Orson Scott Card – Enders Kinder (Ender 4)

Ender muss seine Welt retten

Einst hatte Ender Wiggin eine ganze Spezies ausgelöscht. Dann fand er einen Weg, seine Schuld zu begleichen: er brachte die „Krabbler“ nach Lusitania, wo sie seitdem mit den „Schweinchen“, den Eingeborenen, und den Menschen zusammenleben. Doch die Menschen fürchten sich vor einem Virus auf Lusitania und wollen den Planeten vernichten. Sie schicken die Waffe, die Ender einst gegen die „Krabbler“ eingesetzt hat.

Enders älteste Freundin, die KI Jane, die sich mit ihm zusammen seit ihren Tagen auf der Kampfschule entwickelt hat, müssen die Flotte unbedingt aufhalten, wenn sie ihren Planeten retten wollen. Als die Menschen davon erfahren, schalten sie Janes Netzwerk ab. Um Lusitania zu retten, muss Ender erst Jane retten – doch der Preis dafür ist hoch…

Der Autor

Orson Scott Card, 1951 in Richland, Washington geboren, studierte englische Literatur und arbeitete als Theaterautor, bevor er sich ganz dem Schreiben von Romanen widmete. Mit „Enders Spiel“ gelang ihm auf Anhieb ein internationaler Bestseller, der mit dem Hugo und dem Nebula Award ausgezeichnet wurde. Auch die Fortsetzung „Sprecher für die Toten“ gewann diese beiden prestigeträchtigen Auszeichnungen, somit ist Orson Scott Card der bislang einzige SF-Schriftsteller, dem es gelang, beide Preise in zwei aufeinanderfolgenden Jahren zu gewinnen.

Orson Scott Card kehrte immer wieder in Enders Welt zurück und schrieb mehrere Fortsetzungen. Mit „Enders Schatten“ erschuf er einen zweiten Helden, dessen Geschichte parallel zu „Enders Krieg“ erzählt wird. „Enders Game“ wurde 2013 mit Asa Butterfield und Harrison Ford in den Hauptrollen verfilmt. Card lebt mit seiner Familie in Greensboro, North Carolina.

Der Ender-Zyklus

1) Das große Spiel
2) Sprecher für die Toten
3) Xenozid
4) Ender Kinder
5) Enders Schatten

Handlung

Die Geschichte von Ender, dem Xenoziden und Sprecher für die Toten, schrie förmlich nach Vollendung. Schließlich gab es da die Flotte des Sternenwegekongresses, deren ultimate Vernichtungswaffe nicht nur zwei ganze Spezies, sondern auch die Kolonie der Menschen auf Lusitania und schließlich Jane, jenes geheimnisvolle Computerwesen bedrohte. Ich möchte übrigens dringend anempfehlen, vor dieser Lektüre „Xenozid“ noch einmal querzulesen – sechs Jahre sind eine lange Zeit, gerade wegen Cards kompakter Handlungsstränge.

Enders Kinder, die „Kinder seines Geistes“, müssen an drei Fronten gleichzeitig kämpfen, und in jedem Fall ist es ein nahezu aussichtsloser Wettlauf gegen die Zeit: die Flotte muß aufgehalten werden, Jane braucht einen Körper, und die Sprache der Wesen auf dem Heimatplaneten des Descolada-Virus soll entschlüsselt werden. Da jedes Teil irgendwie mit allen anderen verbunden ist, müssen die Puzzleteile aus samoanischer Philosophie, japanischer Kultur und Kommunikation zwischen Schwarmkönigin, Vaterbäumen und Computerschaltkreisen in Einklang gebracht und richtig zusammengesetzt werden. Das klingt absurd und funktioniert intuitiv, bei Card jedenfalls und bei allen Lesern, die sich in diese wortgewaltigen Bilderfluten hineinfallen lassen können.

Bei so manchen Wortgefechten zwischen Enders Adoptivkindern, die grundsätzlich eine Mischung aus Familienzwist, wissenschaftlichem Disput und philosophischem Wettstreit zu sein scheinen, vergißt man beinahe das Atmen; und wenn Wang-mu (die ehemalige Dienerin vom Planeten Weg) und Peter/Ender ihre gegensätzlichen Ansichten über das weitere Vorgehen „diskutieren“, kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus, was mit Sprache alles möglich ist (ein besonderer Dank muß an dieser Stelle dem Übersetzer für seine kongeniale Arbeit abgestattet werden!). Wer Cards Intuition nicht ganz zu folgen vermag, ist allerdings des öfteren gut beraten – nach einem tiefen Atemzug -, die letzte Seite gedanklich zu rekapitulieren, um den komplexen Windungen des Geschehens folgen zu können.

Mein Eindruck

Mit Fortsetzungen ist das so eine Sache; da gibt es die, auf die nun wirklich keiner gewartet hat, und kommen sie dennoch, ist das Ergebnis meist sehr enttäuschend. Dann gibt es jene, die zwangsläufig kommen mußten, und oft hält sich auch hier die Begeisterung in Grenzen. Und schließlich gibt es den seltenen Glücksfall einer Fortsetzung, auf die man eigentlich nicht zu hoffen gewagt hat und die, hält man sie dann unverhofft in den Händen, auch noch alle Erwartungen übertrifft.

„Enders Kinder“ von Orson Scott Card ist so ein Fall, ein Buch, das alle Elemente in sich vereint, die ich von hochklassiger (nicht nur Science Fiction-) Literatur erwarte. Es ist exotisch, atemberaubend, herzerwärmend, in den unvorstellbaren Weiten des Kosmos genauso zu Hause wie in den tiefsten Abgründen der menschlichen Seele. Mit Ausnahme von C.J. Cherryh gibt es keinen (männlichen oder weiblichen) Autor, der sich so wie Card die Denk- und Fühlweisen fremder Kulturen oder Lebewesen zu eigen machen und sie mitten in unser Denken und Fühlen transportieren kann.

Unterm Strich

Wenn sich dies auch alles sehr kopflastig anhören mag, so kommen Ender und besonders seine „Kinder“ doch nie als Heilige oder Genies daher – oder nur ganz selten; ihre menschlichen Schwächen (und man lernt, dass auch Computer durchaus solche haben können…) machen sie angreifbar und verletzlich und sehr liebenswert.

E-Book: 477 Seiten
Originaltitel: Children of the Mind, 1996
Aus dem Englischen von Karl-Ulrich Burgdorf
ISBN-13: 9783641221492

https://www.randomhouse.de/ebook/Enders-Kinder/Orson-Scott-Card/Heyne/e527003.rhd

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