StirnhirnhinterZimmer

All jenen geneigten Lesern, die sich nun verwundert fragen, was dieses StirnhirnhinterZimmer sein mag, möchte ich anfangs ein paar einleitende Zeilen aus der gleichnamigen Präsentation in den Weiten des Netzes an die Hand geben:

|“Das StirnhirnhinterZimmer ist eine regelmäßige Lesereihe, die sich der phantastischen Literatur in ihren verschiedenen Ausprägungen widmet. Im Zentrum der Veranstaltung stehen Fantasy, Science Fiction, Märchen, Unheimliches und Groteske gleichberechtigt nebeneinander, um an jedem zweiten Donnerstag des Monats unter einem bestimmten Thema zum Vortrag gebracht zu werden.(…)“

„Ein Raum jenseits der tristen Korridore des Alltags. Ein Raum voller Fabelwesen, furchtsamer Weltraumpioniere, machttrunkener Dämonenfürsten (…) Ein Raum der Phantastik in all ihren Spielarten, präsentiert und imaginiert von drei jungen Berliner Autoren.“|

http://www.stirnhirnhinterzimmer.de

Bei meinem letzten Berlinbesuch kam ich nun endlich in den Genuss einer Visite im StirnhirnhinterZimmer, in dem sich die drei Berliner Autoren _Markolf Hoffmann_, _Christian von Aster_ und _Boris Koch_ das erste Stelldichein des Jahres 2006 gaben. In überschwänglicher Vorfreude kamen wir viel zu früh an der Z-Bar (Bergstraße 2, Berlin-Mitte) an. Nach kurzer Wartezeit, die wir uns mit einem kleinen Gaumenschmeichler vertrieben, öffneten dann auch gegen 20:30 die Tore des StirnhirnhinterZimmers, welches an diesem Abend bis auf den letzten Platz gefüllt war.

Getreu dem Abendmotto „Hinab ins Dunkle“ kamen die drei Protagonisten und Gastgeber polternd und fluchend aus den dunklen Kellergewölben der Z-Bar, in denen sie nach eigenen Angaben die letzten Tage des Schaffens verbrachten. Markolf Hoffmannn eröffnete den Abend mit seiner Geschichte „Ego Shooter“, in der er sich in die trostlose und verwinkelte Welt eines solchen Computerspiels versetzte und dem Auditorium einige interessante Gedanken des bedauernswerten Protagonisten offenbarte, der bar jeder Erinnerung an sein früheres Leben erwacht und sich in einer todbringenden Umgebung wiederfindet. Schon bald wurde klar, dass er dieses Labyrinth am liebsten wieder verließe, in das ihn der menschliche Spieler, einer Marionette gleich, eingesperrt hatte. Christian von Aster konterte mit dem „Schattenbastard“ und Boris Koch eröffnete den Gästen tiefe Einblicke in den „Keller“, der einem trauernden Witwer zur Zuflucht und seinem Sohn zu einem Ort unbeschreiblichen Grauens wurde. Von Aster ließ den ersten Teil dieses schaurigen Abends mit seinen „Schrankaffen“ ausklingen, einer Kriminalgeschichte, in der sich ein englischer Kleinkrimineller mit den Machenschaften eines irren Wissenschaftlers konfrontiert sieht, die ihn in ein moralisches Dilemma stürzen.

In der nun folgenden kurzen Pause ergab sich die Möglichkeit, mit den Autoren ein kleines Schwätzchen zu halten, sich mit neuen Getränken zu versorgen oder einfach nur das soeben Gehörte sacken zu lassen.

Den zweiten Teil des Abends eröffnete Koch mit zwei neuen |urban legends|, „Jäger mit Promille“ und „Die Waffen einer Frau“. In „Jäger mit Promille“ berichtete er von den grotesken Versuchen eines alkoholisierten Waidmanns, sich eines unliebsamen Nagers zu entledigen. Die Stimmung im Saal war ausgesprochen heiter und ausgelassen, so dass auch die folgenden Geschichten, die sich eher der Groteske zuwandten, als dass sie wirklich schauriger Natur waren, beim Auditorium auf freudige Zustimmung trafen. Als nächstes geleitete Boris Koch uns in das literarische B-Movie „Giftangriff aus dem All“, in dem bösartige Aliens die Menschheit mittels vergammelter Imbissspeisen zu vernichten drohen. Markolf Hoffmann gab seinen „Brandbrief“ zum Besten und eröffnete den Zuhörern Einblicke in die obskuren Folgen eines Partyflirts. Christian von Aster erläuterte den Anwesenden die Vorteile einer Zwangssiamesierung mit seinem „Informationsblatt der Überlingen-Stiftung“ und schloss den Abend mit einer gelungenen Darbietung von „Sexuelle Identität: Krise, Konsequenz und Kompromiss“ in deren Verlauf er der Zuhörerschaft anhand einiger archetypischer Beispiele die sexuelle Psyche des Menschen erklärte. Zu guter Letzt wurde noch das Thema des nächsten StirnhirnhinterZimmers bestimmt, wobei sich Boris Koch eigenmächtig der Meinung des Auditoriums bediente. Am 09.02.2006 heißt es dann „Schweinekalt“.

Und so entließen die drei Gastgeber ihre Gäste dann aus den Fängen des StirnhirnhinterZimmers und wünschten uns noch einen angenehmen Abend. Natürlich standen sie auch noch für Gespräche, Anregungen und Feedback zur Verfügung und erfreuten sich ebenso des gelungenen Abends wie ihr Publikum.

Wer Spaß an experimentierfreudiger, junger Literatur hat und einen Besuch in Berlin einrichten kann, dem sei das StirnhirnhinterZimmer wärmstens ans Herz gelegt. Der frische Vortragsstil der drei Autoren wie auch ihr Ideenreichtum lassen einen Abend in ihrer Obhut zu einem ganz besonderen Ereignis werden. Und auch, wenn die Bestuhlung eigentlich nur ca. 30 Leute vorsieht, so lassen sich sicherlich noch einige Stühle organisieren, wenn der eine oder andere Gast mehr an die Tore des StirnhirnhinterZimmers klopft. Wenn ich euer Interesse geweckt habe und ihr mehr über das StirnhirnhinterZimmer und seine Gastgeber erfahren wollt, dann schaut doch einfach mal auf der [Website]http://www.stirnhirnhinterzimmer.de vorbei.

|© Foto: Nadja Ritter|