines Tages der Welt antun könnte.
Bevor er sich verzweifelt auf allen Vieren vom Acker machen kann, wird er von einer geheimnisvollen Fremden, die sich selbst Body Artist nennt, eingefangen. Diese Hexe bietet ihm an, das Problem mit seinem bösen Ich zu lösen. Tim willigt ein und lässt sich zwei magische Symbole auf die Brust tätowieren: einen Skorpion und einen Schmetterling. Immer wenn er nun seine Magie anwendet oder starke Gefühle – wie Liebe und Hass – empfindet, jagen unvorstellbare Schmerzwellen durch seinen Körper.
Da er sich durch diese Aktion anscheinend selbst aufgegeben hat, schwebt er in ernster Gefahr, denn derjenige der Narle, der alle verlegten und aufgegebenen Dinge verschlingt, der Wobbly, droht nun, ihn zu verzehren. Also muss Tim einerseits schleunigst die Tattoos loswerden, andererseits aber auch verhindern, dass er sich zu einem monströsen Magier entwickelt. In der Hoffnung, dass seine Vergangenheit den richtigen Weg in seine Zukunft weisen wird, öffnet er die Pforte ins Elfenland, um von Titania, welche er für seine Mutter hält, Antworten zu bekommen. Doch Titania würde den verhassten Sohn am liebsten tot sehen.
„Abrechnung“ ist der vorerst letzte Band dieser Serie von Romanen, die jeweils einen Story Arc der beiden ersten „The Books auf Magic“-Comic-Reihen (1990-1991, 1994-2000), belletristisch aufbereiten. So fasst das vorliegende Buch beispielsweise den „Reckonings“-Zyklus der Comics #14 bis #20 zusammen, der – wie „Bindings“ und „Summonings“ – im Original aus der Feder John Ney Riebers stammt; ob die vier nachfolgenden größeren Zyklen Riebers, „Transformations“, „Girl in the Box“, „The Burning Girl“ und „Death after Death“, je als Roman erscheinen werden, steht zurzeit in den Sternen. Diese Informationen sind nötig, um den Roman abschließend beurteilen zu können.
Was den Stil, den Humor, die skurrilen Ideen und die Lockerheit in den Dialogen und Selbstreflexionen der Protagonisten betrifft, so ist dieser Roman eine durch und durch würdige Fortsetzung des ausgezeichneten fünften Teils.
Timothy und insbesondere Molly entwickeln sich zu immer stärkeren, selbstbewussteren Charakteren, neue Protagonisten betreten die Bühne und die Welt der beiden Helden wird von Buch zu Buch komplexer. Nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene können problemlos in diese Welt eintauchen. Aber gerade dann, wenn es am schönsten ist, heißt es: „Vorhang zu!“ Dadurch wird die Geschichte an sich zwar nicht weniger gut, aber dennoch bleibt ob der vielen offenen Fragen und der sich zaghaft andeutenden Entwicklungen ein Gefühl der Enttäuschung und des Betrogen-worden-seins. Natürlich kann man als interessierter Leser versuchen, ersatzweise auf die Comic-Vorlagen zurückzugreifen, aber erstens sind diese im Vergleich zu den Romanen recht teuer und zweitens sind die Vertigo-Comics deutlich weniger kindgerecht als Jablonskis Texte.
Fazit: So humorvoll und tiefgründig wie der Vorgängerband. Wegen der vielen offenen Fragen und losen Ende jedoch kein befriedigender Abschluss-Roman. Bleibt zu hoffen, dass die Reihe in nicht allzu ferner Zukunft doch noch fortgesetzt wird.
Kaum haben die drei Helden – Zara, die Vampirin mit Seele, Jael, die engelsgleiche Seraphim, und der Gauner Falk – erfahren, dass Sakkara-Kultisten die Tore zur Dimension der Dämonen öffnen wollen (Vgl. Band 1, Engelsblut), machen sie sich auf den Weg, die Welt zu retten. Ihr Ziel ist Burg Sternental, eine Enklave der in Ancaria verhassten Magier und vermeintlicher Sitz des Oberhauptes des Kults, Iliam Zak.
Die Reise, auf der sich der Gruppe ein geheimnisvoller Wolf anschließt, erweist sich als äußerst beschwerlich: Diverse Monster und widriges Gelände fordern von den Gefährten das Letzte. Dennoch erreichen sie ohne Verluste ihr Ziel, nur um zu erfahren, dass Iliam Zak schon lange tot ist und nun ein Anderer dessen unheiliges Werk fortsetzt.
In ihrer Hilflosigkeit bittet Jael als Abgesandte des Königs den Rat der Magier um Hilfe, welche ihnen die alten, verbitterten Männer jedoch verweigern. Zudem müssen Jael und Zara erfahren, dass der Sakkara-Kult längst viele der Zauberer korrumpiert hat. Und die Zeit drängt, denn es bleiben nur noch wenige Stunden, um Ancaria vor den Horden der Dämonen zu retten.
Zugegeben, die Geschichte ist mit leichter Hand geschrieben und daher angenehm zu lesen. Doch das trifft auch auf die meisten Groschen-(oder sagt man jetzt Cent?)Romane zu. Von einem Taschenbuch kann man mehr als nur einen lockeren Stil erwarten, erst recht, wenn es dem Titel nach für sich reklamiert, die Chronik einer (imaginären) Welt zu sein. Bedauerlicherweise bleibt dieser Wunsch nach „Mehr“ aber in fast jeder Hinsicht unerfüllt.
Ancaria wird reduziert auf eine Handvoll Dörfer – die meisten kaum mehr als bloße Namen -, ein, zwei Wälder, einen Sumpf und ein Gebirge – inklusive Talkessel und cooler Burg. Die ganze Welt erscheint dadurch auf eine merkwürdige Art leer und unbelebt, so dass sich der Leser unwillkürlich fragt, wen denn die Helden eigentlich retten wollen.
Immerhin entwirft Whitton eine Art Schöpfungsmythos. Dieser allerdings ist so hohl und hausbacken, dass es regelrecht schmerzt: Gute Götter kämpfen gegen böse Götter; gute Götter haben keinen Bock mehr, basteln sich die Seraphim und machen dann die Fliege; Seraphim kloppen böse Götter in die Unterwelt; böse Götter wollen wieder raus und aus die Maus.
Wirklich interessante Fragen vermag Whitton gar nicht oder nur sehr oberflächlich zu beantworten; insbesondere nicht die, wie die neue Religion des Einen Gottes mit der ganzen Götterklopperei in Einklang zu bringen ist oder warum die Obrigkeit das Praktizieren verbotener Magie auf Burg Sternental offensichtlich toleriert. Unterm Strich spielen politische, gesellschaftliche oder historische Aspekte in dieser Chronik eine so geringe Rolle, dass die Protagonisten ohne nachvollziehbaren Bezugsrahmen agieren.
(Exkurs: Wo wir gerade bei den fehlenden Fakten sind: Liebe Kinder! Auch wenn der Onkel Whitton in seinem Fantasy-Roman etwas anderes schreibt, Spinnen haben keinen Stachel; Skorpione haben einen Stachel, Spinnen haben „hinten“ Spinnwarzen; und die Kutikula der Spinnen besteht auch an ihren Beinen aus Chitin bzw. Sklerotin und nicht – wie euch der Onkel glauben machen will – aus Horn bzw. Keratin.)
Dramaturgisch läuft die Geschichte nach Schema F – „Rettung der Welt in der allerletzten Sekunde“ – ab. Whitton schreibt nichts, was der Leser nicht schon unzählige Male so oder ähnlich gesehen hat. Keine überraschenden Wendungen, nichts Unerwartetes durchbricht den träge dahinplätschernden, schnurgeraden Erzählfluss. Stattdessen verschwendet der Autor lieber ganze sechzehn (!) Seiten daran, zu beschreiben, wie die Helden ein magisches Portal öffnen, um sich dadurch zum finalen Showdown zu teleportieren. Unpassend – wenn nicht sogar unverschämt – empfand ich die Remiszenz Whittons an einen der wirklich großen Phantasten des letzten Jahrhunderts, H. P. Lovecraft, und seinen vielschichtigen Cthulhu-Mythos. Der berühmte Zweizeiler „Das ist nicht tot, was ewig liegt, bis dass die Zeit den Tod besiegt“ und die Erwähnung des Namens Abdul Alhazred lassen sich mit dem dürftig-kargen Ancaria-Hintergrund nur schwerlich vereinbaren.
Die Zeichnung der Charaktere ist auch in diesem zweiten Band äußerst rudimentär und einfallslos. Zu der Tatsache, dass sowohl Zara als auch Jael übermenschliche Wesen sind, die zudem diametral entgegengesetzte Weltanschauungen repräsentieren, fällt Whitton kaum mehr ein, als dass die beiden im Kampf etwas härter austeilen und ein wenig mehr einstecken können als der Ottonormalmensch. Keine tieferen Innenansichten der Helden, keine Spannungen innerhalb Gruppe, sondern überall Friede, Freude, Eierkuchen! Der geheimnisvolle Wolf, Thor, wird immer dann – und nur dann – aus der Tasche gezogen, wenn es gilt, einem Schurken die Kehle durchzubeißen, bleibt aber ansonsten so bedeutungslos, dass der Leser ihn zeitweise vollkommen vergisst. Die einzige Figur, der die Zurückhaltung relativ gut bekommt, ist Falk, welcher sich – wider Erwarten – von einem wandelnden, großmäuligen Kleinganoven-Klischee zu einem durchaus ernsten Menschen wandelt.
Zu den platten Dialogen und hohlen Phrasen, die einen großen Teil der Rede dominieren, will ich nicht viel Worte verlieren, sondern lediglich zwei Zitate anführen, die für sich selbst sprechen:
„[…] doch dass große Macht auch große Verantwortung mit sich bringt, ist Euch offenbar fremd.“ [S. 197 f]
„Ist es nicht gerade die größte Stärke des Bösen?“, murmelte Zara, „Uns glauben zu machen, dass es das Böse gar nicht gibt?“ [S. 209]
Fazit: Dank der unoriginellen Geschichte, der kraftlosen Charaktere und der platten Dialoge hält sich das Bedauern des Lesers darüber, dass dieses vorerst – und hoffentlich für lange, lange Zeit – der letzte Sacred-Romand Whittons ist, in sehr engen Grenzen.
Während in der Stadt Qeynos ein Schurke ohne Vergangenheit und Gedächtnis ein Mädchen vor Räubern rettet, kämpft an den Gestaden der Küste Kerras ein Ritter der Tiefe gegen ein monströses krakenhaftes Wesen.
Der Name des Ritters ist Uaeldyn; verstoßen von seinem Volk, den Eruditen, entehrt, weil er zuließ, dass die Knochen des Drachen aus seiner Obhut gestohlen wurden, führt der Paladin einen einsamen Kampf gegen das Böse und gegen seine inneren Dämonen. Nun ist aber der Zeitpunkt gekommen, da er seine Schmach tilgen kann, wenn es ihm gelingt, die Reliquien wiederzubeschaffen und so zu verhindern, dass sich der Drache am Ende der Welt erhebt. Dazu muss er drei Männer überzeugen, ihn zu begleiten, womit wir wieder bei dem Schurken sind.
Er ist einer der Auserwählten; allerdings weiß er noch nichts von seinem Glück. Kaum dass er seinen Namen, Rileigh, in Erfahrung bringen konnte, hat er alle Hände voll zu tun, um in Qeynos zu überleben, denn das gerettete Mädchen, Bronwynn, zeigt schon bald ihre hässliche Fratze und Schergen des Ordens der Blutsäbel, ein grausamer Magier und ein verderbter Schattenritter, wollen ihn in ihre Gewalt bekommen. Zwar gelingt ihm die Flucht in die Unterwelt der Stadt, in eine Schurken-Gilde, doch auch hier ist sein Leben bedroht. Daher ist es für ihn keine Frage, den Paladin zu begleiten, als dieser ihn bittet.
Uaeldyn konnte zwischenzeitlich zwei weitere Streiter gewinnen: aus den Nordlanden den jungen Barbaren-Schamanen Connor Tenglass und vom Volk der Zwerge den bärbeißigen, legendären Helden Bracken Unterfuß.
An Bord der |Aegis| machen sich die Helden auf den Weg. Doch die Reise steht unter keinem guten Stern. Piraten und skrupellose Handelsherren sind dabei das kleinere Problem, denn an Bord scheint sich ein Diener des Drachen zu befinden, der mehr über Rileighs Vergangenheit weiß, als diesem lieb ist, und der geheimnisvolle Botschaften überall auf den Schiff hinterlässt. Wachsendes Misstrauen droht die Gruppe zu entzweien und dann beginnen die Tiere an Bord zu sterben.
Ein Vorwort, welches der Gott der eintönigen Roman-Zyklen, R. A. „Kennst du einen, kennst du alle“ Salvatore, daselbst verfasst hat und in dem er sich über seine eigenen Erfahrungen mit dem „Massive Multiplayer Online Rolegamig Game“ EverQuest auslässt, macht tatsächlich Heißhunger auf diesen Roman; und es gelingt Scott Ciencin auf den ersten knapp 60 Seiten, diesen Hunger noch weiter anzuheizen. Die drei zentralen Charaktere dieses ersten Abschnitts – Rileigh, Bronwynn, Uaeldayn – erscheinen interessant und geheimnisvoll, ihr Auftritt wird vom Autor fantasievoll und vor allem sehr anschaulich in Szene(n) gesetzt.
Mit dem Auftauchen der Blutsäbel ändert sich jedoch der positive Eindruck fast schlagartig. Die Handlung wirkt zunehmend konfus, entwickelt sich nicht zwingend weiter. Wie in einem schlecht geschnittenen Film, machen es abrupte Szenenwechsel, fehlende, logische Anschlüsse dem Leser schwer, einem roten Faden zu folgen. Beispiel gefällig? Eben noch sind die Recken zusammen mit zahlreichen Matrosen und eingesammelten Schiffbrüchigen auf der |Aegis|, wo Uaeldyn mit Mühe und Not Kapitän Prentice davon überzeugen kann, die Fahrt fortzusetzen, im nächsten Moment befinden sich die Helden und vier weitere Ritter der Tiefe an Bord der |Klinge des Cazic|, ohne dass das „Wieso“, „Weshalb“, „Warum“ erklärt wird. Es ist, als hätte irgendjemand mit einem imaginären Rotstift ganze Kapitel ausradiert.
Je länger der Roman dauert, desto trüber entwickeln sich auch die Charaktere. Jene, die neu auftauchen, sind von Anfang an entweder stereotyp, klischeehaft – wie der Barbar, der Zwerg, die Bösen Buben der Blutsäbel -, oder völlig unberechenbar, d.h. sie agieren ohne nachvollziehbare Beweggründe inkohärent. Okay, zwei dieser Figuren sind wahnsinnig, aber welche Entschuldigung hält der Autor für den Rest parat?
Selbst der Hauptprotagonist, Rileigh, bleibt von dieser qualitativen Erosion nicht verschont. Irgendwann beginnt es zu nerven, dass ihm trotz seiner Erinnerungslücken alles geradezu spielerisch gelingt. Zudem fragt sich der Leser, inwiefern dieser Gutmensch, dem der Mord an einer Unschuldigen schlaflose Nächte bereitet und der holde Maiden in einer dunklen Gasse zu Hilfe eilt, überhaupt dem Charakterprofil eines Schurken gerecht wird.
Ein letzter großer Schwachpunkt des Romans besteht darin, dass der Leser kaum etwas über die Welt von EverQuest, die Örtlichkeiten, die Kulte, Rassen und Klassen erfährt. Für einen Einstiegs-Roman, welcher den Leser auf eine fantastischen Reise einladen möchte, ist es definitiv zu wenig, diese Dinge einfach nur zu nennen. In diesem Zusammenhang ist auch das Fehlen einer Karte, welche die wichtigsten Regionen und Städte abbildet, mehr als bedauerlich.
Fazit: Ein in vieler Hinsicht schwacher Sword&Sorcery-Roman, der weder die Erwartungen von |EverQuest|-Spielern noch von Fantasy-Fans auch nur ansatzweise erfüllen kann. Nicht empfehlenswert.
Die Vampirin Zara plagt mal wieder der Weltschmerz. Sie sehnt sich nach menschlicher Gesellschaft, was in ihrem Fall nicht unbedingt einen Bürger zum Dessert bedeutet. Eigentlich ist sie im Grunde ihres untoten Wesens eine friedliche Zeitgenossin, die sich einfach nur am Gelächter von Kindern und der geselligen Atmosphäre einer gemütlichen Gaststube erfreuen will. Und so zieht sie nach Burg Hohenmut und die Kapuze ihres Umhangs etwas tiefer ins Gesicht, da sie vor langer Zeit dort mehr als nur die Zeit totgeschlagen hat.
In der Schenke „Ascarons Ruf“ regt sich ihr mitleidiges Herz, weil ein paar ehrbare Bürger den ertappten Falschspieler Falk eine oder zwei Hände kürzer machen wollen. Sie bricht den braven Leuten ein paar Knochen und flüchtet mit Falk gen Wald, wo sie einige Zeit später einen Wandersmann aus den Fängen von Strauch- und sonstigen Dieben befreien.
Der Gerettete namens Jahn war auf den Weg nach Hohenmut, um dort auf Kosten seines Dorfes, Moorbruch, Söldner anzuheuern, denn seit einiger Zeit schlachtet eine Bestie allein gehende junge Jungfrauen ab, reißt ihnen das Herz heraus und scheint auch sonst eine ehrliche Freude am Verstümmeln zu empfinden. Wieder siegt Zaras sanfte Seele, sodass sie Jahn ihre Hilfe anbietet, Falk gibt es gratis dazu.
In Moorbruch stellt sich allerdings heraus, dass die Dörfler unfreundliche Zeitgenossen sind, die sich vom örtlichen Priester, Salieri, bereitwillig zu Kinderopfern aufstacheln ließen, würde ihnen nicht der eloquente, charmante und lecker aussehende Landgraf Gregor D´Arc Einhalt gebieten. Seiner adligen Meinung nach wäre eine Treibjagd besser geeignet, das Biest zur Strecke zu bringen, als das rituelle Schlachten von Kindern.
Einen Tag später macht sich daher das ganze Dorf mit Sack und Pack, Kind und Kegel auf die erfolglose Suche und es bleibt allein Zara und ihrem vampirischen Riechorgan überlassen, der Fährte des Wesens zu folgen. Schnell stellt sich heraus, dass hinter den Angriffen mehr steckt als ein wilder Wolf, als da wären: Zauberey, Hexenwerk und ein Verräter inmitten des griesgrämigen Landvolkes.
„Engelsblut“ ist der lange angekündigte erste Band einer Reihe von Romanen, die sich um das actionorientierte PC-Rollenspiel „Sacred“ der deutschen Spieleschmiede |Ascaron| ranken.
Nachdem die Geschichte der „Bestie von Gévaudan“ im Jahre 2001 in Christophe Gans´ atmosphärisch dichtem Mystery-Thriller „Le pacte des loups“ zu cineastischen Ehren kam, liefert nun Steve Whitton vier Jahre später eine belletristische Fantasy-Adaption des historischen Originalstoffs.
So weit die nette Umschreibung für eine gnadenlos unoriginelle und abgekupferte Story. Statt etwas Eigenständiges zu erschaffen, verwurstet Steve Whitton Althergebrachtes in einem fantasielosen Story-Eintopf, bedient sich sowohl im Grundaufbau als auch in einzelnen Szenen schamlos an der filmischen Vorlage, angefangen beim mysteriösen, frauenmordenden und herzherausreißenden Untier, endend bei der geheimnisvollen Gesandtin des Königs, Jael, welche im Film von Monica Belluci verkörpert wird und sich dort Sylvia nennt.
Die phantastischen Elemente des Romans erschöpfen sich in der bloßen Erwähnung nicht handlungsrelevanter Dunkelelfen, wenigen Beschwörungen, die irgendwie irgendetwas bewirken oder auch nicht – zumindest nichts explizit Nachvollziehbares – und in der Figur Zaras. Darüber hinaus ist der Autor weit, weit davon entfernt, eine phantastische Welt mit eigener Kultur und Magie zu entwerfen. Stattdessen bastelt er aus Versatzstücken ein real anmutende mittelalterlich-feudalistische Dorfgemeinschaft, wobei er allerlei peinliche literarische Verrenkungen anstellt, um diesen Eindruck zu verwischen. So bezeichnet er Christen nicht als Christen, sondern als Anhänger eines/des neuen Gottes, wobei er jedoch christliche Symbolik und Organisationsformen eins-zu-eins übernimmt. Dass der Autor Zara zweimal in Morpheus Arme sinken lässt und damit einen unmittelbaren Bezug zur griechischen Mythologie unserer realen Welt herstellt, ist in meinen Augen ein weiteres Indiz für eine laxe, unaufrichtige und auch desinteressierte Auseinandersetzung mit der Fantasy-Materie.
Auf Seiten der Protagonisten hat lediglich Zara eine erwähnenswerte Funktion und Tiefe. Sie stellt gleichsam die Verkörperung des Chevaliers de Fronsac und seines kampferprobten Gefährten Mani in einer Person dar, geht also insofern sogar über die Filmvorlage hinaus. Und genau darin besteht die Schwäche dieser Figur. Sie verfügt über eine ganze Reihe von Vorzügen – übermenschliche Schnelligkeit, bessere Sinne, beschleunigte Wundheilung -, ohne an den Nachteilen zu leiden, die dem guten alten Grafen Dracula das Vampirdasein verleideten: Zara spaziert bei Sonnenlicht über das Antlitz der Welt, isst und trinkt mittelalterliches Fastfood (Wein & Brot), hat ungeschützten GV mit dem Grafen und muss nicht einmal Blut saugen. Kurz und gut: sie ist ein – im wahrsten Sinne des Wortes – todlangweiliger Charakter, zumal der Autor nicht Willens oder in der Lage war, ihr eine faszinierende, glaubhafte Vergangenheit zu verleihen, welche über das Allernotwendigste hinausgeht. Dementsprechend banal und aufgesetzt erscheinen ihre Motive und Emotionen, die nicht zu einem tausend Jahre alten, übermenschlichen Wesen passen wollen, sondern dem freundlichen Kriegsversehrten von nebenan besser zu Gesicht stünden.
Die übrigen Figuren sind mehr oder weniger bedeutungsloses Fußvolk, was insbesondere für ihren klischeehaft gezeichneten, unsympathischen Sidekick Falk gilt, der einerseits einen humoristischen Moment in die Geschichte einbringen und andererseits Zara als Spiegel ihrer „Unmenschlichkeit“ dienen soll, in beiden Fällen jedoch kläglich versagt.
Stilistisch betrachtet, ist der Roman sicherlich kein Meilenstein des Genres, er ist jedoch locker und flüssig geschrieben. Die anfangs leicht blumige Ausdrucksweise verliert später etwas an Kraft, genügt aber jederzeit den durchschnittlichen Ansprüchen, die man an einen solchen Roman und insbesondere einen Newcomer wie Whitton stellen kann.
Fazit: Ob und inwieweit Kenner des PC-Spieles dem Roman etwas abgewinnen können, vermag ich nicht zu beurteilen. Dem unbedarften Leser wird dieses Buch als schwaches, fantasieloses Erstlingswerk eines unbekannten Autors in Erinnerung bleiben. Empfehlenswert nur für Leute, die auf nett gemachte Buchcover stehen.
In einer düsteren Zukunft existiert der mächtigste Magier seiner Zeit, Timothy Hunter, als ein verbitterter, bösartiger Mann, der mit Kriegen Geld verdient, Dämonen Partner nennt und verzweifelt versucht, seine Jugendfreundin Molly nach seinen Vorstellungen neu zu erschaffen. Doch diese Zukunft ist in Auflösung begriffen. Die Ursachen dafür liegen in einer Vergangenheit, in der Tim und Molly zu echten Freunden und Geliebten werden. Und so reist der Dämon Barbatos zurück in der Zeit mit den Auftrag, die Liaison zu verhindern.
Die Gelegenheit bietet sich, als Tim Molly die kleinen, hölzernen Freunde seiner Jugend, die beiden Narls Crimpel und Tanger, auf ihrem verlassenen Fabrikgelände vorstellen will (vgl. Band 4: „Konsequenzen“). Molly und Crimple werden „durch“ ein Puppenhaus in ein Reich entführt, das „Spielwiese der Dämonen“ genannt wird, wo sie in die Gefangenschaft großer, rosa Dinosaurier sowie einer verknöcherten Gouvernante geraten, welche Molly in eine lebende Puppe verwandeln will.
Tim bedient sich seiner Kräfte als „Öffner“, um gemeinsam mit Tanger den Verschwundenen zu folgen. „Drüben“ werden die zwei jedoch getrennt, und so muss Tim vorerst allein auf sich gestellt den seltsamen Bewohnern und Gefahren dieser Dimension trotzen, ohne dabei seine Identität einzubüßen und seine Freunde zu vergessen.
Deutete sich schon insbesondere im dritten und vierten Band das große Potenzial dieser Serie an, so hält Band fünf dieses unausgesprochene Versprechen. Fantastische Wesen, die eine nicht minder fantastische Welt bevölkern, humorvolle Dialoge, eine originelle, locker geschriebene Story und – vor allem – zwei starke Protagonisten machen „Verlassene Stätten“ zu einem großen Lesevergnügen.
Anfangs stutzt man ein wenig, weil zwischen „Konsequenzen“ und dem vorliegenden Roman ein deutlicher Bruch – oder besser Sprung – in Timothys Entwicklung insofern erkennbar wird, als er seine Magie auf einmal signifikant besser und gezielter einsetzen kann, ohne dass dafür eine nachvollziehbare Erklärung geliefert wurde. Aber dieses Zögern ist nur von kurzer Dauer, denn schnell wird deutlich, worum es der Autorin eigentlich geht: um die Beziehung zwischen Tim und Molly, um Liebe, Vertrauen und Integrität. Die Magie, Tims Fähigkeiten sind nicht mehr als Beiwerk, was sehr gelungen anhand von Mollys Reaktionen illustriert wird. Den Zaubereien zollt sie ähnlich viel Anerkennung wie Ohrenwackeln oder lustigen Grimassen: nett wenn man es kann, aber nicht wirklich wichtig.
Von den beiden Hauptfiguren ist ganz eindeutig Molly der „straightere“ Charakter. Wo Tim zweifelt und unsicher ist, weiß sie genau, was sie will; sie ergreift die Initiative, wenn Tim zögert, und vertritt ihre Meinung mit Nachdruck. Doch nicht nur Molly erweist sich als durch und durch emanzipiert von allen Rollenklischees, auch in Tims Verhalten und Denken manifestiert sich kaum eine Spur von männlichem Machismo; und wenn doch, so wird dieses durch die äußeren Umstände konterkariert. Hier liegt ein zentraler Unterschied zu den vergleichbaren „Harry Potter“-Büchern Rowlings, in denen sich die Protagonisten weitgehend noch geschlechterrollenkonform verhalten. Der andere Unterschied besteht darin, dass Tim im Gegensatz zu Harry keine Erlöserfigur ist, die von anderen gleichsam angebetet wird, sondern ein authentischer, glaubwürdiger Junge.
Über die beiden Hauptfiguren sollte man die beiden Narls nicht vergessen. Crimple und Tanger sind so putzig und warmherzig gezeichnet, dass sie mich unwillkürlich an die liebenswert arglosen Schöpfungen Tove Janssons erinnern. Furchtsam und naiv haben sie ihre ganz eigenen Vorstellungen von der Welt außerhalb ihres kleinen Horizontes.
Wirkten die ersten Romane der Reihe noch überhastet, so hat die Autorin mittlerweile das richtige Tempo gefunden. Zwar schreitet die Handlung nach wie vor schnell voran, aber allein die Fülle der Ideen lässt die Zeit subjektiv langsamer vergehen und die Geschichte länger erscheinen, als sie ist. Stilistisch ist der Roman mit seinem einfachen Satzbau eher für Jugendliche konzipiert; dennoch sollte jeder jung gebliebene Erwachsene an diesem Buch viel Freude haben, vermittelt es doch eine Leichtigkeit und einen „Sense of Wonder“, der vielen 500-Seiten-Schinken abgeht.
Fazit: Humorvolle und tiefgründige, mit leichter Hand geschriebene Urban-Fantasy. Skurrile Wesen in einer originellen Story. Definitiv das bisherige Highlight des „Timothy Hunter“-Zyklus. Sehr empfehlenswert.
Er hält sich für unsichtbar. Und über die Jahre fällt er in seinem Viertel tatsächlich kaum jemandem mehr auf. Das ist eine optimale Voraussetzung, um den eigenen mörderischen Geschäften und Vorlieben nachzugehen. Wenn man sich dann im ‚richtigen‘ Viertel bewegt, einem Drogenumschlagplatz, um den herum ausschließlich Afroamerikaner leben, und man sich ‚unsichtbar‘ und geschickt verhält, wird eine Häufung von Verbrechen und Todesfällen kaum bemerkt. Zudem sind weder die Behörden noch die Polizei an Ermittlungen interessiert. Vor allem dann nicht, wenn es sich bei den Verstorbenen um über achtzig Jahre alte afroamerikanische Witwen handelt, die offensichtlich nach langer Krankheit eines natürlichen Todes gestorben sind. Erst bei genauerer Betrachtung der Hintergründe fällt eine weitere Überschneidung der Lebenssituationen der Verstorbenen auf: Alle Frauen hatten hohe Lebensversicherungen für ihre Familien abgeschlossen und sie vor nicht allzu langer Zeit überraschend an eine Investmentgesellschaft verkauft. Zwar ist diese Art von Geschäft völlig legal, allerdings ist ein baldiges Ableben der Versicherten für die Investoren wünschenswert, da sie die Policen bis zum Tode der Versicherten bezahlen müssen und erst danach ihre hohen Gewinne kassieren können.
Allein Rechtsanwalt Billy Manchester befürchtet, ausgehend von seinen Recherchen, dass ein Mörder im Auftrag der Investoren dem ’natürlichen Tod‘ der Versicherten ordentlich nachhilft. Mit dieser brisanten Theorie stößt er jedoch bei den Versicherungen wie auch bei der Polizei auf Gleichgültigkeit und Desinteresse. Daher wendet er sich an seinen besten Freund, den Ex-Cop Max Freeman. Doch selbst dieser ist mangels Indizien anfangs skeptisch. Da er sich aber Billy gegenüber verpflichtet fühlt, verlässt er notgedrungen seinen einsamen Unterschlupf in den Everglades, vorwiegend um Billy einen Gefallen zu tun. Als er in der Stadt auf die ersten Ungereimtheiten stößt und von seiner alten Bekannten Detective Sherry Richards erfährt, dass in dem besagten Viertel seit einiger Zeit brutale Vergewaltigungen, manche mit anschließendem Mord gemeldet werden, ist sein Spürsinn geweckt. Freeman, der nie mehr ermitteln wollte, steckt plötzlich mitten in einem höchst brisanten und vielschichtigen Fall.
Dass man ihn auch noch von ’seinem‘ geliebten Fluss in den Everglades vertreiben will, bereitet ihm zusätzlich Sorgen. Aber immerhin kommt er im Laufe der Zeit der ihm mehr als sympathischen Richards wesentlich näher …
Im Original lautet der exzellent gewählte, da für den englischsprachigen Leser mit vielen Assoziationen verbundene Titel „A Visible Darkness“. Das, was sich mit „Eine sichtbare Finsternis“ übersetzen ließe, klingt im Deutschen nicht ganz so elegant und verliert wohl auch seine implizierten Anspielungen. Warum sich jedoch der Verlag für den Titel „Schwarze Witwen“ entschieden hat, ist mir vollkommen schleierhaft, da die somit nahe gelegten Assoziationen von männermordenden Frauen völlig in die Irre führen.
Wie bereits im ersten Roman der Freeman-Serie, „Das Messer im Sumpf“, wird auch der Folgethriller „Schwarze Witwen“ aus der Ich-Perspektive des Max Freeman erzählt. Erweitert wird diese durch Kapitel und Abschnitte über den Mörder Eddie, der sich für unsichtbar hält (eine Anleihe bei Ellisons Klassiker „Invisible Man“). Dass der Mörder von der ersten Seite an bekannt ist, schmälert keinesfalls die Spannung. Ganz im Gegenteil hätte Jonathon King hier m. E. ruhig noch tiefer in die Seele des Mörders vordringen, seine Innenansicht ruhig als Spannungsmoment weiter ausbauen können. Persönlich gefallen mir dennoch diese Passagen über Eddie, ‚den Müllmann‘, mit am besten. Aber auch Natur- und Situationsbeschreibungen (hier setzt sich die professionelle Schreibe des Journalisten Jonathon King durch) gestaltet der Autor hervorragend. Vor allem, wenn er die Wildnis der Everglades einfängt. Im direkten Gegensatz hierzu sind auch die Darstellungen des Großstadtdschungels äußerst atmosphärisch gelungen. So wird u. a. das besagte afroamerikanische Viertel mit seinen kleinen gepflegten Häuschen, den dunklen Gassen und dem Drogenumschlagplatz derart realistisch geschildert, dass das kleinbürgerliche Milieu umgeben vom Drogensumpf überaus lebendig wird. Eine kleine Schwäche des Autors sehe ich in den Dialogen, von denen er selbst, einmal begonnen, gern wieder abschweift, um Hintergrundinformationen rein narrativ zu liefern. Interessant ist, wenn auch für den Fall relativ irrelevant, die eingeflochtene Historie des Sunshine-States. Insgesamt liegt die Stärke des Autors eindeutig in der beobachtenden Beschreibung und Darstellung, und daher halte ich die Wahl, Max Freeman als Ich-Erzähler durch die Handlung zu schicken, für nicht allzu glücklich gewählt. So sympathisch der koffeinsüchtige, traumatisierte Ex-Cop aus Philadelphia auch ist, bleibt er doch über dreihundert Seiten ziemlich durchschaubar und damit berechenbar. Er überrascht in keiner Szene und ist dazu noch gänzlich humorlos, was das Gesamtbild recht dröge werden lässt. Die nicht uninteressanten Figuren des Billy Manchesters und der Sherry Richards werden so zu Nebenfiguren mit großem, aber verschenktem Potenzial.
Dramaturgisch ist „Schwarze Witwen“ von der spekulativen These, ein Fall könne vorliegen, bis zu der Einsicht, dass neben den Morden in besagtem Viertel noch ganz andere Verbrechen geschehen, exzellent konstruiert. (Wenn auch die Täter ziemlich dusselig vorgehen, da die Spuren, die sie legen, recht simpel zurückverfolgt werden können. Doch das könnte, wenn man sich reale Verbrechen anschaut, ein überaus realistisches Moment der Handlung sein). Trotz der eigentlich feinen Dramaturgie stolpert der Rhythmus des Ganzen ein wenig vor sich hin, was m. E. daran liegt, dass Max Freeman zu oft durch Träume und Erläuterungen seiner traumatischen Erlebnisse seine Vergangenheit wie auch die Handlung des Erstlings „Das Messer im Sumpf“ rekapituliert. Rein inhaltlich ist an diesem traumatisierten, gebrochenen Helden nichts auszusetzen, obwohl nicht nur Max Freeman an diesem Zuviel an Vergangenheit leidet, sondern auch das Tempo des Thrillers arg gedrosselt wird.
Ähnlichkeiten übrigens zu James Lee Burkes Serie um den New Orleans Detective Dave Robicheaux sind nicht zufällig, sondern (als Hommage?) vom Autor King beabsichtigt. Insgesamt ist „Schwarze Witwen“ ein überaus passabler, nicht virtuoser, aber solider Thriller, der gut konstruiert mit toller Atmosphäre lediglich ein wenig an seinem Helden schwächelt, den ich mir (und das ist schließlich rein subjektiv) facettenreicher und mit einem Funken Humor, Sarkasmus etc. gewünscht hätte. Am Ende des Falles setzt der Rechtsanwalt Billy seinen Freund Max unter Zugzwang, so dass dieser sich um eine Lizenz als Privatdetektiv bemühen muss, wenn er seinen geliebten Unterschlupf in den Sümpfen behalten will. Somit sind zukünftige Fälle gesichert. Und schließlich steckt die Serie mit dem vorliegenden zweiten Roman ja immer noch in Baby-Schuhen (preisgekrönten übrigens!). Letztlich darf man gespannt sein, wie sich die Charaktere weiterentwickeln. Also lesen – und auf den nächsten Jonathon King warten! (Im März 2006 unter dem Titel „Nacht der Abrechnung“ bei Droemer/Knaur erschienen. Anm. d. Ed.)
Mit „Das Verhör“ hat sich Thomas H. Cook in die absolute Meisterklasse des abgründig düsteren Psychothrillers eingeschrieben, und wer gern Krimis mit dem freundlichen Prädikat „entspannende Unterhaltung“ liest, sollte besser die Finger davon lassen. Eine Ewigkeit ist das her, dass ich einen Krimi tatsächlich(!) nicht mehr aus der Hand legen konnte, z. B. als ich vor Jahren diese Schwäche für Danny Upshaw entwickelte. Danny Upshaw, der direkt aus James Ellroys L.A. der 50er kam (vgl.: „Blutschatten“), ist eine dieser Figuren, die man nicht vergessen kann, ebenso wenig wie die unbehaglichen, ja peinlichen Momente, die mit einer derartigen Lektüre einhergehen: Wenn man nämlich spät nachts anstatt endlich zu schlafen ins Dunkle hineinhorcht und plötzlich unzählige verdächtig knarrende Geräusche im stillen Haus wahrzunehmen glaubt.
Thomas H. Cooks Psychothriller „Das Verhör“ spielt ebenfalls in den 50er Jahren und ist ebenso fesselnd, so cool und düster beängstigend wie ein Ellroy – mit der Garantie, dass Cooks Figuren einen nicht so schnell wieder loslassen werden.
Es sind nur noch 12 Stunden, die der Polizei bleiben, um den Hauptverdächtigen, Albert Jay Smalls, des Mordes an einem achtjährigen Mädchen zu überführen. Gelingt es ihnen in diesen wenigen Stunden nicht, Smalls in einem letzten Verhör zu einem Geständnis zu bewegen, ist der völlig verwahrloste Obdachlose wieder ein freier Mann. Ein Bürger, der sich wieder im Park herumtreiben wird und der mit seiner Vorliebe für kleine Mädchen vielleicht jetzt schon sein nächstes Opfer in Gedanken vor sich sieht. Dem Polizeichef persönlich liegt viel an der Aufklärung des Falles, und so setzt er in dieser letzten Nacht seine besten Leute auf Smalls an, dem, sollte er im regulären Verhör die Tat nicht gestehen, ein Verhör der anderen Art droht. Doch zunächst versucht das eingespielte Team Norman Cohen und Jack Pierce den verschüchterten, schweigenden Verdächtigen, dem seine Schuld auf die Stirn geschrieben zu sein scheint, unter Druck zu setzen. Als dieser in einem unbedachten Moment ein Detail aus seiner Jugend preisgibt, verfolgt Pierce die Spur, die ihn in Smalls Vergangenheit führt, während Cohen das Verhör allein fortsetzt. Ein verzweifelter Wettlauf gegen die Zeit beginnt, bei dem nicht nur der Verdächtige bedrohlich nah an die Grenzen der nervlichen und körperlichen Belastbarkeit stoßen wird.
„Das Verhör“ ist (wie z. B. auch der gleichnamige Film mit Romy Schneider und Lino Ventura – ein Klassiker, der Cook als Vorbild gedient haben mag) ein großartig subtil gezeichnetes Psycho-Kammerspiel. Durch Rückblenden, Nebenschauplätze und einhergehende Handlungsstränge wird es jedoch aufgelockert, so dass die Action durchaus nicht zu kurz kommt. Dennoch sind es die finsteren Strömungen der Seele, die Abgründe der Psyche, die Cook nie aus den Augen verliert. Unterschwellig brodeln sie in jeder der Figuren, und dem Autor gelingt es exzellent, immer wieder das eine Thema der „Fehler und Irrtümer“ in zahlreichen Variationen an seinen ebenso unterschiedlichen wie überaus realistischen Charakteren durchzuspielen. Nach dem zwölfstündigen Verhörmarathon hat sich die ganz persönliche Verzweiflung fast jeder Figur offenbart. Ein Seelenstriptease, der immer neue Fragen aufwirft und der gerade, weil er lediglich mögliche Antworten und Erklärungen aufzeigen kann, im Laufe der Handlung immer spannender wird. Wie grausam und clever aber Cook seine Handlungsstränge wirklich verwoben hat, wird erst auf der letzten Seite deutlich, das ist absolut famos! Der Stil ist eigentlich leicht zu durchschauen: Eine einzige Suggestion ist es, der man sich jedoch nicht entziehen kann und die eine ungeheuer dunkle Atmosphäre schafft. Das Verhör ist äußerst beunruhigend, beklemmend. Es ist aber auch sehr urban, verdammt sexy. Ein absolutes Muss.
Die Projektionsfläche, die Afrika, ‚der dunkle Kontinent‘, bietet, ist groß und scheint allzu häufig durch eine eher naive Faszination für das Exotische bestimmt. Nomaden, Naturvölker und natürlich auch Vodou; der direkte Kontakt zur Natur, zu Übersinnlichem und den Verstorbenen erscheinen ebenso verlockend wie beängstigend. Dazu gesellt sich eine grausame Geschichte, die in den Köpfen vorwiegend durch den immer wieder in Mode kommenden Kolonialstil und Hollywood-Verfilmungen präsent ist. Hinzu kommt, dass das weltpolitische Tagesgeschehen oft derart brisant scheint, dass Hungersnöte, Epidemien, Völkermorde und Diktaturen in Afrika schnell zur Randnotiz werden. Ein Kontinent, der im Chaos zu versinken scheint. Vor allem im frankophonen Raum Schwarzafrikas gibt es allerdings immer mehr hervorragende SchriftstellerInnen, die uns Europäern spannende, andere und ungeahnte Einblicke in das afrikanische Denken und Handeln geben könnten. Könnten, da viele Texte oft gar nicht erst ins Deutsche übersetzt werden. Weitaus angenehmer scheint es nämlich, sich dem Fremden, dem Exotischen über das Bekannte zu nähern. Und so stapeln sich die Werke überraschend vieler deutsch-afrikanischer schriftstellernder Prinzessinnen, Massais etc. in den Buchläden und finden reißenden Absatz.
Und jetzt also auch noch ein Krimi! Einer, der mitten in Westafrika, im kleinen Staat Benin, spielt. Von einer deutschen Autorin – die sich allerdings auszukennen scheint, die der erotischen Exotik nicht wirklich erliegt und deren Debütroman fast in jeder Hinsicht hinreißend und überzeugend gelungen ist.
Ada Simon, die Protagonistin in Lena Blaudez‘ „Spiegelreflex“, liebt Afrika, und insbesondere das westafrikanische Benin ist für sie zu einer zweiten Heimat geworden. Als Fotoreporterin hat sie das Land schon oft bereist und kennt sich für eine Europäerin hervorragend aus. Und da sich Fotos von Afrikanerinnen, die auf traditionelle Weise ihre Produkte herstellen, gut in die westlichen Industrienationen verkaufen lassen, kann sie hier bestens ihrem viel geliebten Beruf nachgehen. Dass derartige Reisen für eine |yovo|, ein Weiße also, nicht ganz ungefährlich sind, merkt Ada direkt nach der Ankunft am Flughafen. Denn anstatt sie zu ihrem Hotel zu fahren, entführt sie der Taxifahrer in einen dunklen Hinterhof, wo offensichtlich Menschen für den Vodou-Kult ‚gesammelt‘ werden. Als Europäerin hat Ada aber noch mal Glück, denn in Afrika ist ‚eine weiße Leiche eine besondere Leiche‘, und somit handelt man sich mit entführten, getöteten |yovos| nur unnötigen Ärger ein.
Am nächsten Morgen scheint das Leben wieder in Ordnung zu sein. Ada genießt die Atmosphäre und trifft ihren alten Freund Patrick in Papa Pauls |Champagner-Bar|. Die Freude über das Wiedersehen ist groß, zu erzählen gibt es viel. Ada schmiedet Pläne für ihre Fotoreise und knipst sich – wie Fotografen das nun einmal tun – durch die Bar, um das Flair festzuhalten. Als kurz darauf Patrick erschossen wird, ist bald klar, dass Ada den Mörder abgelichtet haben muss. Und dass ein derartiger Beweis von skrupellosen Mördern nicht hingenommen werden kann, versteht sich ebenfalls von selbst. Die Bedrohung wird überdeutlich, doch Ada macht sich trotz aller warnenden Einschüchterungsversuche auf ihre Reise durch das Land, beschützt nur durch ein Gris-Gris und eine Vodou-Zeremonie.
Wohl nicht ohne Hintergedanken lässt die Autorin Blaudez ihre Protagonistin Ada Simon während ihrer Reise immer wieder in Bulgakows „Der Meister und Margarita“ lesen. Handelt es sich doch hierbei um ein Hauptwerk russischer Literatur über Moral, Unterdrückung und Geldgier, in dem übrigens die Schwarze Magie keine unbedeutende Rolle spielt. Und zweifelsohne ist auch Spiegelreflex. Ada Simon in Cotonou ein Sittenbild nicht nur der afrikanischen Kultur. Ein spannendes Sittenbild voller Abenteuer, das Gut und Böse in vielerlei Schattierungen aufzeichnet und das Zeitgeschehen mit dem Übersinnlichen verflechtet. Das gelingt so faszinierend, dass es kaum stört, dass die eigentliche Krimihandlung etwas dürftig – dafür aber immerhin sehr realistisch anmutet. Korruption, Kredite, Spenden, Bodenschätze: Es sind das Geld und die Macht, die regieren, die ganz privaten Vorteile eines jeden. Und über allem regiert der Vodou, der Staatsreligion ist. Ada Simons Fotoreportage wird eine Reise von Projekt zu Projekt und niemanden scheint es zu stören, dass, sind die Gelder einmal geflossen, weitere Unterstützung, Ersatzteile etc. benötigt werden, um tatsächlich Hilfe zu leisten. Die Jagd nach den richtigen Fotos, der richtigen Kameraeinstellung wird mit der Zeit zunehmend zur Flucht vor Patricks Mördern. Ada Simon erscheint dabei ebenso professionell wie naiv. Extrem cool auf alle Fälle, wenn sie durch die Wüste rast, ohne Passierschein dazu gezwungen ist, Beamte zu bestechen, afrikanische Frauen beim Hirsestampfen fotografiert oder über afrikanische Märkte bummelt, um die Ingredienzien für eine Vodou-Zeremonie zu besorgen. Ada ist von dem Land, durch das sie fährt, das sie in Bildern dokumentiert, fasziniert. Sie lässt sich auf die Kultur ein, ohne den Anspruch, sie zu vollends zu verstehen. Vor allem aber lässt sie sich durch nichts so schnell beeindrucken.
Bemerkenswert an „Spiegelreflex“ ist vor allem der Stil. (Wenig ‚fraulich‘ soll er sein, was wohl heißen soll: Auch Männer dürfen sich an die Lektüre wagen?) Wie der Titel es vorgibt, erzählt Lena Blaudez wie durch die Perspektive einer Kamera reflektiert und distanziert, beschreibt mal schonungslos drastisch, mal liebevoll, fast immer amüsant in unendlichen Facetten den afrikanischen Alltag. Mal bietet sie mit dem Breitwinkel ein buntes Panorama, mal zoomt sie wie beiläufig dicht an Persönliches, Menschliches, Tragisches. Wir sehen einen Teil Afrikas durch Adas Linse, wir hören, riechen, fühlen und schmecken mit ihr – und das macht eindeutig Lust auf mehr! Und da der zweite Band schon geschrieben sein soll und Ada Simon auf den letzten Seiten von Spiegelreflex plant, nach Kamerun aufzubrechen, bleibt am Ende nur die Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen. Vielleicht ja in Douala! Oder am Strand von Limbé?