Stock, Birgit & Rainer – Biercomic, Der

Fast parallel zur letztjährigen Münchener Wiesn-Saison hat das Ehepaar Birgit und Rainer Stock einen Comic gezeichnet, der sich mit der Entstehung des Münchener Hofbräuhauses befasst. Auf knapp 50 Seiten erzählen die beiden die Geschichte von einem Klosterbruder und einem Narren, die im Auftrag des Herzogs auszogen, um für den landeseigenen Hof den besten Braumeister ausfindig zu machen. Entstanden ist ein wirklich witziger Band, bei dem sich die Autoren auch einzelne Seitenhiebe auf die Münchener Promi-Szene nicht verkneifen konnten.

_Handlung:_

München anno 1589: Mal wieder ist die bayerische Staatskasse leer. Um dem Abhilfe zu verschaffen, ordnet der in Saus und Braus lebende und recht verschwenderische Herzog an, dass man sich hofintern Gedanken machen soll, wie die Kassen wieder gefüllt werden können. Dabei treten der Hofnarr Fidelius und Mönchsbruder Benedikt auf den Plan, die dem Hofrat vorschlagen, eine eigene Brauerei aufzubauen, weil auch das Bier in München recht furchtbar schmeckt. Mit Zustimmung des Herzogs zieht das ungleiche Paar durch die Lande. Bruder Benedikt platzt jedoch alsbald der Kragen, denn der unsittliche Hofnarr raubt ihm mit seinen dämlichen Kommentaren den letzten Nerv. Dennoch finden die beiden nach einigem Hin und Her ein zünftiges Bier und machen sich vereint mit dem ehemaligen Hofschneider Rudolf auf den Weg nach Geisenfeld, wo der bekannte Braumeister Heimeran Pongraz lebt. Sie können den Frauenhelden tatsächlich überzeugen, mit ihnen nach München zu kommen, und so baut der beliebte Heimeran das erste Münchener Hofbräuhaus.

Wie das Thema dieses Comics schon vermuten lässt, gibt es auf den rund 50 Seiten von „Der Biercomic“ eine ganze Menge zu lachen. Die Geschichte ist vom Aufbau her ein wenig mit den Asterix-Comics zu vergleichen, und auch der Stil der Zeichnungen scheint von den französischen Ikonen inspiriert zu sein. Dennoch ist der Wortwitz in „Der Biercomic“ um einiges eleganter und der Inhalt zusammen mit den Illustrationen weitaus witziger – und das will schon was heißen!

Einen großen Anteil daran hat die Einbeziehung der bayerischen Promi-Welt. Rudolf Moshammer als Hofschneider sowie Stoiber und TV-Ärztin Kühnemann in Nebenrollen verleihen dem eh schon genialen Comic die finale Würze. Dazu kommen einzelne Anspielungen auf die heutige Politik, zum Beispiel beim Bau eines Turmes, der von ausländischen Gastarbeitern getätigt wird, dabei aber vollkommen die deutsche Kultur außen vor lässt. Oder etwa ein gelb-rotes Wirtshaus, das sehr stark von einem großen gelben ‚M‘ inspiriert zu sein scheint und mit der Mahlzeit-Bewertung „Ich liebe es“ kommentiert wird. Das ist absoluter Kult, prächtig in Szene gesetzt und wirklich toll geschrieben.

Da sich die beiden Ideengeber auch sehr genau an die exakten Daten gehalten haben und so auch noch ein echtes Stück bayerischer Geschichte erzählen (und satirisch aufs Korn nehmen), gibt es hierfür noch ein Zusatzlob von meiner Seite. „Die Geschichte vom Hofbräuhaus in München“ ist ein einmaliger Lesespaß und unbedingt empfehlenswert – gerade jetzt nach dem Ende der Wiesn!

Mehr Infos gibt’s auf http://www.biercomic.de.