Schlagwort-Archive: Roberto Bolaño

[NEWS] Roberto Bolaño – Die romantischen Hunde. Gedichte

Militärputsch in Chile, Haft, dann Exil in Mexiko und Spanien: Roberto Bolaños Leben war dramatisch. Seine Erfahrungen verarbeitet der chilenische Schriftsteller auch in seinen bewundernswerten, höchst assoziativen Gedichten. Abwechselnd ruft er präzise, aber auch surreale Bilder auf, die eine schweifende Sehnsucht und das echte Leben darstellen. In diesem Buch vereint sind seine zwei Gedichtbände »Die romantischen Hunde« und »Drei«. (Verlagsinfo)


Taschenbuch ‏ : ‎ 176 Seiten
Fischer

[NEWS] Roberto Bolaño – Die Nöte des wahren Polizisten

Als Roberto Bolaño 2003 mit nur 50 Jahren starb, hinterließ er einen Schreibtisch voller Manuskripte, darunter auch »Die Nöte des wahren Polizisten«, den Roman, an dem er bis zuletzt schrieb. Humorvoll und mit abgründigem Witz erzählt er die Geschichte eines Literaturprofessors, der wegen einer homosexuellen Affäre Barcelona verlassen muss und mit seiner Tochter nach Mexiko zurückkehrt, in die abgelegene Grenzstadt Santa Teresa. Doch kann jemand, der sich so tief in das Labyrinth der Literatur verstrickt hat, es je verlassen? (Verlagsinfo)


Taschenbuch ‏ : ‎ 272 Seiten
Fischer

[NEWS] Roberto Bolaño – Mörderische Huren

Melancholische Pornostars, durchgedrehte Dichter, mystische Zahnärzte und Fußballer mit einem Hang zum Übersinnlichen – in dreizehn unwiderstehlich komischen, abgründigen Erzählungen zeichnet Roberto Bolaño in »Mörderische Huren« die Lebenslinien von Menschen nach, die auf der Flucht sind: vor Armut und Gewalt, vor allem aber vor sich selbst. Bolaños Figuren tragen die Zeichen ihrer Verstörung mit sich. Doch ohne die Verstörung wäre nichts Menschliches, denn »die Welt ist lebendig und nichts Lebendiges hat eine Lösung und das ist unser Glück.« (Verlagsinfo)


Taschenbuch ‏ : ‎ 224 Seiten
Fischer

[NEWS] Roberto Bolaño – Monsieur Pain

»Monsieur Pain« vereint in sich das Beste von Borges und Poe –
ein halluzinatorisches Meisterwerk

Im Frühling 1938 wird Monsieur Pain, ein Akupunkteur und Anhänger des Magnetismus in ein Pariser Krankenhaus gerufen. Er soll den peruanischen Dichter César Vallejo von einem rätselhaften Schluckauf heilen. Doch noch bevor er helfen kann, sieht sich Pain in eine komplexe Intrige verwickelt. Wer ist dieser Südamerikaner, der dort im Krankenhaus vor sich hinstirbt? Und warum wünschen sich einige dunkle Kräfte seinen Tod?
Allein Pain erkennt, was sich hinter den Kulissen abspielt. Dabei ist er gar kein Held, sondern ein ganz gewöhnlicher Mann: alleinstehend, heimlich verliebt in Madame Reynaud und offensichtlich auserwählt, sich mit diesem mysteriösen Fall auseinanderzusetzen. (Verlagsinfo)

E-Book
Als Taschenbuch: 144 Seiten
Fischer

 

[NEWS] Roberto Bolaño – Telefongespräche

Vierzehn Geschichten des einzigartigen Erzählers der Weltliteratur: Roberto Bolaño
Ein Mann ruft eine alte Flamme an, sie treffen sich wieder, trennen sich erneut, telefonieren noch ein paarmal miteinander. Dann wird die Frau ermordet: von einem ehemaligen Liebhaber, der sie mit anonymen Anrufen belästigt hat. In seinen wilden, soghaften Geschichten entführt uns der große Meister und Erneuerer der lateinamerikanischen Literatur Roberto Bolano in die Labyrinthe des Lebens – entlang der schmalen Grenze zwischen Fiktion und Realität.
(Verlagsinfo)


Taschenbuch: 240 Seiten
Fischer

[NEWS] Roberto Bolaño – Der Geist der Science-Fiction

Ein Roman aus dem Nachlass des großen Roberto Bolaño!
Dieser frühe Roman, in dem man die Figuren aus Bolaños gefeiertem Werk Die wilden Detektive wiedererkennen mag, zeigt die Meisterschaft des jungen Autors: seine ungestüme Originalität und den eleganten Bruch mit Erzählkonventionen.
Mexiko-Stadt in den Siebzigern: Die jungen Chilenen Remo Morán und Jan Schrella wohnen in einer schäbigen Mansarde und träumen vom Schreiben. Den bürgerlichen Werten entsagen sie, ihre Zeit ist der magische Moment zwischen Nacht und Tag. Während Remo sich rauschhaft treiben lässt, schreibt Jan unentwegt Briefe an seine Lieblings-Science-Fiction-Autoren, darunter Ursula K. Le Guin, Robert Silverberg und James Tiptree jr., mit der Bitte um Hilfe für sein von FBI und CIA unterdrücktes Lateinamerika. (Verlagsinfo)


Gebundene Ausgabe: 256 Seiten
S. Fischer

[NEWS] Roberto Bolaño – Die wilden Detektive

Mit Begeisterung stürzt sich der junge Jurastudent Juan ins Leben, in verrauchte Cafés, erste Liebesabenteuer – und macht die Bekanntschaft mit dem charismatischen Duo Ulises Lima und Arturo Belano, die die Literatur neu erfinden wollen. In ihrem Kreis wird Juan Zeuge erbitterter literarischer Feindschaften. Als sich Lima und Belano auf die Suche nach einer geheimnisumwobenen Dichterin machen, gehen die wilden Detektive selbst verloren. Von Dealern, Huren und unzähligen Literaten wurden sie in Lissabon, Paris und Wien gesehen, doch nie sind sie zu greifen. „Die Wilden Detektive“ ist ein Road Movie, das in einem Mexiko-Western-Showdown ein brillantes Ende findet. (Verlagsinfo)

Taschenbuch: 688 Seiten
Fischer

Bolaño, Roberto – Chilenisches Nachtstück

Letztes Jahr erschien posthum „2666“ von Roberto Bolaño. Vom Verlag als „Jahrhundertroman“ gepriesen, kommt er auch wie ein Backstein daher – über eintausend Seiten, die erst einmal erobert werden wollen. Wer sich als Leser zunächst lieber eine kleinere Dosis Bolaño verabreichen möchte, dem sei sein „Chilenisches Nachstück“ empfohlen, ein schmaler Band, der aber unbedingt neugierig auf mehr macht. Schließlich kam der 2003 verstorbene Bolaño ohnehin erst spät zu literarischem Ruhm, es gibt also noch einiges zu entdecken!

Das Nachtstück liest sich wie ein Fiebertraum, denn das ist es auch. Es handelt sich um die fiebrigen Gedanken des Sebástian Urrutia Lacroix kurz vor dessen Tod. Im Bett liegend und Gevatter Tod praktisch schon im Zimmer sehend, wehrt er sich vehement gegen die Vorhaltungen des in der zukünftigen Erzählung immer wieder auftauchenden vergreisten Grünschnabels, offensichtlich eine Personifikation des Gewissens Lacroix’. Als Priester, Dichter und Literaturkritiker hat er sich immer der Wahrheit verpflichtet gefühlt, versichert er zunächst überzeugend, denn „der Mensch hat die moralische Verpflichtung, sich für seine Handlungen verantwortlich zu erklären“. Das klingt zunächst edel und bewundertswert, doch stellt sich bald heraus, dass Lacroix es mit seinen hehren Moralansprüchen selbst nie so genau genommen hat.

Zunächst lässt er jedoch sein Leben Revue passieren: Wie er nämlich als junger Priester und Autor in spe den Literaturkritiker und -förderer Farewell kennenlernt, in seinem Einflussbereich ungefähr vergleichbar mit einem chilenischen Reich-Ranicki. Von Farewell wird er in die literarischen Zirkel eingeführt, er lernt Pablo Neruda kennen und versucht sich an ersten Literaturkritiken, die er von nun an regelmäßig in der Zeitung veröffentlichen soll, bis er sich selbst den Ruf eines einflussreichen Kritikers erarbeitet hat.

Episodenhaft werden dann verschiedenen Stationen in Lacroix’ Leben geschildert: Wie er Europa bereist, um heraus zu finden, wie man Gotteshäuser vor Taubenscheiße schützen kann, wie er sich an Lyrik probiert. Und es geht um den Literaturbetrieb, immer und immer wieder. Schließlich wird die Erzählung jedoch in den Ereignissen der späten 70er Jahre kulminieren – in der Regierung Allendes und dem darauffolgenden Putsch durch die Militärjunta Pinochets. Solcherart weitgreifende politische und gesellschaftliche Ereignisse sind jedoch nur ein Ärgernis für Lacroix. Als Allende an die Macht kommt, verweigert er sich dem gesellschaftlichen Umsturz quasi durch innere Emigration: Er liest die Griechen: „Allende fuhr nach Mexiko und zu den Vereinten Nationen in New York, und es geschahen mehr Attentate, und ich las Thukydides.“ So geht das seitenweise – es spielen sich politische Umbrüche ab und unser Priester vergräbt sich in jahrtausendealten Schriften, anstatt am historischen Moment vor seiner Haustür teilzuhaben.

Als dann Pinochet an die Macht kommt, wird er von der Junta als Lehrer für Marxismus engagiert, denn Pinochet will lernen, seine Feinde besser einzuschätzen. Lacroix fügt sich, freut sich über das Kompliment ein guter Pädagoge zu sein und findet Pinochet „überaus reizend“. Seiner Aufgabe geht er nach, ohne die Hintergründe zu hinterfragen als ginge es einzig um Wissensanreicherung zur Erbauung der Teilnehmer.

Sein Ausflug in politische Sphären ist nur scheinbar von kurzer Dauer. Während der Diktatur, als eine strenge Ausgangssperre verhängt wird, treffen sich die Intellektuellen von Santiago bei Maria Canales, einer angehenden Schriftstellerin, die ihr Wohnzimmer in einen Salon verwandelt, wo sich mehrmals wöchentlich Schriftsteller und Maler über Kunst, Literatur und Kultur im allgemeinen auslassen. Nur zufällig verschlägt es einen der stark angeheiterten Gäste in den Keller des Wohnhauses, wo er eine gefesselte und geknebelte Person auf einem Bett vorfindet. Doch anstatt das Gesehene anzusprechen, schließt er die Tür und kehrt ins Wohnhaus zurück. Erst nach Pinochets Sturz stellt sich heraus, dass Marias Mann zur Geheimpolizei gehörte und den Keller für Verhöre nutze. Nicht aber für Morde – außer einer der Gefangenen sei zufällig an der Folter gestorben.

Hätte Lacroix das wissen können? Ahnen können? Hätte er handeln können oder sollen? Vollmundig sagt er von sich selbst: „Ich wäre imstande gewesen und hätte etwas gesagt. Aber ich habe nichts gesehen. Ich habe nichts gewusst, und dann war es zu spät.“ Ist es tatsächlich so einfach? Wohl kaum. Denn um seinem eigenen moralischen Anspruch zu genügen, hört er bewusst weg, sieht bewusst weg (und liest griechische Klassiker), damit er am Schluss behaupten kann, doch von nichts gewusst zu haben. Er wäscht seine Hände in einer Unschuld, von der er genau weiß, dass er sie teuer erkauft hat.

Lacroix hält sich für einen Intellektuellen, einen empfindsamen Menschen. Dass allein schon stellt ihn moralisch über die breite „barbarische“ Masse Chiles, von denen viele einfach nichts wissen. Diese Arroganz, diese Ich-Bezogenheit der Kultur ist es, was Bolaño verurteilt. So lässt er beispielsweise Pinochet erläutern, dass er drei Bücher geschrieben habe (und unzählige Artikel) und „niemand hat mir dabei geholfen“ versichert er, ganz so, als sei der Akt des Bücherschreibens das, was einen Menschen adelt. Als mache ihn diese Tatsache allein zu einem grundsätzlich besseren Menschen. Und hier scheitert eben auch Lacroix selbst, der als Literaturkritiker durchaus Einfluss gewinnt, aber nie über den Literaturbetrieb hinaus auf das große Ganze blickt – bis zum Moment seines Todes, indem auch er seine Augen nur noch mit Mühe vor vergangenen Fehlern verschließen kann. Für ihn zählt einzig das geschriebene Wort, politische Ereignisse oder moralische Verantwortung fallen nicht in seinen Einflussbereich. Doch kann das Leben wirklich so einfach sein? Kann man sich so ein reines Gewissen bewahren?

„Chilenisches Nachtstück“ könnte ein schweres Buch sein. Wer es aufschlägt, wird nicht einen Absatz finden. Wer es anliest, wird schnell feststellen, dass wörtliche Rede in der Erzählung Lacroix’ quasi verschwindet. Sätze ergießen sich über mehrere Seiten, Erzählstränge gehen mühelos ineinander über. Und trotzdem liefert Bolaño ein Büchlein, das sich unglaublich leicht liest, sodass man als Leser all seine Konzentration auf das Gesagte lenken kann, ohne das „wie“ überdenken zu müssen. Was nicht heißt, dass das weniger beeindruckend wäre. Dass beides hier so elegant ineinander läuft, ist sicherlich auch der Arbeit des Übersetzers Heinrich von Berenberg zu verdanken.

Bolaños „Chilenisches Nachtstück“ weist mit seiner universalen Problematik weit über Chile hinaus. Ganz persönlich darf sich jeder Leser fragen, wovor er die Augen und Ohren verschließt. Und wie er meint, am Sterbebette den vergreisten Grünschnabel ruhig stellen zu können.

|Taschenbuch: 160 Seiten
ISBN-13: 978-3423138802
Originaltitel: |Nocturno de Chile|
Deutsch von Heinrich von Berenberg|